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„Ich bin die Thür: so Jemand durch mich eingehet, der wird selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“
Joh. 10, 9.

Das Wort Gottes sagt uns, daß sich unter der großen Menge der Menschen ein besonderes Volk findet – ein Volk, das aus dem allgemeinen Geschlecht von Gott erwählt ward, eh‘ die Sterne noch begannen, zu scheinen; ein Volk, das Gottes Herzen theuer war, ehe der Welt Grund geleget ward; ein Volk, das erlöset ist durch das kostbare Blut Jesu vor der übrigen Menschheit; ein Volk, welches das besondere Eigenthum Christi ist, die Heerde seiner Weide, die Schafe seiner Hand; ein Volk, über welchem die Vorsehung wacht und seinen Gang leitet in den verschlungenen Irrgärten des Lebens; ein Volk, das zuletzt dargestellt werden soll, fleckenlos, jeder Einzelne desselben, vor dem ewigen Thron und fähig der hohen Bestimmung, welche in künftigen Zeitaltern an ihm offenbar werden soll. Die ganze Schrift hindurch les’t ihr von diesem besondern, eigenthümlichen Volke. Zuweilen wird es „ein Same“ genannt, manchmal „ein Garten,“ manchmal ein „Eigenthum“ und zu andern Zeiten, wie in dem verlesenen Capitel „eine Heerde.“ Der gewöhnliche Name für dasselbe ist im Neuen Testamente „die Gemeinde,“ „die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eignes Blut erworben hat.“ „Christus hat die Gemeinde geliebet und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort.“

Nun ist die große Frage, wie wir Einlaß gewinnen in diese Gemeinde. Wo wird diese Gemeinschaft gefunden? Wer sind die Mitglieder derselben? Welches ist der Weg, um an den Vorrechten theilzunehmen, die ihr gehören? Jesus Christus sagt uns hier zweierlei: Erstens, wie wir in die Gemeinde eintreten. Der Weg ist durch ihn selber als die Thür. Zweitens, was die Güter sind, die wir als Glieder der Gemeinde Christi empfangen – wir werden selig werden und werden ein- und ausgehen und Weide finden.

I.

Wie Jemand ein Glied dieser Gemeinde wird, die da erwählt und erlöset ist und selig werden soll, das wird durch den ersten Ausspruch unsers Herrn einfach und kurz hingestellt. – Christus sagt uns, daß der einzige Weg zum Eintritt in die Gemeinde durch ihn selber ist. Er ist die Thür, die einzige Thür. Es giebt keine andere Art des Einlasses in seine Gemeinde, als durch ihn selber. Laßt es denn Ein für alle Mal verstanden werden, daß wir nicht durch die Taufe in die Gemeinde Christi kommen können. Es sind Zehntausende; nein, es sind Millionen gewesen, die auf eine Art getauft sind, d. h. sie sind besprengt und Tausende und untergetaucht worden, die niemals in die Gemeinde Christi gefunden haben. In Anbetracht des Sakraments, das an ihnen mit ihrer Einwilligung oder noch häufiger ohne dieselbe, vollzogen war, werden sie von einigen Personen als Christen anerkannt; aber laßt mich euch sagen, daß, wenn sie nicht durch wahren Glauben zu Christo kommen, sie nichts Besseres als getaufte Heiden sind; sie sind besprengte Heiden stets noch. Ihr mögt Jemanden in einem immerwährenden Schauer halten, aber ihr könnt ihn nicht zu „einem Gliede Christi“ dadurch machen; ihr mögt ihn durch den Atlantischen Ocean ziehen und wenn er die Taufe überlebte, so würde er nicht um ein Jota besser sein. Die Thüre ist nicht die Taufe, sondern Christus. Wenn du an Christum glaubst, bist du ein Glied seiner Gemeinde. Wenn dein Vertrauen auf Jesum gestellt ist, der Gottes großer Weg des Heils ist, so hast du den Beweis, daß du von ihm erwählet warst, ehe denn der Welt Grund gelegt war; und dieser dein Glaube giebt dir das Recht auf alle Privilegien, die Christus in seinem Wort den Gläubigen verheißen hat.

Wenn Christus die Thür ist, so folgt daraus, daß die Menschen nicht durch Geburtsrecht in die Gemeinde kommen. Die „Gesellschaft der Freunde“ ist eine der Gemeinschaften gewesen, die am meisten gewirkt haben und sie hat viele Jahre lang in sehr wichtigen Punkten ein gutes Zeugniß abgelegt; aber mir scheint, das große Uebel in ihr, was ihr am meisten Schaden gethan, ist die Gestattung der Mitgliedschaft um des Geburtsrechtes willen. Nehmen sie nicht die Kinder ihrer Mitglieder in die Gemeinschaft auf, als wenn sie nothwendig geeignete Personen für die sichtbare Gemeinde wären? Meine Brüder, es ist ein großer Vorzug, christliche Eltern zu haben, es mag sich als einen großen Vortheil ausweisen, wenn ihr ihn richtig benutzt; aber es schließt eine große Verantwortlichkeit in sich, und wenn ihr es unrichtig braucht, so kann es euch statt eines Segens ein furchtbarer Fluch werden. Obgleich du Einer aus einer langen Linie von Heiligen sein magst, dennoch: „Es sei denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ Das frömmste Beispiel, die gottesfürchtigste Erziehung können die Bekehrung nicht sichern und ohne Bekehrung, verlaßt euch darauf, könnt ihr nicht Christo angehören. „Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Da wir keine Kindertaufe haben, fallen wir nicht so leicht in diesen Irrthum, wie einige Denominationen, doch ist es nöthig, selbst hier zu sagen, daß ihr kein Recht auf die Güter des Evangeliums habt um eurer Väter und Mütter willen. Ihr müsset von Neuem geboren werden, ihr selber. Ihr habt kein Anrecht an den Bund der Gnade, noch an die Segnungen und Verheißungen desselben, wenn ihr nicht durch euren eignen persönlichen und individuellen Glauben zu Christo kommt. Weder euer Vater, noch eure Mutter können die Thür zu Christi Gemeinde für euch sein, sondern Christus selber. „Ich,“ sagt er, „ich bin die Thür.“ Wenn ihr Christum erlanget, seid ihr in seiner Gemeinde. Wenn ihr ihn ergriffen habt, seid ihr ein Glied jener geheimen und unsichtbaren Gemeinschaft seiner Erwählten und Erlösten; aber weder durch die Taufe, noch durch das Recht der Geburt, könnt ihr dies jemals werden.

Ferner: da Christus die Thür ist, so ist es ersichtlich, daß Jemand nicht ein Mitglied der Gemeinde Christi wird dadurch, daß er das Bekenntniß ablegt, ein solches zu sein. Er mag sich als verabscheuenswürdigen Heuchler erweisen, aber er kann sich nicht durch das bloße Bekenntniß als ächten Christen erweisen. Die Menschen werden in dieser Welt nicht reich durch verschwenderische Ausgaben oder durch die Behauptung, reich zu sein. Sie müssen die Urkunden ihres Besitzes in der Hand haben und das Geld im wohlverwahrten Kasten, sonst sind sie arm trotz aller ihrer Ansprüche. Und du kannst nicht ein Christ werden dadurch, daß du hervortrittst und um Aufnahme in die Gemeinde bittest, erklärst, daß du glaubst und gestehst, daß du Buße gethan. Nein, wahrlich, du mußt wirklich Buße thun oder du wirst umkommen; du mußt wirklich glauben oder du wirst „keinen Theil noch Anrecht“ haben an dieser Sache. Das bloße Sprechen: „Ja, ja, ich bin willig, dieses zu bekennen, ich bin willig, dieses zu sagen,“ macht dich nicht mehr zu einem Christen, als es Baumwolle zu Seide macht, wenn man sie so nennt oder als es Lehm zu Gold macht, wenn man diesen Titel darauf schreibt. Hüte dich vor einem falschen Bekenntniß, denn es ist doppelt gefährlich. Der, welcher ohne Gnade ist, ist in Gefahr; aber der, welcher das Bekenntniß ablegt, sie zu haben, wenn er sie nicht hat, ist in doppelter Gefahr, denn er wird weniger leicht, als Andre erweckt werden und sicherlich, wenn nicht Gottes Gnade ihn verhindert, sein Bekenntniß zu einem Kissen für sein gottloses und schlummerndes Haupt machen, bis er sich in die Hölle hineinschläft. Weiter, und dies mag vielleicht noch schärfer treffen, ein Mensch wird nicht dadurch einer von des Herrn Volk oder eins von Christi Schafen, daß er in irgend einer sichtbaren Gemeinde Aufnahme findet. Er sollte nicht versuchen, in eine sichtbare Gemeinde einzutreten, ehe er in der wahren Gemeinde ist. Er hat kein Recht, in die äußere Anstalt einzugehen, ehe er in das geheime Wahlzimmer durch einen lebendigen Glauben an Christum gekommen ist. Wenn er an der Thür vorübergeht und über die Mauer steigt und in die äußere Kirche kommt, ohne an Christum zu glauben, ist er so weit davon entfernt, selig zu werden, daß im Gegentheil Christus zu ihm sagen wird: „Du bist ein Dieb und ein Räuber, denn du hast einen andern Weg erklommen und bist nicht durch die Thür eingetreten.“ Ich glaube, wir thun Recht, die Zulassung von Mitgliedern der Abstimmung der Gemeinde zu unterwerfen; ich glaube, wir thun Recht, die Candidaten zu prüfen, um zu sehen, ob sie ein glaubwürdiges Bekenntniß ablegen und ob sie wissen, was sie im Begriff sind, zu thun. Aber unsre Prüfung – o, sie geht nicht tiefer als die Haut. Wir können das Herz nicht erforschen und das beste Urtheil noch so vieler christlicher Männer, wenn sie auch redlich sind und mit großer Achtung behandelt zu werden verdienen, es wäre doch nur ein armseliges Ding, sich darauf zu verlassen. Wenn ihr nicht Christum habt, so sind die Bescheinigungen eurer Gemeinde nur Makulatur und eure Zugehörigkeit zu irgend welchen Leuten, wie rein und apostolisch sie auch sein mögen, ist nur ein Name, daß ihr lebet, während ihr todt seid, denn der einzige Weg, der alleinige Weg, in die wirkliche, lebendige, lebenskräftige Gemeinde Christi zu kommen, ist das Kommen zu Christo, der selber die Thür ist.

Das klare Deutsch dieses Bildes ist also dieses – Um einer vom Volke Gottes zu sein ist das Wesentliche, ein einfaches sich-auf-Christum-Verlassen. Wenn ihr dieses nicht habt – einerlei, wer euch tauft oder wer euch das geweihte Brod und den Wein giebt oder wer euch das Morphium einer Heilshoffnung, für die keine Bürgschaft ist, einflößt – ihr werdet in euren Sünden sterben, ungeachtet aller eurer Sakramente, es sei denn, daß ihr zu Christo kommt. Keinen andern Eingang in den Himmel kann es geben, als nur durch ein einfaches sich-Verlassen auf ihn, der geblutet und gestorben an Golgatha’s Kreuz; das Predigen irgend eines andern Lehrgebäudes ist bloßer Betrug, gegen den die warnende Stimme ausging, ehe noch die Schlinge gelegt war, um den Unbehutsamen zu fangen.

Merkt euch, der einfache Glaube, wo er ächt ist, zeigt es klar, daß ihr durch Christum, die Thür, eingehet, weil solcher Glaube zum Gehorsam führt. Wie kannst du meinen, ein Glied seiner Kirche zu sein, wenn du Christo nicht gehorsam bist? Es ist nothwendig, daß Der, welcher sein Vertrauen auf Christum setzt, auch sein Diener wird. Wirklicher Glaube lehnt sich dagegen nie auf, sondern findet seine Freude darin. „Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote,“ sagt Christus. Wenn wir nicht aus Liebe zu ihm seine Gebote halten, so ist unsre Religion eitel. „Ohne Heiligung wird Niemand den Herrn sehen.“ Wir mögen so viel schwatzen als wir wollen von innern Erfahrungen und vom Glauben, aber „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Der Geist Gottes ist der Geist der Heiligkeit. Wenn Christus in die Seele kommt, muß die Seele von allem Bösen gereinigt werden. Ihr wißt, wie Maleachi seine Ankunft beschreibt. Er kündet uns die Verheißung an, daß der Herr, deß wir begehren, bald zu seinem Tempel kommen wird, das will sagen: die, welche suchen, werden finden; wißt ihr, was er hinzufügt: „Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden mögen? Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmiedes und wie die Seife der Wäscher.“ Nun, des Goldschmieds Feuer brennt die Schlacken aus und der Wäscher Seife nimmt die Flecken hinweg; so werdet ihr, wenn Christus in euch ist, durch ein Feuer gehen, das eure äußerliche Sünde verbrennen wird und ihr müsset wie mit des Wäschers Seife gewaschen werden, um von allem Bösen gereinigt zu sein. „Irret euch nicht, Gott lässet sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten.“ Wenn ihr nach dem Fleische lebet, werdet ihr sterben, aber wenn ihr durch die Gnade Christi in ihm lebet, ihm vertrauet und ihm dienet – das Dienen ist der Beweis des Vertrauens und das Vertrauen ist der Beweis eurer Erwählung – dann seid ihr in die Gemeinde gekommen durch die Thür, und Alles steht wohl mit euch.

Nun, wenn es sich so verhält, daß Christus die Thüre für die Gemeinde ist und wenn wir durch diese Thür in dieselbe eingetreten sind, so macht es uns nicht viel aus, was der alte Herr in Rom von uns denkt. Er mag uns excommuniciren. Er liebt es sehr, dies zu thun. Er versteht’s trefflich, zu verfluchen. Was ist daran gelegen? Wenn ich in Christo Jesu eine neue Creatur bin, so ist nicht ein Jota daran gelegen, wenn der Papst mich schmäht. Außerdem giebt es genug heutzutage, die uns schimpfen und sagen: „Ihr Nonconformisten seid ein Pack Häretiker; wir haben die Apostolische Succession; wir haben die Sakramente und die Priester.“ Ah! Sie rühmen sich „katholisch“ zu sein, obgleich ihr Anspruch verworfen wird, eben so sehr von dem Babylon, das hier unten, als von dem Jerusalem, das droben ist. Laßt sie sich rühmen, wenn sie wollen. So lange wir Christum haben, mögen sie ihre Apostolische Succession und all‘ ihre andern werthlosen Dinge behalten; er ist die Thür und wenn wir durch ihn gekommen sind, steht es gut genug. Mir gefällt die Geschichte von den Sandwichs-Insulanern, die von einigen unsrer Missionäre bekehrt waren und denen das Evangelium Jahre lang gepredigt wurde. Endlich landeten da einmal zwei oder drei Herren in langen, schwarzen Gewändern und die Leute fragten sie, weshalb sie gekommen wären. Sie erwiederten, sie seien gekommen, um sie zu lehren, und im wahren Glauben zu unterrichten. Gut, sagten die Insulaner, sie würden sich freuen, davon zu vernehmen. Wenn ihre Lehre wahr und schriftgemäß sei, wollten sie ihnen zuhören. Nach und nach ward den Eingebornen ein kleines Diagramm vorgestellt, ähnlich einem Baume. Dieser Baum hatte viele Aeste. Die am weitesten entfernten Zweige waren die verschiedenen Heiligen, die Gläubigen, welche gute Werke thun; die etwas größeren waren die Priester; die dicken Aeste waren die Bischöfe, die dicksten die Cardinäle; und zuletzt vereinigten sie sich alle mit dem Stamme, welcher der Papst war und so ging es den ganzen Weg hinunter bis zum Boden, wo es an Petrus kam, der die Wurzel war, da seine Autorität unmittelbar von Christo herstammte. Darauf fragten die Eingebornen allerlei in Betreff dieser Zweige und Aeste und besonders über einige vermoderte Aeste, die abfielen und ins Feuer hinein. Wer waren diese? Sie waren Luther, Calvin und andere Häretiker, die von dem wahren Baum der Kirche abgehauen waren. „Gut,“ sagte Einer der Insulaner, „und, bitte, was ist die Wurzel des Baumes?“ Natürlich ward zugestanden, daß dies Jesus Christus sei: Da klatschten sie auf einmal vor Freuden in die Hände und sagten: „Wir wollen uns nicht kümmern um diese Aeste, Stämme und Zweige, wir haben nie von ihnen gehört, aber wir haben die Wurzel und das wird genug sein, um darauf zu wachsen.“ Ebenso, Brüder, können wir heute Abend sagen, wenn wir Christum haben, so haben wir „die Wurzel aus dürrem Erdreich.“ Wir haben die Wurzel der Sache, die Grundlage, die Summe, das Wesen derselben.

Laßt sie auf ihre Formen trau’n,
Wir wollen nur auf Jesum bau’n.

Laßt sie ihres Weges gehen und sich ihrer Phantasien erfreuen; Christus ist die Thür. Wir haben Christum, wir sind durch die Thür eingetreten, wir haben an ihn geglaubt, wir sind durch ihn in den Glauben, in Freude und Frieden eingegangen. Wir wollen damit zufrieden sein. Laßt Andre einen andern Weg hinauf klettern, wenn es ihnen gefällt. Ehe ich diesen Punkt verlasse, drängt sich noch eine Frage auf: – Sind wir Alle durch die Thür eingegangen? Wir sind uns darüber einig, daß Christus die Thür ist. Sind wir durch die Thür eingegangen? Ihr, die ihr alt werdet – ich fühle immer große Freude, wenn ich graue Häupter, das Zeichen reiferer Jahre, in der gottesdienstlichen Versammlung sehe; – aber glaubt ihr alle an Jesum? Ihr kennt die Wahrheit, ihr möchtet nicht etwas Andres als das einfache Evangelium predigen hören; aber habt ihr das Evangelium ergriffen? Ein Mann kann Hungers sterben mit Brod auf dem Tisch, wenn er nicht ißt und er kann vor Durst umkommen, ob er gleich bis zum Hals im Wasser ist, wenn er nicht trinkt. Habt ihr euer Vertrauen auf Christum gesetzt? Wenn nicht, wie könnt ihr in dem Zustand des Unglaubens verharren, denn: „wer nicht glaubet, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes.“ Männer und Frauen von mittlerem Alter, die ihr mit den Sorgen des Lebens kämpft, seid ihr in Christum eingegangen? Ich weiß, eure Gedanken sind sehr in Anspruch genommen, und nothwendigerweise so, von der Welt; aber habt ihr keine Zeit, über diese Frage nachzudenken oder wagt ihr’s, sie zu vernachlässigen: „Glaubest du an den Sohn Gottes?“ Wenn nicht, o Mann, dein Leben hängt an einem Faden, reißt dieser, so ist dein Verderben sicher. Und, o, ihr jungen Leute, welch‘ eine Gnade ist es, daß wir euch willig sehen, zu kommen und das Wort zu hören! Aber habt ihr alle es mit eurem inwendigen Ohr gehört? Habt ihr zu meinem Meister aufgeblickt? O, es ist süß, am frühen Morgen des Lebens zu Christo zu kommen, einen langen Tag des Glücks vor euch zu haben! Möge es der Segen eines Jeden von uns sein! Es ist vergeblich, auf die Thür zu blicken, wenn ihr nicht eingehet. Gott gebe euch Gnade, hereinzukommen, wenn ihr es nie vorher gethan.

II.

Unser Herr und Meister sagt uns, welche Güter wir empfangen, wenn wir durch ihn, die Thür, eingehen. Der, welcher durch Christum eingehet, soll selig werden, soll ein- und ausgehen und Weide finden.

Er soll selig werden. Der, welcher an Jesum Christum glaubt, soll selig werden; er ist selig und wird selig werden. Ein Mann hat durch Zufall einen Andern getödtet. Der nächste Blutsverwandte wird sicher den Todschläger aus Rache tödten, wenn er ihn erreichen kann. Darum flieht der Arme, zum Mörder Gewordene, so schnell er kann, in die Freistadt. Wie schlägt sein Herz, wie eilen seine Füße, wie flieht er mit aller Macht! Da ist ein Wegweiser mit dem Wort: „Freistadt“ darauf und weiter setzt er seinen Weg fort. Aber auf einmal wendet er den Kopf, während er läuft und wird gewahr, daß der Bluträcher hinter ihm ist. Er sieht, daß er ihm einen Vortheil abgewinnt, er fühlt, daß er ihn wahrscheinlich einholen wird. O, wie hütet er seine Schritte, daß sie nicht an einen Stein stoßen, wie fährt er über den Boden dahin, leicht wie ein Reh. Er läuft, bis er die Thore der Stadt sehen kann. „Das ist die freundliche Freistadt,“ sagt er. Aber er ruht da nicht, denn der Anblick der Stadt gewährt ihm keine Sicherheit, so beschleunigt er seine Eile, als wenn er den Wind überflügeln wollte, bis er durch den Thorweg stürzt und in der breiten Straße der Stadt ist. Nun steht er still. Nun athmet er auf. Nun wischt er den heißen Schweiß von der Stirne. „Jetzt bin ich sicher,“ sagt er, „denn kein Bluträcher darf über jene Schwelle kommen; wer einmal diese erreicht hat, ist frei.“ So ist es mit dem Sünder, wenn die Sünde ihn verfolgt, wenn er entdeckt, daß er Gott beleidigt hat. Er hört die furchtbaren Renner der Gerechtigkeit in raschem Lauf hinter sich und sein Gewissen flieht und seine Seele eilt nach dem Kreuze. Er faßt ein wenig Hoffnung. Er hört von einem Heiland, aber das ist nicht genug. Er wird nie ruhen, er wird nie sagen, daß er im Frieden ist, bis er durch das Thor des Glaubens gegangen ist und sagen kann: „Nun glaube ich, daß Jesus für mich starb.“

Wer durch die Thür eingeht, wird selig werden. Noah’s Arche wurde vor Zeiten gebaut, um Noah und seine Familie in der großen Fluth zu erhalten. Es konnte nicht gesagt werden, daß Noah gerettet sei, bis er durch die Thür gegangen; aber als er dieses gethan, schloß eine göttliche Hand, ganz ungesehen, sie hinter ihm zu und als Noah sie verriegeln hörte und nun verstand, daß der Herr ihn eingeschlossen, da fühlte er sich ganz sicher. Wenn Gott uns einschließt, können die Fluthen von unten uns nicht ertränken und die Regengüsse von oben nicht durch dringen und uns schaden. Wen Gott einschließt, der muß sicher sein. In dem Augenblick, wo ein armer Sünder auf Jesum vertraut, schließt Gott die Thür hinter ihm zu. Da ist er und da soll er sein, bis keine Zeit mehr sein wird. Er ist geborgen. Die höllischen Mächte sollen ihn nicht verderben und die Rache Gottes kann ihn nicht anrühren. Er ist durch die Thür eingegangen und er wird selig werden.

Ich las neulich eine Geschichte von einigen Russen, welche über weite Ebenen reisten, auf denen sich hier und da Waldungen befanden. Die Dörfer lagen zehn oder zwölf Meilen auseinander, und es gab viele Wölfe dort; die Pferde jagten in größter Hast vorwärts, die Reisenden konnten das Heulen der Wölfe hinter sich hören; und obschon die Pferde mit der äußersten Schnelligkeit liefen, waren die Raubthiere schon dicht hinter ihnen und sie entkamen nur mit genauer Noth, indem es ihnen gelang, eine Hütte zu erreichen, die am Wege stand und die Thür hinter sich zu schließen. Da konnten sie die Wölfe auf’s Dach springen hören, sie konnten hören, wie sie an die Seiten der Hütte stießen; sie konnten sie an der Thür nagen und heulen und allerlei unheimlichen Lärm machen hören, aber sie waren geborgen, weil die Thür, durch die sie gekommen, nun verschlossen war. So, wenn Jemand in Christo ist, kann er, so zu sagen, die Teufel gleich Wölfen heulen hören, alle hungrig und gierig nach ihm; und seine eignen Sünden suchen gleich Wölfen ihn ins Verderben hinab zu ziehen. Aber er ist in Christo und das ist ein solcher Schutz, daß alle Teufel in der Welt, wenn sie auch alle auf Einmal kämen, doch nicht einen einzigen Balken dieser ewigen Zufluchtsstätte verrücken könnten; sie muß feste stehen, ob Erd‘ und Himmel auch vergingen. So sagt Christus also zu jedem Mann und zu jeder Frau, daß sie selig werden sollen, wenn sie durch die Thür eingehen. Zweifelt nicht daran. Laßt nicht irgend Jemanden die Frage aufwerfen, ob er es werden könne oder nicht werden könne; er wird es werden. O, hängt euch fest an dieses selige „wird.“ Hörer, wenn du ein Trunkenbold gewesen bist, so wirst du doch selig werden, wenn du auf Jesum traust. Du wirst nicht zu deiner alten Trunkenheit zurückkehren, sondern du sollst aus ihr errettet werden, wenn du an ihn glaubst. O Weib, wenn du deinen Namen auf’s Aergste befleckt hast, dennoch, wenn du an Christum glaubst, soll keine deiner alten Sünden dich verderben, sondern du sollst selig werden. O, wenn ihr auch jeden Tag eures Lebens versucht würdet; versucht, wie ihr es nie zuvor waret, doch ist Gott wahrhaftig und kann nicht lügen – wenn ihr durch Christum, die Thür, kommt, werdet ihr selig werden. Versteht ihr, was es heißt, durch die Thür kommen? Es heißt, sich auf Jesum verlassen, sich ihm ergeben, in ihm ruhen. Wenn ihr eure Krüge und Becher an den Nägeln eures Gesimses aufhängt, was hält sie, daß sie nicht fallen? Nichts, als der Nagel und wenn der gut hält, so kann nichts fallen, was daran hängt. Nun, ihr müßt auf Christum trauen, wie das Gefäß am Nagel hängt und wenn ihr das thut, so ist er wie ein Nagel, der an einem sichern Platz befestigt ist und ihr könnt nicht und werdet nicht umkommen. Das ist das erste Gut – er wird selig werden.

Wer durch die Thür hineinkommt, soll eingehen. Der Mann, der an Christum glaubt, wird in den Frieden und die Ruhe eingehen, denn „es ist keine Verdammung für die, die in Christo Jesu sind.“ Er wird eingehen in geheime Erkenntniß. Er wird ein Schüler und von Christo als seinem Rabbi gelehrt werden. Er wird zu Gott eingehen mit heiliger Kühnheit im Gebet. Er wird hineingehen „in das Inwendige des Vorhangs“ und zu Gott vor dem Gnadenstuhl sprechen. Er wird eingehen in die Stätte des Kindes und als ein angenommener Himmelserbe dastehen. Er wird eingehen in enge Gemeinschaft mit Gott. Er wird sprechen mit dem, der ihn gemacht hat. Der Herr wird das Licht seines Angesichtes über ihn erheben. Er wird eingehen zu den höhern Stufen in geistlichen Dingen. Er wird eingehen in das Schatzhaus des Gnadenbundes und sagen: „All‘ dieses ist mein.“ Er wird in das Vorrathshaus der Verheißungen gehen und nehmen, was immer seine Seele Noth thut. Er wird eingehen und von einem Cirkel in den andern gehen, bis er in den innersten kommt, wo die Liebe Gottes am meisten ausgegossen ist.

Wer durch die Thür eintritt, wird selig werden und eingehen. Wenn ihr wißt, was dies bedeutet – geht ein; geht weiter ein; geht noch beständiger ein. Bleibt nicht stehen, wo ihr seid, sondern geht ein, bis ihr ein wenig mehr erhalten habt. Wenn ihr Christum liebt, kommt näher zu ihm und näher und noch näher. Laßt euer Gebet sein:

„Näher, mein Gott, zu dir,
Näher zu dir,
Drückt mich auch Kummer hier, drohet man mir,
Soll doch trotz Kreuz und Pein,
Dies meine Loosung sein:
Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!“

Aber wenn ihr in irgend etwas hineinkommen wollt, das göttlich ist, müßt ihr durch Christum hineinkommen. O ihr, die ihr eure Bibeln öffnet und einen Spruch zu verstehen wünscht: der Weg, in die Bedeutung eines Ausspruches einzudringen, ist durch die Thür, Christus. O ihr, die ihr mehr Heiligkeit wünscht, kommt durch die Thür; der Weg zur Heiligkeit ist nicht durch Moses, sondern durch Christum. O ihr, die ihr engere Gemeinschaft mit eurem himmlischen Vater haben wollt, der Weg dahin geht nicht durch eure eignen Anstrengungen, sondern durch Christum. Ihr kamt am Anfang zu Christo, um das Heil zu erhalten; ihr müßt immer noch zu ihm kommen, um Heiligung zu erlangen. Sucht niemals eine andere Thür, denn es giebt nur Eine und diese Eine Thür wird euch zu Leben, Liebe, Frieden, Erkenntniß und Heiligung führen. Sie wird euch in den Himmel führen. Christus ist der Hauptschlüssel zu allen Zimmern im Palaste der Barmherzigkeit und wenn ihr Christum erhaltet, werdet ihr eingehen. Nichts wird euch von irgend einer der geheimen Kammern (Hohel. 1, 4) zurückhalten. Ihr werdet eingehen, im Namen Gottes, durch Christum, die Thür.

Das nächste Gut ist, daß er ausgehen wird. Wenn man die zwei zusammen nimmt – er soll ein- und ausgehen – so bedeuten sie Freiheit. Der Christ kommt nicht in die Gemeinde, wie in ein Gefängniß, sondern er kommt hinein als ein freier Mann, der in seinem Hause ein- und ausgehet. Aber, was ist mit dem „ausgehen“ gemeint? Ich glaube, Brüder, es bedeutet dieses: Die, welche Christo vertrauen, gehen aus zu ihrem täglichen Geschäft durch Christum, die Thür. Ich möchte wissen, wie Viele von euch je daran gedacht haben. Ihr wißt: manchmal steht ihr auf, zieht eure Sachen an und stolpert dann gleich zu eurem Werk und fühlt euch darauf den ganzen Tag sehr schwach. Nun, das wundert mich nicht, denn ihr gingt nicht aus durch Christum, die Thür. O, wenn ihr euch Christo gegeben hättet für den Tag und wenn ihr auch nur ein paar Minuten Zeit zum Gebet gehabt, doch gesprochen hättet: – „Herr, ich bin dein, habe Acht auf mich heute; ich gehe hin, wo Manche mich versuchen und auf die Probe stellen werden. Ich weiß nicht, was mir begegnen wird, aber Herr, ich gehe aus in deinem Namen und traue auf deine Kraft; giebt es irgend etwas, das ich für dich thun kann, so wünsche ich es zu thun. Giebt es etwas zu leiden, so möchte ich es um deinetwillen leiden, aber habe Acht auf mich, Herr. Ich will nicht ausgehen und meinen Mitmenschen ins Angesicht sehen, ehe ich dein Antlitz gesehen habe, und ich möchte nicht mit ihnen sprechen, bis ich mit dir gesprochen, noch hören, was sie zu sagen haben, bis ich gehört, was Gott der Herr spricht.“ Verlaßt euch darauf, es ist ein gesegneter Ausgang, wenn ihr durch die Thür ausgehet. Ihr könnt gewiß sein, daß ihr fröhlich heimkehret, wenn ihr auf diese Weise ausgehet.

Sollte nicht dieses „ausgehen“ auch bedeuten: ausgehen zum Leiden? Ihr und ich, wir werden mitunter berufen, großen körperlichen Schmerz, Verlüste oder Trennung von unsern Lieben zu ertragen. Wohlan, wie süß ist es, durch die Thür auszugehen, um dies zu erleiden und im Stande sein zu sagen: „Nun, mein Meister, dies ist ein Kreuz, aber ich will es tragen, nicht in eigner Kraft, sondern in deiner. Thu‘, was du willst, mit mir. Ich will den Kelch trinken, weil du ihn mir bestimmt hast.“ Wenn ihr nur Christi Hand darin sehen könnt, das macht das Bittre süß und das Schwere wird bald leicht. Geht zu eurem Krankenbett, wie ihr hofft, zu eurem Sterbebett zu gehen, durch die Thür, das ist, durch Christum.

Und wenn wir, wie es zuweilen der Fall ist, auszugehen haben, so zu sprechen, aus der Gemeinschaft mit Christo, um mit unsrer inwohnenden Sünde zu kämpfen, so ist der rechte Weg, auszugehen und ihr zu widerstehen, der, durch die Thür. Wenn ihr es je versucht, in eurer eignen Kraft mit der Sünde zu fechten oder auf dem Grund des Gesetzes oder weil ihr fühlt, daß ihr verdammt werdet, wenn ihr diese Sünden nicht überwindet, so werdet ihr schwach sein, wie Wasser. Die rechte Art, den Sieg zu gewinnen ist durch das Blut des Lammes. Die Sünde wird nicht getödtet, es sein denn, daß wir das Blut Christi auf sie werfen. Wenn dieses in Berührung kommt mit der Sünde, die uns angreift, so verdorrt diese Sünde alsbald. Geht zu euren geistlichen Kämpfen aus durch die Thür.

Und so, Geliebte, sollten wir bei Allem, was wir für den Herrn thun, durch die Thür ausgehen. Es ist immer süß für mich, zu predigen, wenn ich fühle, daß ich im Namen meines Meisters vortrete, wenn ich nicht komme, euch zu erzählen, was für Ideen ich aus meinem eignen Gehirne herausgesponnen habe; noch um anziehende Bilder vor euch zu bringen, wie ich zuweilen wohl möchte; sondern wenn ich komme, euch zu sagen gerade das, was mein Herr will, daß ihr wissen sollt und es euch sage als eine Botschaft von Gott und in meinem eignen Herzen seine große Liebe zu Sündern, die am Rand des Verderbens stehen, fühle. Dann, in der That, ist’s Freude, das Predigtamt zu verwalten. Ihr Sonntagsschullehrer werdet immer gut lehren, wenn ihr ins Schulzimmer durch die Thür gehet, das ist, wenn ihr mit Christo gewesen seid, wenn ihr seine Nähe gesucht und euch derselben erfreut habt. Ich weiß, meine lieben Brüder und Schwestern, die ihr in größeren Klassen lehret, die ihr dem Unterrichten oder Ermahnen oblieget, die ihr mit irgend einem heiligen Werke beschäftigt seid, ihr richtet es immer wohl aus, wenn Gottes Lächeln auf euch ruht bei eurem Thun; und es wird von großem Erfolg begleitet sein, wenn ihr immer dazu gehet durch Christum, die Thür; wenn ihr Christo durch Christum dient und es nicht blos für ihn thut, sondern durch und mit ihm. Unsre eigne Kraft ist vollkommne Schwachheit, aber die Kraft, die durch einfaches Vertrauen auf den immerlebenden Christus kommt, der da gesagt hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende,“ – das ist die Kraft, welche den Sieg gewinnt. Gott gebe euch Gnade, nicht blos einzugehen, sondern auch auszugehen durch die Thür.

Nun denn, das letzte, in unserm Text namhaft gemachte Gut ist, „und wird Weide finden“. Ich setze voraus, dies ist es weshalb ihr hieher kommt, die ihr den Herrn liebt; ihr kommt hieher, um Weide zu finden. Es ist ein großer Segen, wenn wir wirklich Weide für uns finden, wenn wir kommen um das Evangelium zu hören. Wir kennen Einige, welche sagen, daß die Lasten der Woche unerträglich für sie werden, weil sie so öde Sabbathe haben. Ach, wenn ihr Mitglieder einer Gemeinde seid, die von Zwietracht zerrissen wird, wo die Predigt von allem Andern reichlich hat, nur nicht von Christo, so werdet ihr bald anfangen, zu klagen und werdet das Vorrecht schätzen, wenn Jesus Christus unter euch aufgerichtet wird. Aber, wer sind die Leute, die Weide erhalten, wo Jesus Christus gepredigt wird? Nicht Alle, die es hören, auch nicht alle Gläubige; es giebt Zeiten, wo ihr eine Predigt hört, die euch keinen Nutzen bringt, während doch ein Bruder oder eine Schwester an eurer Seite viel Lehre und Trost daraus schöpfet. In solchem Fall sollte es mich nicht Wunder nehmen, wenn dies geschehen wäre, weil euer Freund durch die Thür hereingekommen und ihr nicht.

Erinnert ihr die Geschichte von Erskine und der guten Damen, die kam und ihn bei der Communion predigen hörte? Es war eine so liebliche Predigt, sie glaubte, nie etwas Aehnliches gehört zu haben. Darum fragte sie nach dem Gottesdienst, wer es sei, der heute gepredigt hätte und nachdem man ihr gesagt, daß es Erskine gewesen, sagte sie: „Ich will nächsten Sonntag Morgen wieder kommen und ihn hören.“ Sie kam, sie hörte und dachte bei sich: Nun, das ist eine sehr trockne, sehr monotone Predigt. Sie war durchaus nicht dadurch befriedigt; und als ein thörichtes Weib, was sie, denke ich, gewesen sein muß, ging sie in die Sakristei hinein und sagte: „O, mein Herr, ich hörte Sie letzten Sonntag mit vielem Vergnügen; ich ward noch nie so erbaut und ich kam diesen Morgen wieder, aber ich fand mich bitterlich getäuscht.“ Der gute Mann sagte sehr ruhig: „Bitte, Madame, weshalb kamen Sie letzten Sonntag zur Kirche?“ Sie erwiederte: „Ich kam zur Communion.“ „Also, um Gemeinschaft mit Christo zu haben?“ fragte er. „Ja, mein Herr.“ „Nun, Sie kamen um dieser willen und sie hatten dieselbe. Und, bitte, weshalb kamen Sie diesen Morgen?“ worauf sie erwiederte: „Ich kam, um Sie zu hören.“ „Und Sie hatten das, Frau,“ sagte er, „und Sie hatten nichts mehr, weil Sie um nichts Andres kamen, als um dies.“ Nun, wenn die Leute nur kommen, um einen Prediger zu hören oder aus Gewohnheit oder als eine Sache der Form, bekommen sie nicht immer das, weshalb sie kommen? Wenn die Leute kommen, um Fehler an uns aufzufinden, geben wir ihnen immer genug von unsern Unvollkommenheiten, um sie damit zu unterhalten; so brauchen sie sich nicht getäuscht zu fühlen. Wenn Andre nur aus Gewohnheit kommen, sagen sie: „Nun wohl, dies ist mein Werk, ich habe meine Pflicht gethan.“ Natürlich ist es dies, aber wenn ihr durch die Thür hereingekommen wäret – das heißt, zu Jesu aufblickend, Jesum suchend, nicht wünschend, den Prediger zu sehen, sondern den Herrn, nicht das Wort eines Menschen zu hören, sondern Gottes Wort für eure Seele – ich glaube, ihr würdet Weide gefunden haben. Brüder, die Schafe bedürfen Weide. Keine andre Nahrung paßt für sie. So bedarf eure Seele himmlische Wahrheit und wenn ihr zum Hause Gottes durch Christum kommt, werdet ihr sie empfangen. Wenn ihr zu eurer Bibel geht durch Christum, werdet ihr finden, daß sie ein reiches Vorrathshaus ist. Wenn ihr zum Gebet durch die Christusthür kommt, wird es euch zum Trost gereichen und so werdet ihr Weide finden.

Ich denke, der Text bedeutet auch, daß dem, der in Christo ruht, Alles, was er bedarf, zu Theil werden wird. Wenn dieser Spruch dies nicht bedeutet, so thut’s ein anderer: – „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zu frischen Wassern.“ Einige von euch sind sehr arm, aber wenn ihr Christo vertraut, könnt ihr ihm dies Versprechen vorhalten: – „Du hast gesagt, ich soll Weide finden.“ Kommt zu Christo und sagt ihm, daß er selbst gesprochen hat: „er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.“ (Ps. 84, 12.)

Ich wollte zu Gott, daß Einige, die noch nie in die Hürde eingetreten sind, jetzt zu Jesu gezogen würden. O, daß ihr durch die Thür zu diesen vier köstlichen Gütern kommen möchtet. Ihr habt vielleicht nie wieder eine solche Gelegenheit. Ihr mögt vielleicht nie wieder den Zug des Geistes Gottes fühlen. O, daß ihr ohne Verzug eure hülflosen Seelen auf des Heilandes gnädige Arme werfen wolltet, der fähig und willig ist, euch selig zu machen; daß ihr jetzt selig werden möchtet! Amen.

Quelle: Spurgeon, Charles Haddon - Die Botschaft des Heils 1875

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