
Zum Predigttext (Matthäus 28)
Auch in der Bibel gibt es solche Momente und eine der bekanntesten ist die Verleugnung von Petrus. Wir haben gerade eben davon gelesen und genau daher stammt auch unser Sprichwort. Und Karfreitag ist der Tag, an dem wir uns daran erinnern, dass Jesus gestorben ist für unsere Schuld. Und auch dafür, dass wir so oft versuchen, den schwarzen Peter anderen zuzuschieben. Petrus, einer von Jesu engsten Vertrauten war der Fels, wie Jesus ihn nannte. Er war derjenige, der aufs Wasser ging, der Jesus als Messias bekannte, der bei allem immer vorne mit dabei war. Und dann kam die Nacht. Jesus wird verhaftet, die Lage wird brenzlig, Angst liegt in der Luft und Petrus, der Fels, bröckelt. Im Hof des Hohepriesters steht er und wird dreimal gefragt, ob er nicht auch zu Jesus gehört und dreimal sagt er, ich kenne ihn nicht. Und die letzte Verleugnung ist besonders scharf, da heißt es, er begann sich selber zu verfluchen. Petrus, der noch zuvor gesagt hatte, wenn alle dich verlassen, ich nicht. Er hat versucht, den schwarzen Peter einfach weiterzugeben. Ich? Nein, der da ist schuld. Ich habe mit dem nichts zu tun. Er verleugnet nicht nur Jesus, er verleugnet auch sich selbst. Seine Überzeugung, seine Beziehung, seine Wahrheit.
Jesus nimmt den schwarzen Peter, obwohl er der Einzige war, der ihn nicht verdient hat. Denn er war der Einzige ohne jegliche Schuld. Er stirbt nicht wegen seiner Schuld, sondern wegen unserer. Er trägt das, was wir nicht tragen können. Er bleibt, wo wir fliehen. Er bekennt, wo wir verleugnen und er vergibt, wo wir anklagen.
Für Petrus muss das die dunkelste Nacht in seinem Leben gewesen sein. Die Erinnerung an seinen Verrat, das Krähen des Hahns, der Blick Jesu, all das nagte an ihm. Er hatte versagt und er wusste es und er konnte es nicht rückgängig machen. Aber die Geschichte endet nicht im Hof des Hohepriesters. Nach Ostern begegnet Jesus Petrus wieder am See Genezareth. Er spricht ihn an als Simon, nicht als Petrus der Fels, von dem Petrus vielleicht dachte, so müsste er sein, in der Rolle, die Jesus ihm dazu gesprochen hatte. Nein, Simon. Jesus ist nicht interessiert an deiner Rolle, er ist interessiert an dir als Mensch. Und Jesus fragt ihn dreimal, liebst du mich? Dreimal. Genau wie die Verleugnung. Nicht als Strafe. nicht als Vorwurf, sondern als Wiederherstellung.
Jesus setzt Petrus nicht auf die Anklagebank. Er hält ihm keine Predigt über seinen Versagen. Er macht ihm keinen Vorwurf, kein einziges Wort. Er begegnet ihm mit Liebe, mit Gnade und mit einem neuen Auftrag: „weide meine Schafe“.
Karfreitag lädt uns ein, ehrlich zu werden, nicht den schwarzen Peter weiterzuschieben, nicht unsere Fehler zu kaschieren oder unsere Schuld kleinzureden, sondern sie zu Jesus zu bringen ans Kreuz. Jesus hat unsere Schuld getragen, auch deine, auch meine.
Das Kreuz ist kein Ort der Anklage sondern ein Ort der Befreiung.
Petrus zeigt uns, dass unser Versagen nicht das Ende ist. Jesus kennt all das und er fragt dich auch heute Morgen, liebst du mich? Liebst du mich? Liebst du mich? Keine Anklage, eine Einladung: zur Beziehung, zur Heilung, zum Neuanfang.
Karfreitag ist kein Tag für schöne Worte. Es ist ein Tag für Wahrheit, für die Wahrheit über uns und über Gott. Ja, wir sind Sünder. Ja, wir haben den schwarzen Peter, aber Jesus hat ihn uns abgenommen und deshalb dürfen wir aufhören, ihn weiterzureichen. Wir dürfen bekennen, loslassen und empfangen, wie Petrus. Und dann mit dieser Kraft der Vergebung wieder aufstehen, wieder anfangen, wieder lieben, wieder aufeinander zugehen, uns gegenseitig um Vergebung bitten und uns gegenseitig vergeben und so einander auch wieder in die Augen schauen. Wir dürfen ehrlich zu unserer Schuld, unserem Versagen und unseren Fehlern stehen, gerade auch hier in der Gemeinde, weil wir geliebte Sünder sind und weil wir uns so gegenseitig helfen und ermutigen können, auf dem Weg zu bleiben und auf dem Weg zu sein. Auf dem Weg gemeinsam Jesus nach, anstatt einsam zu sein, weil wir einander etwas vormachen und denken, wir müssten alleine kämpfen.
Wir können gnädig und wohlwollend miteinander sein weil wir wissen da ist jemand gnädig mit uns.
Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann erweist Gott sich als treu und gerecht, lesen wir im ersten Johannesbrief 1,9. Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben. Wenn wir behaupten, wir hätten nicht gesündigt, machen wir Gott zum Lügner und geben seinem Wort keinen Raum in unserem Leben.
Das ist das Wunder von Karfreitag:
Die Schuld, die uns trennt, wurde überwunden. Der Tod, der uns schreckt, wurde besiegt und der, den wir verleugnet haben, liebt uns noch immer.
Es gibt eine andere Geschichte in der Bibel. Eine Sünderin kommt zu Jesus, sie wäscht ihm die Füße und die Pharisäer sitzen rundherum und schauen auf diese Frau voller Verachtung, aber sie sieht nur Jesus und Jesus lässt es zu und er ehrt sie und er spricht ihr zu, dass wem viel vergeben wird, der liebt viel. Deshalb ist es gut, uns vergeben zu lassen und uns das bewusst zu machen. Anspruch nehmen mit unserer Schuld heute an Karfreitag. Aber nicht nur heute, jeden Tag aufs Neue. Aber heute vielleicht ganz bewusst zu ihm zu kommen, bevor wir gleich auch das Abendmahl feiern. Unsere Schuld ihm zu bekennen und ihm abzugeben. Wir dürfen uns dafür vor Augen halten, wie sehr er uns liebt, dass er diesen Weg voller Leiden und Schmerzen ans Kreuz gegangen und für uns gestorben ist. Er hat es für uns getan. Das können wir uns ganz neu bewusst machen und ihm dafür die Ehre geben. Und ich wünsche dir jetzt, wie Petrus oder diese Frau, dass du während der nächsten Lieder nur Jesus vor Augen hast. Jesus und dich. Wie du zu ihm kommst, egal was all die anderen um dich herum tun. Ich lade dich ein, geh auf ihn zu, innerlich. Schau in seine Augen, komm mit deiner Schuld und erlebe, wie er dich liebt und dir vergibt.
Und so segne dich der Herr und behüte dich. Erlasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Und er erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden.
Amen.