Was verstand Jesus unter dem Begriff „Menschensohn“?
Jesus nennt sich im Neuen Testament über achtzig Mal der „Menschensohn“. Was aber meinte Jesus mit diesem Namen, und was bedeutete er für seine jüdischen Zuhörer?
Packer schreibt, die Bezeichnung „Menschensohn“ beziehe sich auf die Rolle Jesu als Retter und König, womit die Prophezeiung in Jesaja 53 erfüllt werde.[7] Jesaja 53 ist die umfassendste prophetische Passage über das Kommen des Messias und stellt ihn ganz eindeutig als den leidenden Retter dar. Jesaja hatte den Messias auch als „mächtigen Gott“, „immerwährenden Vater“ und „Friedensfürst“ bezeichnet. Aus Jesaja 9:6 geht hervor, dass der Messias sowohl Mensch als auch Gott sein würde.
Im Kontext betrachtet scheint es offensichtlich, dass Jesus sich selbst als die Erfüllung der Prophezeiung Daniels vom „Menschensohn“ bezeichnete. Daniel prophezeit, dass dem Menschensohn die Gewalt über die Menschheit übergeben und er angebetet werden würde:

Doch ich sah noch mehr in meiner Vision: Mit den Wolken am Himmel kam einer, der aussah wie ein Mensch.Man führte ihn zu dem alten Mann,der ihm Macht, Ehre und königliche Würde verlieh. Die Menschen aller Länder, Völker und Sprachen dienten ihm. (Daniel 7:13, 14)

Jesus sagte, dass er bei seiner Rückkehr zur Erde Daniels Prophezeiung des Menschensohns erfüllen werde.

Doch dann werden alle Völker sehen, wie der Menschensohn in den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit kommt.“ (Lukas 21:27)

Wer also ist dieser „Menschensohn“, und warum wird er angebetet, wenn doch Gott allein angebetet werden darf? Sowohl seine Behauptung, der „ICH BIN“ zu sein, als auch sein Anspruch, der Menschensohn zu sein, verweisen auf seine Göttlichkeit.
Was verstand Jesus unter dem Begriff „Sohn Gottes“?
Jesus beanspruchte auch, der „Sohn Gottes“ zu sein. Dieser Titel bedeutet natürlich nicht, dass Jesus der biologische Sohn Gottes ist. Er impliziert aber auch keine Minderwertigkeit, da ja auch kein menschlicher Sohn seinem Vater gegenüber von geringerem Wert ist. Ein Sohn besitzt die DNA seines Vaters, und obwohl er anders ist, sind doch beide als Menschen gleichwertig.
Forscher erklären, dass der Begriff „Sohn Gottes“ in den ursprünglichen Sprachen der Bibel auf ein Ebenbild oder „den gleichen Rang“ verweist. Jesus wollte damit sagen, dass er ein göttliches Wesen besitzt oder – um es mit einem Begriff des 21. Jahrhunderts zu sagen – „die DNA Gottes“. Professor Peter Kreeft erklärt den Sachverhalt so:

Was meinte Jesus, als er sich als der ‚Sohn Gottes‘ bezeichnete? Der Sohn Gottes ist ein Mensch. (Sowohl ‘Sohn‘ als auch ‘Mensch‘ bedeuten traditionell Männer und Frauen gleichermaßen.) Der Sohn eines Affen ist ein Affe. Der Sohn eines Hundes ist ein Hund. Der Sohn eines Haifisches ist ein Hai. Und somit ist der Sohn Gottes Gott. ‚Sohn Gottes‘ ist ein göttlicher Titel.“[8]

Jesus bezeichnete seinen Vater wieder und wieder als Gott. Und in Johannes 17 nennt er ihn „den einen wahren Gott“. Im gleichen Absatz spricht Jesus jedoch auch von der Herrlichkeit, in der er und sein Vater gemeinsam lebten, bevor die Welt begann. Wie hätte Jesus seit Ewigkeiten mit dem Vater existieren können, wenn er und sein Vater nicht das gleiche göttliche Wesen gemein hätten?
Packer erklärt, was Jesus mit dem Begriff „Sohn Gottes“ sagen wollte.

Wenn die Bibel Jesus als den Sohn Gottes verkündet, dann ist diese Aussage als Geltendmachung seiner besonderen persönlichen Göttlichkeit zu verstehen.[9]

Der Gebrauch der Namen „ICH BIN“, „Menschensohn“ und „Sohn Gottes“ verweist auf die Tatsache, dass er Gleichheit mit Gott beanspruchte. Und mit Sicherheit haben die Führer des jüdischen Volkes ihn genau so verstanden.
Aber wenn Jesus wirklich behauptete, Gott zu sein, hat er das dann auch auf andere Weise kundgetan? Um das herauszufinden, müsen wir die Taten Jesu während seines dreijährigen Wirkens untersuchen. Hat er mit der Autorität Gottes gesprochen und gehandelt? Oder sprach er, wie Moses und andere Propheten, einfach nur für Gott?