Zwischen Ruhe und Aktion –

Tun, wozu Jesus dich beruft

Andreas Latossek

Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 05.11.2023

Das Video zur Predigt finden Sie hier

Karl bewirbt sich um einen Arbeitsplatz. Er ruft beim Personalleiter einer großen Firma an und bekommt zur Antwort. “Wir können sie leider nicht einstellen, wir haben keine Arbeit für sie.”  “Och, sagt Karl, das würde mir eigentlich gar nichts ausmachen.”
Zwischen Ruhe und Aktion heißt unsere aktuelle Serie.
Es gibt eine Zeit zum Arbeiten und es gibt eine Zeit zum Ausruhen und Erholen. Wir haben festgestellt, dass es nicht um ein Gegeneinander dieser beiden Seiten Ruhe und Aktion geht, sondern was uns schwer fällt ist, eine gesunde Balance zu finden.
In den letzten Wochen haben wir uns mehr mit der Seite der Ruhe beschäftigt. Wir haben Jesu Einladung gehört, der uns Leben in Fülle schenken möchte und der uns einlädt, zu ihm zu kommen, bei ihm Ruhe zu finden, unsere Lasten abzulegen, aber auch von ihm für unser Leben zu lernen.
Wir haben uns angeschaut, wie wir bei Gott auftanken können, den Rhythmus, den er uns schenkt mit einem Ruhetag pro Woche, welche Bedeutung er hat und wie wir ihn gestalten können.
Letzten Sonntag ging es um Entschleunigung in unserem Alltag und einfaches Leben. Und heute möchte ich jetzt mal die andere Seite mit euch anschauen und über das Tun, über das Arbeiten reden.
Arbeiten auf der einen Seite kann uns ganz viel Freude bereiten und auf der anderen Seite kann sie auch eine ganz schöne Last sein.
Manchen von uns bereiten sich gerade auf Arbeit vor. Andere stecken mitten drin im Berufsleben und manche haben es schon hinter sich. Aber eigentlich ist das ja nur ein ganz kleiner Teil von Arbeit, nämlich die berufliche Arbeit.
Es geht mir heute Morgen um eine viel weitere Perspektive. Denn arbeiten tun wir auch zu Hause, in der Schule, in der Gemeinde, als Hobby. Es geht um alles, wo wir irgendetwas tun, egal ob mit oder ohne Bezahlung. Wir alle arbeiten in irgendeiner Form.
Manch einer denkt jetzt vielleicht: O nein, heute ist doch Sonntag. Jetzt sitze ich im Gottesdienst und dachte, ich könnte das Thema mal hinter mir lassen. Wir haben ja durchaus ein gespaltenes Verhältnis zu Arbeit. Aber bei all den Herausforderungen, die Arbeit auch mit sich bringt und den Zeiten des Ausruhens und Erholens, über die wir gesprochen haben, stellt die Bibel zunächst einmal grundsätzlich fest:
  1. Arbeit ist ein Segen.
Gleich am Anfang, im ersten Vers der Bibel, wird uns Gott vorgestellt als ein arbeitender Gott:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. 1.Mose 1,1
Gott selber arbeitet. Man könnte sagen, er macht sich die Hände schmutzig, er packt mit an. Jesus erlernte einen Beruf, als er auf dieser Erde war, er wurde Zimmermann. Und auch am Ende der Zeit begegnet uns Gott wieder bei der Arbeit.
In Hebräer 11,16 heißt es dass er den Menschen eine Stadt gebaut hat, im Himmel, Gott als Bauherr.
Ganz anders sah das in der Antike aus.
Bei den Griechen und Römern, da war Arbeit Sklavendienst, der von den Göttern auferlegt wurde. Die Götter schufen die Menschen, damit sie von ihren Opfern leben konnten. Arbeit war etwas Unwürdiges. Körperlich zu arbeiten war ein sozialer Makel. Wer sich irgendwie erlauben konnte, der ließ für sich arbeiten. Das Ideal, das war der freie und vermögende Vollbürger, der ohne Erwerbsarbeit dem Staat dient und sich der Muse erfreuen kann. Die Bibel hingegen beschreibt uns als arbeitenden Gott.
Und der Mensch, wir, sind in seinem Bild erschaffen.
Wir hatten genau das schon, als es um den Ruhetag ging, dass Gott ruhte und uns damit ein Vorbild gibt. Umgekehrt jetzt genauso mit der Arbeit. Arbeit ist ein Geschenk Gottes an uns. Sie ist nicht erst nach dem Sündenfall dazugekommen. Das könnte man ja so meinen. Oft, wenn man an Paradies denkt, denkt man ja an so ein Schlaraffenland, wo man die Füße hochlegen kann. Aber das ist nicht so.
Im Islam gibt es in der Vorstellung von Paradies keine Arbeit. Da passiert anderes, für das Männer freiwillig in den Tod gehen würden. Aber keine Arbeit.
In der Schöpfungsgeschichte lesen wir dagegen ganz schnell, dass Gott den Menschen mit hinein
nimmt in die Arbeit. Da lesen wir:
Und Gott, Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten eben, dass er ihn bebaute und bewahrte. 1.Mose 2,15
Gott gibt also seine schöpferische Aktivität an den Menschen als Auftrag weiter.
Der Mensch ist dazu geschaffen, zu bebauen und zu bewahren.
Bebauen steht für Fortschritt, Kreativität, Entwicklung. Der Mensch, als Ebenbild Gottes, schöpferisch und kreativ begabt. Es ist normal, dass wir schaffen wollen. Und spricht doch mal mit einem, der schon länger arbeitslos ist, wie langweilig, wie schwer so ein Tag vergehen will. Wie man mit sich selber hadert und das Selbstbewusstsein in den Keller rutscht.
Bewahren, das steht auf der anderen Seite für die Grenzen des Fortschritts. Die Welt ist uns von Gott anvertraut worden und wir dürfen sie nutzen, aber nicht zerstören oder selbstsüchtig ausbeuten.
Gottes Segen ist hier verbunden mit der Aufgabe, mit Arbeit und mit einer Verantwortung.
Was Gott in der Schöpfung begonnen hat, das will er mit uns Menschen teilen. Und das wird gleich im Rahmen der Schöpfung an einer weiteren Begebenheit sichtbar. Da lesen wir:
Und Gott der Herr machte aus der Erde alle die Tiere auf dem Feld und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, das er sehe wie er sie nennt. Denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. 1.Mose 2,19
 
Gott erschafft also die Tiere und dann sagt er zu Adam: Und du, du bist für die Namen zuständig.
Komm, überlegt dir was! Ja sind denn jetzt Gott die Namen ausgegangen? Das kann ja nicht sein. Gott, du bist doch weiser als ich. Du wirst es doch besser wissen, warum soll ich denn das jetzt machen?
Ja, was ist das manchmal mit Gott? Warum soll ich beten? Gott, du weißt doch alles. Warum soll ich denn jetzt machen, du kannst das doch viel besser.
Aber Gott tickt anders. Gott ist ein Beziehungstyp. Er bezieht den Menschen mit ein.
Er überträgt Adam die Verantwortung und lässt ihn kreativ werden.
Mal gucken, wie du das so machst. Und dann zwinkert er Adam Mut machend zu. So stelle ich mir das zumindest vor.
In der Bibel lesen wir, dass Gott jeden Menschen mit Gaben ausgerüstet hat, die dazu da sind, sie einzusetzen, zu arbeiten:
Jeder soll den anderen mit der Gabe dienen, die er von Gott bekommen hat. Wenn ihr das tut, erweist ihr euch als gute Verwalter der Gnade, die Gott uns in so vielfältiger Weise schenkt.
