Mein Haus wird ein Bethaus heißen.
Als Jesus in Jerusalem einzog, war sein erster Weg der in den Tempel. Dort trieb er alle hinaus, die dort ihrem geschäftigen Treiben nachgingen. Diese verstanden wohl nicht, warum Jesus so aufgebracht war, ermöglichten sie doch damit nach ihrem Verständnis den Gottesdienst / Opferdienst und meinten, Gott damit einen Gefallen zu tun. Jesus aber waren sie ein Gräuel. Sie taten dort Dinge, welche Gott nie verlangt hatte, und so kommt unser Herr Jesus zu dem Vorwurf: „Steht nicht geschrieben: »Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“ (Markus 11,17)
Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth (1.Korinther 3,17) gesagt hat: „Ihr seid der Tempel Gottes“. Wie ist das dann aber bei mir? Fühlt Jesus sich denn bei mir zu Hause, oder hätte er auch bei mir so einiges „hinauszuwerfen“? Eine große Geschäftigkeit (auch die fromme) breitet sich oftmals auch unter uns aus und wir meinen, Gott damit einen Gefallen zu tun. Die Demut, Beugung, Anbetung vor dem lebendigen Gott wird dabei verdrängt. Langsam, fast unmerklich hat eine fromme Pflichterfüllung die Zeit, mit Gott im Gebet zu verbringen ersetzt. Man muss Gott doch ein Opfer bringen! Das braucht meine Aufmerksamkeit, da habe ich keine Zeit und Ruhe zum Beten. Außerdem ist ja auch sonst noch vieles andere zu erledigen. Unsere hektische, schnelllebige Zeit tut ein Übriges dazu. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt da oftmals nicht.
Das Gebet ist aber auch ein wesentlicher Teil des Kampfes, in dem wir stehen. So schreibt Paulus in seinem Brief an die Kolosser (Kolosser 4,2-4):
Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll.
Er weiß, wie abhängig er von Jesus ist und bittet deshalb die Gemeinde in Kolossä um Unterstützung, damit er weiß, wo Gott ihm eine Tür aufmacht, die er zur Verbreitung des Evangeliums nutzen kann und wie er das dann machen soll. Er kann und will das nicht selbst entscheiden. Daraus empfängt er die Kraft für sein Tun, sodass selbst seine Fesseln (Gefangenschaft) kein Hindernis für ihn sind. Unser Herr Jesus Christus weiß, dass er seinen Nachfolgern eine Aufgabe erteilt hat, die sie niemals aus eigener Kraft erledigen können. So sagt er ihnen und auch uns:
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5)
Ohne IHN können wir nichts tun? Das würde ja bedeuten, dass alles, was wir ohne ihn tun, ohne Bedeutung im Reich Gottes ist. Haben wir IHN denn gefragt, was wir tun sollen, was ER von uns erwartet, oder haben wir einfach mal gemacht? Das Gebet ist das Wichtigste! Ohne Gebet ist es so, als würden wir in einem Unternehmen arbeiten, aber nie fragen, was denn der Chef von uns erwartet, welchen Auftrag wir erfüllen sollen. Wir machen einfach mal nach eigenem Gutdünken. Was der Chef wohl dazu sagen würde??
Paulus macht auch deutlich: Gebet ist harter, geistlicher Kampf und erfordert Ausdauer, Beständigkeit: (Römer 15,30)
Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, dass ihr mir kämpfen helft und für mich zu Gott betet …
Jeder, der Jesus nachfolgt, betritt Feindesland. Das bekommen unsere verfolgten Glaubensgeschwister sehr deutlich zu spüren, und auch hier, wenn wir den Auftrag Jesu, Menschen zu Jüngern zu machen, ernst nehmen, werden wir das zu spüren bekommen. Deshalb ist das tägliche, ernsthafte Gebet „im stillen Kämmerlein“ und auch das Gebet in der Gemeinschaft mit anderen Christen so wichtig. Wir unterstützen die Geschwister im Gebet, vor allem diejenigen, die an vorderster Front stehen. Wenn man Christen, welche Verfolgung erleiden, fragt, womit man ihnen am besten helfen kann, so hört man immer wieder den Satz: „Das Wichtigste ist das Gebet. – Durch eure Gebete erhalten wir die Kraft, durchzuhalten!“
Ich habe immer mehr den Eindruck, dass unser Wohlstand ein noch viel größeres Hindernis für den Glauben und auch für unser Gebet ist, als aktive Verfolgung. Durch ihn verflacht der Glaube immer mehr, weil wir uns keine oder nur sehr wenig Zeit nehmen, vor Gott zur Ruhe zu kommen, zu beten und in seinem Wort, der Bibel, zu lesen und zu forschen oder für unseren Nächsten dazusein. Wir werden getrieben vom Zeitdruck und finden auch keine Ruhe mehr, über uns selbst nachzudenken. Wer bin ich, wo stehe ich, woher komme und wohin gehe ich? Diese Fragen stellen wir uns nur noch selten. Ständig werden wir aus allen Richtungen mit Informationen bombardiert und Fernsehen, Radio, Workman oder Handy sind unsere ständigen Begleiter, die nie schweigen. Erschöpfung, Burnout, Depression sind oftmals die Folgen. Und da sollen wir da auch noch Zeit für Gott finden??
Martin Luther hat einmal gesagt: „Wenn ich viel zu tun habe, muss ich umso mehr beten.“ Er meinte damit, dass er mit Gebet seine Arbeit viel besser und schneller erledigen könnte als ohne. Für ihn war das Gebet von zentraler Bedeutung. Philipp Melanchthon, Luthers engster Mitarbeiter und Freund, sagte bei der Beerdigung Luthers: „Er lehrte und lebte das rechte Gebet.“ Beten ist der Pulsschlag des Glaubens, ohne Gebet ist der Glaube tot, so wie ein Mensch ohne Pulsschlag tot ist. Das äußert sich nicht nur im Glaubensleben jedes Einzelnen, sondern auch im Gemeindeleben! Eine Gemeinde, welche nicht betet, wird früher oder später sterben! Aus diesem Grund ist dem Widersacher Gottes, dem Teufel, alles daran gelegen, unser Gebet zu behindern oder unmöglich zu machen. Diese Erfahrung kenne ich leider auch nur zu gut aus eigener Erfahrung.
Was tun, damit unser Gebet wieder lebendig wird?
Luther empfiehlt dazu das auswendig lernen und aufsagen von Jesusworten.
„Wenn ich fühle, dass ich durch meine Alltags-Geschäfte oder durch fremde Gedanken kalt und ohne Lust zu beten geworden bin, wie denn der Teufel stets das Gebet abwehren und hindern will, nehme ich meine Bibel, laufe in die Kammer, und, je nachdem wie ich Zeit habe, lese ich etliche Sprüche Christi, des Paulus oder der Psalmen und spreche sie laut vor mich hin, ganz und gar wie die Kinder tun.“
So schrieb Luther einmal in einem Brief an seinen Frisör (Der Friseur, der das Beten lernen wollte).
Luthers eigene Erfahrung: laut gesprochene Jesusworte können die Unlust zum Beten vertreiben.
Weil das Gebet nun von solch großer Bedeutung ist, fordert uns der Apostel Paulus auf: „Betet ohne Unterlass.“ ( 1.Thessalonicher5,17). Heißt das nun, dass wir den ganzen Tag nur noch beten sollen? Nein, aber das Gebet allein oder in der Gemeinschaft mit anderen Christen hat einen zentralen Stellenwert und darf nicht nur hin und wieder Platz in unserem Tagesablauf haben. Feste Gebetszeiten sind wichtig und hilfreich. Das Gebet ist aber nicht nur darauf beschränkt. Beten können wir auch während unserer Arbeit, im Gespräch mit anderen Menschen, unterwegs während der Fahrt … Dazu müssen wir nicht die Augen schließen und die Hände falten, allerdings ist ein eingeschaltetes Radio/Fernsehen oder ähnliches dabei sehr hinderlich. Gott hat mehrfach versprochen, Gebet zu erhören. Wir sollten uns den dadurch verheißenen Segen nicht entgehen lassen.
Bei allem, was wir über das persönliche Gebet „im stillen Kämmerlein“ sagen können, ist aber eines nicht zu vergessen: Wir haben einen Fürsprecher bei Gott im Himmel: Unser Herr Jesus Christus. Er sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns in allem was uns betrifft. Er betet für uns damit unser Glaube nicht aufhört. Das ist eine große Entlastung und Stärkung.
Fazit:
Gebet ist der wirksamste Dienst im Reich Gottes. Ohne Gebet ist alle Arbeit im Reich Gottes umsonst. Eine Gemeinde, die im Gebet zusammensteht und sich durch nichts davon abhalten lässt, wird den Segen Gottes ererben und Wunder erleben. Eine Gemeinde, die sich nicht im Gebet versammelt, wird keinen Segen erleben und untergehen.