Zwischen Ruhe und Aktion –
Nach Gottes Rhythmus leben
Andreas Latossek
Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 23.10.2023
Das Video zur Predigt finden Sie hier
Die Sekretärin schaut gedankenverloren aus dem Fenster.
Plötzlich kommt der Chef und fragt: „Was machen Sie Sonntags?“ Nichts“, sagt sie und lächelt ihren Chef an. „Dann darf ich Sie daran erinnern, dass heute nicht Sonntag ist.“
Zwischen Ruhe und Aktion.
Es gibt eine Zeit zum Arbeiten und es gibt eine Zeit zum Ausruhen und Erholen. Heute morgen ist eine Zeit zum Auftanken in Gottes Gegenwart. Also lehn dich zurück und gleichzeitig sei aufmerksam für das, was Gott dir heute Morgen sagen möchte.
Letzte Woche sind wir eingestiegen mit unserer neuen Serie. Wir haben festgestellt, dass es gar nicht um ein Gegeneinander dieser beiden Seiten Ruhe und Aktion geht, aber dass es uns oft schwer fällt, eine gesunde Balance zu finden. Wir leben in einer schnelllebigen, hektischen und ruhelosen Zeit, und das tötet oft unsere Freude, unseren Frieden, unsere Beziehungen und eben auch unsere Beziehung zu Gott. E s fällt uns schwer, äußerlich und innerlich zur Ruhe zu kommen.
Wir haben Jesu Einladung gehört, der uns Leben in Fülle schenken möchte und der uns einlädt, zu ihm zu kommen, bei ihm Ruhe zu finden, unsere Lasten abzulegen, aber auch von ihm für unser Leben zu lernen.
Er lädt uns ein, aus dieser Beziehung zu ihm heraus zu leben, weil wir in der Gefahr stehen, Leistung und Arbeit überzubetonen und uns darüber zu definieren. Und dann haben wir uns angeschaut, wie wir bei Gott auftanken können, wie Jesus das gemacht hat und was das für unseren Alltag bedeutet.
Manche dieser Aspekte werdet ihr heute Morgen wiederentdecken, denn es geht nochmal darum, zur Ruhe zu kommen.
Wir werden uns etwas anschauen, was Gott uns dafür schenkt: nämlich einen ganzen Tag. Heute Morgen geht es um den Sabbat, den Sonntag, und dass Gott uns damit einen Rhythmus schenkt, nachdem es sich lohnt, zu leben!
Dieser Rhythmus ist einen Tag älter als wir Menschen.
Ich lese mal den Bibeltext aus 2. Mose 20, 8-11:
Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. An diesem Tag darf kein Angehöriger deines Hauses irgendeine Arbeit erledigen. Das gilt für dich, deine Söhne und Töchter, deine Sklaven und Sklavinnen, dein Vieh und für alle Ausländer, die bei dir wohnen. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin und darauf ist, erschaffen; aber am siebten Tag hat er geruht. Deshalb hat der Herr den Sabbat gesegnet und für heilig erklärt.
Das Wort »Sabbat« bedeutet »ruhen«, »feiern«, »aufhören, etwas zu tun«.
Was wir gerade gelesen haben ist eines der 10 Gebote. Die 10 Gebote sind Gottes gute Regeln für ein gelingendes Leben. Gott hat sie damals dem Volk Israel gegeben nachdem sie aus der Sklaverei in Ägypten kamen, um ihnen zu zeigen, wie ihr Leben als freie Menschen gelingen kann: In Beziehung zu Gott, zu sich selber und in ihrem Miteinander.
Jesus hat diese Regeln im Neuen Testament aufgegriffen und bestätigt.
Regeln, die uns gut tun sollen, Regeln, die uns schützen sollen und unser Leben zur Entfaltung bringen. Keine Einengung, sondern ein Geschenk an uns, weil Gott weiß, was uns gut tut. Und wenn wir uns die Gebote anschauen, dann denke ich, dass wir dem auch so zustimmen
Es ist nicht gut zu stehlen, die Ehe zu brechen, Wir wollen nicht, dass jemand das mit uns macht und es leuchtet uns ein, das auch nicht mit anderen zu tun.
Aber bei dem Gebot, um das es heute geht, haben selbst gläubige Menschen so ihre Schwierigkeiten.
Wir sagen: Wir können uns das nicht leisten, kennst du eigentlich mein Leben? Ich habe so viel zu tun. Ich bin selbst und ständig und da ist immer etwas los und ich muss ständig dafür sorgen, dass es weitergeht.
Oder wir sagen: Es geht einfach nicht.
Ich habe eine Deadline, mein Projekt muss fertig werden, ich muss meine Ausarbeitung für die Schule fertig bekommen, ich schreibe eine wichtige Arbeit, mein Haushalt sieht aus. Es geht nicht.
Wenn wir diese Argumentation auf die anderen Gebote übertragen:
Es geht nicht, ich muss einfach töten. Also diese Woche werde ich die Ehe brechen, nur so ein kleines bisschen, nächste Woche dann wieder nicht.
Merken wir, wie blöd das klingt? Das Sabbatgebot steht auf der gleichen Stufe wie all die anderen Gebote. Wir sollen Gott darin genauso ernstnehmen. Und gleichzeitig sind es Regeln, die uns gut tun und es ist ja irrsinnig, dass Gott uns einen freien Tag schenken möchte und wir uns dadurch eingeengt fühlen.
Wir wollen uns also anschauen, was es mit dem Sabbat auf sich hat und wie wir ihn in der Praxis gestalten können. Und das erste, was wir sehen müssen ist:
- Der Sabbat ist für uns Menschen
Wir haben gerade gelesen, dass wir ruhen sollen, weil Gott in der Schöpfung am 7. Tag ruhte.
Das ist schon eine komische Vorstellung Ich glaube auch nicht, dass Gott ruhte, weil er so erschöpft war, sondern weil er uns ein Vorbild geben wollte. Wir lesen, dass wir als Abbild Gottes geschaffen sind. Gott hat sich einen Rhythmus für unser Leben ausgedacht, weil er weiß, dass wir den brauchen. 6 Tage Arbeit und 1 Ruhetag.
Jetzt ist es so:
Die ganze Schöpfung unterliegt einem Rhythmus: Frühling, Sommer, Herbst und Winter Auch Tag und Nacht sind so ein Rhythmus. Das sind Rhythmen, die liegen in der Natur. Da können wir nichts dran ändern und sie tun uns gut. Anders ist dagegen der Schöpfungsrhythmus von 6:1 Denn es liegt in unserer Hand, ob wir das leben oder nicht.
Wir alle kennen das, es gibt so viel zu erledigen.
Und wenn nicht Arbeit im Beruf oder der Schule, dann doch die Arbeit zu Hause. Das kann uns so in den Bann ziehen, dass wir nicht mehr damit aufhören können oder wollen. In unserer Gesellschaft kann man das gut beobachten.
Da ist der Drang, etwas leisten zu können oder etwas leisten zu müssen so hoch. Alles scheint machbar und es liegt allein in deiner Hand. Wenn du nur genug arbeitest, dann kannst du alles erreichen. Karriere, Geld, Status. Wir sind rund um die Uhr erreichbar. Wir nehmen unser Handy mit nach Hause, wir arbeiten von zu Hause, wir checken mal eben noch eine Nachricht usw.
In 2. Mose 31,14 lesen wir, dass Gott sagt: Haltet den Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entweiht, muss mit dem Tod bestraft werden; wer an diesem Tag arbeitet, muss aus seinem Volk ausgestoßen werden und sterben.
Und wisst ihr, das ist doch genau das, was wir erleben. Wenn wir durchpowern, wenn wir nicht zur Ruhe kommen, fühlen wir uns erschöpft, steigt unsere Reizbarkeit, verlieren wir unsere Freude, den Frieden, leiden unsere Beziehungen, leiden wir selber und schneiden wir uns ab von der Kraft Gottes.
Ich will das gar nicht mehr alles aufzählen, dazu habe ich letzte Woche schon ganz viel gesagt. Innerlich stirbt etwas in uns.
Im Jahr 1929 wurde in Russland mit der Einführung der Fünftagewoche mit ununterbrochener Arbeitszeit der Sonntag abgeschafft.
Bald merkte man aber, dass das nicht funktioniert. Dann experimentierte man ein bisschen rum bis man schließlich im Jahr 1940 wieder zur Siebentagewoche und dem Sonntag zurückkehrte. Man hatte festgestellt, dass alles andere das familiäre und soziale Leben beeinträchtigte und auch die erwartete Steigerung der Produktion nicht eintrat.
Der Sabbat ist für uns Menschen.
Gott weiß, dass wir eine Pause brauchen, um aufzutanken. Deshalb hat er diesen Rhythmus so geschaffen.
Im 5. Buch Mose Kapitel 5,12-15 wird das Sabbatgebot nochmal wiederholt.
Alles genau gleich, aber mit einer anderen Begründung:
Vers 15: Denk daran, dass du selbst einmal Sklave in Ägypten warst und dass der HERR, dein Gott, dich mit großer Macht und gewaltigen Taten aus dem Land geführt hat. Deshalb hat dir der HERR, dein Gott, befohlen, den Sabbat zu halten.
Du denkst vielleicht, was hat das jetzt mit mir zu tun.
Das ist Israel und Ägypten und ich war doch nie ein Sklave. Aber ist dir mal aufgefallen, wie oft wir Sklave des Leistungsdrucks und der Arbeit sind und eben nicht zur Ruhe kommen können?
Der Sabbat ist eine Einladung und eine Erinnerung: Denk daran, aus deiner Identität, die Gott dir schenkt, zu leben. Bei ihm sind wir anerkannt, geliebt ohne Leistung. Wir brauchen uns nichts verdienen, weder bei ihm noch bei Menschen.
Letzte Woche haben wir darüber gesprochen, dass durch Jesaja die Verheißung besteht, dass mit dem Kommen des Messias, Jesus, der Stock des Treibers zerbrochen ist, dass er uns aus der Sklaverei herausführen wird, und der Sabbat eine Einladung und eine Erinnerung ist: Denke daran, aus der Identität, die Gott dir gibt, zu leben. Bei ihm sind wir anerkannt, geliebt ohne Leistung. Wir brauchen uns nichts zu verdienen, weder bei ihm noch bei den Menschen.
Wenn wir diese Identität verinnerlichen, werden wir gelassener, leben nicht mehr so getrieben. Gott schafft den Menschen und der erste Tag des Menschen ist welcher? Der Sabbat, der Ruhetag, wo es heißt, dass Gott und Mensch im Garten Eden spazieren gehen und ihre Beziehung leben. Wo Adam all das genießen darf, was Gott geschaffen hat. Nicht: Adam, wir müssen jetzt mal loslegen, den Tieren ihre Namen geben.
Und das ist auch das, was Jesus sagt, als er seine Jünger beruft:
Markus 3,14: Jesus berief zwölf Jünger, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen.
Was ist hier die Reihenfolge: Das erste ist, dass sie bei ihm seien.
Darum geht es. Wir leben oft so: Arbeit, Arbeit, Arbeit, und dann endlich Ruhe, habe ich mir verdient. Aber Gott hat es sich genau andersherum gedacht: Wir sollen nicht für die Ruhe sondern aus der Ruhe leben. Und aus dieser Ruhe heraus, aus seiner Gegenwart können wir dann auch für Jesus im Alltag leuchten. Innere Ruhe und Frieden, die bekommen wir nicht durch das Einhalten eines bestimmten Tages. Wahre Ruhe für unsere Seelen finden wir in der Beziehung zu Jesus Christus.
In 2. Mose 16 lesen wir eine interessante Begebenheit des Volkes Israel.
Das Volk ist in der Wüste unterwegs und beschwert sich, weil sie nichts zu essen haben. Und Gott kündigt an, dass er sie mit Manna versorgen wird. Aber sie dürfen nur für den jeweiligen Tag sammeln. Einige machen das natürlich nicht, legen Vorrat an, und prompt vergammelt es.
Am 6. Tag sagt Gott jetzt auf einmal, Sammelt das Doppelte und bewahrt es für den 7. Tag auf, denn dann ist ein Ruhetag für den Herrn und es wird nichts zum Sammeln geben. Hier ist zum ersten Mal vom Sabbat die Rede, noch vor den Geboten.
Wieso sollte das Manna jetzt nicht vergammeln
Ist es doch sonst immer? Also sammelt das Volk und es vergammelt tatsächlich dieses Mal nicht. Manche aus dem Volk vertrauten Gott nicht und wollten trotzdem Manna sammeln gehen. Aber sie fanden nichts.
An dieser Geschichte werden zwei Dinge deutlich:
Nämlich, Gott sorgt für jeden neuen Tag und er sorgt auch, wenn das Volk den Ruhetag einhält. Umgekehrt lässt sich aber auch sehen, dass er die Arbeit an seinem Ruhetag eben nicht segnet. Die Leute finden nichts, haben umsonst gesucht. Ihre Arbeit ist nicht gesegnet.
Genauso sorgt Gott auch für dein Leben, für das, was du brauchst und für das, was dir gut tut.
Wie schnell vergessen wir Gott über unserem Einsatz. Aber er ist es, der segnet, oder eben auch nicht. Wenn wir nicht zur Ruhe kommen können, dann lassen wir Gott nicht Gott sein.
„Ich bin so wichtig, ich kann mir das gar nicht leisten, ausruhen.“ Sagen wir dann.
Das zeigt etwas über unseren Glauben, über unser Vertrauen, ob ich weiß, wenn ich mich ausruhe, da gibt es noch einen, der für mich sorgt, dass auch ohne mich nicht alles den Bach runter geht. Eigentlich heißen die Gebote nämlich nicht: Du sollst, sondern: Du wirst. Du wirst den Sabbat halten und zwar, wenn du verstanden hast, wer Gott ist, dass du ihm vertrauen kannst, und dass es dir gut tut.
Du wirst. Ich wünsche uns, dass wir das verstehen, was Gott uns da eigentlich schenkt. Also der Sabbat ist für uns Menschen da, wir brauchen ihn, wir dürfen bei Jesus auftanken und lernen, aus der Identität in ihm als seine geliebte Kinder zu leben und er sorgt für uns.
- Der Sabbat ist für Gott
Ich komme nochmal zurück auf 2. Mose 20,8: Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott.
Wir haben gerade gesehen, dass der Sabbat für uns Menschen da ist.
Aber genauso ist er auch für Gott. Wir sollen diesen Tag heiligen. Was bedeutet das?
Heilig bedeutet: Abgesondert, besonders. Und zwar, indem wir ihn anders gestalten als die anderen Tage. Gott sagt, wir sollen das Alltägliche sein lassen, die Arbeit, das Wäschewaschen, das Putzen usw. Und warum?
Um zur Ruhe zu kommen, um Freiheit zu haben, um meine Beziehung zu Gott leben zu können.
Natürlich leben wir diese Beziehung zu Gott jeden Tag, aber an diesem einen Tag haben wir dazu besonders viel Zeit. So wie deine Beziehung, deine Ehe, nicht nur aus Gesprächen zwischendurch sondern hoffentlich auch aus Zeiten besteht, in denen ihr zu zweit, ja mehr Zeit zusammen habt.
Denn genau das trägt ja dazu bei, dass sich eine Beziehung vertieft. Bibellesen, Beten, in den Gottesdienst gehen, wir haben letzte Woche gesehen, dass wir darin Kraft tanken. Das ist also nicht etwas, was uns Kraft kostet sondern was uns Kraft schenkt.
Der zweite Aspekt liegt in der Erinnerung an das, was Gott getan hat, was uns dankbar und fröhlich macht
So wie der Sabbat eine Erinnerung war an diese Befreiung aus Ägypten und an den Bund, den Gott mit den Israeliten geschlossen hat, so weist auch unser Sonntag darauf hin, dass wir, so sagt die Bibel, einmal Knechte der Sünde waren. Am ersten Tag der Woche sehr früh kamen die Frauen am Ostermorgen zum leeren Grab und fortan trafen sich die ersten Christen an diesem Tag, um miteinander zu feiern (Apg. 20,7), was Jesus für sie und uns getan hat. Mit seinem stellvertretenden Sterben am Kreuz hat er für unsere Schuld bezahlt, die uns von Gott getrennt hat. Mit seiner Auferstehung macht er deutlich, dass er den Tod besiegt hat und uns ewiges Leben schenken kann.
Er bietet uns die Vergebung unserer Schuld und die Versöhnung mit Gott an. Und jeder ist eingeladen, dieses Geschenk anzunehmen und wieder neu in einer Beziehung mit Gott leben zu können. So kann und soll uns der Sonntag an den Bund erinnern, den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat:
Du lebst nicht von dem, was du verdienst hast und erreicht hast. Du lebst von dem, was Gott für dich getan hat! Du lebst von dem, was Christus für dich gelitten und erworben hat durch seinen Tod am Kreuz. Du bist sein Kind, deine Schuld ist dir vergeben, du bist frei. Genau das werden wir gleich im Abendmahl miteinander feiern.
Und so ist Sonntag nicht nur Ruhetag, nicht nur freier Tag, sondern ein Feiertag.
Ein Tag, an dem die Gemeinde zusammen Gott feiert, ein Tag, an dem wir uns mehr als sonst Zeit nehmen für Gott, für sein Wort, für das Gebet, für die Gemeinde. Das erst macht den Sonntag zum Auftank-Tag für die neue Woche. Das erst macht den Sonntag zum Sonntag. Wir haben Zeit für unsere Beziehung zu Gott, wir erinnern uns an das, was er getan hat, und wir feiern ihn dafür.
Wie also kann das in meinem Leben aussehen?
- Wie kann ich Gottes Rhythmus in meinem Leben leben
Um das zu beantworten würde ich gerne nochmal auf Jesus schauen, wie er das gemacht hat:
An einem Sabbat ging Jesus durch die Felder. Seine Jünger fingen an, am Weg entlang Ähren abzureißen und die Körner zu essen. Da sagten die Pharisäer zu ihm: »Hast du gesehen, was sie da tun? Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt!« Jesus entgegnete: »Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter nichts zu essen hatten und Hunger litten? Wie er damals – zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar – ins Haus Gottes ging und von den geweihten Broten aß, von denen doch nur die Priester essen dürfen, und wie er auch seinen Begleitern davon gab?« Und Jesus fügte hinzu: »Der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. Darum ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.« Als Jesus ein anderes Mal in die Synagoge ging, war dort ein Mann mit einer verkrüppelten Hand. Die, die einen Vorwand suchten, um Jesus anklagen zu können, beobachteten aufmerksam, ob er ihn am Sabbat heilen würde. »Steh auf und komm nach vorn!«, sagte Jesus zu dem Mann mit der verkrüppelten Hand. Und den anderen stellte er die Frage: »Was ist richtig – am Sabbat Gutes zu tun oder Böses? Einem Menschen das Leben zu retten oder ihn zu töten?« Sie schwiegen. Er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und zugleich tief betrübt über ihr verstocktes Herz. Dann befahl er dem Mann: »Streck die Hand aus!« Der Mann streckte die Hand aus, und sie war geheilt. Die Pharisäer jedoch fassten, sobald sie die Synagoge verlassen hatten, zusammen mit den Anhängern des Herodes den Plan, Jesus zu beseitigen
Was wir hier sehen ist eine Auseinandersetzung mit den Pharisäern.
Sie hatten einen Regelkatalog, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht. Wenn wir uns die Frage stellen, was ist erlaubt am Sabbat und was nicht, dann geht das in eine ähnliche Richtung, dass wir einen Katalog abarbeiten und denken, wir stehen jetzt auf der richtigen Seite. Genau in diesem Muster haben die Schriftgelehrten ein ganzes Regelwerk entwickelt, was alles Arbeit ist, um das Gebot ja nicht zu verletzen. Es gibt 39 Kategorien, dazu noch Unterkategorien, die bis heute immer erweitert wurden. Eine Kategorie war zum Beispiel Lasten tragen.
War das schon eine Last, wenn man ein Kind trug? Und was war, wenn man ein Kind trug, das einen Stein in der Tasche hatte? Es wurde sogar festgelegt, wie viele Nägel die Sandalen haben durften, die man trug, damit das kein Lasten tragen war.
Gleichzeitig versuchten die Pharisäer, zu tricksen. Eine Kategorie war zum Beispiel das Reisen. Da wurde festgelegt, wie viele Schritte man am Sabbat gehen durfte. Jetzt wollten sie aber weitere Strecken zurücklegen und packten dann einen Wassersack auf den Rücken eines Esels, bevor sie sich darauf setzen, denn das war dann eine Reise zu Wasser, und eine Reise auf dem Wasser war am Sabbat nicht verboten.
Wir merken also, das hatte wenig mit der Herzenshaltung zu tun und wenig mit dem Verständnis von Sabbat, über das wir gerade gesprochen haben. Jesus sagt selber, der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat.
Wir haben gesagt, es geht darum, zu verstehen, dass der Sabbat für uns ist und für Gott ist.
Dass wir lernen aufzuhören zu arbeiten, äußerlich und innerlich in Gedanken, weil Gott uns beschenken möchte, dass wir uns ausruhen und Kraft tanken, dass wir unsere Beziehung mit Jesus leben, und dass wir im Erinnern zur Freude kommen.
Jesus selber nutzte den Sabbat in besonderer Weise, um für hilfsbedürftige Menschen da zu sein.
Das haben wir gerade auch gelesen. Er hörte zu, er half auch ganz praktisch, er heilte. Und das ist noch eine weitere Dimension, nämlich dass dieser Tag auch ein Tag ist, wo wir Zeit füreinander haben Er ist Geschenk Gottes gerade dafür: Zeit für die Kinder, für den Partner, für Nachbarn, Kranke, Einsame, ja ganz allgemein: Zeit für den Nächsten. So wie Gott mich segnet an diesem Tag, so darf und soll sein Segen auch durch mich zu anderen fließen. In der Arbeitswoche bleibt dazu häufig nur wenig Zeit. Umso mehr ehren wir Gott damit, wenn wir unsere Beziehungen am Sonntag pflegen und anderen Gutes tun.
Aber Jesus sorgte auch dafür, dass sich seine Jünger wirklich ausruhten (Markus 6,31). An einer Stelle, an der wieder einmal viele Menschen zu Jesus wollten, nahm er sie einfach mit und fuhr über den See woanders hin.
Aber Jesus, könnte man jetzt sagen: Die ganzen Menschen, was für eine verpasste Chance. Die brauchen dich doch. Jesus ging trotzdem. Und ich glaube, hierin liegt ein Geheimnis, sich auch immer wieder selber zu beobachten und dann loslassen zu können.
Gott möchte, dass wir Erholung finden, uns neu ausrichten können, neue Kraft tanken. Wenn ich an meinem Sonntag immer nur für andere da bin, dann diene ich Gott in einer Weise, die er nicht wollte. Meine Verbindung zu Gott nimmt ab, meine eigene Leistungsfähigkeit sinkt und am Ende bin ich selber ausgebrannt. Und so glaube ich, hat dieser Ruhetag einen Dreiklang, er ist zur Erholung für mich, er ist für Gott und er ist für das Miteinander mit anderen.
Für die meisten Menschen ist der Ruhetag der Sonntag.
Es gibt aber auch Menschen, die am Sonntag arbeiten müssen. Nirgendwo im Alten Testament ist erwähnt, auf welchen Tag der Sabbat fällt, es heißt immer, am 7.Tag.
Bei den ersten Christen, die außerhalb von Israel gelebt haben, da war das so, dass sie unter den anderen Völkern arbeiteten mussten. Da gab es keinen Ruhetag. Sie trafen sich dann früh oder spät zum Gottesdienst. Sie hatten keine andere Möglichkeit, aber sie hielten den Wert eines freien Tages solange hoch, bis unter Kaiser Konstantin 321 n. Chr. der Sonntag zum Staatsfeiertag wurde.
Heute ist er im Grundgesetz verankert, und wir sollten diese Freiheit nicht so leicht wieder hergeben, wo heute so viel aufgeweicht wird.
Wenn es dir also möglich ist, plane einen Zeitraum von 24h Ruhetag in der Woche ein.
Wenn wir das nicht bewusst tun, dann wird es nicht passieren. Und wenn wir das so leben wollen, dann brauchen wir auch ein gewisses Maß an Planung im Voraus. Dass ich alles vorher erledige, was ich nicht am Ruhetag tun möchte: Arbeiten im und ums Haus, lernen usw.
Bei den Juden beginnt der Sabbat am Freitagabend mit Sonnenuntergang.
Meist werden zwei Kerzen angezündet. Später gibt es ein großes Essen im Rahmen der Familie oder mit Freunden. Am Samstag finden mehrere Gottesdienste statt. Zum Abschluss des Sabbat am Samstagabend wird erneut eine Kerze angezündet, denn jetzt ist arbeiten wieder erlaubt.
Mit diesem Ritual findet ein bewusster Anfang und ein bewusster Abschluss des Sabbat statt. Und auch das kann hilfreich sein, um zur Ruhe zu kommen. Sich bewusst zu machen, jetzt möchte ich äußerlich und vor allem innerlich zur Ruhe kommen, nicht mehr arbeiten, mich auf Jesus ausrichten, für andere Zeit haben, für mich selber. Ich habe schon letzte Woche darüber gesprochen.
Und dann kann ich den Sabbat mit all dem füllen, was wir vorhin gesehen haben, was im Sinne Gottes für diesen Tag ist.
In meiner Phase als Schüler oder Student sah das anders aus als jetzt. Da habe ich wirklich versucht, nicht zu lernen, höchstens abends noch einmal alles für den nächsten Morgen durchzugehen und das wars.
Das ist für mich sowohl Gebot als auch ein unverkrampfter Umgang mit diesem Tag. Heute als Familie verbringen wir viel Zeit zusammen oder mit anderen Familien. Der Tag soll auch unseren Kindern gut tun. Auch sie sollen schon etwas von Gotte Rhythmus mitbekommen. Aber auch sie dürfen lernen, dass Mama und Papa eine kleine Auszeit für sich oder Gott haben und in dieser Zeit etwas anderes machen.
Für mich ist es daher auch selbstverständlich, in den Gottesdienst zu gehen. Klar, jetzt bin ich Pastor, aber auch davor gehörte das schon dazu. Bei uns hat man immer gesagt:
Wer abends spät feiert, kann auch morgens früh in den Gottesdienst. Wenn ich erwarte, dort Gott zu begegnen, dann gibt es keinen besseren Ort.
Manch einer braucht ein gutes Buch, um so richtig entspannen zu können, ein anderer macht Sport oder geht spazieren, wieder andere besuchen gute Freunde. Vielleicht ist es für dich dran im Sinne des Ruhetags einfach mal alle Medien auszustellen. Den Fernseher oder Computer auszulassen, nicht gerade noch auf Facebook oder Instagram zu schauen, wer wieder alles gepostet hat.
Letzten Sonntag habe ich gesagt, Jesus würde sagen, schmeiß dein Handy weg. Damit meine ich nicht, es in den Müll zu werfen sondern es einfach mal zur Seite zu legen, damit du diesen Dreiklang aus Erholung für dich, Zeit mit Gott und Zeit miteinander leben kannst. Gönn deinen Augen mal Ruhe.
Es ist wichtig, dass wir uns selbst kennen lernen und ein Gefühl dafür entwickeln, wie wir unsere Seele und unseren Körper zur Ruhe bringen. Auf diese Weise sammeln wir Kraft für sechs neue Arbeitstage.
Habt ihr schon einmal ein Lied gehört, dass nicht im Rhythmus gespielt wurde?
Da kräuseln sich die Ohren, das klingt schief und wir würden am liebsten was sagen, oder eine Herzrhythmusstörung – ziemlich ungesunde Sache, die man sofort behandelt.
Ohne einen Ruhetag ist unser Leben ein Leben, das nicht in Gottes Rhythmus ist. Das ist auf Dauer ungesund, ich geh zu Grunde und die anderen bekommen das zu spüren.
Wer hingegen ausruht und sich Zeit nimmt, um sich neu auf Gott auszurichten, ist meist produktiver, erreicht mehr, und er wird von Gott gesegnet.
Das ist wie eine wohlklingende Melodie, Gottes Rhythmus für ein gelingendes Leben. Gott beschenkt uns mit einem Ruhetag.
Ich wünsche uns allen einen gesegneten Sonntag!
Amen
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver