JERUSALEM (inn) – Israelische Archäologen haben fünf Inschriften entziffert, die auf den biblischen König Hiskia verweisen. Die Texte erwähnen dessen Namen und fassen seine Taten in den ersten 17 Jahren seiner Herrschaft zusammen. Zu diesen gehört der Bau des sogenannten Hiskia-Tunnels und die Kultreform, die der König angestoßen hatte. Für den Bibelhistoriker Gerschon Galil handelt es sich um „eine der wichtigsten archäologischen Entdeckungen bislang in Israel“.
Die Passagen decken sich laut Galil zum Teil wörtlich mit den Schilderungen in der Bibel (2. Könige 18,1.4.8; 20,13.20): So erwähnen sie die Herkunft und Titel Hiskias’, der im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts vor Christus Juda regierte. In der Aufzählung kommt außerdem das Tunnelbauprojekt vor, der erfolgreiche Kampf gegen die Philister, die Kultreform, bei der Hiskia unter anderem gegen Götzenbilder vorging, und die Anhäufung von Schätzen.
Übersehene Buchstaben
Eine der Inschrift-Platten hat der französische Dominikaner und Archäologe Louis-Hugues Vincent (1872-1960) bereits im Jahr 1909 im „kanaanitischen Becken“ nahe der Gihon-Quelle entdeckt. Er dachte jedoch, dass es sich lediglich um eine vorbereitete Steinplatte handelte, auf der ein Text noch eingraviert werden sollte. Dies sei bislang auch einhellige Forschermeinung gewesen, erklärte Galil laut der Zeitung „Jerusalem Post“.
Erst neulich habe sich herausgestellt, dass ein Text vorhanden ist. Vermutet hatte dies zuerst Eli Schukron. Der Archäologe von der Israelischen Altertumsbehörde forscht seit Mitte der 1990er Jahre in der Davidstadt, dem ältesten besiedelten Teil Jerusalems. Gemeinsam mit Galil suchte er nach den vermuteten Inschriften und wurde fündig.
Für Galil steht nach der Entdeckung fest, dass es sich um die bislang ältesten biblischen Manuskripte handelt. Sie untermauerten, dass die Inhalte der Königebücher auf zeitgenössischen Chroniken und königlichen Inschriften beruhten. In der Bibel finde sich somit „historische Wirklichkeit und keine Fantasie“. Weiter belegten die Funde, dass es Hiskia war, der den Tunnel bauen ließ, und nicht jemand anderes.
Siloah-Inschrift länger als bislang angenommen
Die Forscher untersuchten diese und andere Steinplatten mit hochqualitativen Fotos. Daraufhin nahmen sie auch die bekannte Siloah-Inschrift genauer unter die Lupe, die sich heute in Istanbul befindet. Dabei stellten sie fest, dass diese zwei Zeilen mehr enthält als bislang angenommen. Darüber hinaus befinde sich im Tunnel selbst noch deren neu entdeckter zweiter Teil, sagt Galil. Insgesamt sei die Inschrift damit doppelt so lang wie bislang gedacht.
Die Siloah-Inschrift wurde 1880 entdeckt und beschreibt den erfolgreichen Abschluss des Tunnelbaus, der die Versorgung der Stadtbewohner mit Frischwasser aus der Gihon-Quelle sicherstellen sollte. Da zur Zeit der Entdeckung die Türken in dem Gebiet herrschten, kam die Inschrift nach Istanbul und befindet sich heute im dortigen Archäologischen Museum.
Galil und Schukron wollen die neu entdeckten Inschriften im kommenden Jahr in einem gemeinsamen Buch auf Englisch und Hebräisch veröffentlichen. Es soll auch die Fotos der Inschriften sowie sprachliche und historische Erläuterungen enthalten. Galil war Vorsitzender der Fakultät für Jüdische Geschichte an der Universität Haifa. (df)
Daniel Frick, Israelnetz