Spurgeon, Charles Haddon – Ein Arzt für alle Fälle

Wie Jesus allerlei Kranke heilte, so ist er heute imstande, allerlei Sünder zu heilen. Große Ärzte haben meistens ein besonderes Fach, worin sie sich auszeichnen. Aber der Herr Jesus ist ein Arzt, der in allen Fällen gleich bewandert ist. Seine Liebe und sein Blut sind köstliche Heilmittel, welche alle Krankheiten heilen können – von welcher Art sie auch seien, wie lang sie auch schon gedauert haben, und wie tief sie sich mögen eingewurzelt haben in das menschliche Wesen. Christus vermag allerlei Sünden zu heilen. Bist Du mit dem Fieber der Wollust behaftet? Er kann das erhitzte Blut kühlen und Dich keusch und ehrbar machen. Leidest Du an der Wassersucht der Völlerei? Er kann Dich davon frei machen, und Du wirst nicht mehr nach Deinem Becher greifen, Dich darin zu ersäufen. Bist Du geistlich blind oder taub oder stumm? Er beseitigt alle diese Mängel. Leidest Du an Herzverhärtung? Er kann das steinerne Herz wegnehmen aus Eurem Fleische und Euch ein fleischernes Herz geben (Hes. 11,19). Wie auch Eure Krankheit beschaffen sei, wenn du gleich in Sünden mondsüchtig geworden bist – also dass Du besessen geworden bist – so hat er dennoch die Macht, Dich zu heilen. Ach, wirf Dich vor ihm auf Dein Angesicht und rufe: „Du Sohn Davids, erbarme Dich mein!“ Ach Jesu, halt hier stille und siehe auf diese alle und mache, dass sie selig werden können. Du Sünder, weißt Du auch, dass was auch Deine Lieblingssünde gewesen sein mag, du in der Bibel ein gleiches Beispiel findest – ein Beispiel der Gnade, um zu zeigen, dass gerade so einer wie Du auch scheu selig geworden ist. John Bunyan sagt in seinem „Gnadenüberfluß“: „Wo ich auch von einem armen Trunkenbold hörte, der selig geworden ist, so denke ich immer: dann steht die Türe jedem Trunkenbold offen. Wenn ich von einem argen Ehebrecher, einem großen Dieb, oder einem schändlichen Hurer höre, der selig geworden ist, so sage ich: Jetzt können die, welche desgleichen Gelichters sind mit diesen Männern und Weibern, sagen: Also ist die Pforte auch für mich offen.“
Wie ists denn? Wenn Ihr etwa einmal krank seid und es kommt Euch eine Zeitungsanzeige unter die Hände – vielleicht eine unzuverlässige – von einer Person, welche in Eurem Falle war, und wenn Ihr auf Erkundigungen hin diesen Mann aufsucht und fraget und er Euch sagt: „Gerade so habe ichs gehabt; meine Krankheit dauerte gerade so lang; ich war gerade so krank und matt und abgezehrt wie Sie. Ich ging dann zu dem und dem Arzt, und er machte mich gesund.“ Ja! da durchdringt Euch ein Gefühl, wie wenn Ihr schon halb geheilt wäret. „Dann“, sagt Ihr, „dann ist mein Fall nicht ganz hoffnungslos; er hat die gleiche Krankheit geheilt wie die meine, er kann auch mich heilen.“ Ach, Du armer Sünder, ich beschwöre Dich fasse dies als einen rechten Trost für Deine Seele auf; es sind Sünder selig geworden, die gerade so waren wie Du; und wenn Du in den Himmel kommen wirst, so wirst Du nicht allein sein, sondern solche um Dich haben, die Dir sagen werden, sie hätten gesündigt wie Du, sie hätten sich empört wie Du, und dennoch hätte die Gnade sie selig gemacht. Ja, viele sind im Himmel, leuchtend wie die Sterne der Zwillinge am Firmament. Ach! das es bei Dir zur Wahrheit werden möge, dass Du kannst selig werden. Christus heilte nicht nur allerlei Kranke – Leute mit Krankheiten welche aller Geschicklichkeit der Ärzte trotzten. Der Herr Jesus heilte unheilbare Krankheiten, und er ist imstande, auch unverbesserliche Sünder zu heilen. Es hat Sünder gegeben, die fünfundzwanzig, dreißig oder vierzig Jahre lang nie ein Gotteshaus besuchten; Flucher, Gotteslästerer, Menschen, die jedes Verbrechen im Register der Gottlosigkeit begangen hatten, und doch begegnete ihnen hier die allmächtige Gnade, sie sitzen heute hier, und wenn hier der passende Ort und die geeignete Zeit dazu wäre, so würden sie aufstehen und sagen: „Es ist wahr; ich war einer der Unheilbaren, aber die freie, unerschöpfliche Gnade hat mein Herz erneuert und meine Seele umgewandelt.“ Und nun, Du unheilbare Seele, Du unverbesserlicher Klotz – der Du so lange dahingegangen bist, bis die Freunde und Kamerade Dich aufgegeben haben – noch ist Hoffnung vorhanden. Noch kannst Du Deine Fesseln zerbrechen und leben, noch ein Christ werden und Dich erquicken mit dem Volke Gottes. Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst Du selig (Apg. 16,31).
Er gibt Dir das alles umsonst, wenn Du gerade so zu ihm kommst, wie Du bist, bedeckt mit den Lappen Deiner Sünden, ja, und vielleicht buchstäblich in Fetzen, so will er Dich annehmen. Ein freies Evangelium – ein Evangelium der Gnade. ein Evangelium, das nichts von uns verlangt, aber uns alles gibt. Das ist das Evangelium, das ich Euch verkündige. Schauet auf Jesum, und werdet selig.
Betrachtet seine Wunden – seine durchgrabenen Hände, seine blutenden Füße; betrachtet seine für Euch durchstochene Seite! Sünder, sein Tod muss Dein Leben sein – seine Wunden Deine Heilung. Vertraue, ich bitte Dich inständig darum, vertraue auf das, was er getan hat; bereue die begangenen Sünden, aber traue auch Christi Verdienst, das Er erworben hat. Im Augenblick, wo Deine Seele auf Christum vertraut – im selben Augenblick sind Dir alle Deine Sünden vergeben. Im Augenblick, da Du Deine Arme um das Kreuz schlingst, im selben Augenblick wirst Du selig, ja selig, ohne Gefahr, verloren zu werden.
Quelle: Der Evangelist, 5. Dezember 1885

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