ZWISCHEN RUHE UND AKTION
Einfach und entschleunigt leben
Volker Aßmann,
Kirche am Bahnhof, Frankenberg, 29.10.2023
Das Video zur Predigt finden Sie hier.
Der Bauer Pachom lag hinter dem Ofen und hörte dem Gespräch zweier Frauen über Reichtum und Armut und über das Leben in der Stadt und auf dem Land zu.
„Eines ist nur traurig, denkt sich Pachom: wir haben zu wenig Land! Wenn ich genug Land hätte, so fürchtete ich niemand, nicht einmal den Teufel!“
Nachdem Pachom immer unzufriedener war und sich mit immer mehr Bauern zerstritten hatte, verkaufte er alles, was er hatte und zog weg.
Pachom kam mit seiner Familie ins neue Land und ließ sich in einem großen Dorf in die Gemeinde aufnehmen. Er bewirtete die Gemeindeältesten mit Schnaps, und sie verschafften ihm alle notwendigen Papiere. Sie nahmen Pachom in die Gemeinde auf und teilten ihm, da seine Familie aus fünf Köpfen bestand, fünfzig Dessjatinen Land auf verschiedenen Feldern zu; außerdem bekam er einen Anteil am Weideland. Pachom baute an und kaufte Vieh. Nun besaß er allein an zugeteiltem Land dreimal mehr als früher; es war guter, fruchtbarer Boden. Er konnte daher zehnmal so gut leben wie früher.
Pachom lernte einen Kaufmann kennen, der ihm von den Baschkiren erzählte: „Es gibt dort so viel Land, dass man es auch in einem Jahr nicht umgehen kann. Alles gehört den Baschkiren. Die Leute sind stumpfsinnig wie die Hammel. Man kann das Land von ihnen beinahe umsonst haben.“
„Nun,“ denkt sich Pachom, „warum soll ich für meine tausend Rubel fünfhundert Dessjatinen kaufen und mir dabei noch eine Schuld auf den Hals laden, wenn ich dort für das gleiche Geld viel mehr bekommen kann?“
Bei den Baschkiren angekommen, sagen sie zu Pachom: „Wir haben nur einen Preis: tausend Rubel für den Tag.“ Pachom verstand es nicht.
„Wir verkaufen so: Wieviel Land du an einem Tage umgehen kannst, soviel gehört dir. Und ein Tag kostet tausend Rubel.“
Pachom wunderte sich.
„In einem Tage,“ sagte er, „kann man ja ein sehr großes Stück Land umgehen.“
Der Älteste lachte:
„Ja, und alles soll dir gehören! Wir machen aber noch eine Bedingung aus: Wenn du am gleichen Tage nicht auf die Stelle zurückkommst, von der du ausgegangen bist, so ist dein Geld verfallen.“
Pachom freute sich.
Pachom stand auf, weckte seinen Knecht, der im Wagen schlief, befahl ihm einzuspannen, und ging, die Baschkiren zu wecken.
„Es ist Zeit,“ sagte er, „in die Steppe hinauszufahren, um mein Land abzumessen.“
Die Baschkiren standen auf und versammelten sich vor dem Zelt: „Dieses ganze Land, soweit dein Blick reicht, gehört uns. Wähle dir nun ein Stück nach deinem Geschmack.“
Pachom holte sein Geld aus der Tasche, legte es auf die Mütze, zog den Kaftan aus und behielt nur sein Unterkleid an. Er schnallte den Gürtel fester um den Leib, steckte sich ein Säckchen mit Brot in den Busen, band sich eine Kürbisflasche mit Wasser an den Gürtel, zog die Stiefelschäfte höher hinauf, reckte sich, nahm aus den Händen des Knechtes die Hacke und stand so marschbereit da.
Er war allmählich in Schwung gekommen und beschleunigte seine Schritte. Er ging noch eine Strecke weiter und immer weiter.
Pachom geht schließlich zurück auf den Hügel zu, und das Gehen fällt ihm immer schwerer: er schwitzt, die bloßen Füße sind zerschunden und wollen ihm nicht mehr gehorchen. Er will gern ein wenig ausruhen, darf es aber nicht mehr, sonst kann er vor Sonnenuntergang nicht zurück sein. Die Sonne wartet nicht und sinkt immer tiefer.
„Habe ich nicht doch einen Fehler gemacht und mir zu viel Land genommen? Wenn ich nur nicht zu spät komme!“
„O weh,“ sagt er sich, „ich war zu gierig, habe die ganze Sache verdorben, werde vor Sonnenuntergang nicht hinkommen.“ Die Angst nimmt ihm den Atem. Er rennt, was er rennen kann; Hemd und Hose kleben ihm am Leibe, sein Mund ist wie ausgetrocknet: „Dass ich nur vor Anstrengung nicht noch sterbe!“ denkt er voller Angst. Er fürchtet zu sterben, kann aber nicht mehr stehen bleiben.
Pachom blickt wieder auf die Sonne: sie berührt schon die Erde, und ein Stück an ihrem Rande ist bereits abgeschnitten. Pachom nimmt seine letzten Kräfte zusammen, beugt sich mit dem ganzen Körper vor, so dass seine Beine kaum mitkommen können. Wie Pachom den Hügel erreicht, wird es plötzlich dunkel. Pachom holt Atem und läuft den Hügel hinauf. Oben ist es noch hell. Er erreicht den Gipfel und sieht die Mütze. Vor der Mütze sitzt der Älteste, schüttelt sich vor Lachen und hält sich mit den Händen den Bauch. Pachom stöhnt auf, die Beine knicken ihm ein, und er fällt hin, berührt aber mit den beiden Händen gerade noch die Mütze.
„Gut gemacht!“ schreit der Älteste. „Viel Land hast du gewonnen.“
Pachoms Knecht kam gelaufen, wollte ihn aufheben, aber Pachom lag tot da, und aus seinem Munde rann Blut. Die Baschkiren schnalzten mit den Zungen und sprachen ihr Bedauern aus.
Der Knecht nahm die Hacke, grub Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte – sechs Ellen –, und scharrte ihn ein.
(„Wieviel Erde braucht der Mensch?“ Von Leo Tolstoi)
ZWISCHEN RUHE UND AKTION – Einfach und entschleunigt leben
Als ich dieses Thema für die heutige Predigt entdeckte, wollte ich die Predigt am liebsten tauschen. Das ist nicht wirklich mein Thema. Z.B. entschleunigt leben – ich habe von uns allen wahrscheinlich nicht den vollsten aber ganz sicher auch nicht den leersten Terminkalender. Und kann ich wirklich etwas über >einfaches Leben< sagen?
Ich merkte, wie mich beide Themen persönlich herausforderten. Aber dann habe ich die Herausforderung angenommen und ich weiß, dass ich zuerst und wahrscheinlich am meisten dabei lernen kann und muss. Und ich habe entdeckt, dass einfaches und entschleunigtes Leben zunächst wenig von unserem Besitz und Bankkonto und Terminkalender abhängt, sondern uns alle gleichermaßen herausfordert. Und dass es wirklich gar nicht darum geht, zu urteilen und verurteilen, sondern die richtigen Schlüsse für das eigene Leben zu ziehen. Und ich weiß, dass manches von dem, was ich heute über >einfaches Leben< versuche, weiterzugeben, nicht für Menschen in Not und Armut gilt.
John Mark Comer schreibt in seinem Buch: „Das Ende der Rastlosigkeit“ vom „Evangelium von Amerika“, eigentlich vom „Evangelium des Westens“. Was wir gepredigt bekommen von den Medien ist doch: „Je mehr du hast, desto glücklicher bist du!“
- Kauf dir dieses Kleid, diese Schuhe…, und du wirst glücklicher sein!
- Tausch dein Auto gegen dieses neue Modell ein, es hat mehr PS oder was auch immer…, und du wirst glücklicher sein!
- Arbeite dich nach oben und verdiene mehr…, und du wirst glücklicher sein!
So funktionieren viele Länder des Westens. Wir haben inzwischen aus einerBedürfnis-Kultur eine Wunsch-Kultur gemacht. Es geht nicht mehr darum, was wir brauchen, sondern was wir uns wünschen, was wir gerne hätten, oder was wir uns einreden lassen, zu brauchen. Wir werden manipuliert, Dinge zu kaufen und zu erstreben, die wir vielleicht gar nicht brauchen. Und davon lebt unsere Konsum-Wirtschaft. Da erklären uns Wirtschaftsfachleute, dass es mit unserer Wirtschaft und Konjunktur erst dann wieder bergauf geht, wenn wir wieder mehr konsumieren.
„Auch wenn immer mehr Menschen Geld ausgeben, das sie nicht haben, für Dinge, die sie nicht brauchen.“ (Comer) Das neuste Handy/Auto/Haus….
Ich habe längere Zeit in einem Team gearbeitet, in dem der Chef die Parole ausgab: „Niemand fährt ein größeres Auto als ich!“ Das ging Jahre gut, bis eines Tages eine Kollegin mit einem größeren Auto als der Chef zur Arbeit kam. Was tat unser Chef? Noch am selben Tag bestellte er ein neues, natürlich ein größeres Auto.
Auch hier geht es nicht um ein Urteil, sondern darum, dass die Methode des Konsums, Materialismus und des Vergleichens und der Konkurrenz sehr gut funktioniert und unsere Seele nicht mehr mitkommt, wie bei Pachom.
All das kann sehr schnell zum Motor für Rastlosigkeit werden. Mehr, immer mehr besitzen, mit den anderen mithalten oder noch besser: sie überholen. Und dafür musst Du dann noch mehr arbeiten. Und ich habe den Eindruck, dass wir uns an dieses Verhalten gewöhnt haben, mehr oder weniger stark. So funktioniert Werbung, im Kleinen wie im Großen! Das fängt schon mit den Kindern in der Schule und den Marken-Klamotten an. Manches Mal haben wir schon gesagt, wie gut eine Schuluniform wäre – schützt sie doch an dieser Stelle vor Konkurrenz und Wettstreit, der nur Geld kostet.
Noch einmal, es geht nicht ums urteilen über andere, sondern um das Verstehen, was uns unstet und unruhig sein lässt. Comer schreibt über ein anderes Beispiel dafür: „Unsere Wohnungen und Häuser sind heute doppelt so groß wie in den 50er Jahren, während unsere Familien nur noch halb so groß sind.“ (S.195)
Tatsächlich wäre ein einfacheres Leben vielleicht für die meisten von uns (und ich bin da mit dabei) ein Schlüssel auch zu einem weniger hektischen, einem entschleunigteren Leben. Dabei kann auch unabhängig von Besitz und Konsum ein voller Terminkalender so etwas wie ein Gradmesser für den Wert eines Menschen sein. Je mehr Termine wir haben, um so mehr sind wir offenbar gefragt und das steigert unser Ansehen und unseren Wert in der Gesellschaft und vielleicht auch bei uns selbst. Auch wenn unsere Seele schon lange nicht mehr mitkommt.
Wir haben es in der letzten Predigt gehört, dass das nicht nur ein Trugschluss, sondern sogar gefährlich ist. Gott powert nicht ununterbrochen und ohne Pause durch (obwohl ER es könnte), sondern „gönnt sich“ den Sabbath, den Ruhetag. Und Gott empfiehlt, ja verordnet uns genau diesen Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe mit dem Ruhetag an jedem 7 Tag unseres Lebens.
Gott hat uns vor kurzem nicht nur mit einer sehr eindrucksvollen Reise durch Tansania beschenkt, sondern auch mit einer gleichzeitigen „Entschleunigungs-Kur“. Kein Fernsehen (obwohl Tansanier natürlich auch Fernsehen haben), wenig Internet (Du musst mit deinem teuer gekauften Datenvolumen sorgsam umgehen). Kurze Tage – weil sie müde machen und es eigentlich kein wirkliches Abendprogramm gibt. Und selbst lesen ist abends aufwendig, weil wir froh waren, endlich unter unserem Moskitonetz zu liegen und hoffentlich gut zu schlafen. Auch essen und trinken war viel, viel einfacher, auch wenn wir nicht hungern mussten – es war immer genug zu essen da. Auch wenn es natürlich in diesem, wie in vielen anderen Ländern auch Hunger, und auf alle Fälle Fehlernährung gibt. Und so waren wir trotz der Reise-Strapazen und einfachem Leben (oder vielleicht gerade deshalb) anschließend gar nicht so erschöpft.
Noch ein Beispiel für einfaches Leben (ob es auch entschleunigt war, oder sogar stressiger als sonst, ist mir noch nicht ganz klar):
„1 Euro am Tag“. Etwa 1,5 Milliarden Menschen weltweit haben nur 1 US-Dollar oder sogar weniger am Tag für Lebensmittel und Getränke. Für mich unvorstellbar wenig Geld und unvorstellbar viele Menschen!
Eine unserer Töchter macht seit einigen Jahren mit ihrer Familie dieses Experiment einmal pro Jahr für eine Woche: 1 Euro pro Person und Tag für Lebensmittel und Getränke. Dafür muss man zumindest in Deutschland im Vorfeld gezielt nach besonderen Lebensmittel-Angeboten suchen und dementsprechend günstig einkaufen. Sie sind 5 Personen – also 5 Euro am Tag – das klingt schon besser, aber für 5 Personen!! Also gar nicht besser.
Und das eingesparte Geld wird dann gespendet für Menschen in Not und Armut. Und sie nutzen diese Woche zum Gebet für Menschen in Not.
Vielleicht scheint Dir dieses Projekt unmöglich und echt herausfordernd, mir geht es zumindest so. Aber so ein einfaches Leben würde ganz sicher unsere Dankbarkeit für unseren Wohlstand in der westlichen Welt steigern. Auch wenn bei uns viele Menschen in Not sind und z.B. das Angebot der Tafeln annehmen – wie gut dass es so etwas gibt! Und nach der Woche wird dann gefeiert, auch weil sie nicht dauerhaft mit so wenig Geld auskommen müssen, oder hungern und dursten und kein Dach über dem Kopf haben. Und es wird gefeiert, dass Gott uns versorgt.
- Was wir wirklich brauchen
In Matthäus 6,25-33 lehrt Jesus über das Sorgen und über ein entschleunigtes und einfaches Leben:
Jesus spricht bei den Grundbedürfnissen des Lebens nur über zwei Dinge: Essen und Kleidung. Vielleicht würde ER in unseren Breiten, wo das Wetter auch Herbst, Winter und Frühjahr mit Regen, Schnee und Kälte kennt, zusätzlich als drittes, noch ein Dach über dem Kopf ergänzen:
Paulus: „Deshalb wollen wir zufrieden sein, solange wir nur genug Nahrung (und Trinken) und Kleidung haben.“ (1.Timotheus 6,8)
Paulus: „Deshalb wollen wir zufrieden sein, solange wir nur genug Nahrung (und Trinken) und Kleidung haben.“ (1.Timotheus 6,8)
Dabei redet Jesus und auch Paulus nicht gegen Besitz und manches, was wir ehrlich betrachtet, als Luxus ansehen müssen. Aber es ist Teil der Lüge und Manipulation unserer Gesellschaft, dass wir glücklicher sein würden, wenn wir mehr besitzen.
Es gibt eine Studie in den USA, dass unser Glück nur bis zu einem gewissen Maß an zunehmendem Besitz und Einkommen steigt, dann aber gleich bleibt, und je reicher wir werden, desto mehr nimmt die Angst und Sorge zu und das Glück ab. Und hier geht es um eine Summe, die wir in unserem Land dem sog. Mittelstand und nicht den Millionären zuordnen würden.
Es ist eine Manipulation und Lüge von Werbung und Medien und des Materialismus: Nicht Bedürfnisse, sondern Wünsche erfüllen, damit wir glücklich werden!! Und daraus resultierend dann die Suche nach Erfüllung – Vorsicht, in dem Wort SEHNSUCHT nach mehr (Materielles, Ansehen, Erfolg…) steckt auch das Wort Sucht! Aus Wünschen und der Sehnsucht nach ihrer Erfüllung wird sehr leicht auch eine SUCHT!
Die Antwort von Jesus lautet: Vertrauen statt Jagen nach mehr!
Matthäus 6,25-30 lesen!
Genau deshalb sagt Jesus und warnt uns vor dem Irrweg:
Sorgt euch nicht um euer tägliches Leben!
Schaut die Vögel an! Schaut die Lilien an!
Sie säen nicht und ernten nicht, noch sammeln sie Vorräte.
„Die Lilien arbeiten nicht und nähen sich keine Kleider. Trotzdem war selbst König Salomo in seiner ganzen Pracht nicht so herrlich gekleidet wie sie.“ (6,28)…wieviel mehr kümmert sich Gott um euch? Euer Glaube ist so klein.“ (6,30)
„Hört auf, euch Sorgen zu machen um euer Essen und Trinken oder um eure Kleidung!“ (6,31)
„Warum wollt ihr leben wie Menschen, die Gott nicht kennen und diese Dinge so wichtig nehmen?
Euer Himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse.“ (6,32)
Euer Himmlischer Vater kennt eure Bedürfnisse.“ (6,32)
Was wir wirklich brauchen, darum wird Gott sich kümmern – auch wenn Menschen die so auf Gott vertrauen, in Armut, Krankheit und Not kommen können. Aber Gottes Versprechen steht und gilt. Vertrauen wir doch darauf, dass Gott weiß, was wir brauchen und vertrauen wir IHM doch unsere Bedürfnisse an!
- Die richtigen Prioritäten setzen!
„Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen (Trachtet zuerst nach Gottes Reich!), lebt in Gottes Gerechtigkeit, und ER wird euch all das geben, was ihr braucht!“
(Matthäus 6,33). Und er fragt vorher:
„Können all eure Sorgen euer Leben auch nur um einen einzigen Augenblick verlängern?“ (6,27)
Die richtigen Prioritäten setzen heißt: Wir müssen uns entscheiden wie wir leben wollen und ich würde sogar sagen, wir müssen uns gar nicht mehr entscheiden – wir haben uns bereits entschieden, wie wir leben wollen, im Vertrauen oder in Sorgen – bis heute. Und jetzt müssen wir entscheiden, ob wir das ändern wollen, ob wir jetzt mit mehr Vertrauen und weniger im Sorgen leben wollen.
„Niemand kann zwei Herren dienen. Immer wird er den einen hassen und den anderen lieben oder dem einen treu ergeben sein und den anderen verabscheuen. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld (Mammon) dienen. (6,24)
Jesus spricht nicht neutral von Geld und Besitz, sondern von dem Mammon, der ein Götze ist. Ein Götze ist alles, dem wir mehr Bedeutung beimessen als Gott.
Ulrich Wilckens schreibt in seinem Kommentar zum Neuen Testament dazu: >Mammon ist ein aramäisches Wort für >Geld, Besitz und Reichtum<, mit negativem Beiklang: Dem Habgierigen ist sein Besitz wie ein Dämon, der ihn beherrscht.< Dabei geht es nicht um die Summe und Größe des Besitzes, sondern das System funktioniert von kleinen Dingen an und kennt nach oben keine Grenze. Es geht um die Sucht nach mehr, mehr haben zu wollen. Habsucht verfälscht die Wirklichkeit irdischer Lebensverhältnisse. Sie überschätzt irdische Schätze. Sie entfremdet vom Nächsten, bringt ihn in Not und macht selbst einsam. Sie macht besessen und entfremdet von Gott.
Materialismus ist wohl eine größere Herausforderung und Konkurrenz für den Glauben, größer als der Atheismus! Wer von seiner alltäglichen Sorge besessen ist, so dass er nicht mehr zu vertrauen vermag, verliert sich selbst, indem er Gott aus dem Blick verliert. Jesus aber lehrt uns: Wir werden nicht ärmer und verlieren nichts wirklich Wichtiges und Erfüllendes, wenn wir zuerst für Gott, Sein Reich und für andere Menschen leben. Wenn wir das tun, verspricht Jesus uns nicht Reichtum, wohl aber Erfüllung und alles, was wir brauchen.
Ich gebe zu, dass ich mit diesem Satz noch nicht fertig bin, auch und grade wenn ich an Menschen in bitterer Armut und Not denke. Aber dann kann ich und können wir teilen und abgeben, von dem was wir an „Luxus“ haben.
- Lernen, zufrieden zu sein!
Paulus schreibt an die Philipper: (Philipper 4,11-13)
„Ich habe gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Ob ich nun wenig oder viel habe, ich habe gelernt, mit jeder Situation fertig zu werden: Ich kann einen vollen oder leeren Magen habe, Überfluss erleben oder Mangel leiden. Denn alles ist mir möglich durch CHRISTUS, der mir die Kraft gibt, die ich brauche.“
Hier wird das „Evangelium des Westens“ auseinander genommen! Der Schlüssel für die Zufriedenheit ist nicht viel oder wenig sondern Christus und mein Vertrauen zu ihm. Entscheidend ist es, dass wir von Paulus lernen, dass unser Leben, so wie es ist aus Gottes Hand kommt und dass wir dankbar im Vertrauen auf IHN leben du das auch in den größten Katastrophen.
Besitz und Wohlstand ist nicht falsch an sich – falsch kann nur unser Umgang damit sein und welche Priorität sie in unserem Leben haben. Und falsch kann es sein, worauf wir unser Vertrauen setzen! Entscheidend ist, von Paulus zu lernen: Unser Leben, so wie es ist, aus Gottes Hand zu nehmen – dankbar und im Vertrauen auf IHN! Ja, das ist viel einfacher, wenn wir gesund sind und es uns rundum gut geht. Aber, das soll und muss auch du unser tragendes Fundament sein, wenn wir in Not und vielleicht sogar Katastrophen sind.
Wir haben es am Freitag in dem tollen und eindrucksvollen Musical „Hiob“ gesehen. Hiob hat gelernt, auch in der tiefsten Not an Gott festzuhalten, (zudem wurde er in allen Situationen von Gott festgehalten:
„Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen.“ (am Ende seines Lebens in Hiob 42,5)
„Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen.“ (am Ende seines Lebens in Hiob 42,5)
Und am Anfang seines Leidens sagt er: „Der HERR hat mir alles gegeben und der HERR hat es mir wieder weggenommen. Gelobt sei der Name des HERRN!“ (Hiob 1,21)
Gott gibt uns, wie einst auch bei Paulus, die Kraft für unser Leben, im „Wohlstand“, in Gesundheit, wie auch in Bescheidenheit, Armut und Krankheit (auch wenn das letztere zum Lernen für mich die größere Herausforderung ist). Ich will das lernen und bete darum, dass ich mein Leben so oder so in Gottes guter und starken Hand weiß!
- Leben hier und jetzt – entschleunigt leben!
Wie kann es uns gelingen, entschleunigt zu leben, mit weniger Tempo und Hetze und mehr Inhalt und Erfüllung?
Dazu zum Schluss eine gute Lektion:
Ein ganz auf das innere Leben ausgerichteter Mönch wurde gefragt, warum er trotz seiner vielen Aufgaben immer so gesammelt sein könne:
„Wie gestaltest du denn dein Leben, dass du so bist, wie du bist, so gelassen und so in dir ruhend?“
Der Mönch sprach: «Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich; wenn ich schlafe, dann schlafe ich; wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich schweige, dann schweige ich; wenn ich schaue, dann schaue ich; wenn ich lese, dann lese ich; wenn ich arbeite, dann arbeite ich; wenn ich bete, dann bete ich …»
Der Mönch sprach: «Wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich sitze, dann sitze ich; wenn ich schlafe, dann schlafe ich; wenn ich esse, dann esse ich; wenn ich trinke, dann trinke ich; wenn ich schweige, dann schweige ich; wenn ich schaue, dann schaue ich; wenn ich lese, dann lese ich; wenn ich arbeite, dann arbeite ich; wenn ich bete, dann bete ich …»
Darauf sagte der Mann: „Das tue ich doch auch.“
Der Mönch aber sprach zu ihm: „Nein, eben das tust du nicht: Wenn du stehst, dann läufst du schon; wenn du gehst, bist du schon angekommen; wenn du sitzt, dann strebst du schon weiter; wenn du schläfst, dann bist du schon beim Erwachen; wenn du isst, dann bist du schon fertig; wenn du trinkst, dann kostest du nicht genug; wenn du sprichst, dann antwortest du schon auf Einwände; wenn du schweigst, dann bist du nicht gesammelt genug; wenn du schaust, dann vergleichst du alles mit allem; wenn du hörst, überlegst du dir schon wieder Fragen; wenn du arbeitest, dann sorgst du dich ängstlich; wenn du betest, dann bist du von Gott weit weg …„
Ich wünsche mir und auch dir, dass wir es schaffen, aus diesem Hamsterrad des immer schneller und mehr auszusteigen!
Lebe jetzt und lebe im Vertrauen auf Gott, der dich kennt und für dich sorgt!
Lebe jetzt und lebe im Vertrauen auf Gott, der dich kennt und für dich sorgt!
Amen!
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver