Alle Jahre Lieder –
Der Lobgesang der Engel
Andreas Latossek
Kirche am Bahnhof, Frankenberg 15.12.2024

Das Video zur Predigt finden Sie hier

 

Wusstet ihr, dass viele Sonntage im Kirchenjahr einen besonderen lateinischen Namen haben?
Sie haben eine lange Tradition und leiten sich ab von den ersten Worten eines Bibelverses, der beim Einzug in die Kirche in der früheren Zeit zum jeweiligen Sonntag gesungen wurde.
Der heutige dritte Adventssonntag heißt: Gaudete, freuet euch!

Ich weiß nicht, ob euch gerade nach Freude zu Mute ist. Denn Fakt ist:
Weihnachten ist oft gar nicht so harmonisch sondern für viele Familien das Fest mit dem größten Konfliktpotential. Andere, die alleine leben, spüren besonders an Weihnachten ihre Einsamkeit sehr deutlich. Für viele bedeutet die Vorweihnachtszeit großen Stress. Da wird geputzt, was das Zeug hält, Kekse müssen gebacken werden und man möchte ja auch für jeden das passende Geschenk besorgen. Und mal abgesehen von all dem Weihnachtstrubel geht es dir vielleicht persönlich gar nicht gut. Vielleicht sind es Sorgen, die dich runterziehen, Krankheit, Schmerzen, Zukunftsängste, Beziehungsprobleme. Und dann noch das Weltgeschehen und die Situation in unserem Land. Wie soll da Platz für Freude sein?

Wenn in Nordkorea der Oberste Führer des Volkes Kim Jong Un mit seiner Limousine vorbeifährt, dann müssen die Menschen ein Lächeln auf Befehl hervorzaubern und fröhlich mit ihren Fähnchen winken, auch wenn ihnen gar nicht danach zu Mute ist.
Als ich mal ein viertel Jahr von meiner damaligen Firma aus in England gearbeitet habe, man tauscht sich ja meist montags im Büro so aus, was man am Wochenende gemacht hat, da habe ich erzählt, dass ich Sonntags in einer Kirche war. Vinejard, Freikirche so ähnlich wie unsere. Da sagten meine Arbeitskollegen: Ach, du warst bei den Happy Clappys. Die waren verschrien als die, die immer fröhlich sind und alles weglächeln, egal wie dreckig es ihnen geht. Freuet euch – das kann es also nicht sein, so aufgesetzt und heuchlerisch.

Und auf der anderen Seite:
Ein Freund von mir war mitgekommen in unseren Alphakurs. Das ist ein Kurs, wo Menschen hinkommen, die mehr über den christlichen Glauben wissen wollen. Acht Abende mit lecker Essen und vor allem Referaten mit Austausch hinterher, wo es darum geht, wer Gott ist, wie Gott sich das Leben gedacht hat, wer Jesus ist und was er getan hat, warum die Bibel glaubwürdig und für uns heute wichtig und relevant ist und wie wir mit Jesus in einer Beziehung leben können.
Mein Freund sagte dann irgendwann: Das mit Jesus verstehe ich so langsam. Aber was ich nicht verstehe: Ihr Christen müsstet doch eigentlich allen Grund zur Freude haben und das kommt mir manchmal alles so schwer bei euch vor. Autsch, habe ich dabei gedacht.

Er war nicht der erste. Schon Nietzsche hat festgestellt: Die Christen müssten mir erlöster aussehen.
Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte. Eure Gesichter sind immer eurem Glauben schädlicher gewesen als unsere Gründe! Wenn jene frohe Botschaft eurer Bibel euch ins Gesicht geschrieben wäre, ihr brauchtet den Glauben an die Autorität dieses Buches nicht so halsstarrig zu fordern. Eure Werke, eure Handlungen sollten die Bibel fortwährend überflüssig machen, eine neue Bibel sollte durch euch fortwährend entstehen!

Das hat mich herausgefordert. Jesus sagt:
Johannes 17,13: Und jetzt bin ich auf dem Weg zu dir. Ich sage dies alles, solange ich noch bei ihnen in der Welt bin, damit meine Freude ihnen in ganzer Fülle zuteil wird.
Sein Wunsch:
Seine Freude, die er hat, dass die uns in der ganzen Fülle zuteil wird. Nicht nur etwas Freude, sondern Freude in Fülle. Keine aufgesetzte, heuchlerische Freude, sondern tiefe innere Freude in unserem Herzen, die nach außen sichtbar wird. Freude in unserem Leben, Freude in unserem Glauben Die möchte Jesus gerne mit uns teilen. Und deshalb ist auch mein Wunsch und mein Gebet für uns heute Morgen, dass uns diese Freude heute vielleicht zum aller ersten Mal packt, oder vielleicht auch wieder ganz neu erfüllt und wir fröhlicher aus dem Gottesdienst gehen, als wir gekommen sind und diese Freude uns auch in der kommenden Woche erfüllt.

Es gibt ja viele Gründe, über die wir uns freuen können:
• Schöpfung
• Haus
• Frau
• Familie
• Kinder
• Auto
• Job
• Fußball
• Sex
• Guter Abend mit Freunden
• Essen
• Sonnenstrahlen
• Finanziell
• Gesundheitlich
• Frieden

In den Psalmen gibt es viele Loblieder wo sich jemand an den Dingen freut welche Gott uns zur Freude geschaffen hat. Er freut sich, wenn wir genießen. In einem Lied heißt es: Ist es nicht wunderbar an diesem Tag zu sein, es ist ein Privileg, erachte es nicht als klein.
Ja, ich denke, es ist ein Privileg Gottes, dass wir heute hier sein dürfen und diesen Tag genießen dürfen und nicht nur diesen Tag, sondern jeden Tag. Das vergessen wir so oft.

Jedoch diese Freude ist eingeschränkt, denn sie ist abhängig von unseren Umständen. Ändern sich die Umstände, ist die Freude weg. Das Problem ist, dass wir Menschen so oft in diesen Dingen unsere Freude und Erfüllung suchen und dann oft leer zurückbleiben. Wenn wir also darin den Grund zur Freude suchen kann es sein, dass unsere Freude aufgesetzt ist, wenn es uns innerlich eigentlich ganz anders geht. Die Freude von der Jesus spricht, geht tiefer.

Alle Jahre Lieder, so heißt unsere Adventsserie. Jeden Sonntag beschäftigen wir uns mit einem Lobgesang, der etwas mit dem Geschehen rund um Weihnachten zu tun hat.
Ich glaube nicht an Zufälle. Eigentlich sollte das Thema von heute schon letzte Woche dran sein, aber wir haben die Themen getauscht und der Lobgesang von heute passt wunderbar zu diesem lateinischen Namen des Sonntags „Freuet euch“.
Wir schauen mal in die Bibel. Ich lese aus der Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2,8-14
In der Umgebung von Betlehem waren Hirten, die mit ihrer Herde draußen auf dem Feld lebten. Als sie in jener Nacht bei ihren Tieren Wache hielten, stand auf einmal ein Engel des Herrn vor ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umgab sie mit ihrem Glanz. Sie erschraken sehr, aber der Engel sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch eine große Freudenbotschaft! Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren! Es ist Christus, der Herr!“ An folgendem Zeichen werdet ihr das Kind erkennen: Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.« Auf einmal waren sie von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten: »Ehre sei Gott im Himmel! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.«

Die Zeit, in der die Menschen damals lebten, war keine einfache. Das Land der Juden war besetzt von den Römern. Seit vielen Jahrhunderten warteten sie auf einen Retter, den Gott verheißen hatte, aber nichts war passiert. Im Gegenteil, die Dunkelheit wurde immer größer. Hatte Gott sie vergessen?
Und Maria selber?
Zu Hause tuschelten die Leute seit Monaten über sie, weil sie ein außereheliches Kind bekommen sollte, und jetzt kam auch noch die Nachricht, dass ein neues römisches Gesetz von ihnen verlangte, sich auf einen etwa 150 Kilometer langen Weg über Berge und durch schwieriges Gelände vom Norden Israels nach Bethlehem zu machen – zu Fuß. Das war keine Urlaubsreise; sie waren in ständiger Gefahr durch Räuber, plötzliche Überschwemmungen und Wetterkapriolen. Ich weiß noch, wie nervös wir waren, als die Geburt unseres ersten Kindes bevorstand. Jede Mutter bereitet sich sorgfältig auf die Geburt vor, damit ihr Kind möglichst leicht und problemlos zur Welt kommen kann.
Was für eine Katastrophennachricht muss der Erlass des römischen Kaisers für Maria gewesen sein.

Wenn man die Weihnachtsgeschichte liest, dann scheint es so, als hätte sich Gott ganz bewusst diese Umstände ausgesucht, in die Jesus geboren wurde
Das war keine Heile Welt, sondern eine Welt voller Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Und so mag es auch heute sein, jedoch:
Die Weihnachtsbotschaft von der Freude fällt nicht aus, weil es in unserer Welt so viel Leid und Tränen, Angst und Sorge gibt, sondern sie fällt gerade hinein in die Dunkelheit unseres und vielleicht auch deines aktuellen Lebens. Der Engel verkündet eine große Freudenbotschaft.

Was ist das für eine Freudenbotschaft?
An Heiligabend feiern wir die Geburt Jesu, das Kindlein in der Krippe. Gott selber kommt in Jesus Christus in diese Welt. Er macht sich klein. Er gibt all seine Herrlichkeit auf, um ein Mensch zu werden: aus Liebe zu uns.

Er zeigt uns Menschen, wie Gott wirklich ist.
Wir fragen uns ja manchmal, ob Gott uns überhaupt sieht und sich für uns interessiert? Ob ihm nur daran gelegen ist, uns den Spaß zu verderben, oder er wie ein Wächter über unsere Taten wacht und seine Freude daran hat, uns zu bestrafen. Nein, wer Jesus anschaut entdeckt, dass Gott ganz anders ist, wie sehr er uns liebt und unser Bestes will.

Er hat uns Menschen für eine Beziehung mit ihm geschaffen, aber wir Menschen haben Gott den Rücken zugekehrt. Wir verpassen das Leben, was Gott sich für uns vorgestellt hat und die Ewigkeit mit ihm.
Zielverfehlung, das bedeutet Sünde. Überall in dieser Welt aber auch in unserem eigenen Leben werden die Auswirkungen davon sichtbar. Wir sehen etwas von diesem Unfrieden, der unsere Welt und unsere Beziehungen zerstört. Diese Schuld schafft einen unüberbrückbaren Graben zu Gott. Er trennt uns von ihm und führt dazu, dass wir die Ewigkeit in seiner Gegenwart verpassen.

Und so ist der ultimative Beweis seiner Liebe dass Jesus am Kreuz stirbt, um selber für unsere Schuld zu bezahlen, und die Trennung zwischen Gott und uns Menschen zu überwinden, und uns Vergebung und Versöhnung anzubieten. Und Gott zeigt seine Macht und stellt sich zu ihm, bestätigt das, was er gesagt und getan hat, indem er ihn wahrhaftig leibhaftig von den Toten auferweckt.

„Euch ist heute der Retter geboren“,

das ist die Nachricht der Engel. Vielleicht verstehst du jetzt etwas von dem Grund zu Freude, den wir haben!

Und die große Frage ist: Kannst du das so für dich sagen?
Wenn nicht, was hindert dich daran, heute das Geschenk der Vergebung deiner Schuld anzunehmen, so dass du wieder in einer Beziehung mit Gott leben kannst? So hatte Gott sich das ursprünglich gedacht.
Mir ist in der Vorbereitung etwas ganz spannendes über den Weg gelaufen. Es gibt eine ganze Reihe von uralten chinesischen Schriftzeichen, die in der heutigen Sprache verwendet werden. Ca. 3000-5000 Jahre alt, die ein Wissen über die Geschichte Gottes mit den Menschen beinhalten. Weit bevor die ersten Missionare nach China kamen, um den Menschen über Gott zu erzählen.
Wisst ihr, wie das chinesische Schriftzeichen für Glück oder wahre Freude aussieht?

福 So sieht es aus.
Im Chinesischen besteht ein Schriftzeichen aus verschiedenen Wörtern und dann entsteht daraus ein neues Wort. Das Wort Glück oder wahre Freude beinhaltet das Wort
«Gott»: (礻), dann das Wort « eins»: (一), gefolgt von «Person, (口) sowie «Garten»: (田)

礻      +   一   +   口         +       田    =  Glück/wahre Freude
Gott + eins + Person + Garten = Glück/wahre Freude

Ein Gott ist mit einer Person in einem Garten.
An was erinnert uns das? Richtig, den Garten Eden, das Paradies, wie es am Anfang war. Und die Bibel sagt, dass wir in dieser Beziehung zu Gott unser Glück, wahre und beständige Freude finden.
Epheser 3,19:
Ja, ich bete darum, dass ihr seine Liebe versteht, die doch weit über alles Verstehen hinausreicht, und dass ihr auf diese Weise mehr und mehr mit der ganzen Fülle des Lebens erfüllt werdet, das bei Gott zu finden ist.

In Römer 5,1-2 lesen wir:
Nachdem wir durch den Glauben von unserer Schuld freigesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. (genau das, was die Engel gesagt haben – Jesus bringt uns Frieden, zuerst Frieden mit Gott, und daheraus inneren Frieden, Frieden mit anderen und eines Tages auch Frieden in seinem sichtbaren Reich). Wir können ihm vertrauen, er hat uns die Tür zu diesem neuen Leben geöffnet. Im Vertrauen haben wir dieses Geschenk angenommen. Und mehr noch: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. Diese Hoffnung erfüllt uns mit Freude.

Das bedeutet also:
Wir können uns freuen über Gott selber, seine Art, wie er ist, seine Liebe zu uns, die nie vergeht.
Wir können uns freuen über das, was er getan hat.
Wir können uns freuen über die Beziehung, die wir jetzt und heute mit ihm leben dürfen.
Und wir können uns freuen darüber, dass wir an Gottes Herrlichkeit teilhaben werden, also in der Ewigkeit bei ihm sein zu dürfen.

In einem kleinen Dorf wohnt eine ältere, arme Frau. Ihr Sohn ist vor Jahren nach Amerika ausgewandert.
Regelmäßig schreibt er ihr. Eines Tages erhält die Frau Besuch vom Lehrer im Dorf. Sie zeigt ihm freudig die Briefe des Sohnes und auch die hübschen „Bildchen”, die der Sohn seinen Briefen beigelegt hat. Es sind zwar immer die gleichen Bilder, die der Sohn geschickt hat, aber die alte Frau freut sich daran. „Frau”, sagt der Lehrer, „das ist doch Geld. Das sind amerikanische Dollarnoten. Sie sind reich und wissen es gar nicht!”

Kann es sein, dass wir uns manchmal so wenig freuen, weil wir reich sind und es gar nicht wissen?
Oder weil es schon so normal geworden ist? Alle Jahre wieder die gleiche Geschichte?

Dieses Geschenk, das Gott uns macht, ist der Grund aller Freude, selbst in allem Elend und aller Not, die wir vielleicht auch gerade spüren und erleben.
Eine Frau schreibt aus dem KZ, aus tiefster Dunkelheit und Leid folgendes:
Wir verstanden, dass Gott seinen einzigen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt hatte, damit wir schöne Familienfeste feiern und uns nach Herzenslust am Weihnachtsgebäck erfreuen. Es ging doch darum, dass diejenigen, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben erhalten. Diese Erkenntnis gab uns die Kraft, uns auf Weihnachten zu freuen. Gott war einer jeden von uns näher als je zuvor – näher als zu Hause, wo wir unter einem prächtigen Christbaum im Kreise der Familie gefeiert hätten.

Ein kleiner Junge darf zum ersten Mal mit seinem Vater in der Eisenbahn mitfahren. Voller Neugier und froher Erwartung stehen sie auf dem Bahnsteig. Endlich fährt der Zug ein. Vater und Sohn suchen sich einen Platz. Das Abteil ist nun mit ihnen vollbesetzt. Der Junge schaut aus dem Fenster und plaudert mit den Mitreisenden über alles, was er draußen sieht. Ganz vergnügt genießt er die Reise und plappert munter drauflos.
Plötzlich fährt der Zug in einen Tunnel. Es wird finster. Der Junge verstummt. Er sagt kein Wort mehr. Es wird immer dunkler. Da schiebt der Junge seine Hand zum Vater hin und fragt:
„Papa, bis du noch da?”
Der Vater nimmt die Hand des Jungen und sagt:
„Ja, ich bin noch da!”
Bald kommt der Zug aus dem Tunnel heraus. Es wird hell. Der Junge beginnt wieder zu plappern.

In Psalm 23 heißt es: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, wörtlich im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir!
Genau darin, dass wir in all dem Leid nicht alleine sind sondern dass Gott bei uns ist, und dass das Licht der Ewigkeit uns entgegen scheint, sonst würde es in diesem Tal nämlich keinen Schatten geben, genau darin liegt unser Grund zur Freude.

Gott ist da
Und eines Tages wird er ein für alle Mal unsere Tränen abwischen, und dann wird es kein Leid mehr geben. Es gibt eine Zeit für Leid und Klagen, die ganzen Psalmen sind voll davon. Aber wir dürfen diese Hoffnung und diese Freude nie vergessen. So wird es kein happy clappy, aber eine tiefe Freude auch in schweren Situationen unseres Lebens. Wenn ich an meinen Opa denke, und genauso spüre ich das auch bei vielen älteren Menschen bei uns in der Gemeinde, dann war da eine tiefe Zufriedenheit, auch wenn manches am Ende bei ihm wirklich schwer war.

Gaudete, ich habe am Anfang gesagt, dass die lateinischen Worte die ersten Worte eines Bibelverses sind, der beim Einzug in die Kirche früher gesungen wurde.
An diesem Sonntag handelt es sich um Verse aus dem 4. Kapitel des Philipperbriefes:
Verse 2-9:
Der Apostel Paulus widmet sich nämlich genau diesem Thema
Er schreibt diesen Text nicht aus einem entspannten Urlaubsparadies sondern aus dem Gefängnis an die Gemeinde in Philippi:
Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn.
Freut euch, was auch immer geschieht; freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden seid! Und noch einmal sage ich: Freut euch! Seid freundlich im Umgang mit allen Menschen; ihr wisst ja, dass das Kommen des Herrn nahe bevorsteht. Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn. Dann wird der Frieden Gottes, der weit über alles Verstehen hinausreicht, über euren Gedanken wachen und euch in eurem Innersten bewahren – euch, die ihr mit Jesus Christus verbunden seid. Und noch etwas, Geschwister: Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird. Haltet euch bei allem, was ihr tut, an die Botschaft, die euch verkündet worden ist und die ihr angenommen habt; lebt so, wie ich es euch gesagt und vorgelebt habe. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein.

Bei Paulus finden wir genau die Gedanken von gerade über die Freude.
Wir finden aber auch ein paar Freudekiller und einen Schlüssel für die Freude.
1.Sorgen
Sorgen verstellen mir den Blick –Paulus schreibt, zu Gott bringen, er wird für uns sorgen
2.Unvergebenheit
Evodia und Syntyche – ungeklärte Konflikte, Unvergebenheit lässt mich bitter werden.
3. Stress
Hetze, kann den Moment nicht genießen
4. Schuld
Verhindert, dass ich mich an Gott freuen kann, weil ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber habe und die Beziehung gestört ist. Aber kann jederzeit ausräumen, von ihm vergeben lassen

Was nennt Paulus als Schlüssel für Freude?
Unsere Blickrichtung ist entscheidend. Worauf schaue ich? Schaue ich auf all das, was nicht gut läuft, was ich nicht habe? Lasse ich mich von all dem, was ich in den Nachrichten sehe, niederdrücken?
Paulus sagt: freut euch!
Das ist eine Entscheidung, nicht in erster Linie Gefühlssache. Entscheidung, warum? Es ist meine Sache, wohin ich schaue:
Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird Und was schärft diesen Blick? Dankbarkeit. Bringt eure Sorgen mit Danksagung vor Gott, lasst euren Fokus nicht nur auf den Sorgen hängenbleiben.

Die Freude, von der Paulus im Philipperbrief spricht, hat aber noch einen tieferen Ursprung.
Schauen wir mal genau in den Text. Es ist nicht nur die Freude am Herrn, sondern wörtlich im Herrn.
Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Diesen Begriff benutzt Jesus beispielsweise in Johannes 15, wenn er darüber spricht, dass wir in ihm bleiben sollen.
Das ist ja ein Wortgebrauch, der bei uns so nicht vorkommt: In jemand bleiben. Wir sagen allerdings: Jemand ist in jemand verliebt. Da steckt das gleiche Prinzip dahinter. Es geht um eine enge Verbindung von zwei Personen. Bei der Taufe sprechen wir davon, dass wir Jesus anziehen. Dann sind wir also in ihm und der Heilige Geist in uns.
Freude ist auch eine Frucht des Heiligen Geistes, die Gott selber schenkt, die durch die Verbindung mit Jesus wächst, eine tiefe Freude, die dann nicht situationsabhängig ist sondern bei den Früchten geht es ja um Charakterveränderung, die ein Teil unseres Charakter wird.

Verbundenheit
Psalm 16,11 bewusst alte Übersetzung:
Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.
Da ist wieder diese Fülle. Vor deinem (Jesu)Angesicht, wenn wir Jesus anschauen.

Psalm 1,2 Wie glücklich ist ein Mensch, der Freude findet an den Weisungen des HERRN, der Tag und Nacht in seinem Gesetz liest und darüber nachdenkt. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen.
Hier geht es um das Wort Gottes, um die Nähe zu ihm und dass uns das zum Aufblühen bringt.
Jeremia 15,16: Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost.
Wenn wir diese Nähe Gottes suchen, mit Jesus verbunden sind, unsere Beziehung zu ihm zu pflegen, dann erfüllt und prägt uns seine Freude. Gott kooperiert mit uns, er legt diese Freude in uns hinein, aber wir haben die Verantwortung, auf ihn zu schauen und unsere Beziehung zu ihm zu leben.
Deshalb sagt sich David in Psalm 103: Lobe den Herrn meine Seele. Alles in mir soll den heiligen Gott rühmen! Auf, mein Herz, preise den HERRN und vergiss nie, was er für mich getan hat!

Diese Blickrichtung ist unsere Verantwortung. Schau auf Jesus, such seine Nähe.

Martin Luther war einmal tief traurig, saß schweigsam am Mittagstisch, wo er sonst von fröhlicher und geistvoller Rede übersprudelte. Die Tischgäste schauten erschrocken in ihre Teller, und seine Hausfrau sah fragend in sein liebes Gesicht, von dem sich die dunklen Wolken nicht verscheuchen ließen. Da sann sie nach, wie sie des Eheherrn Seele trösten könnte, und verfiel auf ein eigenartig Mittel. Eines Tages, da Luther von seiner Vorlesung in die Wohnung im schwarzen Kloster zurückkehrte, trat ihm seine Käthe in Trauerkleidern entgegen.
Er erschrak: „Wer ist gestorben?“
„Unser Herrgott!“, sagte sie.
Er musste lächeln: „Ei, du Närrlein, was treibst du für Narrendinge? Solche Scherze stehen dir übel!“
Aber sie antwortete: „Doch – unser Herrgott muss gestorben sein. Sonst könnte mein Martinus nicht so traurig sein!“
Jetzt ging ihm ein Licht auf. Er umfasste Sie mit beiden Armen:
„Ja, du hast Recht, ich kann nicht traurig sein, da mein Herrgott im Himmel lebt, und seine Wege voll Güte und Weisheit sind.“

„Fürchtet euch nicht! Ich verkündige euch eine große Freudenbotschaft! Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren! Es ist Christus, der Herr!
ich wünsche uns, dass wir dieses Jahr im Advent, auch wenn das irgendwie alle Jahre wieder das gleiche ist, aber dass uns die Bedeutung von Jesu Geburt vielleicht zum ersten Mal oder aber ganz neu berührt, wir immer wieder den Blick auf ihn richten, dankbar werden und eine ganz neue, tiefe Freude und Frieden darüber empfinden, trotz aller Umstände. Und wenn uns Menschen darauf ansprechen, dass wir sie dann auf Jesus hinweisen können, der diese Freude und diesen Frieden auch ihnen schenken möchte.

Eine Form der Freude ist, wenn wir Gott Lieder singen.
Im Lieder singen richten wir unseren Blick nämlich weg von uns auf ihn. Manchmal braucht es mehr als ein Lied, bis das passiert. Und wir bringen ihm unseren Dank und unser Lob, das er verdient. Jemand hat mal gesagt, dass der Gottesdienst am Sonntag eigentlich Gottfeier heißen müsste, und der Gottesdienst ist dann das, was wir in der Woche leben. Deshalb wollen wir Gott jetzt feiern für das, was er getan hat, was er noch heute in unserem Leben tut, und was er in der Zukunft noch tun wird.

Den Grafen Zinzendorf, einen sehr bekannten Missionar, fragten einmal junge Leute, wie sie am besten Gottes Willen erfüllen könnten. Er gab ihnen die schlichte Antwort: „Werdet des Herrgotts fröhliche Leute!“

Amen

Siehe auch: Wer ist Jesus?
Alle Bibeltexte mit freundlicher Genemigung: ERF Bibelserver.com