SYR

Benjamin Piepke

– Kirche am Bahnhof, Frankenberg 23.04.2023 –

Von Gott gerufen / berufen

 

Ein Wasserträger in Indien hatte zwei Töpfe zu tragen.
Jeden Tag ging er mit den Töpfen von der Wasserquelle zum Haus seines Herrn.
Ein Topf war makellos, der andere rissig.
Der beschädigte Topf war traurig und fühlte sich schlecht,
weil er nur die Hälfte des Wassers nach Hause brachte.

Als ich die Geschichte las, konnte ich den rissigen Topf verstehen. Mir sind direkt ein paar Beispiele aus meinem Leben eingefallen.

Ich würde gerne so gut zeichnen / malen können wie mein Bruder. Er macht es mit links und es sieht richtig gut aus. Einmal malte ich Tiere auf einem Blatt und meine Kinder sollten die Tiere erraten. Aber sie konnten es nicht, weil alle Tiere bei mir gleich aussahen; egal ob Giraffe, Elefant, Kuh, Schwein, Hase. Oder beim Fußball spielen kann ich 2 Std. rennen, aber im Sprint bin ich wie eine Dampflock. Ich habe einen schlechten Antritt und ich beneidete meine Teamkollegen.
Wir wissen sehr genau, wo wir nicht so gut sind und wir vergleichen uns gerne. Meistens kommen wir nicht so gut weg. Es entmutigt uns, wir zweifeln an uns, sind unzufrieden mit uns und es macht uns unglücklich.

 

Wir sind in der Themenreihe: Unaufhaltsam. Dabei schauen wir uns die Apostelgeschichte (Taten der Apostel) an, wie die ersten Freunde / Jünger von Jesus, die Geschichten von ihm in die weitergeben. Geschichten & Erlebnisse, die das Leben von tausenden Menschen verändert hat, weil sie Gott erlebten. Der rote Faden der Apostelgeschichte ist die geografische Ausbreitung von der guten Nachricht Jesu von Jerusalem bis nach Rom.

Wir schauen uns heute die Apostelgeschichte 13 & 14 an. Hier beginnt der 2. Teil der Apostelgeschichte. Im 1. Teil geht es um die ersten Jünger: viel um Petrus, Stephanus, Philippus und der Fokus ihrer Arbeit stand in Jerusalem, Judäa und Samarien. Im 2. Teil der Apostelgeschichte geht’s um Paulus. Vorher wurde er schon an zwei Stellen erwähnt: verfolgte und töte Christen (Apostelgeschichte 8), vom Christenverfolger zum Christusnachfolger (Apostelgeschichte 9). Der Fokus im 2. Teil steht nun das Ende der Welt; Rom. Paulus lebt Apostelgeschichte 1,8. Dort sagt Jesus: Seid meine Zeugen sein in Jerusalem und ganz Judäa, in Samarien und überall auf der Erde.

 

Wer ist eigentlich Paulus? Paulus ist ein richtiger Star. Sehr guter Theologe (kannte das AT in und auswendig). Briefschreiber (große Teile des NT’s hat er geschrieben). Leidenschaft für Jesus (Motto: ganz oder gar nicht). Herz für Menschen (unabhängig von Geographie, Kultur, Religion, …). Großes Gottesvertrauen (Gefängnis, Verfolgung, …). Förderer von Mitarbeiter (Timotheus).

 

Wenn wir uns dann mit Paulus vergleichen sollten, werden wir sicherlich nicht gut abschneiden. ABER was denkt Paulus von sich? Das werden wir in Apostelgeschichte 13-14 erfahren.

Hier wird uns von Paulus 1. Missionsreise berichtet. Paulus ist nicht alleine unterwegs, sondern mit Barnabas und am Anfang auch mit Johannes.

Sie starten in der Stadt Antiochia (heutige Türkei) und reisen dann nach Zypern, Antiochia (Pisidien), Ikonion und Lystra (Apostelgeschichte 14,8-20).

Wenn Paulus in eine Stadt kommt, kommt es immer zum gleichen Ablauf. Zuerst geht er in die Synagogen (Versammlung von Juden, wo der jüdische Gottesdienst gefeiert wird). Dort erzählt er von Jesus, es geschehen Wunder und Menschen entscheiden sich für Jesus. Danach gingen sie dann auch zu nicht jüdischen Menschen.

 

Du bist Mensch 1. Klasse

Heute schauen wir uns die Geschichte aus Apostelgeschichte 14,8-20 an, wo Paulus und Barnabas in der Stadt Lysta sind. Paulus und Barnabas waren schon einige Zeit dort gewesen. Eines Tages erzählte Paulus wieder den Menschen irgendwo in der Stadt von Jesus. Da war auch ein Mann, der ihm zuhörte. Er war gelähmt an beiden Füßen und dies seit seiner Geburt an. Noch nie hat er jemals einen eigenen Schritt gemacht. Noch nie war er selbstständig gewesen, sondern er war immer auf andere angewiesen. Wahrscheinlich hat er noch nie die Stadt richtig verlassen und er war gefangen in seiner kleinen Welt. Hilflos, weil keine ärztliche Heilung möglich war.
Paulus nahm auf einmal diesem Mann war und der Fokus lag nicht mehr auf der Menschenmenge. Paulus merkte, dass dieser Mann anfing Gott zu vertrauen. Vielleicht hat Paulus davon erzählt, dass Jesus Menschen gesund gemacht hat; dass Jesus auferstanden ist und den Tod besiegt hat oder dass Jesus jeden Menschen liebt.
Paulus sagt dann zu diesem Mann: »Steh auf! Stell dich auf deine Füße und richte dich auf!« Da sprang der Mann auf und begann umherzugehen. (Apostelgeschichte 14,10). Wow, ein richtiger Grund zum Jubeln. Dieser Mann erlebt zum ersten Mal Freiheit. Frei zu sein von Krankheit und nun selbstständig sich zu bewegen. Frei zu sein von den Fehlern, die er begangen hat, weil Jesus sie ihm wegnahm. Wenn wir meinen, dass wir am Höhepunkt der Geschichte angekommen sind, muss ich euch enttäuschen.
So ein Wunder haben die Menschen von Lystra noch nicht gesehen. Sie kannten diesen kranken Mann seit seiner Geburt. Er war kein Schauspieler und dies ist auch keine Show. Sondern was hier geschah, war ECHT.
Den Menschen der Stadt war klar, was hier passierte. Denn die damalige griechische / römische Kultur war umwoben von einer Götterwelt. Für alles gab es Götter, somit war an jeder Ecke einen Tempel für diesen oder jenen Gott. Griechische Götter konnten sogar Menschengestalten annehmen und hatten menschliche Eigenschaften.
Für die Menschen von Lystra waren Paulus und Barnabas Götter, die zu ihnen kam. Barnabas war für sie Zeus, der Göttervater, und höchste und stärkste Gott. Paulus war nach ihnen Hermes, der Sohn von Zeus. Hermes war ein Götterbote, weil sein Vater nie direkt mit Menschen sprach. Mit der Erklärung zu Göttern war es aber nicht genug. Jetzt wird noch ihnen ein Opfer vorbereitet. Die besten Stiere der Stadt werden geholt und Kränze werden vor ihnen niedergelegt.
WOW – Was für ein stattlicher Empfang. Das tut richtig gut. Denn endlich erkennt jemand die wahre Größe von Paulus und Barnabas. Ganz nach dem Motto: Ehre, wem Ehre gebührt.

Seien wir doch ehrlich. Es tut gut, wenn man beachtet wird; wenn man wertgeschätzt wird oder wenn man ein kleines Dankeschön bekommt. Meine Kinder fordern dies förmlich ein, obwohl ich sie beachte und viel wertschätze. Sie kommen aber dann und sagen: Papa, habe ich das nicht schön gemalt. Papa, sehe ich nicht in meinem neuen Kleid hübsch aus. Papa, guck mal ich habe alleine den Tisch gedeckt. Meine Kinder sehnen sich danach gelobt und beachtet zu werden.

Paulus hat nichts gegen Wertschätzung oder gegen ein Dankeschön. Aber was hier passiert geht ihnen eindeutig zu weit, deswegen greift Paulus ein. Als den beiden Aposteln erklärt wurde, was die Leute vorhatten, zerrissen sie entsetzt ihre Kleider, stürzten sich in die Menge und riefen:

»Liebe Leute, was macht ihr da? Wir sind doch auch nur Menschen – Menschen wie ihr! Und mit der guten Nachricht, die wir euch bringen, fordern wir euch ja gerade dazu auf, euch von all diesen Göttern abzuwenden, die gar keine sind. (Apostelgeschichte 14,14-15)

Vor einige Jahren habe ich diese Geschichte gelesen und mir ist ein Satz aufgefallen. Paulus sagt: Wir sind doch auch nur Menschen – Menschen wie ihr! Also Menschen gleicher Art oder Menschen gleicher Klasse. Wenn jemanden Ehre gehört, dann Gott. Er hat das Wunder bei diesem Mann getan und er ist derjenige der die Herzen der Menschen verändert.
Paulus empfindet sich keineswegs als Star. Er ist Paulus und kein Saulus mehr (Apostelgeschichte 13,9). Denn Saulus bedeutet: von Gott erbetene (hebräisch) und Paulus: klein, wenig (griechisch). Er nennt sich selbst Sklave / Diener. Also ein Arbeiter von Jesus (Römer 1,1). Paulus hätte wirklich den Applaus auf einer großen Bühne verdient, weil er in vieler Hinsicht ein Vorbild für den christlichen Glauben ist. Aber er wollte es nicht.
Paulus sagt uns hier: Du bist ein Mensch 1. Klasse. Es gibt gar keine Menschen der 2. / 3. Klasse. Überall und zu jeder Zeit werden Menschen in Klassen eingeteilt (selbst heutzutage in Deutschland). Hör nicht zu, wenn Menschen Dich schlecht machen möchten. Wir müssen aufhören uns zu vergleich. Denn es bringt nichts. Du fühlst sich meistens nur schlechter; ein Mensch 2. Klasse. Wir haben hierbei die falsche Perspektive. Wir sehen nur uns, aber vergessen Gottes Perspektive anzuschauen, was er über uns denkt

In Psalm 139 schreibt David, was er verstanden hat, wie Gott so denkt:

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet.
Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast…! (Psalm 139,13-14)

Was für ein Geschenk Gottes, dass du bist gewollt und ein Mensch 1. Klasse bist.

 

Von Gott gerufen

Wir möchten uns anschauen, wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Paulus und Barnabas auf ihre Reise gemacht haben. Es heißt in Apostelgeschichte 13,2:

Eines Tages, während die Gemeinde dem Herrn mit Gebet und Fasten diente, sagte der Heilige Geist: »Stellt mir Barnabas und Saulus für die Aufgabe frei, zu der ich sie berufen habe!«

Hier finden wir das Wort „berufen“. Ich habe das Wort schon öfter gehört, jedoch meistens eher in der Kirche. Wir möchten uns nun anschauen, was die Bibel zu Wort „berufen“ sagt. Im griechischen bedeutet „Berufen“: rufen, nennen, herbeirufen, zusammenrufen. Wenn Gott einen ruft, wird es häufig mit „berufen“ übersetzt.

Es gibt 4 Aspekte im NT, wie dieses Wort benutzt wird. Entweder um eine Person / Ort zu nennen oder um eine Person rufen. Zum Beispiel, wenn Jesus seine Freunde ruft. Auf der anderen Seite wird der Begriff erwähnt, wenn Gott uns berufen / gerufen hat, ein Kind Gottes zu sein. Es ist somit ein Zuspruch Gottes oder auch eine Aufforderung zu einem Lebensstil, der Jesus gefällt. Hier ein paar Beispiele zu was Gott uns berufen hat: ewiges Leben (1.Timotheus 6,12), seinem Volk (2.Timotheus 1,9), Freiheit (Galater 5,13). Ein letzter Aspekt ist, wenn Gott jemanden zu einer bestimmten Aufgabe / Tätigkeit ruft / beruft. Wir hatten gelesen, wie der Heilige Geist sagte: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe!“ Paulus spricht in seinen Briefen auch davon, dass er von Gott zum Apostel (Gesandter; Botschafter) berufen ist (Römer 1,1; 1. Korinther 1,1).

Ich mag das Wort „Berufen“ nicht so sehr, weil das Wort „gerufen“ für mich viel mehr aussagt. Paulus wurde gerufen. Er ist nicht selbst auf die Idee gekommen, sondern es war Gottes Idee. Gott wollte, dass Paulus diese Aufgabe bekam und dadurch die Welt bereisen und den Menschen von Jesus erzählen würde.

Sind wir auch von Gott berufen / gerufen? Oder anders gesagt. Hat Gott eine Aufgabe / Plan für dein Leben? Unsere Antwort wird schnell sein, weil wir nicht so begabt; zu jung oder zu alt oder was auch immer sind. Gott hat für einen Paulus eine Aufgabe, aber nicht für uns. Aber was hat uns Paulus gerade in der Geschichte in Lystra beigebracht? Du und ich sind Menschen der 1. Klasse. Keiner ist mehr oder weniger dazu geeignet.

Ich hatte nach der Schulzeit mir auch meine Zukunft ausgemalt. Jedoch durchkreuzte Gott meine Pläne. Ich betete zu Gott, dass ich meine Pläne aufgebe und er mir zeigen solle, was er vorhatte. Gott redete immer wieder zu mir, aber ich hatte am Anfang gute ausreden und sicherlich Wahrheiten parat. Aber Gott ließ nicht locker.

Ein Satz lernte ich erste ein paar Jahre später kennen und es begleitet mich schon nun viele Jahre. Gott beruft nicht die Begabten, sondern begabt die Berufenen. Paulus beschreibt dies in gleicher Weise:

Seht euch doch einmal in euren eigenen Reihen um, Geschwister: Was für Leute hat Gott sich ausgesucht, als er euch berief? Es sind nicht viele Kluge und Gebildete darunter, wenn man nach menschlichen Maßstäben urteilt, nicht viele Mächtige, nicht viele von vornehmer Herkunft. Im Gegenteil: Was nach dem Urteil der Welt ungebildet ist, … und was nach dem Urteil der Welt schwach ist… Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was bei den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt. (1. Korinther 1,26-28)

Ich habe selbst in meinem Leben erlebt, wie Gott mich begabt mit Fähigkeiten, die ich eigentlich nicht besitze. Ich hätte mich nicht gerufen, um in einer Gemeinde zu arbeiten. Aber ich selbst durfte erleben: Gott beruft nicht die Begabten, sondern begabt die Berufenen.

Wie finden wir nun unsere Berufung / Aufgabe von Gott?

Gott hat seinen Freuden / Nachfolgern zuallererst eine allgemeingültige Aufgabe gegeben. Eine Aufgabe, die nie an Gültigkeit verliert und immer für alle Zeit gilt; und somit auch heute. Jesus hat uns in Matthäus 28,19 gerufen und beauftragt: Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern.

Unsere Aufgabe ist es Menschen von Jesus zu erzählen, Licht in dieser Welt zu sein und dass Menschen an uns Jesus sehen.

Paulus war bereit für diese Aufgabe alles zu geben. Nach der Heilung in Lystra wurde er gesteinigt, jedoch gab er nicht auf. Er wurde später sogar verhaftet. Warum machte Paulus weiter? Denn für Paulus ist es die beste Nachricht, die es gibt. Eine Nachricht, die Menschen verändert und ihnen Leben schenkt.

Gott gibt Dir eine persönliche Aufgabe. Konkret für dein Leben, wie und wo du ein Licht für Jesus sein kannst. Gott möchte Dich gebrauchen. Was für eine schöne Zusage. Denn Gott ist überzeugt von Dir.

In der Kirchengeschichte war man längere Zeit davon überzeugt, dass nur Arbeiter in der Kirche von Gott gerufen sind. Martin Luther prägte ein neues Bild, was wir auch in der Bibel sehen. Jeder kann unabhängig einer Berufsgruppe ein gerufener von Gott sein.

Wir finden unsere Aufgabe, indem wir so handeln wie es die Gemeinde in Antiochia gemacht hat (Apostelgeschichte 13,2). Sie beteten und fasteten.

Geh auf Reise

Paulus und Barnabas werden von Gott gerufen. Dabei entscheiden sie sich, den Ruf anzunehmen und. diesen Weg zu gehen. In Apostelgeschichte 13,4 heißt es: Auf diese Weise vom Heiligen Geist ausgesandt, gingen Barnabas und Saulus nach Seleuzia hinunter und nahmen dort ein Schiff, das nach Zypern fuhr.

Vielleicht scheint Dir dieser Punkt überflüssig. Denn man macht sich natürlich auf dem Weg, wenn ich gerufen werden. ABER in unserem Leben mit Gott sieht es manchmal anders aus, weil wir nicht bereit sind unsere Reise zu beginnen oder fortzuführen. Gibt es in deinem Leben Dinge, die dich hindern? Vielleicht fühlst dich enttäuscht von Gott oder Menschen. Oder du bist zu beschäftigt, um dafür Zeit zu haben. Vielleicht fühlst du dich nicht gut genug qualifiziert. Oder du wusstest noch nicht einmal, dass Gott dich gerufen hat.

Ich möchte dich ermutigen, dass du auf deine Reise mit Gott gehst. Denn es gibt nichts Schöneres

Ich habe am Anfang die Geschichte erzählt, wo ein Wasserträger 2 Töpfen Wasser transportierte und ein Topf war rissig und war traurig darüber. Doch die Geschichte geht weiter:

Doch der Wasserträger sprach zu ihm:
„Sind dir nicht die vielen Blumen aufgefallen,
die nur an deiner Seite des Weges wachsen?
Ich habe mir deinen Mangel zu Nutze gemacht
und an dieser Seite des Weges Blumen gesät.
So habe ich allezeit frische Blumen um das Haus meines Herrn zu schmücken.“

 

Gott möchte mir Dir zusammenarbeiten. Er kann dich so gebrauchen, wie du bist und gibt dir das, was dir fehlt.

 

Amen
 
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver