Andreas Latossek

Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 27.08.2023

Familie leben

 

Ich möchte die Gelegenheit heute morgen gerne nutzen, um über das Thema Familie zu predigen.
Ich hatte den Eindruck, wir haben schon länger nicht mehr darüber gesprochen, und heute ist ja eine passende Gelegenheit dazu.

 

Ich denke gerne daran zurück, wie ich zum ersten Mal unsere Emily im Arm gehalten habe, später dann auch unsere beiden Söhne, so winzig klein, so zerknautscht und doch so süß, dass man sich fragt, wie kann man dieses zerbrechliche kleine Etwas nicht lieben.
In den Nächten, in denen sie geweint und geschrien haben, so dass wir kaum Schlaf gefunden haben und an unsere Grenzen gekommen sind, habe ich dann verstanden, wie man auf eine Weise reagiert, die man sonst kaum für möglich hält.
Während ich mir Gedanken um diese Predigt mache ist unsere Tochter mittlerweile so groß, dass sie alleine mit einer Freundin auf eine Freizeit fährt.
Wir machen uns Gedanken, wie es nach der Schule weitergeht. Die Zeiten ändern sich und damit auch die Art des Familienlebens. Früher Familie mit Babys, Kindern im Kindergarten, dann in der Grundschule, die Pubertätsphase, das Loslassen der eigenen Kinder, irgendwann das Ausziehen, das Gründen einer eigenen Familie, das Miteinander von Erwachsenen und schließlich auch die alten Eltern.

 

