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Im August 2022 durfte ich die Ausgrabungsstätte des in der Bibel erwähnten und von Paulus besuchten Ortes Philippi besuchen. Leider gingen uns auf der Heimreise, infolge eines Kameradefektes, viele Bilder verloren. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle dem Leser einen kleinen Einblick in die Stadt gewähren, zu der der Apostel Paulus ein ganz besonderes Verhältnis hatte. Sie beherbergte die einzige Gemeinde die ihn finanziell unterstützte, und für die er fast nur Lob hatte.

Lydia, die erste Christin Europas – ihr Name ist untrennbar mit der ehemaligen Hauptstadt Mazedoniens und zur damaligen Zeit römische Kolonie, Philippi verbunden. Der Völkerapostel Paulus hatte auf seiner zweiten Missionsreise den Auftrag von Gott erhalten, nach Mazedonien zu gehen. Seine erste Station dort war Philippi. Hier ging er am Sabbat an den nahe der Stadt vorbeifließenden Fluss Angitis weil er vermutete, dass man sich dort zum Gebet zusammenfinden würde. Er traf mehrere Frauen an, unter ihnen Lydia, eine gottesfürchtige Purpurhändlerin aus Thyatira in Kleinasien. Sie hörte genau zu, was Paulus sagte und ließ sich mit ihrem ganzen Haus taufen.

Blick zu der Stelle, an der Lydia getauft wurde

Später trieb er einen Wahrsagegeist aus einer Magd aus, worauf er von ihren Herren verklagt und ins Gefängnis geworfen wurde. Im Gefängnis beteten und lobten Paulus und Silas, sein Begleiter, Gott. Es geschah ein großes Erdbeben und die Tür des Gefängnisses wurde geöffnet. Daraufhin wollte sich der Gefängniswärter selbst umbringen was Paulus verhinderte. So kam auch dieser und sein ganzes Haus zum Glauben an Jesus 1.

Der Gemeinde in Philippi weiß Paulus sich tief verbunden, was in seinem Brief  an die Philipper deutlich zum Ausdruck kommt. Sie war die einzige Gemeinde, von der er sich auch finanziell unterstützen ließ (4, 15-19).

Via Egnatia
Das Amphitheater. Neben dem Tisch die Öffnung (abgedeckt) zu den Löwenkäfigen. Auch hier fanden Gladiatorenkämpfe statt und wurden Menschen den Löwen vorgeworfen.

Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert wurde Philippi durch die Via Egnatia, eine der bedeutendsten Militär- und Handelsstraße der damaligen Welt, welche durch die Stadt hindurchführte , zu einem wichtigen Knotenpunkt der Gegend. Im Oktober/November 42 v. Chr. fand westlich der Stadt die Doppelschlacht bei Philippi zwischen den Caesarmördern Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus auf der einen Seite und den Triumvirn Marcus Antonius und Octavian auf der anderen Seite statt. Brutus und Cassius wurden geschlagen und begingen Selbstmord.

Nach der Schlacht gründete Marcus Antonius in Philippi eine römische Kolonie und siedelte Veteranen an, welche die bisherigen Einwohner ergänzten. Nach dem Sieg Octavians über Antonius und dessen Selbstmord (30 v. Chr.) erhielt die Kolonie Zuwachs durch weitere dort angesiedelte Italiker und erhielt 27 v. Chr. den neuen Namen Colonia Augusta Iulia Philippensis. Von diesem Datum bis ins 3. Jahrhundert dominierte in Philippi römische Lebensart und Kultur 2.

Nachdem die Hauptstadt des Reiches im 4. – 6. Jahrhundert von Philippi nach Konstantinopel verlegt wurde, entstand an Stelle der römischen Bauten das Oktogon, ein achtseitiger Gebäudekomplex, dessen Hauptkirche dem Apostel Paulus geweiht war, sowie auch der „Bischofspalast“ und drei weitere prächtige Basiliken und Privathäuser.

Das Oktogon, im linken Teil befand sich die Kirche
Oktogon

 

Der Mosaikboden der Hauptkirche im Oktogon ist noch sehr gut erhalten
Alte Handelsstraße quer durch Philippi

 

 

 

 

 

 

 

Basilika

 

 

 

 

 

Blick über die Stadt zur Ruine der alten Römerburg (oben links)

 

 

 

 

 

 

Die frühchristlichen Bauwerke von Philippi zählen weltweit zu den besterhaltenen Baudenkmälern dieser Art aus der betreffenden historischen Epoche.

Aufgrund schwerer Erdbeben und slawischer Invasoren wurde Philippi ab dem frühen 7. Jahrhundert immer mehr verlassen. In byzantinischer Zeit befand sich hier eine Festungsanlage. Die Siedlung wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch die Türken verwüstet 3.

1914 begann die Französische Archäologische Schule mit den Ausgrabungs- und Forschungsarbeiten in Philippi. Nach dem 2. Weltkrieg führten der Archäologische Dienst und die Archäologische Gesellschaft Griechenlands systematische Ausgrabungen durch. Heute werden die Ausgrabungsarbeiten vom Archäologischen Dienst der Aristoteles-Universität Thessaloniki und der Französischen Archäologischen Schule fortgeführt. Die Funde werden im Archäologischen Museum von Philippi aufbewahrt. Seit Juli 2016 ist die archäologische Stätte von Philippi im Verzeichnis des UNESCO-Welterbes enthalten. Nähere Informationen zur Kennzeichnung und den Aufnahmekriterien der Stätte finden Sie auf der Website der UNESCO.

Quellenverweis

4. Bilder: HA