Andreas Latossek

SYR

Kirche am Bahnhof, 07.05.2023

Unaufhaltsam – Barnabas sein

Das Video zur Predigt finden Sie hier

 

 

Richard Nixon ist bis heute der einzige Präsident der USA, der zurückgetreten ist.
Er tat das auf Grund des politischen Drucks in Folge seiner Verwicklungen in den sogenannten Watergate-Skandal. Er war so beschämt und emotional aufgewühlt, dass er sich das Leben nehmen wollte. Seine Frau und er waren im Krankenhaus, hatten die Vorhänge zugezogen und sich verschanzt. Dann kam eine Krankenschwester herein und bat um Erlaubnis, die Vorhänge aufzuziehen. Als sie es tat, sah Nixon ein kleines Flugzeug hin und her fliegen mit einem Banner, auf dem stand:

 

Gott liebt Sie, Mister Nixon.

 

Als Nixon diese Worte der Ermutigung las, schöpfte er neue Hoffnung und Lebensmut.
Hinter der Aktion steckte Ruth Graham, die Frau des bekannten Evangelisten Billy Graham, die einen Piloten damit beauftragt hatte, so lange hin und her zu fliegen, bis Nixon die Vorhänge öffnen würde.

 

Was diese Geschichte mit dem Thema der heutigen Predigt zu tun hat, werden wir gleich sehen.
Heute geht es um das Thema „Barnabas sein“.
Wir sind in unserer Serie Unaufhaltsam über die Apostelgeschichte.
Wir haben uns letzte Woche eine Grundsatzentscheidung angeschaut, die die erste Gemeinde treffen musste, und heute lesen wir einen ganz kurzen Abschnitt über den Beginn der 2. Missionsreise, die sich daran anschloss. Dabei begegnen uns unter anderem zwei Männer, die wir uns etwas näher anschauen wollen:

 

Nach einiger Zeit sagte Paulus zu Barnabas: »Lass uns wieder aufbrechen und die Geschwister in all den Städten besuchen, in denen wir die Botschaft des Herrn verkündet haben. Wir müssen doch sehen, wie es ihnen geht!« Barnabas war damit einverstanden, nur wollte er auch Johannes mitnehmen – Johannes mit dem Beinamen Markus. Doch Paulus hielt es nicht für angebracht, jemand mitzunehmen, der sie auf ihrer vorherigen Reise in Pamphylien im Stich gelassen hatte, statt mit ihnen weiterzuziehen und den Auftrag zu erfüllen, den Gott ihnen gegeben hatte. Darüber kam es zu einer so heftigen Auseinandersetzung, dass sich die beiden trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und bestieg ein Schiff, das nach Zypern fuhr. Paulus seinerseits wählte sich Silas zum Begleiter, und nachdem ihn die Christen von Antiochia dem Herrn und seiner Gnade anvertraut hatten, machte er sich auf die Reise. Er zog durch Syrien und Zilizien, und überall stärkte er die Gemeinden im Glauben.

 

Barnabas und Paulus, zwei Vorbilder in der Apostelgeschichte, geraten so sehr in Streit, dass sie nicht, wie auf der 1. Missionsreise, gemeinsam losziehen, sondern sich über diesen Streit trennen.
Die Bibel ist hier sehr ehrlich, auch Christen können sich streiten, und es gibt Wege, die die Bibel beschreibt, um solche Konflikte zu lösen, aber darum geht es heute nicht. Sondern es geht um den Grund, warum sie sich streiten, und der heißt: Johannes Markus, und ich hab den Punkt mal genannt:

 

Entmutigt sein

 

Die Bibel berichtet uns nicht viel von ihm, aber ein paar ganz zentrale Punkte in seinem Leben.
Markus muss ungefähr 20 Jahre alt gewesen sein, als Jesus gekreuzigt wurde. Im Markusevangelium lesen wir von einer seltsamen Begegnung rund um die Festnahme von Jesus:

 

Ein junger Mann folgte Jesus nach. Er war nur mit einem Leinengewand bekleidet; und die Männer versuchten, auch ihn festzunehmen. Sie konnten aber nur sein Gewand festhalten und der junge Mann floh nackt davon (Markus 14,51-52).

 

Dieser junge Mann war Johannes Markus. Viele Ausleger gehen davon aus, dass er auch der reiche Jüngling ist, der in Markus 10 beschrieben wird, den Jesus herausfordert, ihm nachzufolgen und der traurig weggeht, weil er sehr reich ist. Die erste Gemeinde traf sich später im Haus seiner Mutter.
Markus war also ganz nah dabei, irgendwann hat er sich für ein Leben mit Jesus entschieden.
Und dann nehmen ihn die beiden Apostel Barnabas und Paulus mit auf ihre 1. Missionsreise.
Aber irgendwas muss passiert sein, dass Markus diese Reise abbricht.

 

Wir lesen in der Apostelgeschichte 13,13:
Paulus und seine Begleiter bestiegen in Paphos ein Schiff und fuhren nach Perge in Pamphylien. Dort trennte sich Johannes Markus von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.
Dieses Trennen, das war kein fröhlicher Abschied, sondern Markus hatte aufgegeben. Er ließ die beiden im Stich, so fühlte sich Paulus, als es jetzt darum ging, dass Barnabas Markus gerne wieder auf die 2. Missionsreise mitnehmen wollte.

 

In der Bibel werden immer wieder solche Situationen beschrieben, wo Menschen sagen:
Das wars, ich bin raus.
Ich denk da an Mose am Dornbusch, den Gott zu den Ägyptern schicken will und der sagt: Such dir jemand anders, ich kann das nicht, ich bin raus.
Oder Elia, der gerade noch gegen die Baalspriester gekämpft hatte und nach einem Spruch der Königin jetzt in die Wüste flieht und sterben will.
Oder der Superjünger Petrus, voll versagt und Jesus verraten und jetzt geht er niedergeschlagen zurück in seinen alten Job fischen.

 

Wir lesen nicht, warum Markus aufgegeben hat.
Aber ich habe mich gefragt: was können denn Gründe sein, warum Menschen aufgeben, entmutigt sind, sich innerlich oder auch äußerlich zurückziehen und vielleicht sogar ihren Glauben an den Nagel hängen? Und ich muss sagen, ich kenne die Situation von Markus gut.
Ich war selber auf mehreren solchen Einsätzen aber ich kenne sie genauso gut aus meinem Alltag.
Das kann was mit eigenem Unvermögen zu tun haben.
Oder mit Versagen, wo du enttäuscht bist über dich selbst.
Es kann was mit Sünde zu tun haben, die dich runterzieht.
Vielleicht ist es auch einfach Überforderung.
Markus war ja noch ziemlich jung, vielleicht war ihm einfach alles zu viel.
Oder es gab einen Konflikt mit jemand.
Es kann sein, dass man enttäuscht ist vom Verhalten anderer.
Es kann negatives Feedback oder ein unbedachter Satz sein, der dich trifft.
Und sind wir mal ehrlich, wir leben ja in einer total negativen Welt, wo wir ständig Negatives hören.
Manchmal sind es auch die Umstände, die uns entmutigen.
Wo ist die Perspektive, die Hoffnung für mich in der aktuellen Zeit?
Manchmal ist es eine Krankheit oder eine schlechte Nachricht von einer geliebten Person, die mich trifft und runterzieht, Ängste oder Sorgen.
Wir leben als Christen in einem geistlichen Kampf und die Bibel spricht von feurigen Pfeilen, die der Teufel abschießt auf uns. Er möchte uns gerne klein halten, damit wir nicht die Fülle in unserem Leben erleben, von der Jesus spricht, damit wir nicht unsere Gaben ins Reich Gottes einbringen und damit wir nicht andere mit der frohen Botschaft von Jesus anstecken. Gerade so ein Missionseinsatz, auf dem Markus hier war, der hat es in sich.
Ich war vor vielen Jahren mit einem Team in Australien, wir haben unter Aborigines gearbeitet.
Und wir kommen in eine neue Stadt und von jetzt auf gleich waren wir alle am Boden, unmotiviert, ausgelaugt, entmutigt. Und dann haben wir nach den Ursachen geforscht und sind auf ein Schild am Ortseingang gestoßen, auf dem stand: Hier wohnen die Geister aus … also sinngemäß aus dem ganzen Norden Australiens.
Und da wussten wir, was die Ursache für unsere Entmutigung war. Simon und Janine, ihr habt das immer wieder vor den Exit-Jugendgottesdiensten erlebt. Und wenn Hans Jürgen mit seinem Team heute in Dillenburg unterwegs ist, dann ist das umkämpftes Gebiet.
Und dafür wer wir gleich noch  beten.
Es gibt so vieles, was jeden Tag in unseren Gedanken passiert. Wie wir Dinge sehen und bewerten, wie vielleicht manchmal durch eine Kleinigkeit etwas in uns getriggert wird und dann beginnt das Gedankenkarussell sich zu drehen mit destruktiven Gedanken, Gedanken, wo wir unzufrieden sind mit uns selber und uns selber nicht lieben können. Der eine mehr, der andere weniger. Es gibt auch sowas wie ein Fass ohne Boden, wo man mal genauer hinschauen muss. Aber Entmutigung ist etwas, das uns im Alltag immer wieder begegnet. Vielleicht bist du heute morgen hier und steckst gerade in so einer Situation, wo du entmutigt bist.
Was also tun?
Wie damit umgehen?

 

  1. Gott möchte dich durch die Verbindung zu ihm ermutigen

 

 
In der Bibel wird Gott als der Vater allen Trostes bezeichnet. In diesem Wort steckt auch die Bedeutung von Ermutigung.
Im Epheserbrief schreibt Paulus: Werdet stark durch die Verbindung mit dem Herrn! Lasst euch stärken von seiner Kraft! Epheser 6,10

 

König David hat das vorgemacht, was das bedeutet. Als er von einem Feldzug mit seinen Männern zurückkam, da war sein ganzes Lager zerstört und alle Frauen und Kinder entführt. Alle waren entsetzt, verzweifelt und entmutigt. Und seine eigenen Männer fangen an, sich gegen ihn zu wenden. Und dann heißt es:
Und David stärkte sich im Herrn. 1.Samuel 30,6
Er schüttet sein Herz bei Gott aus. Wir sehen das in den Psalmen.
Wie gut, dass wir Gott alles sagen dürfen.
Und dann bekommt er Kraft, Hoffnung und eine neue Ausrichtung. Er weiß auf einmal, was er zu tun hat und setzt einen Plan um, ich bin überzeugt, Gott hat ihm den in dieser Zeit mit ihm gegeben. Also wenn du entmutigt bist, vielleicht sogar enttäuscht von Gott, dann ist das Beste, was du tun kannst, die Verbindung zu Gott zu suchen, immer wieder, und ich bin überzeugt, wir alle haben das schon erlebt, dass Gott in solchen Situationen zu uns geredet hat. Durch eine Predigt, durch einen Bibelvers, durch den Gott uns ermutigen möchte.
Ich selber habe das immer wieder erlebt, wie Gott mich dann durch einen Bibelvers wieder aufgebaut hat und auf einmal ist da wieder Kraft und ist da wieder Hoffnung, denn Gottes Wort hat Kraft, es ist lebendig.

Das Ding ist nur: Wir müssen Gott auch glauben. Und das ist so wichtig, dass wir lernen, Gott mehr zu vertrauen als unseren Gefühlen und unseren Gedanken, dass das, was Gott sagt, Wahrheit ist!

Jetzt gibt es aber noch einen anderen Weg, den Gott gebraucht. Im 2. Brief an die Korinther beschreibt Paulus eine Situation, in der sie entmutigt waren:
Als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir in unserer Schwachheit keine Ruhe. Überall bedrängten uns Schwierigkeiten: Von außen Widerspruch und Anfeindungen, im Inneren Angst und Sorgen. Also genau das, worüber wir gerade gesprochen habe. Doch Gott, der die Niedergeschlagenen tröstet und ermutigt, (so ist Gott) hat uns neuen Mut gegeben durch… durch die Ankunft von Titus.
Also durch einen Menschen.
  1. Gott möchte dich durch Menschen ermutigen
Gott ist ein Gott der Ermutigung und er gebraucht dazu uns Menschen. Gott möchte Menschen gebrauchen, um dich zu ermutigen. Manchmal kann es auch sein, dass du keine Kraft hast, um von dir aus die Nähe Gottes zu suchen, dann sucht er deine. Und auch das haben wir wahrscheinlich alle schon erlebt.
Dass uns jemand ermutigt, indem er uns lobt und uns bestärkt in dem, was wir tun oder getan haben.
Dass uns jemand ermutigt, indem er uns Gottes Liebe und Hoffnung zuspricht, Mut, nicht aufzugeben, an ihm dranzubleiben.
Indem er sagt, er betet für mich oder mit mir oder er hilft mir auch ganz praktisch.
Oder indem er sich Zeit nimmt, mir zuzuhören und vielleicht mit mir gemeinsam überlegt, was die nächsten Schritte sein können.
Indem er mich begleitet und fördert, etwas in mir sieht, was ich vielleicht nicht sehe, und mein Potential zur Entfaltung bringt.
Und wir dürfen Gott dahinter entdecken, der Menschen gebraucht, auch heute morgen, um dich zu ermutigen.
 
Wenn Gott ein Ermutiger ist und wenn er Menschen gebraucht, dann bedeutet das umgekehrt auch:

Wenn du Jesus ähnlicher werden möchtest, dann möchte Gott dich zu einem Ermutiger für andere machen. Und so ein Mensch war auch Barnabas, den Gott für Markus gebraucht. Deshalb heißt diese Predigt „Barnabas sein“ – Ermutiger sein, denn es geht heute morgen nicht nur darum, dass du ermutigt wirst, auch wenn ich hoffe und bete, dass du ermutigt aus diesem Gottesdienst nach Hause gehst, es geht auch darum, dass du ein Ermutiger wirst für andere und noch mehr. Dass es ein Geben und Nehmen ist und wir uns gegenseitig stärken und fördern, denn so hat es sich Gott gedacht.

Barnabas ist die zweite Person, die ich heute morgen etwas näher anschauen möchte und er ist eine ganz spannende Person.
Das erste Mal lesen wir von ihm im Zusammenhang damit, dass Menschen in der Gemeinde Jerusalem einen Teil dessen verkaufen, was sie besitzen, um es der Gemeinde zur Verfügung zu stellen, damit alle genug haben:

 

Einer von denen, die den Bedürftigen in dieser Weise halfen, war Josef, ein Levit aus Zypern, den die Apostel Barnabas nannten. Barnabas bedeutet: »Sohn des Trostes« oder »der, der andere ermutigt«. Josef verkaufte ein Stück Land, das ihm gehörte, und stellte das Geld, das er dafür bekam, der Gemeinde zur Verfügung, indem er es vor den Aposteln niederlegte.

 

Natürlich hätte Barnabas in dieser angespannten Lage Hausbesuche machen können, er hätte mit den Betroffenen beten und sie segnen können. Und vielleicht hat er das auch getan. Aber wir sehen hier auch, dass Ermutigen manchmal auch etwas damit zu tun hat, etwas zu tun und nicht nur etwas zu sagen, und zu teilen, was Gott mir anvertraut hat, und wenn das finanzieller Natur ist.
Ich hab das mal genannt:

 

b. Andere durch Worte und Taten ermutigen

 

Wir haben das selber schon erlebt, wie wir einen Umschlag im Briefkasten gefunden haben mit Geld darin uns einfach mal etwas Gutes zu tun und ihr glaubt gar nicht, wie sehr wir uns darüber gefreut haben und dankbar dafür waren.
Barnabas, das lesen wir hier, war gar nicht der richtige Name sondern ein Name, den die Apostel Josef als Beinamen gaben. Sowas wie einen Spitznamen vielleicht. Und was für ein genialer Name ist das denn: Sohn des Trostes oder der, der andere ermutigt.
Wisst ihr noch, wie Gott genannt wird? Vater des Trostes, und Barnabas Sohn des Trostes.
Hier scheint also Gott total in seinem Charakter durch, wie genial. Stellt euch vor, Menschen würden euch so einen Beinamen geben.

 

Das nächste Mal begegnet uns Barnabas im Zusammenhang mit Paulus.

Als der sich gerade frisch bekehrt hatte und dann nach Jerusalem kam, da waren die Christen unsicher und hatten Angst vor ihm.

 

Da kam ihm Barnabas zu Hilfe. Er brachte ihn zu den Aposteln und berichtete ihnen, wie Saulus auf seiner Reise nach Damaskus den Herrn gesehen und wie der Herr mit ihm gesprochen hatte. Außerdem berichtete er ihnen, wie unerschrocken Saulus dann in Damaskus im Namen Jesu aufgetreten war.

 

Barnabas tritt hier also für Paulus ein. Auch das gehört zu Ermutigung: b. Sich für andere einsetzen, sich schützend vor sie stellen und ihnen so einen Freiraum zur Entfaltung schaffen. Barnabas ist Paulus Fürsprecher und er riskiert dabei, seinen eigenen guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Aber Barnabas ist von Paulus überzeugt, er sieht mehr in ihm als die anderen Christen zu diesem Zeitpunkt.

Als in Antiochia eine neue Gemeinde entstand, Antiochia war damals die drittgrößte Stadt im römischen Reich, eine Großstadt mit ca. 500.000 Einwohnern, liegt heute in der Türkei an der Grenze zu Syrien und war damals einigermaßen berüchtigt für ihre üblen Sitten. Dort kamen viele Heiden zum Glauben und die Gemeinde in Jerusalem schickt ihren besten Mann hin, Barnabas. Und dann lesen wir:
Als er sah, was dort durch Gottes Gnade geschah, war er glücklich. Er machte allen Mut und forderte sie dazu auf, dem Herrn mit ungeteilter Hingabe treu zu bleiben. Denn er hatte einen edlen Charakter, war mit dem Heiligen Geist erfüllt und hatte einen festen Glauben. Durch seinen Dienst stieg die Zahl derer, die an den Herrn glaubten, ständig an. Schließlich reiste er nach Tarsus, um Saulus zu suchen, und als er ihn gefunden hatte, nahm er ihn mit nach Antiochia. Die beiden waren dann ein ganzes Jahr miteinander in der Gemeinde tätig und unterrichteten viele Menschen im Glauben.

 

Barnabas wird beschrieben als vom Heiligen Geist erfüllt.
Dieser Heilige Geist wird als parakletos im griechischen bezeichnet, was soviel wie Beistand, Tröster, Ermutiger heißt. Gott selber ist die Quelle seiner Ermutigung, die er an andere weitergibt. Und wir sehen hier, dass er sich auch nicht von anderen Kulturen abschrecken lässt sondern er sieht dahinter und ermutigt die Gläubigen. Er machte ihnen Mut und forderte sie auf.
Im Griechischen stecken in diesem einen Wort beide Bedeutungen von ermutigen und ermahnen. Weil das ermahnen immer den Zweck hat, dass der andere nicht vom Weg abkommt. Es ist ein Ermutigen hin zu Gott.

 

c. Andere zu Gott hin ermutigen.

 

Weil Gott selber die Quelle der Ermutigung ist, der Vater allen Trostes und aller Ermutigung, der durch Menschen, aber auch direkt zu uns reden möchte.

Im Hebräerbrief lesen wir:

Lasst uns aufeinander achten! Wir wollen uns zu gegenseitiger Liebe ermutigen und einander anspornen, Gutes zu tun. Versäumt nicht die Zusammenkünfte eurer Gemeinde, wie es sich einige angewöhnt haben. Ermahnt euch gegenseitig dabeizubleiben. Ihr seht ja, dass der Tag nahe ist, an dem der Herr kommt.
Als Gemeinschaft sollen wir aufeinander achten, uns gegenseitig anspornen und ermutigen zur Liebe.

Und dann schreibt der Schreiber des Hebräerbriefes, wir sollen unsere Zusammenkünfte nicht versäumen. Warum? Weil, ich habs am Anfang gesagt, wir leben in einer total negativen Welt. Und in unseren Treffen, hier im Gottesdienst, bei den Teens, bei den Senioren, in unseren Kleingruppen, können wir uns gegenseitig ermutigen, uns auf Gott ausrichten und herrscht hoffentlich eine andere Atmosphäre untereinander.

Ermahnt und ermutigt einander Tag für Tag. Nur so entgeht ihr der Gefahr, euch vor ihm zu verschließen und dem Betrug der Sünde nicht zu erliegen.

 

Wir brauchen Ermutigung Tag für Tag.

Weil wenn wir uns leer fühlen, dann besteht die Gefahr, dass wir diese Leere mit anderen Dingen füllen, die nicht gut für uns sind und die uns von Gott wegbringen. Ermutigung bewahrt uns davor, den Glauben über Bord zu werfen. Ermutigung stärkt unseren Glauben, wenn wir uns Gottes Liebe und Annahme immer wieder gegenseitig vor Augen führen. Und Ermutigung hilft uns, unser Potential zur Entfaltung zu bringen.

 

Und das ist das, was auch Barnabas lebt:

 

d.Andere fördern und zur Entfaltung bringen

Er holt jetzt Paulus zu sich, der zwischenzeitlich aus Jerusalem fliehen musste und sich an einem anderen Ort aufhielt Er nimmt ihn unter seine Fittiche. Er investiert in ihn, er fördert ihn. Vielleicht lehrt er ihn das, was Paulus theologisch noch nicht so verstanden hat. Er fördert seine Gaben und bringt sie zur Entfaltung. Gemeinsam unterrichten sie andere. Und so ist das häufig, wenn man jemand anderen an die Hand nimmt, dass man ihm erstmal Dinge erklärt und der andere zuschaut, dass er sich dann Stück für Stück ausprobieren darf und man Dinge gemeinsam macht und das auswertet und sie schließlich ganz dem anderen überlässt.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass am Anfang in der Apostelgeschichte immer von Barnabas und Paulus die Rede ist, und später dreht sich das. Da wird dann von Paulus und Barnabas gesprochen. Barnabas Förderung geht also so weit, dass er diesen Mann an sich vorbeiziehen lässt. Und das ist eine Kunst, die wir in unseren heutigen Unternehmen selten sehen. Da geht es darum, dass ich groß rauskomme, meine Position verteidige, andere zur Not klein mache.

Nicht so Barnabas.

Und schließlich wird er ein letztes Mal im Zusammenhang mit Johannes Markus genannt.

Nachdem er Paulus gefördert hatte war der nächste dran. Das war sein Lebensstil. Und zu diesem Lebensstil gehörte es auch, anderen zweite Chancen zu geben.

Während Paulus vermutlich mehr zielorientiert war, war Barnabas mehr menschenorientiert. Auch Paulus förderte Menschen, er nahm als nächstes Silas mit auf seine Reise. Aber Barnabas blieb an Johannes Markus dran. Er gab ihn nicht auf. Er sah mehr in ihm. Nur so konnte Markus zu dem werden, was uns am Ende von ihm berichtet wird.

Als Paulus in Rom im Gefängnis sitzt, schreibt er einen Brief an Timotheus, einen anderen jungen Mann. Darin lesen wir:

Wenn du kommst, bring Markus mit, denn er kann mir hier viel helfen. 2. Timotheus 4,11

Die ehemals kaputte Beziehung war geheilt. Aus dem unzuverlässigen Johannes Markus, der versagt hatte, war eine wertvolle Hilfe für Paulus geworden. Johannes Markus hatte sich entwickelt, weil Barnabas weiter an ihn geglaubt und in ihn investiert hat. So sehr übrigens, dass er später das Markusevangelium schrieb, wo wir heute wertvolle Einblicke eines Augenzeugen über Jesus ein sein Leben erhalten können. Denn Markus baute sich selber ein in sein Evangelium in dem jungen Mann, der bei der Festnahme Jesu nackt geflohen war, um zu sagen, ich war dabei. Ihr erinnert euch an mich, das könnt ihr nicht vergessen, auch wenn es für mich peinlich war. Aber das ist mir egal, denn dass Jesus groß rauskommt, das ist mir wichtiger.

 
Jeder von uns ist immer mal wieder entmutigt. Und jeder von uns braucht mindestens einen solchen Barnabas in seinem Leben.

Menschen brauchen andere Menschen, die sie mit Jesus bekannt machen und sie auf ihrem Weg zum Glauben begleiten. Auch danach brauchen wir Menschen, die uns sehen, an uns glauben, uns etwas zutrauen, die uns anfeuern und uns begleiten, die uns beibringen, was es heißt, mit Jesus zu leben.

Die Bibel bezeichnet Menschen, die anfangen, mit Jesus zu leben als geistliche Babys. Wir machen Fehler, wir brauchen zweite Chancen und wir sind darauf angewiesen, von anderen versorgt und angeleitet zu werden, gelehrt zu werden, uns ausprobieren zu dürfen, unsere Gaben zu entfalten. Jeder, der selber ein Baby hatte, weiß, wie das ist. Doch auch als langjähriger Christ ist es gut jemanden zu haben, der in uns investiert, der nachfragt, wie es uns geht und uns anfeuert, nah an Jesus zu sein und uns ermutigt.

Dass ich hier stehe hängt damit zusammen, dass Menschen mehr in mir gesehen haben als ich.
Als ich Teenager war, war ich extrem schüchtern. Ich habe mich nicht getraut, vor anderen zu reden, und ich glaube, Gott hat hier ein Wunder und übernatürliche Begabungen geschenkt, wie er das bei jedem von uns tun möchte. Aber es lag auch daran, dass Menschen in mich investiert, mich gefördert, mich begleitet, mich ermutigt und mir zweite Chancen gegeben haben. Natürlich hat es begonnen bei meinen Eltern, die so viel in mich hineingelegt haben. Aber später war es zuerst meine Teenieleiterin, die mich gefragt hat, ob ich einfach als Mitarbeiter dabei sein möchte, die mir erst kleine, dann größere Aufgaben gegeben hat und schließlich angefangen hat, mit mir Andachten zu gestalten, bis ich es alleine konnte.
Dann mein Jugendleiter, der mich hat eigene Ideen einbringen und ganze Themen gestaltet hat, mir dabei Feedback gegeben hat und ein offenes Ohr auch für meine persönlichen Bedürfnisse und Herausforderungen als Jugendlicher hatte.
Später mein Jugendpastor und mein Pastor, die mich haben leiten lassen, mir einzelne Bereiche anvertraut und mich darin begleitet haben und die mich schließlich auch gefragt haben, ob ich nicht predigen möchte. Meine erste Predigt in der Gemeinde würde ich heute so nie wieder halten, aber gut, es ist keiner rausgelaufen und ich durfte nochmal und nochmal.
Die Lehrer in Wiedenest, die Pastoren, die ich als Mentor haben durfte, die Gemeindeleitung und ihr als Gemeinde, die mich berufen und immer wieder ermutigt habt.
So, wie wir andere brauchen, brauchen andere Menschen auch jeden einzelnen von uns.

Sie brauchen uns auf dem Weg zu Jesus hin. Sie brauchen uns als junge Christen. Und sie brauchen uns auch wenn sie schon lange im Glauben leben. Dein Nachbar heute morgen, der, der auf der Bühne stand genauso wie der, der unscheinbar in der Ecke sitzt, der nicht mehr kommen kann, weil er alt oder krank ist oder der, der vielleicht nicht mehr kommt, weil er oder sie aufgegeben und gesagt hat: Das wars.

Wir brauchen uns gegenseitig um uns Tag für Tag zu ermutigen durch Worte und Taten, um uns füreinander einzusetzen, uns zu Jesus hin zu ermutigen, uns zu fördern und zur Entfaltung zu bringen, uns anzufeuern, zweite Chancen zu geben, ein offenes Ohr füreinander zu haben und füreinander zu beten. Und auch dann, wenn wir uns selber noch nicht besonders reif im Glauben fühlen, können wir trotzdem andere an die Hand nehmen und weiterbringen. Jesus würde das als Jünger sein und Jünger machen bezeichnen und er hat uns den Auftrag gegeben, so miteinander als Gemeinschaft zu leben.

Ich möchte uns ermutigen heute morgen, dass wir uns immer wieder von Gott als Quelle der Ermutigung ermutigen lassen.
Dass wir selber andere ermutigen, Tag für Tag, und das kann man trainieren. Und dass wir darüber hinaus so wie Volker Aßmann uns am Anfang des Jahres ermutigt hat uns eine Person suchen, die wir freundschaftlich begleiten, für sie beten und sie weiterbringen, so wie wir es bei Barnabas gesehen haben.
Das heißt es, Jünger zu machen, so wie Jesus es uns als Auftrag gegeben hat.
Und es kann genauso auch bedeuten, dass wir uns eine Person suchen uns sie fragen, ob sie so ein Barnabas für uns sein möchte.
Und dass wir so ein Ort der Ermutigung als Gemeinde sind, wo wir uns gegenseitig unterstützen auf unserem Weg mit Jesus und zur Entfaltung bringen, was er in uns hineingelegt hat, was letztlich auch ausstrahlen wird zu den Menschen um uns herum und sie auf Jesus aufmerksam machen wird.

 

Amen

 
Bibelverweise mit freundlicher Genehmigung: ERF Bibelserver