Dass wir begabt sind, das wir Kraft haben, etwas tun zu können, ist Gnade Gottes, ist ein Geschenk von Gott an uns. Durch das Gleichnis mit den Talenten, in dem 3 Männer etwas anvertraut bekommen von ihrem Herrn, zwei das einsetzen und einer es verbuddelt, weil er denkt, er könnte es dem Herrn nicht Recht machen, wird deutlich, dass Gott sich von uns wünscht, dass wir das einsetzen, was er uns anvertraut. Hier in dem Bibelvers heißt es, dass wir dann gute Verwalter sind. Arbeit ist also ein Segen Wir können dankbar sein, dass wir arbeiten, dass wir etwas tun können.
Arbeit hat aber auch eine andere Seite.
Morgens früh klopft ein Vater an die Tür seines Sohnes und ruft: „Felix, aufstehen. Es ist Zeit für die Schule.“
Felix dreht sich im Bett herum und ruft zurück. „Ich will nicht aufstehen, Papa.“
Der Vater klopft wieder und ruft noch lauter:
„Stehe jetzt endlich auf. Du musst in die Schule.“
„Ich will nicht in die Schule gehen.“
„Warum denn nicht, fragt der Vater zurück?“
„Aus drei Gründen,“ sagt Felix, Erstens, es ist so langweilig, Zweitens ärgern mich die Kinder, die ganze Zeit, und drittens kann ich die Schule einfach nicht mehr ausstehen.“
„Dann will ich dir mal drei Gründe nennen, aus denen du unbedingt in die Schule musst,“ antwortet der Vater, „Erstens ist es dein Beruf. Zweitens bist du 45 Jahre alt und drittens bist du der Klassenlehrer.“
Ich denke, jeder von uns kennt diese Situation. Zumindest einzelner solcher Tage. Keine Lust zum Arbeiten. Arbeit ist eben nicht nur Segen, sondern Arbeit ist auch eine Last.
  1. Arbeit ist eine Last.
Ihr habt es schon geahnt, nach der Schöpfung kommt der Sündenfall. Adam und Eva wenden sich von Gott ab, vertrauen ihm nicht, fühlen sich von ihm eingeschränkt und wollen ihr Leben selber in der Hand haben Trotz ihres Tuns sorgt Gott für sie, macht ihnen Kleidung und gleichzeitig spricht er einen Fluch aus:
Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.
Plötzlich wird die Arbeit mühsam, stressvoll.
Keine paradisischen Zustände mehr. Die Arbeit bekommt einen Beigeschmack. Die Sünde hat schlimme Folgen bei Adam und Eva und in den nächsten Generationen bis heute. Aus dem wunderbaren göttlichen Umfeld, man könnte sage, mit idealen Arbeitsbedingungen, wird ein Fluch. Aber nicht die Arbeit an sich ist verflucht, sondern das Ergebnis der Arbeit. Es entsteht ein Missverhältnis von Arbeit und Erfolg. Während Arbeit vorher sorglos und mühelos war, hat sie jetzt etwas mit Last zu tun.
An manchen Stellen scheinen diese paradiesischen Zustände noch durch. Nämlich dann, wenn wir merken, da geht uns was von der Hand. Das erledigen wir mit links. So ein paar Sprichwörter. Wenn uns Dinge leicht fallen und etwas gelingt fühlt sich das gut an. Und ich glaube, so war Arbeit ursprünglich gedacht. Aber oft müht man sich doch ab. Das Ergebnis ist eher dürftig. Dornen und Disteln wachsen mit, so wie das in diesem Fluch zur Sprache kommt.
Wer einen Garten hat, der kennt das. Alles Zeug, was da nicht hingehört. Man hat so den Eindruck, das verbreitet sich viel schneller als die eigentlichen Pflanzen, die eigentlichen Blumen. Und man muss ständig hinterher schauen, weil der Garten sonst völlig zu wuchert. Irgendwie nervig. Kleiner Ausblick in die Zukunft, wenn es das nicht mehr geben wird:
Da werden die Bäume des Lebens zwölf Mal im Jahr Frucht tragen. Nicht so wie heute, einmal im Jahr. Und wenn wir Pech haben fällt die Ernte aus. Oder fällt eben nicht so gut aus. Gott hat sich Arbeit als Segen gedacht, aber sie ist zur Last geworden.
Und was gleichzeitig passiert, weil wir Arbeit nicht mehr in dieser Verbindung zu Gott leben:
Der Mensch fängt an, die gute Gabe Gottes zu missbrauchen. Auf der einen Seite werden Menschen ausgebeutet und unterdrückt: Es gibt:
  • Mindestlöhne.
  • Hartz IV.
  • Arbeiten bis zum Umfallen.
Und falls es dir so geht und du unter dieser Ungerechtigkeit leiden musst, möchte ich dir sagen, dass Gott dich sieht:
In Jakobus 5,4 lesen wir, wie Gott die Arbeitgeber kritisiert:
Ihr habt den Leuten, die auf euren Feldern gearbeitet und eure Ernte eingebracht haben, den verdienten Lohn vorenthalten. Das schreit zum Himmel! Ihre Klage ist bis zu den Ohren des Herrn, des Herrschers der Welt, gedrungen.
Auf der anderen Seite denkt der Mensch, er schafft es ohne Gott und benutzt die Arbeit, um die Lücke von Gott zu füllen.
Wo vorher Gott den Menschen Wert gegeben hat, der Mensch seine Identität in der Beziehung zu Gott bekommen hat, als sein Ebenbild hatte, und Gott seine Sicherheit war, da tritt jetzt die Arbeit an diese Stelle.
Jesus erzählt auch dazu ein Gleichnis, das ganz viel auch mit letzter Woche zu tun hat, mit einfach leben und Schätze sammeln:
Die Felder eines reichen Mannes hatten einen guten Ertrag gebracht. Der Mann überlegte hin und her: ›Was soll ich tun? Ich weiß ja gar nicht, wohin mit meiner Ernte.‹ Schließlich sagte er: ›Ich weiß, was ich mache! Ich reiße meine Scheunen ab und baue größere. Dort kann ich mein ganzes Getreide und alle meine Vorräte unterbringen. Und dann werde ich zu mir selbst sagen: Du hast es geschafft! Du hast einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Gönne dir jetzt Ruhe, iss und trink und genieße das Leben!‹ Da sagte Gott zu ihm: ›Du törichter Mensch! Noch in dieser Nacht wird dein Leben von dir zurückgefordert werden. Wem wird dann das gehören, was du dir angehäuft hast?‹« Jesus schloss, indem er sagte: »So geht es dem, der nur auf seinen Gewinn aus ist und der nicht reich ist in Gott. Dann wandte sich Jesus wieder an seine Jünger und fuhr fort: »Deshalb sage ich euch: Macht euch keine Sorgen um die Nahrung, die ihr zum Leben, und um die Kleidung, die ihr für euren Körper braucht. […]Sorgt euch vor allem um Gottes Reich, dann wird er euch mit allem anderen versorgen.
Da ist also dieser Bauer, man könnte sagen, der eine super reiche Ernte eingefahren hat.
Und jetzt beschließt er seine Scheuen zu vergrößern. Dann kann er sich ausruhen. Für die nächsten Jahre hat er gut vorgesorgt. Seine Nachbarn bewundern ihn, er wird zum Manager des Jahres, hält Vorträge auf großen Kongressen. Die Presse schreibt: alles richtig gemacht. Aber dann kommt Gott und sagt, nein, eben nicht alles richtig gemacht. Du hast mich nicht in die Rechnung einbezogen.
Jesus erzählt dieses Gleichnis nicht, um zu sagen, wir dürfen nicht planen oder vorsorgen.
Jesus erzählt dieses Gleichnis, um seine Zuhörer vor falschen Sicherheiten zu bewahren. Wie ist das denn, wenn wir einen guten Job haben, gutes Geld verdienen? Wie schnell fühlen wir uns sicher und denken, für die Zukunft sind wir her gut aufgestellt? Da kann uns nicht mehr so schnell was passieren. Wer seiner Sicherheit auf die Arbeit setzt, der wird abhängig von seiner Ausbildung, seiner Firma, seinem Chef, seinen Aktien, seiner Geldanlage, seiner Versicherung.
Die Frage, die dahinter steckt, die Jesus hier eigentlich stellt ist: Wem vertraue ich für mein Leben? Wem vertraust du für dein Leben?
Gott möchte, dass wir unseren Wert, unsere Identität, unsere Sicherheit in ihm suchen,
nicht in Arbeit, auch nicht in irgendetwas anderem. Und gerade wenn wir über Krankheit oder Arbeitslosigkeit nachdenken, dann sind wir hier einer ganz entscheidenden Stelle. Auch wenn Gott sich das eigentlich so gedacht hat, dass Arbeit zu unserem Leben mit dazu gehört und uns sicher etwas fehlt, wenn wir nicht arbeiten können oder dürfen, dann ist die einzige Chance, wie wir damit gut umgehen können, dass uns die Situation nicht kaputt macht, dass wir unseren Wert, unsere Identität, unsere Sicherheit in Gott suchen und sie dort finden.
Bei anderen Menschen werde ich nach meiner Arbeit beurteilt: Was, du arbeitest nicht, was du bist nur Bandarbeiter; was: du bleibst freiwillig zu Hause und erziehst die Kinder?
Bei Gott bekommen wir einen Wert zu gesprochen, weil wir sein Gegenüber sind, weil wir sein Ebenbild sind. Unsere Identität ist es, sein Ebenbild und sein Kind zu sein. Er hat zugesagt für uns zu sorgen. Wir verdrehen das sehr häufig. Aber wenn wir diese Identität verinnerlichen, werden wir gelassener, leben nicht mehr so getrieben und bekommen ein gesundes Verhältnis zur Arbeit.
 
Wenn wir jetzt als letztes darüber reden:
 
  1. Tun, wozu Jesus dich beruft,
 
dann sehen wir bei Jesus:
Jesus hat ca. 33 Jahre gelebt. In dieser Zeit hat er genauso wie die meisten von uns einen Beruf erlernt, als Zimmermann gearbeitet und schließlich 3 Jahre öffentlich gewirkt. In dieser kurzen Zeit hat er seinen kompletten Auftrag erfüllt. Drei Jahre, die uns mehr hinterlassen haben als jedes andere Leben. Dabei, das habe ich schon gesagt, wirkte Jesus nie gehetzt oder gestresst, er hatte keinen Burnout, er arbeitete nicht rund um die Uhr.
Worin liegt sein Geheimnis?
Es ist seine enge Verbundenheit mit dem Vater:
Johannes 5,19: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
Johannes 12,49: Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll.
Jesus sieht auf den Vater, und er tut das, wozu er beauftragt ist,
Nichts anderes. Aus dieser Verbindung zum Vater weiß Jesus, wozu er in diese Welt gekommen ist, warum er lebt. Wir sehen das in seinen Aussagen immer wieder, zum Beispiel:
Lukas 19,10: Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Das ist zugleich seine Motivation und man könnte auch sagen, seine Vision:
Johannes 10,10: Ich bin gekommen, um ihnen Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.
Als Jesus seine Jünger beruft, da beruft er sie nach dem gleichen Prinzip:
Markus 3,14: Jesus berief zwölf Jünger, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen.
Er beruft sie zu allererst, damit sie bei ihm seien. Diese enge Verbindung mit Jesus, über die wir schon gesprochen haben. Und aus dieser Verbindung, wie bei Jesus mit seinem Vater im Himmel, und aus dieser Identität sendet er sie und sendet er uns aus. Aus dieser engen Verbindung zu Jesus können wir uns von ihm führen und aufs Herz legen lassen, wozu er uns beruft.
Dazu ist es wichtig, uns selber zu kennen.
Wir sind alle unterschiedlich und es ist gut, wenn wir uns selber kennen, mit unsere Stärken und Schwächen, auch unseren Grenzen, unterschiedlicher Belastbarkeit, dass wir nicht alles tun müssen, sondern aus dieser Identität als Gottes geliebte Kinder auch Nein sagen können zu Dingen, die nicht zu uns passen.
Wir merken ja schon, wenn wir uns hier im Raum mal umschauen, wie wir von unseren Persönlichkeiten her sind, in dem, was wir gut und weniger gut können, Menschen, mit denen wir besser oder weniger gut umgehen können, Personengruppen oder Themen, die uns interessieren oder auch nicht, Werte, die mir besonders wichtig sind vielleicht auch, was Gott uns ganz speziell aufs Herz gelegt hat, dass jeder von uns anders und besonders ist, Dinge in dieser einzigartigen Kombination mitbringt, die nur du so hast und die auch kein anderer so tun kann wie du.
In der Regel beruft uns Jesus in dem, wie er uns geschaffen hat und nicht völlig gegengesetzt.
Das kann auch mal der Fall sein, dann schenkt Gott uns auch all das, was wir dazu brauchen.
Und was ist das, wozu Jesus uns beruft?
Ich erkenne da fünf große allgemeine Linien, die jeder auf seine ganz spezielle Art ausfüllt:
  1. Alles zur Ehre Gottes
Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre. 1.Korinther 10,31
  1. Bei den Thessalonichern gab es Menschen, die nicht arbeiten wollten.
Vermutlich, weil sie gedacht haben, Jesus kommt bald wieder, und dann brauchen wir ja eh nichts mehr machen.
Aber Paulus schreibt ihnen:
Sie alle fordern wir im Namen Jesu Christi auf, einer geregelten Arbeit nachzugehen und für ihren Lebensunterhalt selbst zu sorgen.
Wir sollen also für unseren eigenen Lebensunterhalt sorgen und dafür arbeiten.
  1. Gott stellt mich in ein Umfeld, meine Familie, meine Nachbarschaft, meine Stadt.
Suchet der Stadt Bestes. Jeremia 29,7
Da liegt meine Verantwortung, mich einzubringen, damit das Miteinander und alles, was dafür nötig ist, gelingt.
  1. Gott schenkt mir Gaben, die ich in seinem Reich einbringen soll
Vgl. 1. Korinther 12 das Bild des Leibes, an dem jeder Teil seine besondere Aufgabe erfüllt
  1. Gott gibt mir einen Auftrag
Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Thomas Härry schreibt in seinem Buch: Die Kunst, sich selbst zu führen: Von Gott beschenkte und ermächtigte Menschen stellen sich den Verantwortungen und Aufgaben, die Gott ihnen zuweist.
  • Ich habe keine Verantwortung, das Leben eines anderen zu leben.
  • Ich habe die Verantwortung, mein Leben zu gestalten mit dem, was Gott mir anvertraut hat und dem Umfeld, in das Gott mich gesetzt hat in diesen 5 großen Lebenslinien.
  • Ich darf entdecken, was Gott in mich hineingelegt hat.
  • Und dann darf ich aus dieser engen Verbindung zu Jesus mich von ihm führen lassen
  • Und zu anderen Dingen darf ich Nein sagen, weil ich es niemandem beweisen muss, sondern von Jesus geliebt bin, und so eine gute Balance zwischen Ruhe und Aktion
Das nächste Lied drückt diesen Wunsch aus: Dass Jesus mich nehmen und formen und gebrauchen darf in dieser Welt, dass ich tun kann, wozu er mich beruft.
Amen

 
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver