Pontius Pilatus ist besonders Christen bekannt wegen des Prozesses um die Kreuzigung Jesu. Archäologen haben nun auf einem alten Ring dessen Namen entziffert – dank moderner Technik.
JERUSALEM (inn) – Archäologen haben in einem vor 50 Jahren gefundenen Ring den Namen Pontius Pilatus entziffert. Sie mutmaßen, dass er dem berühmten römischen Prokurator gehörte, der Jesus von Nazareth hinrichten ließ. „Ich kenne keinen anderen Pilatus aus dieser Zeit und der Ring zeigt, dass er eine Person von Statur und Reichtum war“, sagt Professor Danny Schwartz von der Hebräischen Universität in Jerusalem.
Pontius Pilatus war der 5. Römische Gouverneur in Judäa. Er regierte in den Jahren 26 bis 36. Ob er diesen Ring, ein Status-Symbol, selber getragen hat, oder ob damit einer seiner Beamten offizielle Dokumente durch Aufdruck „unterschrieb“, weiß man nicht.
Den Ring selbst fand der israelische Archäologe Gideon Förster 1968 auf dem Herodion-Hügel östlich von Bethlehem. Aber erst jetzt wurde das Fundstück ordentlich gesäubert. Dank Spezialkameras lüftete der Ring sein Geheimnis: Neben dem Bild eines Weingefäßes war in griechischer Schrift der Name „Pilatus“ in das Metall geprägt.
Plausibler Fundort
Der Fundort auf dem Herodion ist kein Zufall. König Herodes der von 73 vor Christus bis 4 nach Christus lebte, war ein Vasal der Römer und deswegen in der Bevölkerung recht unbeliebt. Östlich von Bethlehem ließ er einen Hügel künstlich aufschütten, um in den weithin sichtbaren Kegelberg eine Festung hineinzubauen. An der nördlichen Flanke wurde neben einem Theater und einem römischen Bad auch eine Art Tempel errichtet. Im Mai 2007 hat hier der israelische Archäologe Ehud Netzer das Grabmal des Königs Herodes mitsamt dem mutwillig zerstörten Sarkophag gefunden. Herodes hatte den Ort ausgewählt, um sicher vor seinen Häschern zu sein. Zudem erlaubte der Standort des Grabmals einen Blick auf Jerusalem.
Da Herodes enge Beziehungen mit den römischen Besatzern pflegte, verwundert es nicht, dass dort auch der Siegelring des Prokurators gefunden worden ist. Der obere Teil des Komplexes, die in den Kegel hineingebaute Burg, wurde weiterhin von römischen Beamten genutzt, die damals über Judäa herrschten. Wahrscheinlich hat Pilatus den Herodion als Verwaltungszentrale der Zentralregierung genutzt.
Berühmte Persönlichkeit
Dass es Pontius Pilatus wirklich gab, lässt sich historisch nachweisen. Nicht nur das Neue Testament und der zeitgenössische Historiker Josephus Flavius erwähnen ihn. In Caesarea, der größten römischen Hafenstadt an der Mittelmeerküste, hat man den Sockel einer Säule oder einer Statue entdeckt mit dem eingemeißelten Namen „Pontius Pilatus“. Dieser steinerne „Beweis“ befindet sich heute im Jerusalemer Israel-Museum, zwischen anderen Ausstellungsstücken aus der Zeit Jesu und den Anfängen des Christentums.
Um die Rolle der Römer und der Juden bei der Kreuzigung Jesu rankten sich in den vergangenen Jahrhunderten Missverständnisse. Als Vertreter des römischen Kaisers war nur Pontius Pilatus befugt, Todesurteile auszusprechen. Obgleich also ein Römer, oder wie man heute sagen würde, ein „Italiener“, den historischen Befehl zur Kreuzigung jenes Predigers aus Galiläa ausgesprochen hat, redete die christliche Kirche, mit dem Vatikan an der Spitze, fast 2.000 Jahre lang davon, dass die Juden „Gottesmörder“ seien. Der oberste Rat der Juden, Sanhedrin genannt, hatte gar keine Befugnis, Todesurteile auszusprechen oder gar zu vollziehen.
Aus Sicht der Römer war Jesus des Hochverrats und des Aufstandes gegen die römische Herrschaft schuldig. Deshalb ließ Pilatus auf die Schmähschrift an seinem Kreuz den Spruch „Jesus von Nazareth, König der Juden“ nageln. Die Original-Tafel wurde im 3. Jahrhundert in einer Grotte unter der Grabeskirche gefunden und wird heute in Rom in der Kirche Santa Maria de Gerusaleme aufbewahrt. Es gibt Hinweise, dass diese Reliquie das Original ist.
Quelle: www.israelnetz.com
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