Volker Aßmann

Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 26.01.2025

Das ist meine Vision

Das Video zur Predigt finden Sie hier

Warum Vision? Manche fragen sich und uns: Warum redet Ihr immer von Vision? Warum reden wir Christen von Visionen? Das ist doch nur modern und liegt nur am Zeitgeist!? Viele denken bei Visionen direkt an übernatürliche Eingebungen oder Träume, die dann gleich verdächtig sind. Doch wer sagt, dass Visionen unbiblisch seien, hat nicht alles, was die Bibel uns sagt, im Blick:
Die Bibel spricht sehr klar von Vision (Sprüche 29,18): „Wenn keine Offenbarung (Vision) da ist verwildert ein Volk.
Wir sollten nicht vergessen: Jesus Christus war Visionär, er ist geradezu der Prototyp für ein „Leben mit Vision“.
Hebräer 12,2: “…lasst uns hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen … das Kreuz erduldete…“

 

Jesus lebte nicht zufällig, und auch nicht getrieben von den Umständen oder von Menschen. Er lebte und handelte sehr bewusst und zielorientiert. Er hatte eine klare Vorstellung von seinem Leben. Jesus wusste: Ich werde am Kreuz sterben, hingerichtet wie ein Verbrecher, und das wird geschehen, damit Menschen, die von Gott getrennt sind, Gemeinschaft mit Gott haben. Der Text sagt uns, dass Jesus diesen schweren Weg nur gehen konnte und durchstehen konnte, weil er das Ziel kannte: Menschen würden Vergebung ihrer Schuld bekommen, weil er stirbt. Und ER würde nicht im Tod bleiben, sondern nach 3 Tagen wieder aus dem Tod auferstehen und lebendig sein. Dieser Blick auf ein lohnendes Ziel hat ihm Kraft und Motivation gegeben, tatsächlich nach Jerusalem zu gehen, sich verhaften und hinrichten zu lassen.

 

Bei Vision geht es uns eine klare Ausrichtung auf ein Ziel. Das ist etwas ganz anderes als sich einfach mit dem Strom der anderen und den Strömungen unserer Zeit treiben zu lassen, ohne Einfluss auf die Richtung zu nehmen und damit vermutlich auch nicht ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wer kein Ziel/Vision hat, ist wie ein Kreisel. Aufgedreht wie in unserer Kinderzeit, dreht sich der Kreisel eine Weile um sich selbst, um dann irgendwann umzukippen. Die Frage ist, mit wie viel Umdrehungen drehst du dich um dich selbst und wie lange noch? Mark Twain hat es so gesagt: „Als wir das Ziel aus den Augen verloren, haben wir die Geschwindigkeit verdoppelt.“
Ich habe den Eindruck, dass Viele heute aus der Bahn fliegen weil sie sich mit immer größerer Geschwindigkeit um sich selber drehen. Und das, weil sie das Ziel aus den Augen verloren haben oder noch nie kannten. Wie hoch ist inzwischen deine Geschwindigkeit und meine?

 

Erfülle deinen Auftrag – Lebe deine Berufung!

Ich höre schon die Einwände, die auch berechtigt sind: Nicht schon wieder tun und machen, bitte kein Aktivismus und kein Appell! Ich hoffe, dass wir am Ende der Predigt klarsehen, um was es geht und ob es zuerst und vor allem um Appelle geht, oder ob etwas ganz anderes im Vordergrund steht. Eines will ich schon jetzt klar formulieren: Es geht nicht in erster Linie darum, was du tust, sondern wer und was du bist. Es geht nicht um Formen und Äußeres und nicht um Leistung, sondern um unsere Beziehung zu Jesus und um das, was wir in Wahrheit sind.

Gott ist mehr an unserem Charakter interessiert als an unserem Beruf (und an dem, was wir tun, auch im Reich Gottes) denn unseren Charakter werden wir mit in den Himmel nehmen, unseren Beruf (und unser Tun) nicht.  (Rick Warren).

Natürlich bedeutet das nicht, dass es unwichtig ist, wie wir handeln und was wir tun, aber die Reihenfolge ist so: Zuerst unser Sein und dann unser Tun, was natürlich aus unserem Sein kommt und folgt! Im Fragen nach dem, was Gott für mich und für uns und unsere persönliche Vision 2025 bereit hat und uns sagen will, stieß ich auf diese Sätze von Paulus:

 

„Ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und Seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle, nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die in mir ist.“  (1.Korinther15,9-10)

 

Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt, fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der HERR, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen liebgewonnen haben.“ (2.Timotheus 4,7-8)

Für Paulus war eines klar: Die Gnade Gottes war das Entscheidende in seinem Leben. Das Entscheidende war nicht seine sicher beeindruckende Theologie und sein Wissen. Nicht seine ganzen Gemeindegründungen und seine Missionsprojekte und Missionsreisen. Nicht sein Einfluss in der Gemeinde Jesu (bis heute und weltweit) und auch nicht die große Schuld seines Lebens. Paulus Selbsteinschätzung ist eigentlich zerstörend: „Ich bin der geringste der Apostel…ich bin nicht würdig, ein Apostel genannt zu werden…“

Das Entscheidende und das Fundament seines Lebens war die Gnade Gottes. Gottes Güte und Liebe, und beides völlig unverdient, einfach als das größte aller Geschenke. Trotz allem Negativen auf seiner Haben-Seite, was die Waagschale bis auf den Boden drückt, weiß Paulus um das Schwergewicht der Gnade Gottes. „Aber“, oder „trotzdem“, „durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin…“ Wegen der Gnade Gottes, um die Paulus in seinem Leben wusste, konnte sich Paulus diese ehrliche Selbst-Reflexion leisten und ertragen.

Über seinem Leben bleibt nicht stehen: nichts, unwürdig, wertlos…, sondern >ICH BIN<. Ich bin etwas… Es gibt etwas, oder sogar sehr viel Wertvolles und Bedeutendes in seinem Leben. Und hier zählt Paulus nicht seine Leistungen auf, sondern spricht zuerst von der Gnade Gottes. An diesem Punkt komme ich zurück zu meiner/unserer persönlichen Vision: Keine To-do-Liste von 3 oder besser 7 Punkten und Dingen, die ich tun will oder sollte. Stattdessen spricht Paulus von Gottes Gnade in und über seinem Leben.

Doch was hat das mit Vision, mit meiner und deiner Vision zu tun?

Das entscheidende und tatsächlich tragende Fundament seines Lebens – Gottes Gnade – ist wirksam gewesen und bleibt es in seinem Leben. Er hat sie tatsächlich erlebt und lebt von ihr. Gottes Gnade hatte und hat Auswirkungen in Paulus Leben, sie ist nicht frustran, vergeblich, ohne Wirkung geblieben.
Das sind doch die wichtigen Fragen unseres Lebens:
Was ist Dein Wert?
Wer/Was bist Du?

 

Lied:

Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung, deren ich nicht wert; das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat´s nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.

Ich hatte nichts als Zorn verdient und soll bei Gott in Gnaden sein; Gott hat mich mit sich selbst versöhnt und macht durchs Blut des Sohnes mich rein. Wo kam dies her, warum geschieht´s? Erbarmung ist´s und weiter nichts.

Paulus singt nicht nur ein Loblied auf Gottes Erfahrung, sondern weiß, dass Gottes Gnade nicht wirkungslos in seinem Leben geblieben ist. Er weiß um die radikale Veränderung seines Lebens durch Christus vom Christenverfolger zum Gemeindegründer und Missionar für Christus.

Die Frage, die sich am Ende meines / unseres Lebens stellt, oder die andere über mich stellen werden: Wer/was ist er/sie geworden und gewesen? Und nicht: Was hat er/sie geleistet? Welchen Status und wieviel Geld hatte er?

Paulus schreibt in seinem letzten Brief:
Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt, fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der HERR, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die Sein Erscheinen liebgewonnen haben.“ (2.Timotheus 4,7-8)

Manche von euch kennen das schon von mir und erwarten es vielleicht sogar jetzt von mir: „Finishing well…!“ (Gordon MacDonald) „Gute Abschlüsse finden!“ Auch das zu erreichen und zu erleben ist Gnade und ein Geschenk und ist trotzdem nicht ein Automatismus, weil du Christ bist, sondern ist Herausforderung und Arbeit – bring es gut zu Ende! Lass die Gnade Gottes in dir zur Wirkung kommen! Das gilt für Dein persönliches Leben in der Nachfolge Jesu, Deine Familie/Ehe und Deine Freundschaften, Dein Leben und Sein und Deinen Dienst in der Gemeinde, Deinen Beruf…

Scheitern droht an ganz vielen Stellen, vielleicht sogar in allen Bereichen: „Beinahe wäre ich abgeglitten gescheitert…“ (Psalm 73,2) „Ich aber – fast wären meine Füße ausgeglitten, beinahe hätten gewankt meine Schritte.“)…….
Bin ich in der Spur meiner Berufung und als Nachfolger von Jesus geblieben?
Wo bin ich falsch abgebogen oder einfach stehen geblieben?
Wo habe ich falsche Prioritäten in meinem Leben?
Gnade ist viel mehr als ein unverdientes Geschenk der Liebe Gottes. Gnade ist auch die Grundlage für unser Leben und Motivation unseres Handelns: „Seine Gnade ist mir gegenüber nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes.“ (1.Korinther15,10)

Es geht nichts in unserem Leben als Christen ohne die Gnade und es geht nichts ohne die Bereitschaft und die Entscheidung. Paulus zieht Bilanz: Ich habe mehr gearbeitet als alle. Er ruht sich nicht auf dem Sofa der geschenkten Gnade aus. Er lebte und lebt seine Berufung.

In den letzten Tagen wurde ich an das Bild, das wir als Gemeindeleitung vor 8 Jahren von Gott geschenkt bekamen: Als Gemeinde unterwegs von einem Berg in ein Tal, durch Flüsse, über Steine und am anderen Ende des Tals hinauf auf einen neuen Berg. Und ich habe mich gefragt: Wo stehe ich und wo stehen wir in diesem Bild? Nein, wir sind noch nicht auf dem Berg, noch nicht am Ziel. Vielleicht stolpern wir noch über Felsen und Steine, holen uns nasse Füße und Blessuren. Vielleicht haben wir sogar schon den Aufstieg auf den Berg am Ende des Tals begonnen. Gehen alle in unserer Gemeinde mit? Nein. Sind Menschen abgebogen oder stehen geblieben? Ja.

Warten wir jetzt, bis alle dabei sind? Ja, wir möchten gerne alle mitnehmen, aber wir können unmöglich auf den Letzten oder die Letzte warten! Wie motivieren und bewegen wir die, die abgebogen oder stehen geblieben sind? Wie können wir Kohlen, die nicht brennen, entzünden? Mit einem Feuerzeug holen wir uns nur Brandblasen. Die Antwort ist: Die brennenden Kohlen müssen weiter brennen und dann können wir versuchen, die Kohlen, die nicht mehr oder noch nicht brennen, an dem brennenden Feuer zu entzünden.

Vielleicht ist Deine Berufung verloren gegangen und du bist wie ein glimmender Docht oder ein geknicktes Rohr

Jesaja 42,3: „Das geknickte Rohr wird ER nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird ER nicht auslöschen.

Gott will das Feuer in deinem und meinem Leben anfachen und entzünden. Aber warum macht ER das denn nicht? Vielleicht weil Du es nicht willst und nicht zulässt, weil Du Dein Herz IHM nicht hinhältst. Manche denken, dass Gott alles kann und auf jede Frage eine Antwort hat und geben kann, aber es gibt „offene, unbeantwortete Fragen“ bei Gott. Fragen, die nur ich und Du beantworten können: „Ich hörte die Stimme des HERRN, der sprach: WEN SOLL ICH SENDEN, UND WER WIRD FÜR UNS GEHEN?“ (Jesaja 6,8)

Von Gottes Sicht ist es klar, ER hat Seine Berufung für uns ausgesprochen, aber was ist Deine Antwort? Was ist meine Antwort? An der Schwelle zum verheißenen Land Kanaan stehen die Israeliten mit Josua am Ufer des Jordan, der übrigens Hochwasser hatte. Also es gab keinen Weg hinüber, aus dem „Zwischenland“ ins gelobte Land, nach Hause. Keine Brücke, nur Hochwasser. Und wie haben sie sich entschieden? Dann wird’s halt nichts – was wir bislang erreicht haben, ist doch auch schon was – dann bleiben wir halt hier…?

Aber Gottes Auftrag und Verheißung waren klar: „Mache dich nun auf und gehe über diesen Jordan!“ (Josua 1,2)

Und: „Habe ich dir nicht geboten: SEI STARK UND MUTIG? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du gehst!“ (Josua 1,9)

Es ist wie in der Vision, die wir von Jesus bekommen haben: Bleiben wir stehen, wo und wie wir sind? Setzen wir vielleicht falsche Prioritäten und verpassen Gottes Berufung und Sein Handeln?

Die offene Frage Gottes lautet: „WEN SOLL ICH SENDEN, WER WIRD FÜR UNS GEHEN?“

Nur du kannst entscheiden, ob Du als nicht brennende Kohle irgendwo abhängst, oder ob du dich durch Gottes Feuer entzünden lässt. Nur du kannst entscheiden, ob du am Ufer des Jordan stehen bleibst und resignierst, weil das Hochwasser zu stark ist und es ja doch keinen Weg gibt, oder ob Du Gott vertraust und gehorchst und durch den Jordan gehst. Die Lösung war Vertrauen und Gehorsam und Gottes mächtiges Eingreifen: In dem Moment, in dem die Priester mit der Bundeslade (als sichtbarer Ort der Gegenwart und Herrlichkeit Gottes) in das Wasser des Jordan stiegen, „…richtete sich das Wasser (Hochwasser) auf wie ein Damm…so zog das Volk hindurch…und die Priester, die die Lade des Bundes des HERRN trugen, standen festen Fußes auf dem Trockenen mitten im Jordan…“ (Josua 3,16-17)

Ja, es ist Gnade, und ja, Gnade kann vergeblich sein, wenn wir nicht gehen!! Und so frage ich Dich und ich habe mich schon gefragt: Willst Du auf Gottes Frage so antworten „Hier bin ich, sende mich!“? Oder bleibst Du einfach stehen oder drehst dich sogar weg? Ich habe Gott neu geantwortet: Hier bin ich – sende mich!

Und da geht es dann auch um konkrete Schritte – und ich frage jetzt stellvertretend für noch viele andere Bereiche um konkrete Situationen und wie sie erfüllt werden können:

  • Wo sind die Kindergottesdienst MitarbeiterInnen, die wir dringend brauchen?
  • Wo sind die jungen neuen Ältesten in 2 oder 3 Jahren, die wir dringend brauchen und die sich jetzt auf den Weg machen?
  • Wo sind die MitarbeiterInnen im Café, die wir dringend brauchen?
  • Wo sind die MitarbeiterInnen im Schülertreff, die wir dringend brauchen und noch mehr Kinder zu unterstützen?

Das ist meine Vision 2025 – dafür möchte ich leben und das hat Priorität: Ja, es ist und soll die Gnade sein – und ja, ich will Entscheidungen treffen und handeln! Bist Du dabei?

Matthäus 28,18-20: Das ist die Berufung für Dein und mein Leben: Menschen zu Jesus einladen und zu erleben, dass sie Christen werden. Und sie dann begleiten, dass sie selbst zu Jüngern werden und mit Jesus leben und IHM nachfolgen!

Was willst Du aufgrund der Gnade und deiner Vision tun??

  1. Für wen wirst du im Jahr 2025 beten, ihn/sie einladen zu Jesus und zur Gemeinde, dass dieser Mensch/diese Menschen Jesus finden und kennenlernen?
  1. Für wen wirst Du 2025 beten und diesen Menschen begleiten, dass er/sie ganz neu Jüngerschaft lernt und lebt?

Unsere Gemeinde-Vision: Wir sind eine Gemeinde, in der möglichst viele Menschen Jesus Christus kennenlernen und gerne miteinander IHM nachfolgen.

Diese Vision kann nur leben und Wirklichkeit sein, wenn Du und ich, wenn wir dabei sind und andere mitnehmen.

Gott segne Dich dabei! Amen!

 

Siehe auch: Wer ist Jesus?
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