C.H.Spurgeon

Spurgeon, Charles Haddon –

eng
Arbeite für Jesus

 

„Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“ (Matthäus 21,28).
Ich erlaube mir, diese Worte aus ihrem unmittelbaren Kontext zu lösen und sie als eine Stimme zu gebrauchen, die oft an die Ohren des Volkes Gottes dringt und zuweilen umsonst erschallt: „Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“

 

Es ist gewiss, dass Gott noch zu uns spricht. Er hat in seinem Wort zu uns gesprochen. Hier sind seine Vorschriften und Verheißungen, seine Rechte und Zeugnisse. Wer Ohren hat, der höre diese heiligen Zeugnisse. Aber außer dieser öffentlichen Offenbarung gibt es Ratschläge und Befehle, die persönlich und geheim an das Gewissen gerichtet werden, Stimmen, oft so sanft wie ein Flüstern, zu anderen Zeiten so laut wie ein Donner, der vom Sinai ertönte. Der Herr hat eine Weise, mit den Menschen zu sprechen, wenn er „durch die Trübsal sein Ohr öffne“, wie Elihu sagt. So spricht Gott, wenn er die Menschen in seiner Gnade zur Bekehrung ruft. So rief er „Samuel, Samuel!“, bis das Kind antwortete. So sprach er: „Levi, folge mir!“ So rief er: „Zachäus, steig eilends herab.“ So sagt er: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ So rief er einige von uns, bis der Befehl klar und unwiderstehlich wurde.
In gleicher Weise haben viele von uns ihn sagen hören: „Mein Sohn, gib mir dein Herz!“ Und wir haben ihm unser Herz gegeben; wir konnten nicht anders. Seit der Zeit müsst ihr, die ihr den Herrn kennt, seine Stimme oft gehört haben, die euch befahl, sein Angesicht im Gebet zu suchen. Vielleicht seid ihr in der Welt beschäftigt gewesen, aber es kam ein Drang über euch, dass ihr nicht anders konntet, als euch einige Minuten zurückzuziehen und mit Gott zu reden.
Ihr wisst genau, wie es war, wenn ihr allein nachdachtet und doch nicht allein wart. Einer, dessen Gegenwart ihr zwar kanntet, dessen Angesicht ihr aber nicht sehen konntet, ist bei euch gewesen. Ihr hattet das Bedürfnis zu beten. Es war keine Anstrengung für euch. Die Übung ist so leicht gewesen wie das Atmen und so angenehm wie der Genuss des täglichen Brotes. Ihr spürtet, dass euch der Herr zum Gnadenthron zog und zu euch sagte: „Mein Sohn, bitte, was du willst, und es soll dir gegeben werden!“ Habt ihr nicht zuweilen in der Stille eures Geistes gehört, dass euch der Herr zu einer engeren Gemeinschaft mit ihm gerufen hat? Unsere Erfahrung lehrt es uns, dass es himmlische Stimmen gibt, die uns zum Gebet einladen und uns zur Gemeinschaft rufen.
Wahrscheinlich sind sich auch einige von euch einer anderen Stimme bewusst, von der ich ernstlich wünsche, dass wir sie alle heute hören werden, nämlich den mehr kriegerischen und anregenden Ruf zum Dienst für den Herrn Jesus Christus. Einige von euch sind schon seit einigen Jahren diesem Ruf gehorsam gewesen, aber Gott ruft lauter und lauter. Ihr habt geerntet und die Last der Hitze des Tages getragen; aber ihr könnt die Sichel nicht niederlegen, eure Hand klebt daran. Lieber greift ihr noch fester zu und mäht bei jedem Streich, den ihr tut, mehr von dem köstlichen Korn nieder. Ihr spürt es, dass ihr nicht damit aufhören könnt, bis ihr zu leben aufhört. Eine göttliche Stimme scheint zu sagen: „Folge mir nach!
Ich will dich zu einem Menschenfischer machen. Du bist mir ein auserwähltes Rüstzeug, um meinen Namen zu den Heiden zu tragen.“ Du hast diese Stimme gehört und bist bestrebt, ihr mehr und mehr zu gehorchen. Andere haben sie entweder gar nicht gehört, oder sie haben sie wieder vergessen. Niemand ist so taub wie der, der nicht hören will; und es gibt einige, die ein sehr taubes Ohr für solche Mahnungen haben. Sie sind wie Issaschar, der sich zwischen den Grenzen gelagert hatte, und ich fürchte, dass der Fluch Meros sie treffen wird, weil sie nicht dem Herrn zu Hilfe kamen.
Vielleicht sind heute einige Männer und Frauen hier, die es deutlich spüren, dass sich die Hand des Gekreuzigten auf sie gelegt hat. Vielleicht hören sie ihn sagen: „Ihr gehört nicht euch selbst. Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott mit eurem Leibe!“ Wache auf, der du schläfst, stehe von den Toten auf, so wird dich Christus erleuchten!
Ich hoffe, dass der Text von Gott gesegnet wird. Wenn wir darauf hören, beachten wir vier Dinge:
1. erstens den Namen, unter dem er uns ruft: Sohn;
2. zweitens den Dienst, zu dem er uns ruft: arbeite!;
3. drittens die Zeit, in der er uns ruft: heute;
4. viertens den Ort, wohin er uns weist: in meinem Weinberg.
Der Name, unter dem er uns ruft „Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“ Die Arbeit, die für den Herrn zu tun befohlen wird, wird sehr gnädig begründet. Nicht als Sklaven oder Diener, sondern als Söhne sollen wir arbeiten. Mose spricht zu uns und sagt: „Diener, arbeite für deinen Lohn!“ Aber der Herr spricht zu uns und sagt: „Sohn, mache dich auf, und arbeite heute in meinem Weinberg!“ Nicht mehr als Diener, sondern als Sohn sollst du dem Herrn dienen. Der verlorene Sohn sagte: „Mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“ Das war kein biblisches Gebet, und es wurde darum auch nicht erhört. Der Vater sagte: „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden.“ Er nahm ihn in keiner Weise als Tagelöhner auf, sondern als Sohn.
O Volk Gottes, ich hoffe, dass ihr den Unterschied zwischen dem Bund der Werke und dem Bund der Gnade sehr deutlich erfasst. Wenn ihr für Gott arbeitet, dann arbeitet ihr nicht für das Leben, sondern aus dem Leben. Ihr versucht nicht, Christus zu dienen, um errettet zu werden, sondern weil
ihr errettet seid, dient ihr. Ihr gehorcht seinen Befehlen nicht, um seine Kinder zu werden, sondern weil ihr Gottes Kinder seid, gehorcht ihr. Ihr sagt: „Abba, lieber Vater!“, weil ihr den Geist der Kindschaft in euch habt; und darum seid ihr auch bestrebt, den Befehlen eures Vaters zu gehorchen.
Ich sage deshalb zu niemand hier: „Arbeite für Gott, damit du errettet wirst!“ Ich würde es nicht wagen, so etwas zu sagen, sondern: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettet werden.“ Wenn aber die Erretteten angeredet werden, so wird im Sinne des Evangeliums gesagt: „Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“
Dieser Befehl hat um so mehr Kraft, weil er uns an die große Liebe erinnert, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind. Wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen, aber „welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen“. Denkt an die Liebe, die uns erwählt hat, als wir noch Fremde und Feinde waren. Die Liebe, die uns in die Gottesfamilie aufnahm, hat etwas Wunderbares getan, denn es ist erstaunlich, dass solche wie wir unter die Zahl der Kinder Gottes gezählt werden sollten.
Die Liebe, die uns angenommen hat, war damit noch nicht zu Ende, sondern sie gab uns auch Kindesrechte. Deshalb wurden wir zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten. Nun denkt an die Erwählung, die Annahme, die Wiedergeburt; und wenn euch der Herr als Sohn anredet, denkt an all das und sagt: „Ich schulde Gott eine unermessliche Dankbarkeit, weil er mich zu seinem Kind gemacht hat. Darum spüre ich die Verpflichtung deutlich und werde mich bemühen, in seinem Weinberg zu arbeiten, weil ich aus Gnaden Gottes Kind, sein Sohn, seine Tochter bin.“
Liebe Freunde, das verpflichtet uns um so dringender zur Arbeit in dem Weinberg, weil wir nicht nur an die Gnade zu denken haben, die uns zu Gottes Kindern gemacht hat, sondern auch an die Vorrechte, die uns dadurch verliehen worden sind. Sind wir Kinder Gottes, so sorgt der Herr für uns, kleidet uns, heilt uns, beschützt uns, leitet uns, erzieht uns und macht uns, zum Erbteil der Heiligen im Licht bereit. Denkt auch an die wunderbare Schriftstelle: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi; wenn anders wir mit ihm leiden, auf dass wir auch mit ihm verherrlicht werden.“
Wie groß und wie sicher ist unser Erbteil, wenn wir Gottes Erben und Miterben Christi sind! Wir sind nun, Geliebte, zu einem solchen Stand gekommen, dass uns selbst die Engel beneiden könnten, denn ich wage es, eine Schriftstelle auf diesen Fall anzuwenden: „Denn zu welchem von den Engeln hat er jemals gesagt: ‚Du bist mein Sohn.‘?“ Aber er spricht so zu uns armen Staubgeborenen, und wenn er uns befiehlt, ihm zu dienen, so wählt er diese Bezeichnung und redet uns in dieser Stellung an: „Kind, meine Tochter, mein Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg! Ich habe dir unbegrenzte Vorrechte gegeben, indem ich dich zu meinem Kind gemacht habe. Ich habe dir diese Welt und die zukünftige gegeben; die Erde ist deine Herberge, und der Himmel ist deine Heimat. Und weil ich all das für dich getan habe – was hätte ich mehr tun können, als dich zu meinem Kind zu machen -, darum sage ich: ‚Mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg! Wenn wir unter dem Namen „Kind“ aufgefordert werden, wird vermutet, dass wir das Bewusstsein des Kindes haben, das zu der Stellung passt, zu der uns unser himmlischer Vater berufen hat. Er sagt: „Kind.“ Wenn der Vater wünscht, dass du etwas für ihn tun sollst, und er redet dich mit „mein Kind“ an, so spürst du, dass du verpflichtet bist zu tun, was du tun kannst, weil du sein Kind bist. Du wirst dir der Stellung als Kind bewusst, das bereit ist, Gehorsam zu leisten und Liebe zu zeigen. Wenn der Herr auf dich blickt, mein Bruder, und „Kind“ zu dir sagt, so tut er das, weil in deinem Herzen eine durch die Gnade gewirkte kindliche Natur ist, die schnell die Antwort gibt: „Mein Vater, was sagst du mir? Rede, rede, denn dein Kind hört! Es verlangt danach, deinen Willen zu tun. Ich ergötze mich daran, denn es ist meine größte Freude zu wissen, dass du mein Vater und mein Gott bist. Darum, Herr, ist mein Herz bereit zu hören, was du mir zu sagen hast, und meine Hand ist bereit zu tun, wozu mich deine Gnade befähigt.“ Sohn, Tochter, mache dich auf und arbeite heute in seinem Weinberg!
Bei dem Gebrauch der Bezeichnung „Kind“ wird auch vorausgesetzt, dass du etwas von den Eigenschaften besitzt, die dich befähigen, das zu tun, was er befiehlt. Ein Mann, der einen Weinberg hat, setzt natürlich voraus, dass sein Sohn etwas von der Arbeit im Weinberg versteht. Der Knabe wird etwas von seinem Vater gelernt haben. Und ihr, die ihr den Herrn kennt, seid die einzigen Leute, die ihm in seinem Weinberg dienen können.
Menschen für Christus gewinnen können nur die, die selbst gewonnen worden sind. Wenn ein verlorenes Kind zurückzubringen ist, so soll es von einem der Kinder, die selbst gefunden worden sind, geschehen. Zu den Gottlosen sagt Gott: „Was verkündigst du meine Rechte?“ Euch aber, die ihr seine Söhne und Töchter seid, vertraut er das Evangelium an, damit ihr es anderen bringt und ihnen helft, seinen Namen zu erkennen und ihn zu lieben.
Liebe Freunde, es muss eine schreckliche Sache sein zu versuchen, Menschen zu retten, während ihr selbst verloren seid! Wie unglücklich muss ein Mensch sein, der das Evangelium zu predigen hat, das er selbst nie annahm, von Verheißungen zu sprechen, die er selbst nie geglaubt hat, und einen Christus zu predigen, dem er sich nie anvertraut hat!
Wenn der Herr als zu seinen Söhnen und Töchtern zu euch spricht, so ist schon diese Verwandtschaft ein Beweis, dass ihr einige Eigenschaften für den Dienst habt. Und darum, lieber Bruder, liebe Schwester, dürft ihr euch nicht davon zurückziehen. Ihr müsst euer Talent nicht in ein Schweißtuch wickeln, denn ihr habt ein Talent, weil ihr Kinder Gottes seid, Söhne und Töchter des Allerhöchsten.
So habe ich versucht, euch die Bedeutung des Namens zu zeigen, mit dem euch der Herr anspricht. Ich kann es natürlich nicht so tun, dass es die interessiert, die nicht zu seinem Volk gehören. Ich sage dies zu denen von euch, die Gottes Kinder sind, weil diese Tatsache starke Ansprüche an euch stellt. „Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre? Bin ich Herr, wo ist die Furcht vor mir?“ Wenn euch der Herr wirklich in seine Familie aufgenommen hat, seid ihr ihm dann nicht kindlichen Gehorsam und kindliche Liebe schuldig? Und was kann natürlicher sein, dass sich der Vater an euch wendet, wenn Arbeit zu tun ist, Weinbergsarbeit? Er hat euch so lange und innig geliebt und sagt nun: „Mein Sohn, meine Tochter, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“

Der Dienst, zu dem uns der Herr berufen hat
Ich kenne einige Menschen, die das Wort „arbeite“ nicht lieben, denn sie sehen sehr finster aus, wenn ihnen etwas von Pflicht gesagt wird. Wer mit der Vorschrift unzufrieden ist, ist mit Gott unzufrieden; das möge er bedenken. Und wer den praktischen Teil des Christentums nicht liebt, mag mit der Lehre tun, was ihm beliebt. Der Gläubige erfreut sich der Vorschriften des Evangeliums. Nun sagt der Text: „Arbeite!“ Das ist etwas Praktisches, etwas Wirkliches. Arbeite! Er sagt nicht: „Mein Sohn, denke und grüble, mache interessante Versuche, finde neue Lehren, und überrasche deine Mitmenschen mit deinen eigenen Gedanken.“ – „Mein Sohn, arbeite!“ Er sagt hier nicht:
„Mein Sohn, besuche eine Konferenz nach der anderen, das ganze Jahr hindurch, und lebe in einem fortwährenden Wirrwarr verschiedener Meinungen. Gehe von einer religiösen Tätigkeit zur anderen und nähre dich von dem Fetten.“
Alles dieses ist in seiner Ordnung zu beachten, aber hier heißt es: „Arbeite, arbeite!“ Wie viele Christen scheinen zu lesen: „Mache Pläne!“ Sie haben immer wunderbare Pläne für die Bekehrung der ganzen Welt, aber man findet sie nie bei der Arbeit, auch nur einen zu bekehren. Nie hört man sie ein Wort auch nur zu dem kleinsten Sonntagschüler sagen. Sie planen immer, aber sie führen nie etwas aus. Der Text aber sagt: „Kind, arbeite!“
Alle, die selbst nicht arbeiten mögen, zeigen die Bedeutung ihrer Fähigkeit dadurch, dass sie bei denen, die arbeiten, Fehler finden. Sie haben einen sehr klaren Begriff von den Fehlern und Gebrechen der besten Arbeiter, deren Eifer und Fleiß gleich mutig sind. Der Text sagt aber nicht:
„Kind, kritisiere!“, sondern ganz eindeutig: „Arbeite!“ Ich erinnere mich daran, dass Fuller einmal von einigen schottischen Brüdern ein ernstes Wort über Gemeindezucht hörte und darauf folgendes erwiderte: „Ihr sagt, dass eure Gemeindezucht viel besser ist als die unsrige. Nun wohl, aber die Zucht soll gute Soldaten heranbilden. Meine Soldaten kämpfen besser als eure, und daher solltet ihr nichts über unsere Zucht sagen.“ Die Hauptsache ist nicht, über die verschiedenen Arten der Gemeindeordnung zu beraten, über Methoden und Pläne nachzudenken und Regeln aufzustellen. Alles in seiner Ordnung, denn Ordnung ist gut an ihrem Platz. Aber nun kommt, lasst uns an die Arbeit gehen! Lasst uns wirklich etwas tun!
Ich glaube, die, beste Arbeit für Gott wird oft in einer sehr unregelmäßigen Weise getan. Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung des alten Soldaten von Waterloo, der gefragt wurde, was der beste Anzug für den Soldaten im Kampfe sei. Der Herzog von Wellington sagte zu ihm: „Wenn du noch einmal in einem solchen Kampf bei Waterloo zu kämpfen hättest, wie würdest du am liebsten gekleidet sein?“ Die Antwort war: „Am liebsten in Hemdsärmeln.“ Und ich denke, das ist auch das beste. Befreie dich von allem Überflüssigen und halte dich an die Arbeit.
Ich wünsche zu Gott, dass die Christen das tun könnten, dass sie alles Überflüssige an Ordnung und Eigentum abstreiften, was ihnen in dem Versuch, Menschen zu Gott zu bringen, hinderlich ist. Die Menschen stürzen in die Hölle, und wir verbringen unsere Zeit damit, über diese oder jene Form nachzudenken. Wir wählen Komitees zum Beraten und Beschließen, und das Werk bleibt ungeschehen. Die beste Art ist, das Werk zu tun. Gott verleihe es uns, dass wir es können!

Kind, arbeite heute!
Mit arbeiten ist etwas gemeint, was Anstrengung, Mühe, Ernst, Selbstverleugnung und wohl auch Ausdauer erfordert. Du wirst dich der Arbeit von Herzen hingeben und alles andere, was dich daran hindern kann, aufgeben müssen. O ihr Männer und Frauen, ihr werdet den Herrn nicht sehr verherrlichen, wenn ihr nicht wirklich eure Kraft, euer ganzes Wesen, Geist, Seele und Leib dem Werk des Herrn darbringt. Um dieses zu tun, ist es nicht nötig, eure Familien, euer Geschäft, euren irdischen Beruf zu verlassen. Ihr könnt Gott darin dienen. Es werden sich dort oft vorteilhafte Gelegenheiten für euch ergeben; aber ihr müsst euch hineinwerfen. Niemand, der selbst halb im Schlaf ist, wird Menschen für Christus gewinnen. Der Kampf, der für den Herrn Jesus zu kämpfen ist, muss von Männern gekämpft werden, die völlig wach sind und durch den Geist Gottes gestärkt werden. Spiele nicht Sonntagschule, spiele nicht Prediger, spiele auch nicht Traktatverteiler. „Kind, arbeite!“ Wirf dein ganzes Herz in die Arbeit. Wenn es wert ist, getan zu werden, so ist es auch wert, gut getan zu werden; und wenn es wert ist, gut getan zu werden, ist es auch wert, besser als je getan zu werden; und selbst dann ist es
wert, noch besser getan zu werden. Wenn du dein Bestes getan hast, musst du dich bemühen, es noch besser zu machen, denn das Allerbeste ist noch zu gering für einen solchen Gott und einen solchen Dienst.
Eine solche Aufforderung wie diese scheint euch vielleicht etwas hart zu sein, aber ich könnte euch viele Menschen nennen, die sich freuen würden, wenn der Herr das zu ihnen sagen würde. Ich könnte euch Menschen nennen, die nur selten ihr Lager verlassen können, die ihre Nächte in Schmerzen und ihre Tage in Langeweile verbringen. Sie haben durch Gottes Belehrung gelernt zu leiden, ohne zu klagen; aber zuweilen können sie den dringenden Wunsch nicht zurückhalten, Gott möchte sie dienen lassen. Sie beneiden euch nicht, aber zuweilen kommt über ihren Geist ein Schatten von Neid, wenn sie bedenken, wie viele Gelegenheiten ich einigen von euch darbieten, die ihr gesund und kräftig seid.
Ich habe gesehen, wie ein Prediger aufs Krankenbett gelegt wurde. Vielleicht hatte er seine Stimme verloren, die Lunge war schwach, das Herz war leidend. Ach, wie wünschte er, predigen zu können! Mit welcher Inbrunst hat er gesagt: „Wenn ich die Gelegenheiten nur wieder zurückrufen könnte, wie würde ich versuchen, sie besser zu nutzen!“ Ich kann euch sagen, dass es Tausende von Dienern Gottes gibt, die den Staub seiner Füße küssen würden, wenn er nur zu ihnen sagte: „Arbeite!“
Ich habe von einem Prediger gelesen, der in Amerika gearbeitet hatte, bis er fast zusammengebrochen ist. Er musste aus Gesundheitsgründen eine Reise machen. Er war aber erst einige Tage fort, als er schon in sein Tagebuch schrieb: „Es mag einige Prediger geben, die es ein Vergnügen nennen, von der Pflicht des Predigens befreit zu sein, aber ich nenne es Elend. Ich möchte lieber predigen, als alle Reiche der Welt sehen.“ Und wirklich gibt es kein größeres Vergnügen in der Welt, als Gott zu dienen.
Was wirst du denken, wenn dein Herr zu dir gesagt hätte: „Liege zehn Jahre auf deinem Bett. Schmachte in der Auszehrung dahin. Ich habe nichts für dich zu tun. Du musst meinem Willen gehorchen.“ Bist du nicht sehr erfreut, dass du voller Kraft oder wenigstens nicht kraftlos bist und dass dir dein himmlischer Vater sagt: „Kind, arbeite! Ich habe dir Kraft gegeben; arbeite!“?
Herr, wir danken dir für einen so freundlichen und sanften Befehl!
Außerdem ist auch viel Ehre in diesem Werk. Du weißt, wie ein kleiner Knabe ein Mann zu sein wünscht. Alle Jungen sind so. Wenn er zum erstenmal einen Kragen trägt, freut er sich, dass er in etwa wie ein Mann aus sieht. Wie stolz ist er darauf! Wenn du als Vater zu ihm sagst: „Mein Sohn, du bist jetzt in dem Alter, dass ich dir etwas Arbeit für mich anvertrauen kann“, so wirst du sehen, wie sich der kleine Mann aufrichtet und sich freut.
Ich bin gewiss, wenn wir Gottes Kinder es im rechten Licht betrachten, so werden wir uns geehrt fühlen, wenn der himmlische Vater zu uns sagt: „Du kannst etwas für mich tun.“ Wir müssen sehr demütig bleiben, denn wir können in Wirklichkeit nichts für ihn tun, wenn er nicht das Wollen und Vollbringen in uns wirkt. Aber es ist wirklich sehr befriedigend für einen armen, sterblichen Menschen, für Gott etwas tun zu dürfen.
Geh hin und sprich mit der sterbenden Frau über Jesus! Du hast ein Vorrecht, das der erhabene Engel Gabriel nicht hat. Sei dankbar dafür! Kein Engel kann das kleine Kind in die Sonntagschulklasse mitnehmen und ihm vom Heiland erzählen und das kleine Lamm zum guten Hirten bringen. Der Herr sendet dich, es zu tun. Und es sollte für uns alle eine Ursache zur Dankbarkeit sein, dass er uns würdig achtet, uns in seinen Dienst zu stellen.
Wir empfangen immer, und das ist sehr schön. Aber auch hier, wie in anderen Fällen, ist Geben seliger als Nehmen. Wenn wir Gott etwas im Dienst wiedergeben können, benetzt mit unseren Tränen, weil es nicht besser ist, so ist es eine glückliche und selige Sache. Wie dankbar sollten wir sein, dass der Herr zu uns sagt: „Kind, arbeite heute!“
Bedenkt ferner, dass die Arbeit, wozu uns der Herr beruft, sehr vielseitig ist und viel Abwechslung bietet. Sie passt für die verschiedenen Temperamente, Lagen, Neigungen und Fähigkeiten seiner Kinder. Er sagt: „Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“ Aber er gibt dir nicht meine und mir nicht deine Arbeit. Liebe Schwester, du möchtest gern die Arbeit jener Frau tun? Das ist nicht recht von dir. Sei zufrieden, deine Arbeit zu tun. Denke dir, wenn dein Hausmädchen die Arbeit der Köchin tun wollte, so würde das Hauswesen bald in Unordnung geraten. Es ist am besten, wenn du an deinem Platz bleibst, liebe Schwester. Da ist ein Bruder, der sagt: „Ich glaube, ich könnte predigen, wenn ich nur eine solche Versammlung hätte.“ Mag sein, Bruder, aber es ist das beste, du predigst deiner Umgebung und tust dort soviel Gutes, wie du kannst.
Jeder tut gut daran, bei seiner Arbeit, an seinem Platz zu bleiben. Wie dankbar sollten wir sein, wenn der eine predigen und der andere beten kann; wenn einer zu Tausenden und der andere zu zweien oder dreien sprechen kann! Es gibt Arbeit in der Schule, Arbeit in der Familie, Arbeit auf der Straße, Arbeit in der Werkstatt, Arbeit überall für Jesus, wenn du deine Hand nur danach ausstrecken und Salomos gutem Rat folgen willst: „Alles, was deine Hand zu tun vorfindet, das tue mit deiner ganzen Kraft.“
Die Zeit, in der er uns ruft „Sohn, arbeite heute in meinem Weinberg!“ – das heißt sogleich. Brüder, Schwestern, ich will kein Wort darüber sagen, was morgen eure Pflicht sein mag. Der morgende Tag wird für sich selbst sorgen. Ich will nichts darüber sagen, was du in zehn Jahren zu tun hast. Wenn du so lange lebst, wird dir dazu Gnade verliehen werden. Was ich dir in Gottes Namen zu sagen habe, ist: „Arbeite heute!“ Und wenn die Sonne schon untergegangen ist, „arbeite in der Nacht in meinem Weinberg“, wenn Gelegenheit dazu ist, ehe ein neuer Tag anbricht.
Und warum heute? Bruder, weil dein Vater es wünscht. „Warum steht ihr hier den ganzen Tag müßig?“ Wenn du nichts für Christus getan hast, so hast du genug Zeit verschwendet. Ruhe nicht, sondern gehe an deine Arbeit. Er wünscht, dass du es jetzt tust, weil die Reben in einem solchen Zustand sind, der jetzt Arbeit erfordert. Es ist jemand in deiner Nachbarschaft in einer Gemütsverfassung, mit dem du heute mit Erfolg sprechen könntest. Es ist ein Trauriger da, der heute Trost bedarf. Es kämpft einer mit seinem Gewissen, der heute auf den rechten Weg geführt werden muss. Wenn der Fall heute vernachlässigt wird, wird die Arbeit an den Reben zur rechten Zeit versäumt. Jetzt kannst du es tun, aber nicht an einem anderen Tag; darum arbeite heute!
„Heute“ denn es gibt gewisse Gefahren, denen die gerade jetzt ausgesetzt sind, die du segnen sollst. Der Teufel versucht sie; und es ist nötig, dass du ihnen gegen die Versuchung hilfst. Sie sind jetzt in Verzweiflung; und es ist nötig, dass du ihnen mit einem Trostwort aus dem Munde deines Herrn beistehst. Sie sind vielleicht heute Abend, ehe sie sich zur Ruhe niederlegen, im Begriff, eine große Sünde zu begehen. Vielleicht will der Herr, dass du jetzt dazwischentrittst, ehe diese Sünde begangen wird. Kind, arbeite heute! Du bist nützlich.
Es gibt nur wenige Arbeiter, viele sind weggegangen. Kind, arbeite du heute, während sich die anderen erholen, während die anderen träge geworden sind und schlafen. Jetzt, in diesem Augenblick ist eine Lücke da.
Manche tapfere Tat hat Erfolg gehabt, weil sie sogleich getan wurde. Wenn Horatius, der tapfere Römer, die Brücke nicht gehalten hätte, als der Feind sie überschreiten wollte, so würden wir nie etwas von ihm und seinen tapferen Taten gehört haben. Es ist eine Zeit der geistlichen Hungersnot; die Arbeit ist dringend. Kind, Gott sagt dir: „Beeile dich jetzt und arbeite heute in meinem Weinberg!“ Heute – merke das! Es bedeutet, den ganzen Tag zu arbeiten. Arbeite, solange du lebst. Kind, wenn du einmal in den Weinberg gegangen bist, so komme nicht wieder heim, bis der Tag vergangen ist. Es tut mir so leid, wenn ich von Leuten höre, dass sie anfangen, etwas von ihrer Arbeit aufzugeben, ehe die Gebrechen und Schwächen des Alters gekommen sind. Allerdings glaube ich, dass mancher Prediger, wenn er älter geworden ist, besser täte, seine Stellung aufzugeben, weil er ihr nicht mehr gewachsen ist. Er sollte eine leichtere, kleinere, seinen Kräften entsprechende Arbeit übernehmen. Aber ich weiß, dass einige diese und jene Arbeit aufgeben und sagen: „Die Jungen können jetzt an die Reihe kommen.“ Ja, ja, aber nehmt an, die Sonne hört auf zu scheinen und sagte: Jener Stern könnte jetzt meine Arbeit übernehmen.“ Denkt, der Mond hörte auf, des Nachts zu scheinen, und sagte, dass er genug Nachtwache gehabt habe; oder das Land sagte, es habe genug Ernte gebracht, es könnte das Meer an die Reihe kommen und Korn liefern.
Liebe Freunde, bleibt an der Arbeit, solange ihr könnt! Wer will wohl den alten John Newton tadeln. Als er zu schwach war, die Kanzel allein zu besteigen, ließ er sich hinaufführen, lehnte sich über die Kanzel und predigte. Ein Freund sagte zu ihm: „Lieber Herr Newton, denken Sie nicht, dass Sie das Predigen aufgeben sollten?“ „Was?“ sagte er. „Sollte der alte afrikanische Lästerer je aufhören, die Gnade Gottes zu rühmen, solange noch Odem in ihm ist? Nie!“ So setzte. er sein Werk fort. Hätten wir doch mehr Männer und Frauen mit solcher Ausdauer im Werk des Herrn.
Dann noch dies. Es ist nur ein Tag. „Sohn, mache dich auf und arbeite heute.“ Es wird nur ein Tag sein. Das längste Leben ist nicht mehr, und dann kommt der Todesschatten, denn statt dessen wird ein ewiger Tag anbrechen; aber es wird keine Nacht folgen. Die Schatten fliehen, der Dienst des Lebens hier unten ist zu Ende. Dort sind keine unerzogenen Kinder zu belehren oder hartherzige Sünder zu tadeln, keine abtrünnige, laue Christenheit zu ermahnen, Betrüger zu bekämpfen, keine Zweifler zu widerlegen und keine Spötter geduldig zu ertragen. Es wird dann alles vorüber sein, und dann werden alle sehen, die dem Herrn gedient haben, dass sich ihr Herr gürtet, sie zu Tische setzt und ihnen dient; und sie gehen ein zu der Freude ihres Herrn und nehmen teil an seinem Fest.
„Mein Kind, arbeite heute!“ Denn morgen sollst du ruhen. Arbeite weiter, denn es ist Ruhe genug im Himmel. Arbeite weiter, denn die Ewigkeit wird für die Arbeit in der Zeit reichlich zahlen.

Das Arbeitsgebiet
„Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“
Ich denke gern an diesen besonderen Wirkungskreis, weil es ein Vergnügen sein muss, in unseres Vaters Weinberg zu arbeiten; denn alles, was wir dort tun, wird für ihn getan. Ich reinige diese Rebe, denn es ist meines Vaters Rebe. Ich grabe diesen Boden, es ist meines Vaters Grund, den ich bearbeite. Ich sammle diese Steine auf, es ist meines Vaters Weinberg, den ich reinige. Ich bessere die Mauern aus, es ist meines Vaters Eigentum, das ich schütze. Alles wird für ihn getan. Wer wollte nicht alles, was er kann, für den Erlöser, für das geopferte Lamm und den geliebten Vater tun?
„Mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“
Und wie interessant ist diese Arbeit, denn es ist unser eigener Weinberg, weil es unseres Vaters Weinberg ist. Alles, was ihm gehört, gehört auch uns. Wir sind Söhne, die in ihres Vaters Weinberg arbeiten; deshalb kann jeder sagen: „Ich habe ein Interesse daran, denn ich bin der Erbe von meines Vaters Eigentum. Dieser Boden, den ich grabe und bearbeite, ist mein Boden, denn es ist meines Vaters Boden. Und diese Mauer, die ich ausbessere, ist meine Mauer, denn sie ist meines Vaters Mauer.“
Es ist immer angenehm, für sich selbst zu arbeiten, und in einem gewissen Sinn arbeiten wir für uns selbst, wenn wir für Gott arbeiten. Ihr seid Arbeiter, ihr seid Gottes Mitarbeiter, ihr seid Gottes Volk, und deshalb seid ihr wirklich Gottes Teilhaber, wenn ihr für ihn arbeitet. Und welche Arbeit ist es! Man liebt die Arbeit im Weinberg, denn sie macht sich bezahlt. Die Arbeit in einer Wüste mag eine undankbare Arbeit sein, aber die Arbeit in einem Weinberg, wo sich die Trauben zeigen, ist etwas ganz anderes. Man denkt schon an die saftigen Trauben, auf die die Weinpresse wartet, und an die Feste, wenn der rote Saft ausgepresst wird, wenn Fröhlichkeit und Freude in der Weinlese herrschen. Und ihr werdet neuen Wein haben, reinen Wein, worin keine Hefen sind. Viele Freuden warten auf den Mann, der dem Herrn dient.
„Arbeite in meinem Weinberg!“ Heißt das nicht, dass viel Arbeit da ist? In einem Weinberg ist immer etwas zu tun. Wenn ihr die fragt, die einen Weinberg besitzen, so werden sie euch sagen, dass dort immer Arbeit ist. Das ganze Jahr hindurch ist dort immer etwas zu tun. Viele Gefahren sind abzuwenden, und viele Feinde sind von dem Weinberg fernzuhalten. Dort ist viel zu tun, Brüder. Arbeite in dem Weinberg, wo deine Hand nötig ist. Er ist nahe zur Hand, dicht bei dir, denn der himmlische Vater sagt nicht: „Sohn, besteige ein Schiff und gehe nach Tarsis oder Ophir.“ Er sagt:
„Sohn, arbeite in meinem Weinberg!“ Und der Weinberg war dicht hinter dem Haus. Der Weinberg des himmlischen Vaters ist bei dir. Die Straße, in der dein Haus steht, das Haus, in dem du wohnst, vielleicht die Stube, in der du schläfst, überall ist Gottes Weinberg, wo du für ihn zu arbeiten hast.
Es ist deines himmlischen Vaters Werk, das du in deines Vaters Kraft zu tun hast. O wenn ich heute Abend in einem jungen Mann die Liebe zu Christus entzünden könnte, wie würde ich mich freuen! Wenn ich nur das schwache Werkzeug wäre, irgendeine Frau für die hohe Mission zu begeistern, an einem Tag ihrer Umgebung nützlich zu sein, so würde mein Herz jauchzen.
Eines Abends kam ein junger Mann in die Versammlung, der als ein tüchtiger Kricketballspieler bekannt war. Er war ein Christ und hatte die große Wahrheit der Offenbarung in vollem Ernst ergriffen, aber er hatte seinem Gott nicht gedient. Er hielt es für recht, seine ganze freie Zeit mit leiblichen Übungen zu verbringen. Während ich redete, wurde in ihm ein Feuer angezündet, und er ging mit dem Entschluß nach Hause, in den Straßen der Stadt zu predigen.
O dass irgendein anderer Gläubiger, der vielleicht in ähnlicher Lage ist, ein fähiger, junger Mann, der seine Kraft in der Welt verschwendet, doch heute Gottes Stimme hörte, wenn er nach Hause geht: „Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“
Da ich so lange Zeit zu praktischen Ermahnungen verwandt habe, bleibt mir nur noch ein wenig Zeit zu einer kurzen Erklärung des Gleichnisses, womit ich zu schließen versprochen hatte. Die Gelegenheit, bei der es erzählt wurde, ist zu beachten. Während der Herr Jesus lehrte, wurde er von dem Hohen Rat, mit dem Hohenpriester an der Spitze, angegriffen und rau unterbrochen. Sie stellten unserem Herrn zwei Fragen: Mit welchem Recht er solches tue und wer ihm das Recht gegeben habe. Ihr wisst alle, wie geschickt er seinen unehrlichen Gegnern entging. Den Vorteil, den der Herr so erlangt hatte, benutzte er zum Erzählen des Gleichnisses, das wir betrachtet haben. Er beginnt mit den Worten: „Was dünkt euch aber?“ Dann stellt er eine Frage im Blick auf zwei Söhne, der eine schnell im Bekenntnis, aber gänzlich ungehorsam, der andere mürrisch in der Erscheinung, aber später reuevoll und fleißig in der Arbeit.
Die Sache war so deutlich, dass sie ohne Zögern eine Antwort gaben, die den Tadel auf ihr eigenes Haupt fallen ließ. „Welcher von diesen beiden hat den Willen des Vaters getan?“ Sie sagten: „Der erste.“
Lest das Gleichnis selbst und sucht euch seine Bedeutung klar zu machen, wenn ihr könnt. Der reuevolle Sünder und der verstockte Hohepriester werden auf die Waage gelegt. Die Hohenpriester und Ältesten werden gezwungen, selbst zuzugeben, dass der Sünder den Willen des himmlischen Vaters getan habe. Denkt über dieses Gleichnis nach, ich bitte euch. Fast ohne Unterbrechung liefert nun der Weinberg dem Herrn ein anderes Gleichnis, was er auf ihr Hören bezog; ein Gleichnis, das den Charakter und die Zeichen der Zeit so deutlich darstellte, dass sie nicht verfehlen konnten, es im Licht ihrer eigenen Propheten zu verstehen. Zu gleicher Zeit legte es ihre verräterische Absicht und Feindschaft so klar dar, dass sie sogleich ihr eigenes Bild darin erkannten und merkten, dass Jesus dieses Gleichnis auf sie bezogen hatte.
Der Weinberg war, wie bekannt, ein Bild des Volkes Israel. Die Männer, die auf Moses Stuhl saßen, waren die Haushalter des Weinberges, der Gottes Eigentum war. Wie schlechte Verwalter aller Zeiten suchten sie ihr böses Vorhaben unter der Decke von Entschuldigungen zu verbergen. Aber die Worte und Warnungen Jesu, seine Aussprüche und Gleichnisse, waren scharf genug alle ihre Schlauheit bloßzulegen und sie für die Arglist ihres Herzens zu beschämen.
Nun denkt daran, dass das Reich Gottes von Israel genommen und einem Volk gegeben wurde, das seine Frucht bringt. Welchem Volk ist es denn gegeben? Ist es nicht der Gemeinde gegeben, von der gesagt wird, dass sie ein „auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums“ sei, damit sie „die Tugenden dessen verkündigen, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat“?
Der Weinstock ist ein besonderes Sinnbild unseres Lebens mit Christus, dass alle Gläubigen mit Christus vereinigt sind. Er sagt daher zu euch: „Sohn, arbeite in meinem Weinberg!“ Welche Antwort gebt ihr mit euren Lippen? Welche Antwort gebt ihr mit eurem Leben?
Bisher habe ich noch nicht zu den Unbekehrten gesprochen. Ich habe ihnen noch kein Wort gesagt. Ich werde ihnen nun folgendes sagen und dann schließen. Ich will euch nicht auffordern, für Christus zu arbeiten; ich kann euch nicht auffordern, etwas für ihn zu tun, ihr seid nicht dazu geeignet. Ihr müsst erst an ihn glauben. O wie traurig, dass ihr nicht imstande seid, Christus zu dienen. Wenn ihr kein neues Herz und keinen neuen, gewissen Geist habt, seid ihr unfähig, ihm zu dienen. Ihr habt zuerst Christus zu vertrauen und in eurer eigenen Seele zu erfahren, dass das Evangelium eine Kraft Gottes ist, euch zu erretten. Eure Augen müssen geöffnet werden; ihr müsst von der Finsternis zum Licht und von der Macht Satans zu Gott kommen, damit ihr Sündenvergebung und unter denen ein Erbteil erlangt, die durch den Glauben an den Herrn Jesus geheiligt werden. Erst dann könnt ihr für Gott wirken. Nur dann seid ihr fähig, von dem zu zeugen, was ihr gesehen und gehört habt und was er euch noch ferner kundtun wird.
Ihr müsst von neuem geboren sein, ehe ihr Geburtsschmerzen für andere haben könnt, damit Christus in ihnen Gestalt gewinne. Ihr alle könnt nicht zeugen, weil ihr das Zeugnis Christi nicht angenommen habt und es in euch nicht bestätigt worden ist. Eure ungeschickte Arbeit würde verderblich sein. Haltet die Hände von der heiligen Arbeit fern, bis sie von Christus gewaschen sind. Kommt zu ihm, vertraut ihm, glaubt an ihn, und wenn er euch errettet hat, wird er sagen:
„Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!“