Predigt 05.02.2023 KaB FKB (Volker Aßmann)

Breite Schultern – Verantwortung

Das Video dieser Predigt finden Sie hier.

 

Die Zahl der Jünger wuchs unaufhörlich. Allerdings wurden in dieser Zeit auch Klagen innerhalb der innerhalb der Gemeinde laut, und zwar vonseiten der Jünger, die aus griechisch sprachigen Ländern stammten. Sie waren der Meinung, dass ihre Witwen bei der täglichen Versorgung mit Lebensmitteln benachteiligt wurden, und beschwerten sich darüber bei den einheimischen Jüngern.
Da beriefen die Zwölf eine Versammlung aller Jünger ein und erklärten: „Es wäre nicht gut, wenn wir Apostel uns persönlich um den Dienst der Verteilung der Lebensmittel kümmern müssten und darüber die Verkündigung von Gottes Botschaft vernachlässigen würden.
Seht euch darüber, liebe Geschwister, in eurer Mitte nach sieben Männern um, die einen guten Ruf haben, mit dem Heiligen Geist erfüllt sind und von Gott Weisheit und Einsicht bekommen haben. Ihnen wollen wir diese Aufgabe übertragen.
Wir selbst aber werden uns weiterhin ganz auf das Gebet und den Dienst der Verkündigung des Evangeliums konzentrieren.“
Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und die Gemeinde wählte folgende sieben Männer aus: Stephanus, einen Mann mit einem festen Glauben und erfüllt vom Heiligen Geist, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Nichtjuden aus Antiochia, der zum Judentum übergetreten war.
Man ließ sie vor die Apostel treten, und die Apostel beteten für sie und legten ihnen die Hände auf.
Die Botschaft breitete sich immer weiter aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem stieg sprunghaft an. Auch zahlreiche Priester nahmen das Evangelium an und glaubten an Jesus.

(Apostelgeschichte 6,1-7)

 

  1. Angriff auf Gottes Gemeinde

Wenn ich Euch fragen würde, was für Euch die krisenhaften Herausforderungen und Angriffe gegenüber der Gemeinde sind, was würdet Ihr antworten?

Vermutlich wären z.B. diese Dinge Gegenangriffe gegen die Gemeinde heute:

  • Gesellschaftlicher und politischer Druck (bis zur Verfolgung von Christen wegen ihres Glaubens).
  • Einfluss von falschen Lehren, die Jesus und die Bibel in Frage stellen.
  • Anpassung in den Zeitgeist, einschließlich bei den ethisch-moralischen Fragen.
  • Die Prioritäten verschieben und das Wesentliche verpassen.

 

Nach der Gründung der Gemeinde zu Pfingsten rollten einige Wellen gegen die junge Gemeinde in Jerusalem, um sie zu lähmen oder gar zu zerstören. John Stott schreibt darüber: >Die erste und grausamste Taktik und Welle gegen die Gemeinde, initiiert durch Satan, war Verfolgung und Gewalt gegen die Christen.

Sein zweiter und noch listigerer Angriff, (weil er nicht so leicht zu durchschauen war,) geschah durch moralische Bestechlichkeit und Kompromissbereitschaft. Nachdem sein Versuch, die Gemeinde von außen durch Gewalt und Verfolgung zu vernichten, gescheitert war, versuchte er, das Böse durch Hananias und Saphira in das Innere der Gemeinde hineinzuschleusen und so die christliche Gemeinschaft zu zerstören. Dabei ging es vor allem um Heuchelei, das Vorspielen von falschen Dingen, die nicht vom Leben gedeckt waren.

Der dritte und raffinierteste Trick Satans gegen die Gemeinde Jesu war die Ablenkung durch Zweit- oder Drittrangiges. Er versuchte, die Apostel von ihren eigentlichen und wichtigsten Aufgaben und Verantwortungen abzuhalten und sie mit anderen Dingen in Beschlag zu nehmen.

Das, was dann auf der Strecke bleiben würde, war das Gebet und das Predigen von Gottes gutem Evangelium. Stattdessen würden sie sich mit sozialem Engagement beschäftigen.

Doch schauen wir uns zunächst die Situation und das Problem in Jerusalem an und fragen uns gleichzeitig, wie sehr das auch unser Problem sein oder werden kann.

Etwas, das bis heute für jede Gemeinschaft, angefangen von Ehe und Familie, unterschiedlichen Teams, bis zur Gemeinde und sogar eine ganze Gesellschaft, existentiell bedrohlich ist:
> Murren, Unzufriedenheit, Verbreiten von schlechter Stimmung.

So wie damals bei Israel, als sie gegen Mose murrten…. (2.Mose 16,11-12)

 

Es geht dabei um hinten herumreden, Verbreitung von Gerüchten oder falschen Aussagen, um dadurch Stimmung zu machen. Und es geht genauso um das offene Aussprechen dieser Unzufriedenheit. Es geschieht bewusst oder unbewusst – dieses Murren verdirbt die Stimmung, macht schlechte Stimmung und zerstört die Beziehungen von innen heraus.

In der jungen Gemeinde in Jerusalem war der Anlass eine tatsächliche bestehende Not und ein bestehendes Problem. Die in der Bibel angeordnete Versorgung der Witwen wurde vernachlässigt. Und es entstand eine Ungerechtigkeit, einige wurden übersehen, andere bevorzugt behandelt. Das hat das Potential zur Spaltung. Es geht also nicht um Nebensächlichkeiten. Vielleicht standen deshalb die Apostel in der Gefahr, sich dieses Problems anzunehmen und es zu lösen.

Was könnte das für uns heute bedeuten?

Z.B. wenn es unterschiedliche, miteinander konkurrierende Gruppen in der Gemeinde gibt, die dann Anhänger und Unterstützer auf ihre Seite ziehen. Das können auch Familien-Clans sein. Oder wenn Einzelne oder eine Gruppe in der Gemeinde übersehen wird…

Solche Spannungen und Probleme in der Gemeinde sind eine echte Herausforderung für die Leiter der Gemeinde. Zum einen, dass sie diese Probleme überhaupt wahrnehmen und darauf reagieren, um sie zu lösen. Zum anderen aber auch eine Herausforderung, wie sie diese Probleme lösen.

Es ist ein Problem vieler Gemeinden, dass alles bei den Leitern landet mit der unausgesprochenen oder sogar ausgesprochenen Aufforderung: >Jetzt macht mal! Löst mal das Problem! Aber ist das automatisch ihre Aufgabe?

Wer macht eigentlich was und wer ist für was zuständig? Sind einige für alles verantwortlich und zuständig? Das Gute ist oft der Feind des Besten, das Zweitrangige oder Drängende der Feind des Wichtigen!

In der Gemeinde in Jerusalem wird deutlich: Es ist eine echte Herausforderung und Gefahr,die Priorität aus dem Auge verlieren und sich im Zweitrangigen zu verlieren. Es geht hier nicht um etwas Unwichtiges, hier die gerechte Versorgung der Hilfsbedürftigen in der Gemeinde, sondern dass die Apostel ihren Fokus nicht mehr auf das für sie selbst Wichtige und Vorrangige legen.

Es ist ein großes Problem für Gewissenhafte und Macher, dass sie sich von jedem Auftrag in Beschlag nehmen lassen und sich dabei übernehmen und verzetteln. Dabei bleibt dann ihre eigentliche Aufgabe, die völlig zurecht andere nicht wahrnehmen, ungetan liegen.

 

  1. Verzettel dich nicht – lebe in Deiner Berufung!

Für Gottes Mitarbeiter und für jeden Mitarbeiter in der Gemeinde gilt:
Übernimm nicht jede Aufgabe, die sonst liegen bleibt, sondern lebe in Deiner Berufung! Es ist mittelfristig niemandem geholfen, wenn du das, was scheinbar nötig ist und getan werden muss, auch noch tust, obwohl es nicht Deine Berufung ist und Du weder Kraft noch Zeit dafür hast, und Du dafür Wichtiges, das Gott dir als Auftrag gegeben hat, liegen lässt.

Allerdings bergen diese Aussagen auch die große Gefahr, dass die Falschen dies hören und sich zu Herzen nehmen, und aus ihrer eigentlichen Berufung aussteigen und ihren Dienst vernachlässigen. Wer eine wichtige Aufgabe übernimmt, zu der er nicht von Gott berufen ist, vernachlässigt seine eigentliche Aufgabe, die dann nicht oder schlecht erfüllt wird.

Die Leitung der Suppenküche in der jungen Gemeinde war total wichtig, um des sozialen Friedens willen und um der notwendigen Unterstützung der Bedürftigen willen. – Aber es war nicht die Aufgabe und Berufung der Apostel. Würden sie sich weiter durch diese notwendige Aufgabe in Beschlag nehmen lassen, würde ihre eigene Berufung, das Gebt und die Predigt von Gottes Wort, brach liegen und die Gemeinde großen Schaden dadurch nehmen.

Dabei müssen wir sehr gut darauf achten, dass diese Prioritäten nicht eine Art von Wertung und Bedeutung sind, nach dem Motto: Predigen und Beten ist wichtiger als Bedürftigen dienen, putzen oder was auch immer! Wir müssen immer wieder neu die große Vielfalt der Aufgaben und Berufungen für die unterschiedlichen Begabungen sehen und sie in ihrer Bedeutung aus Gottes Sicht würdigen und darstellen.

 

  1. Übernimm Verantwortung in deiner Berufung!

 

Es ist definitiv keine Frage von Wert und Bewertung von Diensten, sondern es geht um die Berufung. Sowohl der Dienst der Verkündigung und des Gebets durch die Apostel (ein pastoraler Dienst) , als auch der soziale Dienst der 7 neu Berufenen (vielleicht die ersten Diakone der Gemeinde-Geschichte) wird mit ein und demselben Wort bezeichnet:

> diakonia< bedeutet Dienst, egal ob auf der Kanzel oder in der Suppenküche!

Beides und darüber hinaus viele andere Aufgaben/Dienste sind >diakonia<, Dienste, für Gott und Menschen, gleich wertvoll und bedeutsam! Die Anforderungen für beide Dienste und beide Personengruppen sind die gleichen: es müssen geistliche Menschen sein.

Geistliche Menschen – das bedeutet, sie müssen sich in ihrem Leben und Dienst vom Heiligen Geist bestimmen und prägen lassen, auch hier wieder: egal ob in der Suppenküche oder auf der Kanzel.

Es ist unser Problem, dass wir verschiedenen Aufgaben und Diensten und damit auch den jeweiligen Menschen in diesen Diensten unterschiedliche Bedeutungen und Werte beimessen. Damit werten wir manche Aufgaben und Dienste ab und schätzen sie gering und damit bereiten den Boden für Konkurrenz.

Auf der einen Seite resultiert daraus Stolz und auf der anderen Seite Frustration. Das Problem für die Apostel war nicht nur die drohende Überlastung, sondern insbesondere auch die für sie nicht passende Aufgabe. Zudem würden sie anderen ihre Aufgaben und ihren Dienst wegnehmen.

Keiner ist >Mädchen/Junge< für alles– auch nicht ein Leiter.

Hätten die Apostel die so wichtige soziale Aufgabe der Versorgung der Bedürftigen in der Gemeinde auch noch übernommen, wäre die Gemeinde in ihrer gesunden Ausrichtung durch die Lehre, das Gebet und die Leitung durch die Apostel verkümmert und anfällig für falsche und gefährliche Einflüsse und Lehren von außen und innen gewesen. Sie hätten die Gemeinde daran gehindert, in ihre Reife in Christus zu wachsen.< (J. Stott)

Ohne Ausnahme sind alle Christen, die Nachfolger desjenigen sind, der >nicht gekommen ist, dass ER sich dienen lasse, sondern dass ER diene<, zum Dienst berufen, ja dazu, ihr Leben in diesen Dienst zu geben. (John Stott)

„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und Sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.“ (Markus 10,45)

 

Was war eigentlich das wichtigste Ziel für die Gemeinde damals und ist es bis heute?

> Dass das Wort Gottes sich ausbreitete und weiter ausbreitet und die Gemeinde wuchs und wächst!

Und was hat dazu beigetragen und war unbedingt nötig dafür?

  • Die Predigt von Gottes Wort und das Gebet!
  • Die Übernahme der sozialen Verantwortung durch die Versorgung der Bedürftigen mit materiellen Dingen!
  • Das Leben in der eigenen Berufung und hier die Übernahme von Verantwortung!

Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.“ (Apostelgeschichte 6,7)

> Ich bin davon überzeugt, dass sich genau hier die Frage nach der Bedeutung der Gemeinde/Kirche Jesu in unserer Gesellschaft und Welt entscheidet und nicht an besonders klugen Strategien und Management-Ideen, so hilfreich die auch sein mögen.

Es geht um deine und meine Verantwortung, in der ganz persönlichen Berufung Gottes und Seinem Dienst für Dich und mich zu leben – und es geht um unsere Treue darin! Es geht um nichts anderes!

Und die konkreten und persönlichen Fragen sind diese:

Weißt Du um Deine persönliche Berufung Gottes für Dein Leben?

Bist Du bereit, in Treue und mit Hingabe in dieser Berufung zu leben?

Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet;
ich werde sie euch abnehmen.
Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig (sanftmütig) und von Herzen demütig.
So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.
Denn das Joch, das ich euch auferlege, drückt nicht, und die Last, die ich zu tragen gebe, ist leicht.

(Matthäus 11,28-30)

Lieber Benjamin (in der Gemeinde) und liebe Sira (im Verein SfS) – Das Thema „Breite Schultern“ – was bedeutet es für Euch (und auch uns)?

Breite Schultern sind nicht dafür da, immer mehr zu tragen, sondern genau das zu tragen, was Gott Dir für Dein Leben und Deinen Dienst aufträgt! Ja, es geht darum, dass Ihr Eure Berufung lebt und es beginnt ja jetzt Euer „Dienst“in Gemeinde und Verein. Und es geht darum, dass Ihr anpackt und auch anderen als Vorbild vorangeht. Ja, manches Mal wird der Dienst auch Last sein und dann geht es darum, auch dranzubleiben und durchzuhalten. Dabei dürft und sollt Ihr diese Last als eine Last von Jesus annehmen in dem Vertrauen auf Sein Versprechen:

„Meine Last ist leicht und ich trage sie mit und für Euch und Ihr dürft und sollt Ruhe finden bei Jesus, dem HERRN der Gemeinde.

Vertraut darauf, vertraut auf Jesus und Sein Versprechen!
Sucht immer wieder Zeiten und Orte der Entlastung, Ruhe und Erfrischung!
Sucht Euch Menschen, die bewusst Eure Last mit Euch tragen!

 

Ich verspreche Euch für die Leitung der Gemeinde und des Vereins, dass wir genau das für Euch und mit Euch tun werden – Eure Schultern stärken und Lasten mit Euch tragen!

Gott segne Euch und uns alle dabei!
Amen!

 

Lesen sie mehr über das Evangelium, die gute Botschaft von unserer Errettung oder darüber, wie Sie ein Kind Gottes werden.

Alle Bibelverse mit freundlicher Genehmigung ERF Bibelserver