Ich freue mich über meine Kinder, wie sie sich entwickeln, über manche gute Entscheidungen, die sie treffen. Ich fiebere mit und kann manchmal auch nur beten und da sein, wenn sie meinen Rat hören möchten.
Es gibt Phasen, in denen unser Familienleben sehr harmonisch läuft. Aber dann gibt es auch immer wieder diese Extremsituationen, die mich herausfordern und an meiner eigenen geistlichen Reife zweifeln lassen. Gerade dann, wenn mal wieder alles auf einmal kommt, ich müde bin, das Telefon klingelt, die Kinder sich streiten, ein Glas auf den Boden fällt und zerspringt Oder der immer wiederkehrende Kampf um manche Themen, der mich auslaugt.
Immer wieder habe ich dann das Gefühl, keinen guten Weg zu finden, nicht angemessen zu reagieren. Anspruch und Wirklichkeit passen dann nicht zusammen und ich frage mich dabei:
Wie soll ich denn ein Licht sein, wenn ich es nicht mal zu Hause schaffe?
In Filmen und in der Werbung werden wir bombardiert mit Szenen eines harmonischen Zusammenlebens. Auf Instagram, im Whatsapp-Status oder sonst wo sehen wir Bilder von glücklichen Familien und vergleichen sie mit unserem eigenen Alltag. Wir vergessen dabei schnell, was für ein Aufwand das manchmal ist, so ein Bild zu inszenieren, wo wirklich alles passt oder dass vermutlich die wenigsten ein Bild machen würden, wenn es gerade kracht, geschweige denn, das dann auch noch zu posten. In kaum einem anderen Lebensbereich haben wir solch eine Flut von Idealbildern, Wunschvorstellungen und überzogenen Ansprüchen, wie wenn es um Familie geht. Und gerade als Christen halten wir Familie besonders hoch.
Das Gute daran:
Wir sind nicht alleine. Die meisten Familien, die uns in der Bibel im Alten Testament beschrieben werden, sind nicht gerade Vorzeigefamilien. Irgendeine krumme Sache läuft da immer, schaut es euch mal an: den Abraham, Isaak oder Jakob. Und Gott kommt trotzdem zum Ziel. Das macht mir Hoffnung: mit Gott in unserem Leben ist viel viel möglich!
Dieser Blick kann uns helfen, ehrlich zu werden und an diesen Situationen zu wachsen. Denn genau das gehört ja zum Leben dazu. Auch in anderen Bereichen erleben wir das, vielleicht nur nicht ganz so geballt: Siegen und Scheitern, Lachen und Weinen, Fallen und Aufstehen, und genau darin können wir lernen, Licht zu sein. Nicht im Abgehoben sein und der völligen Harmonie, das ist nicht realistisch. Sondern in den Kämpfen unseres Alltags.
Ich lerne, demütig zu werden und meine Kinder oder meine Eltern um Vergebung zu bitten. Ich lerne, den anderen anzunehmen mit seinen Schwächen und Fehlern. Ich lerne, einander zu dienen, sich zu ermutigen, sich zu fördern und zu korrigieren, gemeinsam zu feiern und auch zu weinen, und immer wieder neu die Gnade Gottes in Anspruch zu nehmen, und die Abhängigkeit von ihm zu leben.
Wie gut, wenn ich sehe, dass sich meine Kinder positiv entwickeln. Ich erkenne, das liegt nicht nur an mir, sondern zum großen Teil auch an Gott und seiner Gnade.
Umgekehrt ist aber auch nicht alles, was schief läuft, Ergebnis meines Versagens. Es gibt Einflüsse, die habe ich einfach nicht in der Hand. Deshalb können wir auch kein Ideal bauen, wenn ich dies oder jenes tue, dann kommt das dabei heraus.
Wir können aber Verantwortung übernehmen, Gottes Rat annehmen und mit ihm zusammen unterwegs sein. Und wir können füreinander beten.
In der Bibel gebraucht Gott viele Bilder und Vergleiche, damit wir ein besseres Verständnis von ihm und seiner Welt bekommen. Familie ist eines davon.
Gott wird als unser Vater beschrieben, der auch Eigenschaften einer Mutter hat. Er bietet uns an, seine Kinder zu werden und zu seiner Familie zu gehören. Das ist ein freiwilliges Geschenk, das man annehmen oder ablehnen kann. Wer das tut, sagt die Bibel, ist geistlich gesehen zunächst einmal ein Baby, das lernen muss, wie Leben mit Gott nach seinen Gesetzmäßigkeiten funktioniert, der sich von ihm und seiner Liebe verändern lässt und reift.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich einen meiner Söhne oder ihr euren Daniel einer Meute vorwerft, wo ihr genau wisst, die würden ihn quälen und umbringen, das würden wir niemals tun wollen. Doch Gott tut es, weil Jesus sagt ich gehe, um die Trennung zu uns Menschen, die durch unsere Schuld entstanden ist, zu überwinden und unsere Schuld am Kreuz zu tragen. Das feiern wir nachher beim Abendmahl.
Wenn wir an unsere eigenen Kinder denken, eigentlich unvorstellbar, was Gott getan hat, weil er uns liebt. Und die Bibel sagt, er kennt uns ganz genau. Er ruft dich bei deinem Namen, trotz 8 Milliarden anderer Menschen. Er macht sich auf die Suche nach dir.
Jesus erzählt ein Gleichnis von einem Schäfer, der 99 Schafe zurücklässt, um das eine verlorene zu suchen. Er steht an deiner Tür und klopft an und er wartet auf dich, jeden Tag wie der Vater des verlorenen Sohnes. Bei ihm dürfen wir Geborgenheit und Schutz erleben wie ein Kind bei seinen Eltern. Er möchte für uns sorgen, uns helfen, uns manchmal auch korrigieren und erziehen wie Eltern ihre Kinder, weil er den richtigen Weg für uns kennt. Bei ihm dürfen wir zu Hause sein. Und diese Einladung gilt auch heute.
Ganz ehrlich, manchmal frage ich mich, was Gott sich bei diesen Vergleichen gedacht hat, denn wir sind oft keine guten Vorbilder dafür. Aber überall da, wo du vielleicht sagst: Ich verstehe jetzt, wie Gott es sich gedacht hat, aber durch meine eigene Familie bin ich so davon abgeschreckt, da mache ich dir Mut, Gott als den perfekten Vater zu sehen. Auch wenn seine Familie hier, die Gemeinde, alles andere als perfekt ist, er ist es und eines Tages nach unserem Leben dürfen wir in seiner Gegenwart leben und dann wird auch alles, was unser Miteinander manchmal so schwer macht, alle unsere Schuld und alle unsere Unzulänglichkeiten nicht mehr sein.Sein Vorbild darf uns schon jetzt anspornen, auch wenn wir es nicht hinbekommen, aber es als Zielrichtung in unserem eigenen Leben umzusetzen.
Und so möchte ich uns heute Morgen ein paar Grundsätze von der Bibel her zeigen, die uns helfen sollen, die richtige Richtung für unser Familienleben einzuschlagen. Die Gefahr besteht aber dabei, alles schön und einfach darzustellen. Behaltet einfach den Beginn meiner Predigt im Hinterkopf und auch, dass wir die Grundsätze in jeder Familiensituation anders anwenden müssen.
Ich möchte das Ganze an einem Haus verdeutlichen, ein Familienhaus. Dr. Eberhard Mühlan hat das mal so ähnlich beschrieben, von ihm habe ich dieses Haus. Und ich fülle es jetzt mit drei Grundsätzen, die wir uns bei Gott abschauen können, wie er mit uns Menschen umgeht, von denen wir für unser Familienleben lernen können:
Ein Haus besteht aus einem Fundament, Stockwerken und einem Dach. Das wichtigste ist das Fundament. Und das ist die Grundhaltung Gottes uns gegenüber: eine Einstellung der Liebe und Annahme.

 

Liebe und Annahme
Gott bietet uns seine bedingungslose Liebe und Annahme an. Es ist ohne Kosten, aber es kostet ihn unheimlich viel, so mit uns umzugehen Er reicht uns seine Hand, er ist großzügig, er besteht nicht auf sein Recht sondern schaut uns offen an und geht offen auf uns zu.
In Psalm 86,15 lesen wir: Aber du, Herr, du bist ein Gott voll Liebe und Erbarmen, du hast viel Geduld, deine Güte und Treue sind grenzenlos.
Das wichtigste, was unsere Kinder zu Hause mitbekommen müssen, ist diese bedingungslose Liebe und Annahme. Ich bin geliebt, unabhängig davon, was ich kann, was ich leiste, wie ich mich verhalte. Wie schnell sind wir dabei, unsere Liebe zu entziehen: Wenn du dich nicht so und so verhältst, wenn deine Noten nicht so und so sind, dein Zimmer endlich aufgeräumt ist. Wissen und merken unsere Kinder, dass sie geliebt und angenommen sind? Ich habe das Gefühl, sie stellen ständig diese Frage: Liebst du mich trotzdem?
Was passiert, wenn Kinder diese grundsätzliche Liebe und Annahme spüren?
Es entsteht emotionale Sicherheit und Geborgenheit. Sie wissen, egal was passiert, Mama und Papa werden immer zu mir stehen, sie werden mich annehmen und akzeptieren. Kinder bekommen einen Wert, sie merken, dass sie wichtig sind und Bedeutung haben. Und wenn sie älter sind, dann müssen sie nicht überall nach diesem Wert suchen, nach Liebe fragen, sich vielleicht dem erstbesten Partner an den Hals hängen.
Diese Liebe können wir nur geben, wenn unser eigener Tank gefüllt ist. Wenn wir mit Gott verbunden sind, der uns mit seiner Liebe durchflutet.
Manche Eltern missbrauchen ihre Kinder an der Stelle, um ihren Tank zu füllen mit Bestätigung und Wert. Aber das ist eine Schieflage und führt Kinder in die falsche Richtung. Nicht die Kinder sind für das Wohl ihrer Eltern verantwortlich.
Paulus schreibt im 2. Korinther 12,14: Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern.
Wohl aber sollen die Kinder ihre Eltern ehren, respektvoll behandeln, dankbar sein für das, was die Eltern aufgegeben haben um sie gut zu erziehen und ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Und auch im Alter die alten Eltern würdevoll pflegen, sich um sie kümmern und sie nicht einfach abschieben.
Paulus schreibt dazu 1. Timotheus 5,4
Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese lernen, zuerst im eigenen Hause fromm zu leben und sich den Eltern dankbar zu erweisen; denn das ist wohlgefällig vor Gott.
Liebe und Annahme alleine reichen aber nicht aus. Wenn ich nicht weiterbaue, dann entwickelt sich ein Kind in eine falsche Richtung. Darum brauche ich als Stockwerke Selbständigkeit und Verantwortung. So wie Gott den Menschen von Anfang an eine klare Verantwortung für den Garten Eden gegeben hat, ihn zu bebauen und zu bewahren und wir im Neuen Testament lesen, dass Gott uns Gaben gegeben hat, die wir einbringen sollen.
  1. Petrus 4,10: Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat — jeder und jede mit der eigenen, besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.
Wie erlebt ihr das, wenn euer Chef euch was zutraut? Nicht nur was Kleines, wodurch man manchmal ja auch genau das Gegenteil merkt, sondern wenn ihr was anvertraut bekommt? Ja, das baut auf, das ermutigt: Ich bin wer, ich kann was.
Genau das brauchen unsere Kinder. Familie soll der Raum sein, wo man gefördert und ermutigt wird. Gott hat auch ihnen Gaben gegeben, die sie entdecken können, sich ausprobieren und trainieren dürfen, Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, in einem geschützten Rahmen auch den Umgang mit Niederlagen und Frust lernen, ihre Grenzen kennen lernen.
Natürlich ist das nicht immer so toll im Ergebnis. Aber das gehört zur Entwicklung dazu. So bekommen Kinder ein gesundes Selbstbewusstsein und wachsen als Persönlichkeit.
Das erfordert von uns als Eltern, dass ich meine Kinder beobachte, ihre Stärken kenne und dass ich loslasse im richtigen Maß und zum richtigen Zeitpunkt.
Zu guter Letzt fehlt noch das Dach, das, was das Haus schützt von oben. Und das sind liebevolle Regeln und Konsequenzen.

 

Gott hat uns Regeln für unser Miteinander gegeben: Nicht, um uns den Spaß zu verderben oder uns einzuschränken, sondern, damit unser Miteinander gelingt und um uns zu schützen.
So brauchen auch Kinder klare Regeln. Sie lernen, Grenzen zu respektieren, und respektvollen Umgang mit dem Gegenüber. Sie sollen Vater und Mutter ehren, so heißt das 4. Gebot. Sie lernen Gehorsam, so wie sie Gott gegenüber gehorchen sollen. (Epheser 6,1)
Feste Grenzen geben Sicherheit. Aber diese Grenzen kommen nicht aus Willkür oder Ungeduld oder weil man so genervt ist, sondern aus Liebe zu unseren Kids und dem Wissen, dass sie Rahmenbedingungen zum Wachsen brauchen. Im Hebräerbrief Kapitel 12 lesen wir etwas davon, dass auch Gott uns streng erzieht und unser Verhalten Konsequenzen hat.
Aber wir lesen auch:
Hebräer 12,10: Unsere leiblichen Väter straften uns eine Zeit lang, wie es ihnen gerade gut schien. Aber Gott handelt an uns zu unserem Besten, damit wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen.
So sollen auch die Grenzen und die Konsequenzen sein, die wir unseren Kindern setzen. Das wird ihnen auf Dauer gut tun und uns auch. Wenn ich das Dach baue ohne das Fundament der Liebe, dann wird das zu einem Dach der Überwachung, einer großen Last, die auf die ganze Familie drückt.
Das kann dann schnell zu Unverständnis und Rebellion führen und Paulus warnt auch die Eltern im Epheserbrief, ihre Kinder nicht zum Zorn zu reizen (Epheser 6,4).
Bedingungslose Liebe und Annahme heißt aber umgekehrt nicht, dass ich mir alles gefallen lasse sondern es geht darum, in einem guten Miteinander zu leben und sich da, wo ich am anderen schuldig werde, zu entschuldigen und zu vergeben.
Paulus schreibt:
Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend, nehmt Rücksicht und habt Geduld miteinander. Vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat. So folgt ihr Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben. Bekleidet euch mit dieser Liebe, die aus der Verbindung zu ihm kommt; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließt. Epheser 4,32-5,2
An welchem Teil des Hauses muss ich noch arbeiten?
Vermutlich an jedem. Aber vielleicht spricht Gott zu euch heute Morgen an einer ganz besonderen Stelle. Wahrscheinlich kennt ihr das von früher: Da wurdet ihr angeschaut oder Bilder von euch, und dann wurde gesagt: Der sieht Mama oder Papa aber ähnlich. Wir vererben ein Stück unseres Aussehens an unsere Kinder. Genauso vererben wir auch einen Teil unseres Charakters weiter und unser Vorbild, unser Verhalten, Werte, Denken usw. färben auf unsere Kinder ab.
Gerade als Teenie denkt man manchmal: An dem und dem Punkt will ich nie werden wie meine Eltern, nur um dann hinterher festzustellen, dass man ihnen doch ähnlicher ist, als einem lieb ist. Genauso wie unser Aussehen und unseren Charakter geben wir auch unseren Glauben weiter. Wenn wir vorhin festgestellt haben, dass nicht alles in unserer Hand liegt, dann ist es umso wichtiger, dass wir Gott in unser Familienleben miteinbeziehen.
Und das ist mein letzter Punkt für heute Morgen:

 

Beziehe Gott mit ein – Glaube beginnt zu Hause
Ich sage euch jetzt die Gesetze und Rechtsbestimmungen, die der HERR, euer Gott, euch gegeben hat. Ihr sollt sie euch einprägen, damit ihr danach handelt, wenn ihr das Land in Besitz genommen habt, in das ihr jetzt hinüberzieht. Nehmt den HERRN, euren Gott, ernst und befolgt stets seine Anweisungen, die ich euch heute sage, ihr und eure Kinder und die Kinder eurer Kinder. Tut es euer Leben lang, dann wird der HERR euch auch ein langes Leben schenken. Höre nun seine Gebote, Volk Israel, und befolge sie, damit es dir gut geht und du ein großes Volk wirst in dem Land, das von Milch und Honig überfließt, so wie der HERR, der Gott eurer Vorfahren, euch das versprochen hat. Höre, Israel! Der HERR ist unser Gott, der HERR und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit aller Kraft. Behaltet die Gebote im Gedächtnis, die ich euch heute verkünde! Prägt sie euren Kindern ein und sagt sie euch immer wieder vor — zu Hause und auf Reisen, wenn ihr euch schlafen legt und wenn ihr erwacht. Bindet sie euch zur ständigen Erinnerung an den Arm und auf die Stirn. Schreibt sie auf die Türpfosten eurer Häuser und auf die Tore eurer Städte.
Liebe Frankenberger,
Nehmt den HERRN, euren Gott, ernst und befolgt stets seine Anweisungen, die ich euch heute sage, ihr und eure Kinder und die Kinder eurer Kinder. Tut es euer Leben lang, dann wird der HERR euch auch ein langes Leben schenken. Hört nun seine Gebote, liebe Frankenberger, und befolgt sie, damit es euch gut geht. Prägt sie euren Kindern ein!! Gott sagt seinem Volk und auch uns, wenn wir lange leben wollen und wollen, dass es uns gut geht, dann sollen wir Gottes Gebote hören, tun und an unsere Kinder weitergeben.
Worin bestehen diese Gebote?
Zusammengefasst an dieser Stelle wie im Neuen Testament:
Der HERR ist unser Gott, der HERR und sonst keiner. Darum liebt ihn von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit aller Kraft.
Die Bibel ist sehr klar darin, dass der Auftrag zur Weitergabe von Gottes Wort in der Familie liegt. Beim Volk Israel kam gerade dem Vater dabei eine besondere Rolle zu. Er war derjenige, der das am meisten tat.
Vor ein paar Jahren wurde eine Umfrage unter Kindern und Jugendlichen gemacht zu der Frage: Wer hatte den größten Einfluss auf ihren Glauben.
Was meint ihr?

 

Jungen Mädchen
Mutter 81% 74%
Vater 61% 50%
Pastor 57% 44%
Großeltern 30 29%
Sonntagschule 26% 26%
Jugendgruppe 24% 25%
Gemeindefreizeiten 20% 28%
Sommercamps 11% 17%

 

Wir sehen also, als Eltern haben wir einen weit größeren Einfluss auf unsere Kinder als die Gemeinde. Martin Luther hat das einmal so gesagt:
Denn Vater und Mutter sind gewiss der Kinder Apostel, Bischöfe, Pfarrer, indem sie ihnen das Evangelium kundmachen.
Leider hat die gleiche Umfrage allerdings noch ein weiteres Ergebnis hervorgebracht, das erschreckend ist:

 

Wie viel Prozent der Jugendlichen der Gemeinde betrachten ihre Mutter als sehr christlich? 48%
Wie viel Prozent der Jugendlichen der Gemeinde betrachten ihren Vater als sehr christlich? 23%
Wie viel Prozent der Jugendlichen der Gemeinde haben entweder Familienandacht, Gebet oder Bibellesen zu Hause erlebt? 27%

 

Wenn Eltern so einen hohen Einfluss haben auf den Glauben ihrer Kinder, warum nehmen sie ihn dann nicht wahr? Liegt es vielleicht daran, dass wir verlernt haben, wie das geht? Oder daran, dass wir die Verantwortung an die Gemeinde delegiert haben, weil es einfacher und bequemer ist?
Genau wie wir andere bitten, unseren Kindern das Fußball-, Klavier- oder Basketballspielen beizubringen, erwarten wir von der Gemeinde, dass sie unseren Kindern den Glauben beibringt? Oder haben wir als Gemeinde durch Programme ermöglicht, dass der Fokus mehr auf Gemeinde als auf das zu Hause bei der Erziehung der Kinder gelegt wurde?
Natürlich sind wir Partner bei der Erziehung, natürlich ist Gemeinde dazu da, zu helfen und auch mit anderen Familien zu vernetzen. Und auch in der Gemeinde sind wir gefordert, geistliche Väter, Mentoren für die Kinder zu sein. Auch wir prägen, auch wir färben auf die Kinder ab. Deshalb achten wir auf unser Verhalten und unseren Umgang mit den Kindern, die Gott uns hier anvertraut hat! Sind wir dankbar für sie und investieren in sie, sie sind eine Gabe des Herrn!
So wie Großeltern alles dafür geben würden, dass ihre Enkel zum Glauben kommen, so sollten auch wir als Gemeinde alles dafür tun, dass nachrückende Generationen Gott kennenlernen und zum Glauben kommen! Aber nirgendwo in der Bibel lesen wir, dass der Glaube dadurch weitergegeben werden soll, dass man die Kinder bei der Gemeinde absetzt und erwartet, dass sie ihnen den Glauben beibringt.
Liebe Eltern, das ist zuerst unsere Verantwortung. Und da wir gesehen haben, dass beim Hausbau nicht alles in unserer Hand liegt, umso wichtiger, diese auch wahrzunehmen. Dabei können wir nur weitergeben, was wir selber haben. Worte reichen nicht aus, wir müssen es leben. Unsere Kinder schauen nach Echtheit, und sie merken sehr schnell, wenn wir nur etwas spielen.
Ist Glaube nur Routine, Gebet vor dem Essen und ins Bett gehen, oder beziehen wir Gott in unseren Alltag mit ein? Freuen wir uns über ihn? Beten wir spontan in einer Situation, z.B. wenn jemand krank ist oder jemandem etwas passiert oder um einfach mal danke zu sagen?
Die Kinder werden sich das abschauen.
Was reden wir, wenn wir nach dem Gottesdienst am Mittagstisch sitzen? Lästern wir dann über den und jenen und zerpflücken die Predigt oder reden wir positiv über unsere Geschwister? Gehen wir regelmäßig in den Gottesdienst, oder nehmen wir es nicht so genau? Es ist unsere Verantwortung und färbt auf unsere Kinder ab!

 

Ein Zitat, was ich gefunden habe, sagt:
Wenn Eltern sich schon früh Gedanken darüber machen, zu welchem Menschen sie ihr Kind in 20 Jahren erzogen haben wollen, können sie ihre Prioritäten auf das konzentrieren, was wichtig ist.
Ich habe öfter schon Eltern erlebt, die voll in ihre Kinder investiert haben. Vereine, Bildung usw. Der Terminkalender war so voll, dass für die Gemeinde kein Platz mehr war. Jahre später war das Gejammer groß, und manchmal auch die Vorwürfe, weil das Kind nicht mehr zur Gemeinde ging und Glaube keine Rolle spielte.
Übernehmen wir also wieder unsere Verantwortung als Eltern. Wenn unsere Kinder klein sind, dann heißt das zunächst nur, sie zu segnen, also ihnen Gutes von Gott bewusst zuzusprechen und regelmäßig für sie zu beten. Und ich erzähle dazu eine kleine Geschichte, einfach weil ich glaube, dass das bei uns nicht mehr so üblich ist und wir vielleicht gar nicht wissen, wie so etwas gehen kann:
Rolf Garborg, der Autor von ..Segne unsere Kinder”, erzählte einmal, wie er damit begonnen hatte, jeden Abend einen Segen über seiner Tochter auszusprechen.
Als seine Tochter noch ein Kind war, ging er jeden Abend in ihr Zimmer und sprach einen Segen über ihr:
Der Herr segne und behüte dich weiter.
Der Herr lasse weiter sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr blicke weiter freundlich auf dich und gebe dir Frieden.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Ich liebe dich. Amen.
Das muss aber gar nicht so förmlich sein und es muss auch nicht nur im Bett sein sondern kann auch völlig anders ablaufen. Als Rolfs Tochter älter wurde, machte er das immer weiter so, die ganzen Teenagerjahre hindurch. Er gab zu, dass es eine Zeit gab, als sie Teenager war, in der er mit dem Segnen wartete, bis sie eingeschlafen war, aber er führte das Ritual genauso weiter.
Seine Tochter wurde älter, wie Töchter das eben tun, und es kam die Zeit, sie aufs College zu schicken.
Er und seine Frau hatten Angst vor dem Tag, an dem sie sie loslassen mussten. Sie luden ihre Sachen dort aus und verabschiedeten sich im Studentenwohnheim. Der tränenreiche Abschied im Studentenheim war vorüber und Rolf und seine Frau steuerten auf ihr Auto auf dem Parkplatz zu, als sie plötzlich hinter sich aus einiger Entfernung eine vertraute Stimme hörten: ,Mama, Papa, wartet!’
Sie hielten an und drehten sich um.
Ihre Tochter kam zu ihnen gelaufen und sagte mit Tränen in den Augen: ,Ihr habt vergessen mich zu segnen.’
Wenn die Kinder größer werden, können wir biblische Geschichten vorlesen, ihnen erzählen, was wir mit Jesus erlebt haben, ihnen klar machen, dass Jesus anders ist als Bob der Baumeister oder Prinzessin Lillifee: nämlich real und lebendig. Wir können gemeinsame Andachten und Gebet einüben, ihnen den Umgang mit der Bibel und verschiedenen Themen wie Geld, Freundschaft, Computer, Gaben usw. beibringen.
Ich bin dankbar, dass meine Eltern das mit mir gemacht haben. Als Teenie musste ich dann zwar meinen eigenen Weg finden, aber ich hatte eine gute Grundlage, auf der ich aufbauen konnte.

 

Zu guter Letzt:
Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Psalm 127,1
Dieser Vers steht interessanterweise im gleichen Psalm wie: Kinder sind eine Gabe des Herrn.
Wir merken, wenn der Herr nicht das Haus baut, und wenn wir ihn nicht bewusst mit einbeziehen, dann können wir unser Haus noch so schön bauen, es wird nicht gelingen und wir verpassen den Auftrag, den wir für unsere Kinder haben.
Josua schaut am Ende eines langen, erfüllten Lebens zurück.
Gott hat seine Verheißung wahr gemacht und die Israeliten in ein großes Land gebracht und von seinen Feinden befreit. Es geht den Leuten gut. Und der alte Mann legt dem Volk zwei Optionen als sein Nachlass vor.
Ich denke, bis heute hat sich daran nichts geändert, deshalb lege ich euch diese Optionen heute vor genauso wie Josua es getan hat:

 

Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.
Wem wollt ihr dienen?

 

Amen

 
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver