Andreas Latossek

Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 29.01.2023

Unaufhaltsam – Scheinheilig

Apostelgeschichte 5,1-11

Das Video dieser Predigt finden Sie hier.

 

Scheinheilig

Ein alter frommer Rabbi lag schwer krank im Bett, und seine treuen Schüler standen um sein Lager herum und lobten seine beispiellose Größe:

  • „Seit Salomo gab es niemanden, der weiser wäre als er!”
  • „Und sein starker Glaube gleicht dem unseres Vaters Abraham!”
  • „Seine unendliche Geduld ist der Geduld des Hiob gleich!”
  • „Wie Moses hat er einen vertrauten Umgang mit Gott selbst!”
So sprachen die Schüler und bewunderten ihren Meister. Doch der schien keine Ruhe zu finden. Nachdem die Schüler gegangen waren, versuchte seine Frau ihn zu trösten: „Hast du gehört, wie deine Schüler deine Tugenden gelobt und dich bewundert haben? Warum bist du dann noch so betrübt?”
„Meine Bescheidenheit”, klagte der Rabbi, „meine große Bescheidenheit hat niemand von ihnen erwähnt!”

 

Scheinheilig heißt das Thema der Predigt heute.

Wir setzen unsere Gottesdienstserie über die Apostelgeschichte fort, mit der wir letztes Jahr begonnen und seit Ende November pausiert haben. Unaufhaltsam – so verbreitet sich die Botschaft der rettenden Liebe Gottes nach der Himmelfahrt Jesu von Jerusalem bis ins Zentrum der damaligen Welt nach Rom und bis heute in der ganzen Welt. Und davon erzählt die Apostelgeschichte.

Wir haben gesehen, wie die Jünger von Gott selber durch seinen Heiligen Geist dazu befähigt wurden, wie die ersten Menschen in Jerusalem zum Glauben kamen, wie Menschen geheilt wurden, wie die Gemeinde zusammengestanden und Menschen ihr Leben miteinander geteilt haben, und wie sie ersten Angriffen von außen standgehalten haben. Und wie haben sie das gemacht?

Sie haben gemeinsam leidenschaftlich und mutig gebetet und Gott hat ihre Gebete erhört. Und ich ermutige euch, euch, das in Apostelgeschichte 4 nochmal durchzulesen und dann auch bei unserem 24h-Gebet in 3 Wochen dabei zu sein, weil wir einen Gott haben, der Gebet erhört.

Die Auswirkung damals war, dass die Apostel mit großer Kraft und Wundern Jesus bezeugten, dass viele Menschen zum Glauben kamen und ein sichtbarer Segen auf der ganzen Gemeinde lag.

Heute geht es um einen Angriff von innen auf diese junge Gemeinde, denn es war nicht alles nur romantisch.

Um die Dimension dessen zu verstehen, schauen wir uns kurz an, wie das Leben der Gemeinde aussah.

In Apostelgeschichte 4,32 heißt es, sie hielten fest zusammen, sie waren ein Herz und eine Seele. Sie betrachteten das, was ihnen gehörte, nicht als ihr persönliches Eigentum und einzelne verkauften sogar ihre Grundstücke oder Häuser, wenn eine Not aufkam, damit keiner Not leiden musste. Und dann wird uns von einer Person namentlich erzählt, weil sie später noch von Bedeutung wird. Wir bekommen einen Einblick in seine Herzenshaltung und er ist ein Gegenpol zu dem, was wir dann lesen: Barnabas. Auch er verkaufte seinen Acker und brachte das Geld zu den Aposteln.

 

Wir lesen nirgendwo, dass Gott das gefordert hat, was die Leute hier taten. Sie taten es in dem Bewusstsein, dass Gott ihnen etwas anvertraut hatte und es letztlich Gott und nicht ihnen gehörte.

Wir sind Verwalter, Jesus ist der Besitzer. Wir entscheiden, wie wir mit dem Geld und den Dingen umgehen, die Gott uns anvertraut. Wir sollen nur unser Herz nicht an diese Dinge hängen und sie über Gott stellen. Die Mitglieder der damaligen jungen Gemeinde taten das in dem Vertrauen, dass Gott sie versorgen würde. Und sie taten es aus Liebe.

In 1.Johannes 3,16-17 lesen wir: Angenommen, jemand, der alles besitzt, was er zum Leben braucht und sieht seinen Bruder oder seine Schwester Not leiden. Wenn er sich ihnen nun verschließt und kein Erbarmen mit ihnen hat – wie kann da Gottes Liebe in ihm bleiben? Meine Kinder, unsere Liebe darf sich nicht in Worten und schönen Reden erschöpfen; sie muss sich durch unser Tun als echt und wahr erweisen.

Genau das haben die Leute damals gemacht, aus Liebe. Und das sagt ziemlich viel über ihr Miteinander aus.

Die Geschichte, die wir jetzt lesen, ist für uns nur schwer zu verstehen, das werdet ihr gleich selber merken.

Am liebsten hätte ich jemand anders zum Predigen gefragt. Gleichzeitig zeigt sie etwas vom Wahrheitsgehalt der Apostelgeschichte, denn der Schreiber Lukas hätte sie genauso gut verschweigen oder beschönigen können. Aber er tut es nicht, weil sie von Bedeutung ist, damals und genauso für uns heute.

 

Wir lesen Apostelgeschichte 5,1-11:

Auch ein Mann namens Hananias und seine Frau Saphira verkauften ein Stück Land, und Hananias stellte der Gemeinde einen Teil des Erlöses zur Verfügung. Aber mit dem Einverständnis seiner Frau gab er diesen Betrag als Gesamterlös aus, während er in Wirklichkeit einen Teil für sich behielt. Als er das Geld vor den Aposteln niederlegte, sagte Petrus zu ihm: »Hananias, warum hast du dein Herz dem Satan geöffnet und dich von ihm dazu verführen lassen, den Heiligen Geist zu belügen? Warum hast du uns verheimlicht, dass du einen Teil vom Erlös deines Grundstücks für dich behalten hast? Niemand hat dich gezwungen, das Land zu verkaufen; es war ja dein Eigentum! Und nach dem Verkauf stand es dir frei, mit dem Erlös zu machen, was du wolltest. Was hat dich nur dazu gebracht, so zu handeln? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott!« Als Hananias diese Worte hörte, brach er tot zusammen. Es war ein Ende, das bei allen, die davon erfuhren, tiefes Erschrecken auslöste. Einige junge Männer unter den Versammelten traten zu dem Leichnam, wickelten ihn in ein Tuch und trugen ihn hinaus, um ihn zu begraben. Nachdem etwa drei Stunden vergangen waren, kam die Frau von Hananias. Sie wusste nichts von dem, was geschehen war. »Sag mir«, fragte Petrus sie, »ist das der volle Betrag, den ihr für euer Grundstück bekommen habt?« – »Ja«, erwiderte Saphira, »das ist der volle Betrag.« Da sagte Petrus zu ihr: »Warum seid ihr beiden übereingekommen, den Geist des Herrn herauszufordern? Hörst du die Schritte vor der Tür? Die Leute, die deinen Mann begraben haben, kommen gerade zurück. Sie werden auch dich hinaustragen.« Im selben Augenblick sank Saphira zu Boden und starb, und als die Männer hereinkamen, sahen sie ihren Leichnam zu Petrus’ Füßen liegen. Da trugen sie sie ebenfalls hinaus und begruben sie an der Seite ihres Mannes. Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott ergriff die ganze Gemeinde, und genauso erging es allen, die von diesem Vorfall erfuhren.

 

Bevor wir hier vorschnell urteilen:

Wären wir dazu bereit gewesen, unser Grundstück, unser Haus zu verkaufen und den Erlös der Gemeinde zu geben, damit sie es für Geschwister in Not einsetzt? Wäre ich dazu bereit gewesen? Ich glaube nein. Vielleicht, wenn mir Gott das sehr deutlich gemacht hätte, aber ich weiß es nicht.

Wenn wir uns hineinversetzen in die Situation von Hananias und Saphira:

Die Leute um sie herum haben es getan und das hat sie vielleicht unter Druck gesetzt. Innerlich wollten sie es nicht, aber äußerlich wollten sie genauso gut, genauso großzügig und geistlich aussehen und die Anerkennung der Leute bekommen. Ihre Motivation war nicht Liebe. Und so verkaufen sie ein Stück Land. Nach außen sieht alles gut aus. Sie bringen es in die Gemeinde und sagen, das ist alles, obwohl sie einen Teil für sich zur Seite gelegt haben.

Aber der Heilige Geist befähigt Petrus, die Wahrheit dahinter zu sehen und er spricht Hananias darauf an. Er sagt, ihr hättet das nicht tun müssen. Du bist doch frei. Du hättest nicht verkaufen müssen, du hättest das Geld behalten können, du hättest uns nur einen Teil geben können. Das wäre alles in Ordnung gewesen.

Es geht also nicht darum, alles zu verkaufen. Ihr Problem war: Sie wollten die Anerkennung der Leute und gleichzeitig aber ein Stück Sicherheit für sich, vielleicht ein Stück des Wohlstandes behalten. Darauf spricht Petrus sie an. Ihr habt gelogen und betrogen. Nicht nur Menschen, sondern letztlich Gott selber.

Nebenbei gesagt ist das hier ein schöner Hinweis auf die Dreieinigkeit, denn erst spricht Petrus vom Heiligen Geist und dann von Gott, den sie belogen haben.

Ihr Handeln ist Heuchelei, das ist scheinheilig. Und es ist verrückt, denn Gott kann man nicht betrügen.

Lukas berichtet nicht, was Hananias auf diese Anklage und die Frage von Petrus antwortet, sondern nur, dass er zu Boden fällt und tot ist.

Kurze Zeit später kommt  auch seine Frau Saphira, und Petrus spricht sie genau darauf an. Aber so wie er die Frage formuliert: „Saphira, ist das der volle Betrag?“, so gibt er ihr eine Chance einfach ehrlich einzugestehen, nein, das war es nicht.

Ich glaube, Petrus war genauso geschockt wie alle anderem von dem, was da gerade passiert war. Aber Saphira entscheidet sich, genauso wie ihr Mann zu lügen.

Auch hier eine kurze Seitenbemerkung, das habe ich woanders gehört und fand es so gut:

Eine gute christliche Ehe besteht nicht darin, das ungeistliche Verhalten des Ehepartners zu unterstützen. Es ist gut, zu seinem Ehepartner zu stehen, aber wenn du siehst, dass er geistlich auf einem Weg ist, der nicht gut ist, dann sprich ihn darauf an anstatt ihn dabei laufen zu lassen oder sogar noch den gleichen Weg mitzugehen.

Also, auch Saphira lügt und wir wissen schon, was jetzt passiert: Auch sie fällt um und stirbt. Verständlicherweise kommt eine große Furcht über alle, und in diesem Wort Furcht steckt auch das Wort Ehrfurcht, Ehrfurcht vor Gott, ein Verständnis für seine Heiligkeit und Reinheit und dass ich so nicht mit Gott umgehen kann.

Das alles hier ist kein Spiel. Das ist so krass,und weil das für uns so schwer zu verstehen ist, führt es auch dazu, dass manche versuchen, das jetzt irgendwie gerade zu biegen.

Die einen sagen: Ja Gott ist halt unberechenbar. Das ist so das extrem auf der einen Seite, und auf der anderen: Das war gar nicht Gott, sondern die Reaktion von Petrus war so krass, da haben die beiden einfach einen Herzstillstand bekommen.

Aber wenn wir den Text lesen, dann lässt er nur eine Schlussfolgerung zu: Nämlich dass Gott hier am Handeln ist. Und wie können wir das verstehen?

Das erste, was wir in unserer Zeit ganz oft vergessen, ist:

 

  1. Gott ist heilig

 

Gott ist heilig. Das bedeutet, er ist anders als wir Menschen. Er ist unendlich groß, er ist allmächtig, er ist vollkommen, er ist rein, ohne Sünde.

Wir Christen werden in der Bibel auch als Heilige bezeichnet, aber nicht, weil wir so toll sind, sondern weil uns Gott unsere Schuld vergeben hat und uns durch die Brille von Jesus sieht. Er sieht schon jetzt in uns, was einmal sein wird.

Im Alten Testament lesen wir an verschiedenen Stellen, dass Menschen Gott nicht sehen können oder wie beim Berg Sinai ihm nicht zu nahe treten sollen, weil sie sonst sterben müssen, denn wir können Gottes Reinheit nicht aushalten.

Mose sieht nur hinter Gott her und sein Gesicht ist davon so am Strahlen, dass er es verhüllen muss, damit ihn die anderen Menschen aus seinem Volk später überhaupt anschauen können.

Das aber, diese Heiligkeit Gottes bedeutet, dass wir nicht mit ihm spielen können, sondern ihn ernst nehmen sollten, und ich merke, dass mir das in meinem Alltag nicht immer so bewusst ist, weil wir so sehr die Liebe Gottes betonen, und das ist auch gut so,

Ehrfurcht ist das richtige Wort hierfür. Keine Furcht, denn Gott selber sagt uns, dass wenn wir seine Kinder sind, zu seiner Familie gehören, wir also keine Angst vor ihm haben brauchen. Ja er wird eines Tages auch kommen, um die Menschen zu richten. Aber wer zu Jesus Christus gehört, der kommt nicht ins Gericht.

Ehrfurcht bedeutet, um Gottes Heiligkeit zu wissen und deshalb Respekt vor ihm zu haben und ihn ernst zu nehmen in dem, was er sagt.

Ein zweites gilt aber genauso, und das ist:

 

  1. Gott ist gnädig

 

Wir lesen in der Apostelgeschichte, wie die Gemeinde Gottes Gnade erlebte.

Gnade heißt: Unverdientes Geschenk. Gott beschenkt uns jeden Tag neu, obwohl wir das nicht verdient haben. Er beschenkt uns mit genug zu essen, mit einem Dach über dem Kopf, einem warmem Zuhause, einer Arbeitsstelle, unserer Familie und so viel Gutem, was wir in unserem Leben haben.

Gott beschenkt uns Tag für Tag mit so vielen Dingen, die für uns oft so selbstverständlich sind. Alleine dass du heute Morgen aufstehen konntest und jetzt hier bist, dass wir uns hier frei treffen können, ist ein Geschenk. Aber wisst ihr, Gott schenkt uns noch viel mehr:

Er schenkt sich selber:

Johannes 3,16: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Das hätte Gott nicht machen müssen. Das ist Gnade. Jesus hat unsere Trennung von ihm gesehen, unsere Schuld. Und in der Bibel heißt es:

Römer 6,23: Der Lohn der Sünde ist der Tod.

Das bedeutet zum einen geistlich tot, Trennung von Gott. Das nehmen wir hier in diesem Leben vielleicht nicht so wahr. Aber nach unserem Leben wird diese Trennung deutlich, denn nur die Menschen, die zu Jesus gehören, werden bei ihm sein.

Der Vers aus Römer 6,23 geht nämlich noch weiter:

Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben in Jesus Christus, unseren Herrn.

Wo bekommen wir ewiges Leben geschenkt?

In der Verbindung zu Jesus Christus  erhalten alle, die an ihn glauben, und glauben heißt ihm zu vertrauen, ewiges Leben in der Gemeinschaft mit ihm.

Der Lohn der Sünde ist der Tod. Das bedeutet aber nicht nur geistlichen Tod sondern auch real körperlich.

Die Strafe für Sünde ist der Tod. Deshalb ist Jesus körperlich für uns gestorben. Eigentlich wäre es der Normalfall, dass wir für unsere Schuld sterben müssten. Es ist reine Gnade, dass wir weiterleben dürfen. Ich kann verstehen, wenn wir diese Geschichte lesen, dass wir uns aufregen, aber wir müssen den Kontext betrachten und erkennen, das wäre der Normalfall, nicht, weil Gott so böse wäre, sondern weil wir es sind. Dass wir leben dürfen verdanken wir der großen Gnade Gottes.

 

Warum aber müssen dann die beiden hier, Hananias und Saphira, sterben?

Und vor allem warum nicht, nachdem Jesus doch für uns gestorben ist? Müssen wir auch Angst haben?
Nein, denn es handelt sich hier um etwas, das wir auch heute aus der Rechtssprechung gut kennen, nämlich um einen Präzedenzfall. Das ist etwas, was das allererste Mal irgendwo passiert. In der Bibel gibt es das so gut wie gar nicht, aber wenn, war Gottes Reaktion immer krass.
Adam und Eva zum Beispiel, als sie gelogen und betrogen haben, flogen sie aus dem Paradies raus.
Als die Stiftshütte gebaut wurde und das Volk Israel anfing, Gott Opfer zu bringen, so wie er es vorgeschrieben hatte, das war etwas Heiliges für Gott, aber da waren zwei Priester, die haben es anders gemacht, sie hatten Gott einfach nicht ernst genommen und mussten sterben.
Als die Israeliten das Land einnahmen, da ging es um diese Geschichte mit Achan, sie hatten Jericho eingenommen, und Gott hatte ihnen gesagt, dass sie nichts für sich behalten sollten. Er aber behielt etwas für sich und musste sterben. Und hier ist es genauso: Etwas ganz Neues entsteht.

Lukas gebraucht im Zusammenhang mit diesem Geschehen das erste Mal überhaupt das Wort Ekklesia, also die Gemeinschaft der Gläubigen.

Gott hatte etwas Neues ins Leben gerufen so wie bei der Landnahme Israels. Und da sind zwei Menschen, die nehmen Gott nicht ernst, sie vertrauen genau wie Achan nicht darauf, dass er sie versorgt, aber vor allem schaden sie der ganzen Gemeinschaft durch ihre Heuchelei.

Die ganze Gemeinde war ein Herz und eine Seele, da ist Dynamik, und da ist die Kraft Gottes und auch so eine Form von, ich nenne es mal unbefleckter Reinheit. Sie waren ein Herz und eine Seele und jetzt zerstören Menschen diese Gemeinschaft, dieses gegenseitige Vertrauen und auch den Ruf der Gemeinde durch ihre Heuchelei.

 

Ich will es mal so sagen:

Dass wir als Christen sündigen, dass wir als Christen Fehler machen, das passiert. Wir sind nicht besser als andere, auch wenn der Heilige Geist in uns arbeitet und wir dadurch auch eine Kraft haben, der Sünde nicht nachgeben zu müssen.

Aber schlimm ist, ist wenn jemand nicht bereit ist, umzukehren und das ernst zu nehmen, was Gott sagt und genauso schlimm ist Heuchelei: nach außen etwas darzustellen, was innen gar nicht so ist. Jesus spricht hier von „getünchten Gräbern„, außen schön weiß gestrichen und innen voller Totengebeinen und Unrat.

So entstand Religion. Aber Gott wollte nie Religion. Der Unterschied zwischen Religion und einem lebendigen Glauben ist, dass es nur um äußerliche Formen geht aber ich das eigentlich gar nicht glaube, dass ich bete und gar nicht glaube, dass Gott hört, oder das ich sonntags zur Kirche gehe aus Tradition.

Es gibt all die schönen Kirchengebäude, die wir bestaunen, aber es geht ja nicht um Gebäude sondern um Gott. Wir kennen diese Sprüche: Christen sind doch alles Heuchler. Und das stellt unsere Glaubwürdigkeit in Frage. Und damit auch die Glaubwürdigkeit unseres Glaubens und Gott selber.

 

Wir lesen von solchen Fällen in der Apostelgeschichte nicht mehr.

Wir erinnern uns: Die Apostelgeschichte ist kein Lehrbuch sondern sie beschreibt, was passiert ist. In den Briefen von Paulus lesen wir später etwas davon, dass Gemeinde Menschen, die sich nicht nach Gottes Wort gerichtet haben und nicht bereit waren, ihr Verhalten zu ändern, aus der Gemeinde ausgeschlossen hat, weil diese Menschen nach außen hin nicht länger die Gemeinde und Gott repräsentiert haben. Das ist ein schmaler Grat für eine Gemeinde zwischen dieser Konsequenz und der Gnade, die Gott so oft in unserem Leben schenkt.

 

Wir sehen Heuchelei heute an so vielen Stellen.

Zum Beispiel jedes Jahr in Davos, wo sich die reichen und wichtigen Persönlichkeiten unserer Welt treffen um Themen zu bewegen. Eins davon ist Umweltschutz, und nirgendwo gibt es so eine hohe Dichte an Privatfliegern, wo Leute teilweise nur über ein paar Kilometer mit ihrem Privatjet anreisen. Oder in Lützerath, wo all die Besetzer für den Erhalt dieses Dorfes und den Umweltschutz gekämpft und gleichzeitig in den Nachbardörfern so viel Müll hinterlassen haben. Oder wo Menschen für Toleranz kämpfen, aber wehe, jemand sagt etwas, das ihnen nicht passt. Oder wo ich Spaß haben will, wie es mir gerade passt, aber nicht bereit bin, Verantwortung zu übernehmen für ein kleines Lebewesen, das entsteht, und es stattdessen lieber töten lasse.

Es gibt so viele Beispiele, die man hier nennen könnte.

 

Als ich zu dem Thema gegoogelt habe ist mir fast als erstes ein Flyer angezeigt worden für ein Seminar:

Umgang mit der Scheinheiligkeit anderer.

Mein Gedanke dabei war: Ich finde das ziemlich scheinheilig. Daher lasst uns nicht auf die anderen schauen, sondern bei uns anfangen. Mit wem hat Jesus zu seiner Zeit die größten Probleme gehabt? Mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Ihnen sagt er zum Beispiel in Matthäus 23,27:

Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie weißgetünchte Gräber: Von außen sehen sie schön aus, innen aber sind sie voll von Totengebeinen und von Unreinheit aller Art. Genauso seid auch ihr: Nach außen hin erweckt ihr bei den Menschen den Anschein, gerecht zu sein, in Wirklichkeit aber seid ihr voller Heuchelei und Unrecht.

 

Und wer waren die Pharisäer und Schriftgelehrten?

Das waren die Frommen, die Insider. Heute wären das wir, und die Frage ist, wo betrifft uns das heute? Dazu noch kurz ein paar Gedanken zum Schluss.

 

  1. Ich weiß nicht, wo Hananias und Saphira standen, ob sie nur Mitläufer oder wirklich Christen waren.

Aber sie gehörten dazu zur Gemeinde, und du kannst auch dazugehören wie die beiden. Du machst alles mit, aber in Wirklichkeit hast du diesen Schritt, das Geschenk der Vergebung deiner Schuld und Jesus dein Leben anzuvertrauen, nie getan. Vielleicht ist es einfach dran, diesen Schritt heute zu gehen oder einfach ehrlich zu werden und zu sagen: Ich kann das nicht, ich bin noch nicht so weit oder was auch immer dich zurückhält

 

  1. Es geht um unser Leben.

Jesus sagt, Matthäus 6,1: Habt acht, dass ihr eure Gerechtigkeit, andere Übersetzungen schreiben Frömmigkeit, oder auch Wohltaten, dass ihr die nicht vor den Menschen übt, um von ihnen gesehen zu werden.

Wir wollen ehrlich sein, transparent und authentisch, und es ist ja doch so: Gott können wir sowieso nichts vormachen. Wir müssen ihm auch nichts vormachen. Wir sind von Gott geliebt, wir sind von Gott anerkannt, er vergibt uns, er stellt uns wieder her. Ja, da passiert auch Heuchelei, da passieren Lügen und anderes, aber Gott ist gnädig, und wir können ihm nur danken, dass er gnädig ist und uns immer wieder vergibt. Und weil wir vor Gott transparent sein können, können wir es eigentlich auch voreinander. Ich brauche doch das eigentlich gar nicht mehr, ständig nach der Anerkennung der anderen zu suchen.

Das beginnt ja bereits im Reden miteinander, wo wir immer so gerne die schönen Seiten nach außen zeigen,aber wenn wir anfangen, ein bisschen ehrlicher zu werden, vielleicht merken wir dann: Dem anderen geht es ja genauso. Der hat auch seine Kämpfe, bei dem läuft auch nicht alles so glatt.

Hananias und Saphira hätten doch sagen können: Super, dass ihr alles verkauft. Aber wisst ihr was, ich bin noch nicht so weit. Ich kann das noch nicht. Und das ist ok. Und wir anderen müssen dann lernen, uns nicht darüber zu erheben, denn wir haben andere Baustellen in unserem Leben.

 

  1. Das betrifft auch unser Geben:

Matthäus 6,2: Wenn du einem Armen etwas gibst, dann posaune es nicht hinaus wie die Heuchler. Sie reden davon in den Synagogen und an jeder Straßenecke, um von allen gelobt zu werden.

Wir wollen aus Liebe zu Gott leben und geben. Ob  es das Geld ist, ob das unsere Gaben sind, ob das unsere Zeit ist, wir tun es aus Liebe zu Gott und nicht, damit die anderen sagen, das ist so super.

 

  1. Betrifft es auch unser geistliches Leben:

Matthäus 6,5: Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden.

Wir sollen uns nicht geistlicher machen als wir sind. Ich bin schon so lange Christ. Ich weiß ganz genau, wie ich mich verhalten, was ich sagen und wie ich beten muss, welche Worte ich gebrauche, damit andere denken, wie mega geistlich ich bin, oder? Wir können geistliches Erleben so aufblasen, ein kleines Erlebnis so ausschmücken, dass es sich ganz groß anhört. Wir können uns in der Gebetsgemeinschaft die ganze Zeit Gedanken machen, wie wir gleich so beten, dass alle denken, wie toll ich beten kann – aber können wir uns andersherum gegenseitig auch erzählen, dass es vielleicht gerade nicht so gut um unser Glaubensleben steht, dass wir gerade nicht so nah an Gott dran sind und uns das schwer fällt?

 

Als Christen stehen wir, wenn es um unser geistliches Leben geht, noch in einer anderen Gefahr, nämlich Gemeinde nur Sonntags zu leben.

Die Corona-Zeit, die wir hinter uns haben, die hat ja auch dazu geführt, dass Menschen den Sinn von Gemeinde hinterfragt haben, und manches auch zu Recht. Wo machen wir hier denn nur eine Show, setzen unser frommes Lächeln auf und am Montag sind wir ganz anders?

Wie ernst nehmen wir Jesus in dem, was er sagt? Wo ist dieses „ein Herz und eine Seele“, wenn es wirklich drauf ankommt?

Die Geschichte von Hananias und Saphira lädt uns ein, uns zu hinterfragen, wo wir in unserem Leben, gerade in Bezug auf unseren Glauben, scheinheilig leben.

Das eigentlich schlimme ist nicht, dass ich es vermassele in meinem Leben, sondern dass ich versuche, es zu übertünchen und irgendwann wird das normal und wird immer mehr und der echte Glaube stirbt ab.

Ich glaube, dass Jesus uns heute morgen ermutigen möchte, ehrlich zu werden, zuallererst vor Gott selber.

Er ist gnädig und will, dass wir zu ihm laufen und sagen: Jesus vergib mir, verändere mich und hilf mir, dass ich echt und ehrlich vor dir lebe und vor den anderen.

Amen

 

Lesen sie mehr über das Evangelium, die gute Botschaft von unserer Errettung oder darüber, wie Sie ein Kind Gottes werden.

Alle Bibelverse mit freundlicher Genehmigung ERF Bibelserver