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Andreas Latossek

Kirche am Bahnhof, 30.04.2023

Entscheidungen mit dem Heiligen Geist treffen

Das Video zur Predigt finden Sie hier

 

Ich weiß nicht, ob ihr das von eurer Arbeit kennt:

Da gibt es ja manchmal so Meetings, da weiß man schon im Voraus, die sind echt langweilig. Manche Firmen verfahren so nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ` ich einen Arbeitskreis. Geht übrigens auch in Gemeinden gut.

Wir haben früher in der Firma manchmal, heute würde man das Bullshit-Bingo nennen, so ein Phrasendrescher Bingo gespielt, um uns abzulenken. Also in ein großes Feld alle möglichen typischenPhrasen geschrieben und abgehakt, die oft so inhaltslos sind und doch so häufig vorkommen. Ich hab schon mal gehört, dass Leute das auch während einer Predigt gemacht haben, also ich hoffe, ganz so langweilig ist es hier nicht.

Heute geht es in unserem Abschnitt in der Apostelgeschichte nämlich auch um ein Meeting. In Fachkreisen heißt es das Apostelkonzil, und das war ein ganz einschneidendes Meeting mit einer ganz wichtigen Entscheidung. Und wie die getroffen wurde, was wir daraus lernen können und worum es ging, das schauen wir uns jetzt an.

Jesus hatte seinen Jüngern den Auftrag gegeben, die gute Nachricht, dass Gott uns Menschen liebt und Beziehung mit ihm möglich ist, weil Jesus am Kreuz für unsere Schuld gestorben ist, diese Nachricht bis ans Ende der Welt zu verkünden.

Sie hatten unter den Juden begonnen, und schließlich waren auch Menschen aus dem nichtjüdischen Umfeld zum Glauben gekommen. Zuerst ein römischer Hauptmann Kornelius mit allen Angehörigen. Und dann, das haben wir uns letzten Sonntag angeschaut, wurden Paulus und Barnabas von Gott mit einer speziellen Aufgabe beauftragt und von der Gemeinde gesegnet, auf Missionsreise gesandt.
Sie zogen umher und verkündeten die gute Nachricht. Wo sie hinkamen, fingen sie meist in den Synagogen bei den Juden an, aber dann auch unter allen anderen, und Menschen kamen zum Glauben an Jesus. Das wiederum führte zu unterschiedlichen Ansichten und schließlich zu einem Streit:

Apgostelgeschichte 15,1-5

Doch dann kamen einige Leute aus Judäa nach Antiochia und forderten die Männer der Gemeinde auf, sich beschneiden zu lassen, wie es im Gesetz des Mose vorgeschrieben ist. »Wenn ihr euch nicht beschneiden lasst«, lehrten sie, »könnt ihr nicht gerettet werden.« Damit stießen sie bei Paulus und Barnabas auf entschiedenen Widerstand, und es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Schließlich wurden Paulus und Barnabas zusammen mit einigen Christen aus Antiochia beauftragt, nach Jerusalem zu reisen und den Aposteln und den Ältesten der dortigen Gemeinde diesen Streitfall vorzulegen. Von der Gemeinde in Antiochia feierlich verabschiedet, machten sich Paulus und Barnabas auf den Weg. Sie zogen durch Phönizien und Samarien, und überall erzählten sie von der Hinwendung der Nichtjuden zu Gott – eine Nachricht, mit der sie allen Geschwistern große Freude bereiteten. Als sie in Jerusalem ankamen, wurden sie von den Aposteln und den Ältesten und von der ganzen Gemeinde herzlich empfangen, und sie gaben einen Bericht von dem, was Gott durch sie als seine Mitarbeiter alles getan hatte. Doch einige, die zur Partei der Pharisäer gehörten und zum Glauben an Jesus gekommen waren, standen auf und erklärten: »Man muss die Nichtjuden beschneiden und dazu auffordern, das Gesetz des Mose zu befolgen!«

Also Nichtjuden kommen zum Glauben und Menschen aus jüdischem Hintergrund, die zum Glauben gekommen waren, und hier explizit genannt einige Pharisäer, die ja immer mit viel Eifer und Hingabe dabei waren, die es richtig machen wollten, die forderten, dass sich diese Nichtjuden jetzt auch beschneiden lassen und das Gesetz des Mose befolgen sollen.

Jetzt, was steckt da eigentlich dahinter?

Die Beschneidung war für die Juden das Bundeszeichen Gottes mit ihrem Volk und das Gesetz des Mose waren nicht nur die 10 Gebote sondern alle Bundesgesetze, die Gott speziell seinem Volk Israel gegeben hatte.

Für die Judenchristen war also die Vorstellung, dass die Heidenchristen nicht nur das Geschenk Gottes annahmen sondern auch zum jüdischen Volk übertraten und nur so gerettet wurden.

Das war jetzt also eine Grundsatzfrage.

Wir haben vorher schon gesehen, wie schwierig das am Anfang auch für die Apostel überhaupt zu verstehen war, dass die Rettung nicht nur für das jüdische Volk gedacht war, und wie Gott selber durch eine Vision bei Petrus und das offensichtliche Wirken seines Geistes eingreifen musste.

Und jetzt kamen immer mehr Heiden zum Glauben, worüber sich die Leute offensichtlich gefreut haben, und gleichzeitig gab es theologische Fragen und Vorstellungen.

Bevor wir auf den Inhalt dieser Auseinandersetzung kommen möchte ich gerne darüber sprechen, wie die Apostel jetzt eine Entscheidung in diesen Fragen getroffen haben.

Apostelgeschichte 15,6-21

Daraufhin trafen sich die Apostel und die Ältesten, um über diese Sache zu beraten. Nachdem man lange und intensiv miteinander diskutiert hatte, erhob sich Petrus und sagte zu den Versammelten: »Liebe Brüder, wie ihr alle wisst, hat Gott euch seine Entscheidung schon vor langer Zeit klar gemacht – damals, als er mir den Auftrag gab, den Nichtjuden die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, und als sie durch mich die Botschaft hörten und zum Glauben kamen. Gott kennt uns Menschen ja durch und durch, und er hat die Echtheit ihres Glaubens bestätigt, indem er ihnen genau wie uns den Heiligen Geist gegeben hat. Er machte keinerlei Unterschied zwischen ihnen und uns, sondern hat auch ihr Innerstes aufgrund ihres Glaubens von aller Schuld gereinigt. Warum wollt ihr Gott jetzt herausfordern und diesen Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Vorfahren noch wir selbst zu tragen vermochten? Wir sind doch ganz im Gegenteil davon überzeugt, dass wir – genau wie sie – einzig und allein durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet werden.« Was Petrus sagte, brachte die Versammelten zur Ruhe, und die ganze Gemeinde hörte aufmerksam zu, wie Barnabas und Paulus nun von all den Wundern und außergewöhnlichen Dingen berichteten, die Gott durch sie unter den Nichtjuden getan hatte. Als die beiden geendet hatten, ergriff Jakobus das Wort. »Liebe Geschwister«, sagte er, »hört mir zu! Simeon hat gezeigt, dass Gott selbst sich der Nichtjuden angenommen und damit begonnen hat, unter ihnen ein Volk zu sammeln, das ihm gehört. Das stimmt mit den Worten der Propheten überein; es heißt nämlich in der Schrift: ›Der Tag kommt, sagt der Herr, an dem ich mich meinem Volk wieder zuwenden und die verfallene Hütte Davids wieder aufbauen werde; ich werde sie aus ihren Trümmern von neuem erbauen und werde sie wieder errichten. Dann werden auch die übrigen Menschen nach mir fragen, die Menschen aller Völker, die doch alle mein Eigentum sind. Das sagt der Herr, der damit ausführt, was er von jeher angekündigt hat.‹« »Deshalb steht für mich die Entscheidung fest«, fuhr Jakobus fort. »Wir dürfen es den Nichtjuden, die zu Gott umkehren, nicht unnötig schwer machen. Allerdings sollten wir sie in einem Brief dazu auffordern, folgende Dinge zu unterlassen: jede Verunreinigung durch Götzenverehrung und jede Form von Unmoral sowie den Genuss von Blut und von nicht ausgeblutetem Fleisch. Im Übrigen finden sich alle diese Forderungen im Gesetz des Mose, das seit vielen Generationen in allen Städten verkündet und Sabbat für Sabbat in allen Synagogen vorgelesen wird.«

Und dann steht hinterher in diesem Brief, den man danach lesen kann unter anderem,

Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen als nur diese notwendigen Dinge:

 

Wegen diesem Vers habe ich die Predigt heute auch Entscheidungen mit dem Heiligen Geist treffengenannt.

Und wie haben sie das jetzt gemacht?

 

  1. Schau auf die Fakten

 

Die Pharisäer kamen mit der Forderung, dass sich die neubekehrten Heiden beschneiden lassen und das Gesetz Moses halten sollen.

Die Apostel und die Ältesten der Gemeinde in Jerusalem kommen zusammen. Hier geht es erstmal um einen Prozess in einer Gemeinde, aber auch im privaten kann es gut sein, sich den Rat anderer Christen einzuholen, die auch eine geistliche Sichtweise haben.

Auch sie diskutieren und schauen sich die verschiedenen Seiten an. Und dann beschreibt Petrus, der ja diese Erfahrung mit der Vision gemacht hat, wie der Heilige Geist das durch sein Wirken betätigt hat, also Petrus beschreibt, was er erlebt hat, seine Erfahrung, das, was da ist. Auch Paulus und Barnabas erzählen von dem Wirken Gottes auf ihren Reisen.

Aber, und das ist ganz wichtig: Erfahrung, Erlebtes reichen nicht aus, denn sie können uns auch manchmal täuschen.

 

Sprüche 3,5-6

Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.

Gott hat uns einen Verstand gegeben, um Dinge zu beurteilen, ja. Aber geistliche Dinge kannst du nicht ausschließlich mit deinem Verstand beurteilen.

Und deshalb ist der 2. Schritt ganz wichtig:

 

  1. Bezieh Gott mit ein

 

Jakobus steht jetzt auf, er greift das auf, was die anderen gesagt haben und er bringt ein Zitat aus der Bibel, aus Amos 9,11-12 aus der damaligen griechischen Übersetzung und er macht damit deutlich, dass die Erfahrung mit der Lehre der Bibel übereinstimmt.

Amos hatte gesagt, dass Gott eines Tages die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten wird.

Die zerfallene Hütte Davids, das war das Königtum, die ewige Herrschaft, die Gott David und seinen Nachkommen versprochen hatte. Jesus kam aus dieser Linie und er beginnt, das Reich Gottes wieder aufzurichten. Und dieses Reich ist nicht nur für die Juden, sondern für die Menschen aus allen Völkern, die Gottes Eigentum sind, die Gott von Anfang an wollte. Er hatte sich nur ein besonderes Volk herausgesucht, um dadurch alle zu erreichen.

 

Auch wenn es hier nicht explizit steht, bin ich mir sicher, wie wir das bisher an so vielen Stellen in der Apostelgeschichte gesehen haben, dass die ganze Gemeinde gebetet hat und vor Gott um diese Entscheidung gerungen hat.

Als wir uns letztes Jahr die Geschichte von Josua angesehen haben, da gab es eine ähnliche Situation, wo die Leiter einfach eine Entscheidung getroffen haben ohne Gott einzubeziehen, und das ging gründlich schief. Wenn wir Gott um Rat bitten, dürfen wir auch darauf vertrauen, dass er uns leitet.

Psalm 32,8: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst!“

Er hat uns das zugesagt. Deshalb sollten wir ihn mit einbeziehen. Hast du mir diese Gelegenheit eröffnet, Gott?
Soll ich diesen Weg einschlagen? Dein Wort ist eine Leuchte für mein Leben, es gibt mir Licht für jeden nächsten Schritt.

Psalm 119,105

Das ist das, was die Apostel hier erleben. Und schließlich

 

  1. Triff eine Entscheidung

Manche tun sich schwer damit, Entscheidungen zu treffen, denn mit jeder Entscheidung lege ich mich ja auch fest, und ich mache die Tür für einen anderen Weg damit zu. Aber ohne eine Entscheidung komme ich nicht vorwärts.

Wir sehen in unserem Fall, dass die Leiter eine klare Entscheidung treffen und dann auch kommunizieren.

Von der Bibel her sehen wir, dass Gott Leiter in Gemeinden einsetzt, die vor ihm eine besondere Verantwortung haben, die Gemeinde dienend zu führen und den Weg der Gemeinde festzulegen. Und gleichzeitig wird die Gemeinde aufgefordert, auf ihre Leiter zu hören.

Hebräer 13,7:

Hört auf die Verantwortlichen eurer Gemeinde und folgt ihren Weisungen! Denn sie wachen über euch wie Hirten über die ihnen anvertraute Herde und werden Gott einmal Rechenschaft über ihren Dienst geben müssen. Verhaltet euch so, dass ihre Aufgabe ihnen Freude bereitet und dass sie keinen Grund zum Seufzen haben, denn das wäre nicht zu eurem Vorteil.

Das bedeutet nicht, dass Leiter nicht auch Fehler machen und auf diese angesprochen werden.
Und es bedeutet nicht, dass sich nicht auch Leiter von den Maßstäben der Bibel abwenden können. Auch dazu gibt es in der Bibel Leitlinien und wenn eine Gemeinde vom Weg abkommt und sich Leiter nicht korrigieren lassen, dann bedeutet es, dass ich Gott mehr gehorchen muss als den Menschen und letztlich vielleicht auch eine Gemeinde verlasse, um deren Entscheidungen nicht mitzutragen, hinter denen ich nicht stehe.

Nicht jedes Thema ist ja von der Bibel abgedeckt, oft sind es auch Geschmacksfragen, Formen und Traditionen, die zu Konflikten führen. Und so kann es sein, dass selbst wenn ich Gott mit einbeziehe unsere Gemeinde bei einem Thema vielleicht zu einer anderen Entscheidung kommt als eine Nachbargemeinde, und einen anderen Weg einschlägt.

Gott schenkt uns Freiheit, das Leben selber zu gestalten und Entscheidungen zu treffen.

Aber er möchte uns darin leiten und vor dem Fallen bewahren. Manchmal erleben wir das sehr klar. Manchmal erleben wir das im Unterwegssein. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott auch die Gedanken in unseren Überlegungen lenkt, wenn wir ihn mit einbeziehen. Dass er uns Frieden oder Unfrieden über eine Entscheidung gibt. Und schließlich kann Gott Türen öffnen und schließen. Vor wichtigen Entscheidungen haben sich Menschen in der Bibel oft eine Zeit des Fastens und Betens genommen, um auf Gott zu hören.

Gott hat uns zugesagt, dass er uns in unserem Leben ans Ziel führen möchte.

Das kann uns die Angst nehmen, auch mal eine falsche Entscheidung zu treffen. Es geht einfach darum, Gott mit einzubeziehen. Manchmal lassen wir ihn auch bewusst außen vor. Und ja, dann müssen wir auch die Konsequenzen für unser Handeln tragen. Aber vielleicht bist du heute Morgen hier und bereust Wege, die du gegangen bist und denkst, du bist auf ewig festgelegt durch diese Entscheidungen.

Dann möchte ich dir zusprechen, dass Gott dir zusagt:

Denn ich kenne ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu schenken.

Und unmittelbar in diesem Zusammenhang sagt Gott uns auch zu dass, wenn wir ihn suchen, das gilt auch für die Entscheidungen die wir in unserem Leben zu treffen haben, dann werden wir ihn auch finden

Zum Schluss möchte ich gerne nochmal den Inhalt der konkreten Auseinandersetzung hier in der Apostelgeschichte etwas näher anschauen.

Ich habe ja vorhin schon gesagt, dass es hier um eine Grundsatzfrage ging, und die hat auch Auswirkungen auf die Art, wie wir heute Glauben leben. Reicht die Gnade Gottes, oder muss ich noch was dazutun? Die gläubig gewordenen Pharisäer haben gesagt, du musst dich beschneiden lassen und das Gesetz von Mose halten. Und Petrus antwortet darauf, und das schauen wir uns nochmal an:

Warum wollt ihr Gott jetzt herausfordern und diesen Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Vorfahren noch wir selbst zu tragen vermochten? Wir sind doch ganz im Gegenteil davon überzeugt, dass wir – genau wie sie – einzig und allein durch die Gnade des Herrn Jesus gerettet werden. Er machte keinerlei Unterschied zwischen ihnen und uns, sondern hat auch ihr Innerstes aufgrund ihres Glaubens von aller Schuld gereinigt. Apostelgeschichte 15,9-11

Paulus wird das später nochmal ähnlich an die Galater und die Römer schreiben.

Es ist allein Gnade, ein unverdientes Geschenk, dass wir gerettet werden, dass unsere Schuld vergeben ist. Wir können nichts dazu tun. Petrus spricht von einem Joch, was sie hier den Nachfolgern auferlegen wollen.
Das Joch ist das, was man einem zwei Ochsen um den Hals legt, um einen Karren zu ziehen. Das ist schon eine Last, die da auf denen liegt. Aber Jesus ist doch gekommen, um uns freizumachen und nicht, um uns noch zusätzliche Lasten aufzulegen. Petrus sagt hier sogar, das ist ein Joch, was ihr anderen auferlegen wollt, was weder ihr selber noch eure Vorfahren tragen konnten.

Weil vor Gott durch unsere Taten, durch unser Gutsein zu bestehen, das können wir nicht. Das ist also im Grunde Heuchelei, was sie hier fordern: Die sollen was erfüllen, was sie selber gar nicht schaffen. Heute haben wir das längst überwunden, oder? Ich glaube nicht.

Wir sehen doch an dieser Geschichte, dass jeder, der gläubig wird, auch seinen eigenen Background mitbringt. Wir legen das nicht einfach ab, auch nach Jahren als Christen nicht. Wir sind geprägt, von unseren Eltern, unserem Umfeld, und das bringen wir mit. Das kann Vorstellungen von Gott und Glaube betreffen, das kann aber auch Formen und Traditionen betreffen. Und die Gefahr besteht, dass wir die zum Gesetz für alle machen wollen: Glaube und. Nur wenn du das und das tust oder so und so Glaube lebst, dann bist du wirklich gläubig.

Das war zum Beispiel auch eine Herausforderung für viele Missionare, Menschen aus anderen Kulturen nicht mit dem Glauben auch ihre eigene Kultur überzustülpen, z.B. im Sinne von: so und so hat ein richtiger Gottesdienst auszusehen. Was muss der Prediger vorne anziehen? Welchen Stil darf die Musik haben? So wie ich Frömmigkeit lebe, muss der andere das auch tun. Oder manchmal eben auch, so wie ich das an Hand der Bibel erkenne, muss der andere das aber leben, auch wenn ich das selber nicht mal hinbekomme.

So wie der Pharisäer ganz natürlich seine Gesetzlichkeit im Gepäck hat, also die Idee, durch das treue Befolgen von Gesetzen Gott zu imponieren, so haben wir vielleicht einen ganz anderen Background und wir müssen unser Leben immer wieder im Licht von Gottes Wort reflektieren.

Wer sind die Menschen heute, die eine Sehnsucht haben und dafür ihr Leben einsetzen und merken, sie werden enttäuscht, es trägt nicht, vielleicht die Klimakleber, Fridays for future oder andere? Und sind wir dann offen ohne sie abzulehnen?

Gott machte keinerlei Unterschied zwischen ihnen und uns, sondern hat auch ihr Innerstes aufgrund ihres Glaubens von aller Schuld gereinigt.
Also es ist Gottes Gnade allein, die mich rettet auf Grund des Glaubens. Und dieser Glaube, das bedeutet vom Wort her Vertrauen. Es geht um Beziehung.
Beziehung zu Gott wird möglich durch das, was Jesus getan hat und ich sage ja zu dieser Beziehung und fange an, in dieser Beziehung im Vertrauen zu Gott mein Leben zu leben.

Und so wie die Bibel das versteht, und hier gibt es ein großes Missverständnis, was Paulus auch schon anspricht im Römerbrief, denn da haben jetzt Menschen gesagt:

Ist ja super, aus Gnade bin ich gerettet und mir ist vergeben und ich bin frei und jetzt kann ich machen, was ich will? Aber darum geht es ja gar nicht. Es geht darum, dass durch dieses Geschenk, das Gott mir macht, eine Beziehung zu ihm wieder möglich wird und ich ja sage zu dieser Beziehung.
Das wäre ja so, wie wenn ich meine Frau heirate, ja sage zu dieser Beziehung und ab jetzt tue, was ich will und fremd gehe, weil ich weiß, sie wird mir vergeben.
Nein niemals! Im Gegenteil, ich will ja die Beziehung zu ihr stärken und mir ist deshalb wichtig, was sie sagt.
Und so ist das in der Beziehung zu Jesus auch. Und dazu kommt noch, dass ich weiß, dass er den Überblick hat und es gut mit mir meint, weil er mich liebt und dass das, was er in seinem Wort sagt, nicht nur unsere Beziehung stärkt sondern auch dazu beiträgt, dass mein Leben gelingt. Es ist also keine Last, die Jesus mir auflegt.
Ich muss nicht so leben sondern ich will, weil ich ihn liebe. Und ich muss nichts dafür tun und kann es auch gar nicht, dass er mich mehr liebt als er es jetzt gerade tut.

 

Titus 2,11-12:

Denn in Christus ist Gottes Gnade sichtbar geworden – die Gnade, die allen Menschen Rettung bringt. Sie erzieht uns dazu, uns von aller Gottlosigkeit und von den Begierden dieser Welt abzuwenden und, solange wir noch hier auf der Erde sind, verantwortungsbewusst zu handeln, uns nach Gottes Willen zu richten und so zu leben, dass Gott geehrt wird.

Ich bin überzeugt davon, je mehr ich Gottes Gnade verstehe, desto mehr zieht es mich zu Jesus und nicht von ihm weg.

Aber jetzt kommt noch das Kleingedruckte, oder?

Die Sache hat doch einen Haken, nicht wahr? Zumindest scheint es so, als wir vorhin in unserem Text weitergelesen haben, denn da sagt Jakobus auf einmal, wir sollten die Heidenchristen jetzt in einem Brief noch auffordern, wörtlich:

  • sich von der Verunreinigung durch die Götzen
  • und von der Unzucht
  • und vom Erstickten
  • und vom Blut fernzuhalten.

 

Denn Mose hat seit alten Zeiten in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, dadurch dass er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.

Und das möchte ich noch kurz erklären, damit wir verstehen, dass es sich hierbei eben nicht noch um das Kleingedruckte handelt und warum wir das heute auch so nicht mehr leben.

Auf den ersten Blick sind diese 4 Punkte eine komische Mischung. Mich vom Götzendienst fernzuhalten und keine Unzucht zu leben, damit ist in der Bibel jeglicher Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe gemeint, das steckt ja schon in den 10 Geboten mit drin.

Warum werden diese beiden Punkte, die doch klar sein sollten, hier genannt, die anderen Gebote nicht, und dann noch zwei extra Regeln? Das kann also nicht gemeint sein und ist es auch nicht. Alle 4 Punkte kommen aus dem Zeremonialgesetz der Juden aus Levitikus 17-18.

Es geht beim ersten um das Essen von Götzenopferfleisch. Fleisch, das in heidnischen Zeremonien Göttern geweiht worden war und dann auf dem Markt verkauft wurde.

Beim Thema Unzucht sind Verwandtschaftsehen gemeint, die vom damaligen römischen Gesetz bis zu einem gewissen Grad erlaubt waren, wo das Gesetz, das Gott dem Volk Israel gegeben hatte, enger war.
Ersticktes, da geht es um die Art der jüdischen Schlachtung.
Heute bezeichnen wir das als koscheres Fleisch.
Und auch Blut durfte von den Juden nicht gegessen werden.

Warum bekommen die Heidenchristen diese 4 Punkte auferlegt?

Der nächste Vers ist die Begründung:

Weil es in den Städten schon seit alter Zeit, also vielen Jahrhunderten Juden gibt, die durch das Vorlesen dieser Gesetze geprägt wurden und es um Rücksicht auf diese Juden geht. Paulus schreibt genau das gleiche speziell zum Thema Götzenopferfleisch im Römer- und Korintherbrief.
Es geht um Rücksichtnahme auf die Juden, die Christen geworden waren, aber die Freiheit, die sie hatten noch nicht so in der Tiefe und Weite begriffen haben, dass sie nicht in ihrem Glauben ins Straucheln kommen und die Einheit unter den Christen gewahrt bleibt. Und es geht auch um Rücksicht auf die Juden, keine unnötigen Hindernisse für die Evangelisation der Menschen aufzubauen, die um sie herum leben. Gerade durch die Bibelstellen im Römer- und Korintherbrief können wir aber erkennen, dass es sich hierbei um kulturell bedingte Einschränkungen handelt, weil Paulus eine grundsätzliche Freiheit verkündet. Und deshalb leben wir diese Punkte heute nicht mehr, weil wir in einem ganz anderen Umfeld leben. Es gibt also kein Kleingedrucktes.

Trotzdem können auch wir uns aus dieser Freiheit heraus fragen, was sind denn die Themen heute, wo es heißt, auf andere Mitchristen aus Rücksicht manches zu tun und anderes zu lassen, obwohl wir frei sind, und genauso, um die Menschen um uns herum zu erreichen.

Wenn ich zum Beispiel mit Moslems in Kontakt bin, dann verzichte ich darauf, Schweinefleisch zu essen und Alkohol zu trinken, weil ich sonst von vornherein für den anderen als Gesprächspartner nicht akzeptiert werde.

Entscheidungen mit dem Heiligen Geist treffen

Wir haben an Hand des Apostelkonzils, wo es um eine Grundsatzfrage ging, gesehen, wie wir Entscheidungen mit dem Heiligen Geist treffen können, und wir haben gesehen, dass wir aus Gnade gerettet sind, dass es kein Kleingedrucktes gibt, aber auch wie schnell wir in der Gefahr stehen, anderen oder uns selber etwas aufzulegen, weil jeder von uns seine eigene Geschichte mitbringt und dass es auch wichtig ist, aus der Freiheit heraus, die Gott uns schenkt, Rücksicht auf andere zu nehmen, sei es andere Gläubige oder Menschen aus unserem Umfeld, die wir mit Jesus bekannt machen wollen.

Vielleicht stehst du heute morgen vor einer wichtigen Entscheidung,
vielleicht ist dir aber auch wieder ganz neu die Bedeutung und die Größe von Gottes Gnade deutlich geworden.
Lasst uns das, was uns bewegt, mit den nächsten Liedern vor Gott hinlegen und uns nach ihm ausstrecken.
Wir stehen dazu auf.

 

Amen
 
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver