Kein Ansehen der Person – Liebe ohne Vorurteile leben
Andreas Latossek,
Kirche am Bahnhof, 18.05.2025

Das Video zur Predigt finden Sie hier

Vor zwei Wochen, am Sonntag vor der Freizeit haben wir über das Thema gesprochen „Glaube der handelt“. Wir haben gesehen dass Glaube wie so eine Münze zwei Seiten hat und beide gehören untrennbar zusammen und es ist wichtig sie nicht durcheinander zu bringen. Auf der einen Seite ist da die Gnade, das unverdiente Geschenk, dass Jesus auf diese Erde kam, weil Gott uns so sehr liebt und die Trennung zwischen Gott und uns durch seinen Tod am Kreuz überwindet, sodass wir, wenn wir das für uns annehmen, wieder in Beziehung mit Gott leben können. Und die Gnade, dass der Heilige Geist in uns lebt und uns verändert, sodass alles, was uns, unsere Beziehungen und damit auch diese Welt zerstört hat, nach und nach rauskommt und wir mehr wie Jesus werden. Auf der anderen Seite dieser Münze ist, dass Glaube sichtbare Auswirkungen hat, weil wir mit Jesus verbunden sind, weil er uns prägt, weil uns wichtig wird, was ihm wichtig ist.

Das wirkt sich auf unser Denken, auf unseren Charakter, unser Reden und unser Tun aus. Ohne Werke, so sagt Jakobus, ist unser Glaube tot. Wir haben uns gefragt, wie kommen wir dahin, uns nicht selber zu betrügen, rauszureden, schnell wieder zu vergessen, was Jesus uns wichtig macht, sondern es wirklich umzusetzen. Und Gott sei Dank haben wir gesehen, ist Wachstum aber auch ein Prozess. Auf der Freizeit haben wir darüber gesprochen, dass es auch ein Kampf sein kann. Es geht mehr um unsere Haltung Jesus und seinen Worten gegenüber, als dass uns alles gelingt. Und dann zählt Jakobus drei konkrete Situationen auf, die vermutlich damals ziemlich aktuell waren. Wir haben ja überlegt, welche Punkte das bei uns heute sein könnten. Um eine dieser Situationen, die Jakobus aufzählt, soll es heute gehen.

Stell dir vor, du kommst in den Gottesdienst, du bist noch relativ früh da und es befinden sich zwei Personen hier. Eine davon sieht ziemlich runtergekommen aus, zerfetzte Klamotten, schmierige Haare, Geruch, naja. Und eine weitere Person scheint ganz normal zu sein. Was denkst du? Auf wen gehst du zu? Und warum? So ungefähr ist das, was Jakobus in seinem Brief Kapitel 2, 1 – 13 beschreibt.

Meine Geschwister, ihr glaubt doch an Jesus Christus, unseren Herrn, dem alle Macht und Herrlichkeit gehört. Dann dürft ihr aber Rang und Ansehen eines Menschen nicht zum Kriterium dafür machen, wie ihr mit ihm umgeht! Angenommen, in euren Gottesdienst kommt ein vornehm gekleideter Mann mit goldenen Ringen an den Fingern; es kommt aber auch ein Armer in zerlumpter Kleidung herein. Wenn ihr nun dem mit der vornehmen Kleidung besondere Aufmerksamkeit schenkt und zu ihm sagt: »Hier ist ein bequemer Platz für dich!«, während ihr zu dem Armen sagt: »Bleib du dort drüben stehen oder setz dich hier bei meinem Fußschemel auf den Boden!« –  messt ihr da nicht in euren eigenen Reihen mit zweierlei Maß? Und macht ihr euch damit nicht zu Richtern, die sich von verwerflichen Überlegungen leiten lassen? Hört, meine lieben Geschwister! Hat Gott nicht gerade die, die in den Augen dieser Welt arm sind, dazu erwählt, durch den Glauben reich zu werden? Hat er nicht gerade sie zu Erben seines Reiches bestimmt – zu Erben des Reiches, das er denen zugesagt hat, die ihn lieben? Doch was macht ihr? Ihr behandelt den Armen geringschätzig! Sind es denn nicht die Reichen, die euch unterdrücken und euch sogar vor die Gerichte schleppen? Und sind es nicht die Reichen, die den wunderbaren Namen ´unseres Herrn verhöhnen, der über euch ausgerufen worden ist? Nun, wenn ihr euch wirklich nach dem königlichen Gesetz richtet, wie es in der Schrift niedergelegt ist: »Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!«, dann handelt ihr gut und richtig. Doch wenn ihr Rang und Ansehen eines Menschen zum Kriterium dafür macht, wie ihr mit ihm umgeht, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Gesetzesübertreter überführt. Und ihr wisst: Wer das ganze Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, macht sich damit am ganzen Gesetz mit allen seinen Geboten schuldig. Denn derselbe, der gesagt hat: »Du sollst nicht die Ehe brechen!«, hat auch gesagt: »Du sollst keinen Mord begehen!« Bei jedem einzelnen Verstoß gegen ein Gebot verstößt du also gegen das Gesetz als Ganzes; du kannst einen Mord nicht damit aufwiegen, dass du keinen Ehebruch begehst. Redet und handelt so, wie es dem Gesetz der Freiheit entspricht – dem Gesetz, nach dem ihr einmal gerichtet werdet. Denn im Gericht gibt es kein Erbarmen mit dem, der selbst kein Erbarmen kannte. ´Doch wer barmherzig war, bei dem triumphiert die Barmherzigkeit über das Gericht: ´Er wird nicht verurteilt werden.

Kein Ansehen der Person – Liebe ohne Vorurteile leben.

Jakobus beschreibt eine Szene in der Gemeinde zu seiner Zeit. Da kommen zwei Menschen zum Gottesdienst, einer reich mit goldenen Ringen, teurer Kleidung, vielleicht so ein bisschen wie Armin, der hier vorne stand mit seinem Jackett und einer Arm, schmutzig gekleidet. Da war deine Arbeitskleidung ja vielleicht noch harmlos dagegen. Der Reiche, der bekommt den Ehrenplatz. Der Arme wird irgendwo in die Ecke gesetzt oder muss vielleicht sogar auf dem Boden sitzen oder stehen. Es geht hier nicht darum, wer halt zuerst kommt und wenn dann alles voll ist, sondern es geht um die unterschiedliche Haltung diesen Menschen gegenüber, die dahinter steckt. Und Jakobus sagt, das ist falsch. Das widerspricht Gottes Sicht und Art.

  1. Wie sieht Gott uns Menschen?

In unserer Gesellschaft haben wir gewisse Maßstäbe. Da gelten Arme wenig und Reiche viel. Da werden Schöne und Einflussreiche und Menschen mit besonderen Begabungen hofiert und auf den Sockel gehoben. Status und Image sind alles. Wie ist das denn bei Gott? In 5. Mose 10,  17 heißt es:

„Denn der Herr, euer Gott, er ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große und mächtige Gott, vor dem man Ehrfurcht haben muss, der niemanden bevorzugt. Er ist nicht parteiisch und lässt sich nicht bestechen.“

Und in Apostelgeschichte 10, 34, (der Hauptmann vorhin kam schon einmal zur Sprache), da heißt es:

„Petrus aber öffnete den Mund und sprach, jetzt verstehe ich, dass Gott die Person nicht ansieht.“

Da geht es darum, dass die ersten Nichtjuden zum Glauben an Jesus kommen. Und Petrus schreibt im ersten Petrusbrief, wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet. Was also wird hier deutlich? Gott macht keinen Unterschied. Vor ihm sind wir Menschen alle gleich. Er liebt uns alle gleich. Wir sind für ihn alle gleich wert. Jeder ist eingeladen, in Beziehung zu ihm zu leben. Er beschenkt jeden von uns gerne. Und eines Tages muss sich auch jeder von uns vor ihm verantworten. Und da zählt nichts, was wir an vermeintlichen weltlichen Erfolgen vorzuweisen haben. Gott lässt sich durch nichts bestechen. Eigentlich ein komischer Gedanke, Gott bestechen zu wollen. Aber manchmal versuchen wir ja genau das durch unsere frommen Leistungen. Nein, Gott hat einen anderen Weg erwählt, der heißt Jesus.

Wer das annimmt, was er getan hat, wer ihm Glauben schenkt, ihm vertraut und mit ihm lebt, der wird gerettet.

Was Gott schon tut, ist, dass er Menschen unterschiedliche Gaben gibt und unterschiedliche Verantwortung. unterschiedliche Gaben gibt und unterschiedliche Verantwortung. Das aber hat nichts mit Wert zu tun, weil wir immer wieder lesen, dass in der Familie Jesu, in dem Bild vom Körper, was uns die Bibel vorstellt, jeder gleich wichtig ist und alle voneinander abhängen und sich gegenseitig unterstützen. Das ist manchmal so unsere menschliche Sichtweise, die unserem Ego gut tut, wenn ich auf der Bühne stehe und mich alle anschauen. Aber dass das auch besondere Herausforderungen und Verantwortung mit sich bringt, vergessen wir oft. Gott möchte, dass wir alles tun in der Haltung eines Dieners. Und an Jesus sehen wir, dass er das, was im Verborgenen läuft, viel mehr schätzt. Und dass er sehr wohl schaut, wie wir mit dem umgehen, was er uns anvertraut, was vielleicht kein anderer sieht. Da heißt es, wer im Kleinen treu ist, dem vertraut er auch Größeres an. Diese Treue im Kleinen, auch in schwierigen Situationen, da musste ich so an Josef zum Beispiel denken, das ist ganz schön herausfordernd, aber es lässt uns innerlich wachsen. Bei all dem macht Gott aber keinen Unterschied der Person und das sollen wir auch nicht tun.

Während die Rabbis ihrer Zeit damals nur die Gebildeten und die besonders auffälligen in ihre Nachfolge riefen sehen wir bei Jesus wenn er auserwählt eine bunte Mischung: Fischer, Widerstandskämpfer, Zöllner, Menschen aus allen Schichten und ganz unterschiedlichen Bildungen und er sagt auch zu dir, ich will dich. Mir musst du nichts beweisen. Für mich brauchst du keine besondere Schulbildung, kein super Allgemeinwissen, keine Logik, kein Geld, kein gutes Aussehen, nicht Vitamin B in die höheren Kreise, keine Follower auf Instagram, keine Statussymbole. Ich will nur eins: deinen Glauben, deine Liebe und dein Vertrauen. Vertrau mir. Glaube an meine Liebe und lass dich auf diese Beziehung ein. Das reicht mir. Denn:

 

  1. Du bist wertvoll für mich.

Gott hat einen anderen Maßstab und das haben wir gerade eben schon in der Moderation gehört. Gott sieht nämlich das Herz an. Und ich lese diesen Vers aus 1. Samuel 16, 7 nochmal:

Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.

Und Jesus hat das immer wieder gezeigt. Er hat mit Zöllnern gegessen, mit Prostituierten gesprochen, Kranke berührt, Menschen, die andere verachtet haben. Warum? Weil er ihr Herz gesehen hat, ihre Offenheit, ihre Sehnsucht nach Veränderung, ihre Sehnsucht nach Gott. Und ich mache hier mal einen kurzen Abstecher warum dieses Thema Arme und Reiche in der Bibel immer wieder vorkommt und wo das vielleicht auch für uns relevant ist auch hier gilt Gott macht keinen Unterschied zwischen arm und reich. Jesus hat sich nicht nur um diese eben genannten Menschen gekümmert, er hat auch mit ihnen gesprochen er hat mit dem Pharisäer Nikodemus geredet und mit dem reichen Jüngling und anderen aber er sagt auch es ist leichter dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt und das hat nichts mit dem Geld zu tun, sondern damit, was es mit uns macht. Genauso wie Einfluss, Macht und Anerkennung. Darin liegt eine Gefahr, vor der Jesus warnt. Nämlich, dass ich darin meine Sicherheit suche statt in Jesus. Dass ich darin meine Erfüllung suche statt in Jesus. Dass ich mir darauf was einbilde, wie toll ich bin, statt zu sehen, dass es ein Geschenk Gottes ist. Dass ich vielleicht sogar auf andere herabschaue, dass ich selbstgerecht werde. Es verblendet uns, dass wir Gott brauchen. Und Jesus erzählt eine Geschichte von zwei Menschen im Tempel, die ist mir nämlich auch direkt eingefallen.

Ein Pharisäer, der betet und Gott sagt, ich bin so toll. Und dann ein Armer, der genau weiß, wie sein Zustand vor Gott ist und sagt: „Gott sei mir Sünder gnädig.“ Jakobus erinnert daran dass es die Reichen sind, die Mächtigen die Gott schlecht machen und die Christen verfolgen und wisst ihr, Arme haben oft nichts zu verlieren, sie sind offener für neues und weil sie um ihre Bedürftigkeit wissen auch empfänglicher für Gott und ich möchte das an dieser Stelle nochmal erweitern. Ich habe das in einem Kommentar gelesen, fand es ganz interessant. Der hat nämlich gesagt, bei jungen und alten Menschen ist oft das Gleiche festzustellen: Ältere Menschen haben ihre Erfahrung. Sie meinen zu wissen, wie es läuft. Es fällt ihnen schwerer, sich für Gott zu öffnen. Schaut mal, wann in ihrem Lebensalter die meisten Menschen sich Jesus gegenüber öffnen. Das sind nicht die Älteren, sondern das sind die Jüngeren. Und wenn sie Christen sind, habe ich in diesem Kommentar gelesen, dann sagte er, dann berufen sich die Älteren oft auf ihre Erfahrung, anstatt Gottes Nähe zu suchen, auf sein Reden zu hören und aus der Beziehung heraus zu tun, was Gott sagt und nicht, was sie meinen aus ihrer Erfahrung heraus, was gut und richtig wäre. Deshalb sagt Jesus auch, du musst arm werden. Du musst geistlich arm werden, deine Bedürftigkeit erkennen, damit du zu Gott kommen kannst. Und du musst jung werden, ein geistliches Baby, das alles von Gott erwartet und natürlich auch reif wird, aber in dieser Haltung trotzdem jung bleibt. In Abhängigkeit zu Gott, kindlich zu vertrauen und mit der Leidenschaft der ersten Liebe.

Wenn ich so darüber rede, dann überleg mal, wo passiert dir das vielleicht, dass du nicht aus dieser Abhängigkeit heraus, sondern mehr aus deiner Erfahrung agierst. Das war ja übrigens auch ein Problem zwischen Saul und David. Dass Saul einmal dachte, jetzt habe ich es raus, ich weiß, wie Gott funktioniert und jetzt kann ich das gebrauchen zu meinem Vorteil. Und das wird ihm zum Verhängnis, weil er meint, es selber zu können, ohne diese Abhängigkeit zu Gott. Vielleicht empfindest du dich auch nicht unbedingt als reich, aber im Vergleich mit dem Rest der Welt gehören wir doch zu den oberen 5 bis 10 Prozent der reichsten Menschen dieser Welt. Und ich finde, man merkt das in unserem Land. Die Leute denken, sie brauchen Gott nicht.

Brauchst du Gott? Unabhängig davon ist es Gott so ziemlich egal, ob du ihn brauchst oder nicht, weil er unabhängig von dir existiert, nur: dein Reichtum kann dir die Augen für ihn verschließen. Und deswegen sagt Jesus auch, sammelt euch Schätze im Himmel, denn darauf kommt es an. Gleichzeitig dürfen wir aber auch nicht den Fehler machen und von der anderen Seite vom Pferd fallen, nämlich dass wir jetzt reiche Menschen oder Menschen in Führungspositionen, Menschen mit Einschluss gedanklich oder vielleicht auch praktisch verachten und geringschätzig behandeln. So nach dem Motto, nur weil jemand reich ist, kann er Jesus nicht mit vollem Herzen nachfolgen. Das wäre ja auch wieder ein Vorurteil. Es gibt Menschen, denen Jesus Reichtum anvertraut hat, damit sie damit verantwortlich umgehen und ihm dienen. Es gibt Menschen, die Gott in Führungspositionen beruft und wir brauchen solche Menschen in unserer Gesellschaft und auch in der Gemeinde. Leiter sein ist nicht gleich schlecht, aber deshalb redet das Neue Testament über Leitung im Sinne Jesu, nämlich demütig und dient. Und das ist manchmal eine besondere Herausforderung und diese Menschen brauchen unser Gebet. Glaube an Jesus heißt, Menschen mit den Augen Gottes zu sehen, nicht mit der Brille der Welt. Und deshalb habe ich meinen dritten Punkt genannt.

  1. Menschen lieben ohne Vorurteile und eigenen Vorteil

Jacobus schreibt dass wir uns nach dem höchsten Gebot, er nennt es das königliche Gesetz, im Umgang mit Menschen richten sollen. Wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Seines gleichen lieben das kann jeder, aber Menschen die anders sind, die vielleicht sogar unsere Feinde sind, das wird nur durch Gottes Liebe möglich und es gibt zwei Dinge die uns dabei im Weg stehen. Das wird hier deutlich nämlich Vorurteile die wir haben können und das bedacht sein auf unseren eigenen Vorteil. Jakobus sagt wir sollen nicht messen also nicht vergleichen. Und wenn uns bewusst wird, dass jeder von uns misst und jeder von uns Vorurteile hat, dann kann uns das helfen, die auch zu hinterfragen. Wir werden so oft verleitet, Menschen nach dem Äußeren zu beurteilen. In der Schule, wer beliebt ist, wer tolle Klamotten trägt, wer in der Pause vielleicht alleine sitzt. Auf Social Media, wer die meisten Follower hat, das coolste Leben postet, in der Gemeinde, wer sich gut benimmt, wer komisch wirkt oder anders ist, wer besser oder schlechter gekleidet ist. Der hat nur eine Ausbildung, sie ist nur Mutter. Deren Kinder verhalten sich auffällig. Also wenn der das gesagt hat, dann muss das ja stimmen. Nur wenn du das und das tust und so und so Glaube lebst, dann bist du wirklich gläubig. Das war zum Beispiel auch für viele Missionare eine Herausforderung, Menschen aus anderen Kulturen nicht mit dem Glauben auch ihre eigene Kultur überzustülpen. Zum Beispiel im Sinne von so und so hat ein richtiger Gottesdienst auszusehen, sonst ist er nicht richtig. Und so wie ich Frömmigkeit lebe, muss der andere das auch tun. In anderen Kulturen läuft es ganz anders und Menschen sind genauso tief oder noch viel tiefer gläubig als wir. Und auch unter uns, wenn jemand seinen Glauben in einer anderen Form lebt, heißt das ja nicht gleich, dass er schlechter ist. Er ist vielleicht einfach nur anders. Er entspricht vielleicht mehr seiner Persönlichkeit, seiner Art, mit Gott Beziehung zu leben und ist völlig in Ordnung. Wir beurteilen, welche Herkunft der andere hat, welche Sprache, welches Elternhaus, welches Auto, welche Karriere oder Noten, wie sportlich jemand ist. Und fühlen uns häufig zu unseresgleichen oder den erfolgreichen in den Augen der Welt hingezogen. Wir packen Menschen in Schubladen. Wie oft fragen wir uns dabei, was wir von dieser Beziehung haben. Wer kann mir helfen? Wen halte ich mir warm? Wo bin ich hilfsbereit und wo vielleicht auch nicht? Wo bin ich geduldig? Und wo platzt mir auch sofort der Kragen? Was bringt mir etwas und was nicht? Welche Leute dürfen meine Zeit in Anspruch nehmen und welche nicht?

In einem Ratgeber heißt es, umgib dich mit den Leuten, die dir gut tun. Ja, habe ich gedacht, das ist wichtig, dass unser eigener Tank voll ist. Es ist wichtig, gute Freundschaften zu pflegen. Jesus verbrachte ja auch Zeit mit seinen Jüngern, mit Martha, Maria und Lazarus, mit seinem Vater im Himmel. Aber eben nicht nur. Und wenn das das einzige Motto ist, mich mit Leuten zu umgeben, die mir gut tun, ich glaube, dann habe ich das, was Jesus gelebt hat, verpasst. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter macht er deutlich, dass die Person, von der alle am wenigsten erwartet hätten, derjenige war, der geholfen hat. Und das war ein Anstoß und gleichzeitig eine Herausforderung, Menschen nicht nur oberflächlich zu beurteilen. Wo hast du Vorurteile, die verhindern, dass du Menschen wirklich kennen und verstehen lernst? Dass du auf Menschen zugehst, dass du sie vielleicht anders, vielleicht sogar geringschätzig behandelst. Wie sehr bist du nur darauf bedacht, was dir gut tut und etwas bringt? Und wo dienst du? Eine gute Hilfe ist das was wir immer wieder sagen nach dem Gottesdienst doch zuerst mal auf eine Person zuzugehen die du noch nicht kennst vielleicht sogar ganz bewusst auf eine Person die nicht eine erste Wahl wäre, wo es ein Dienst ist um sie kennenzulernen und sie zu integrieren. Zeit für deine Freunde ist danach immer noch genügend. Das heißt jetzt nicht, wenn jemand gleich nach dem Gottesdienst auf dich zukommt, dass du nur zweite Wahl bist. Ja, aber es ist doch so naheliegend, unter sich zu bleiben. Und ich muss euch sagen, wie viele wertvolle Menschen habe ich schon kennengelernt, indem ich einen Schritt auf sie zugegangen bin und manchmal auch meine Vorurteile hinter mir gelassen habe. Jakobus sagt: Liebe handelt. Ich erinnere an die Predigt von vor zwei Wochen. Sie bleibt nicht beim Reden, vielleicht auch beim schnell wieder vergessen oder sich rechtfertigen oder herausreden. Denn dann betrügen wir uns nur selber.

2023 kam ein schöner Film raus. Ich habe davon schon einmal erzählt. Der heißt Jesus Revolution. Den gibt es leider nur auf Englisch. Aber es geht um die Hippie-Bewegung und den Gründer der Calvary Chapel Bewegung. Und der war zuerst total ablehnend diesen Menschen gegenüber. Da wird eine Szene so ein bisschen beschrieben, wo sie Fernsehen gucken und diese jungen Menschen und so. Und dann sagt der Moderator irgendwas im Fernsehen, ich kriege es gerade nicht ganz auf die Reihe. Und der Pastor sitzt vor dem Fernseher und seine Frau neben ihm sagt, diese Menschen brauchen Liebe. Der Pastor sitzt da und sagt, was diese Menschen brauchen, ist ein Bad. Und dann fängt Gott an sein Herz aufzuwühlen, weil er t auf einmal merkt, was da eigentlich drin ist. Und dann sagt er, okay, wenn Gott will, dass hier irgendwas passiert, dann muss er mir einen dieser Hippies nach Hause bringen. Und auf einmal ist seine Tochter mit einem dieser Hippies befreundet und er kommt nach Hause und er merkt, was alles in ihm steckt an Vorurteilen und sich auf diese Person einzulassen. Und dann sagt diese Person,

„Weißt du, wir sind offen, aber wir merken, die Tür deiner Kirche ist zu.“

Und ich habe mich so gefragt, wie ist denn die Tür unserer Kirche? Ist sie offen oder ist sie zu? Wenn Menschen kommen, die anders sind als wir, wie gehen wir denn mit ihnen um? Ist die Tür offen oder zu? Diese Leute sind total feinfühlig, die merken das ja sofort. Und das ist so schön, wie das in diesem Film dann gezeigt wird, dann kommen die Leute in ihren Hippie-Klamotten, einer bringt noch so ein kleines Zelt mit, das er hinten im Gottesdienst aufschlägt und dann setzen die sich da rein auf dem Boden und so und dann merkst du wie es in der Gemeinde anfängt zu arbeiten und dann sagt der Pastor irgendwann nach mehreren Wochen „Leute das sind meine Freunde und die Tür unserer Gemeinde soll offen sein für sie.“ Und dann hast du so zwei kritische Menschen in der Gemeinde sitzen, die vorher ganz kritisch damit waren. Der eine steht auf und sagt, wenn diese Menschen kommen, gehe ich. Du kannst also auch rausgehen. Und der andere Kritische hat es verstanden und er setzt sich mitten zwischen diese Hippies und sagt, ihr seid Gottes Freunde und deswegen seid ihr jetzt auch meine Freunde. Und tausende Hippies kommen zum Glauben in dieser Bewegung, weil sie merken, da ist ein Ort, wo sie sein dürfen, wo sie angenommen sind mit ihren Fragen und ihrer Art zu leben, ohne sich verbiegen zu müssen. Aber die sich dann in der Nähe Jesu verändern. Aber wisst ihr, das ist nicht die Voraussetzung. Wenn wir den Leuten gleich sagen, ihr kommt hier rein und ihr müsst euch direkt verändern. Nein, Jesus liebt die Menschen so wie sie sind und ich habe mich gefragt wer sind diese Menschen heute die so eine Sehnsucht nach Leben haben und merken dass an den Stellen, an denen sie suchen, es nicht trägt und sie werden enttäuscht. Sind wir offen für sie ohne sie abzulehnen auch wenn sie anders sind auch wenn in ihrem Leben offensichtlich nicht alles richtig läuft?  Denn das bringt mich zu meinem letzten Punkt. Und das ist das, was Jakobus hier schreibt:

  1. Barmherzigkeit für andere, weil auch wir Barmherzigkeit brauchen.

Jakobus bringt an dieser Stelle das Gesetz Gottes, die Gebote ins Spielen. Er macht deutlich, dass wir nicht besser sind als die Menschen, über die wir uns stellen, die vermeintlich Gottes Gebote übertreten. Wenn wir das tun, so sagt Jakobus, dann übertreten wir Gottes Gebote genauso. Und wenn wir ein Gebot übertreten, übertreten wir sie alle. Und natürlich, es geht Jakobus hier nicht darum, dass wir Gottes Gebote halten sollen, um gerettet zu werden. Das können wir gar nicht. Das wird hier so schön deutlich, wenn Jakobus sagt, wenn wir die Gebote Gottes nur an einer Stelle es übertreten, haben wir das ganze Gesetz gebrochen. Wir sind nicht rein wie Gott. Genau deshalb brauchen wir Vergebung und Rettung. Genau deshalb starb Jesus am Kreuz. Aber wir sollen jetzt so leben, sagt Jakobus, als würden wir dadurch gerichtet werden. Das heißt, auf der Linie von Jakobus sagt er, wir sollen das Wort Gottes ja ernst nehmen, wir sollen es tun. Darum ging es vor zwei Wochen in der Predigt, weil der Glaube Auswirkungen hat, aber wir dürfen hier wieder diese zwei Seiten der Medaille nicht verwechseln. Wir tun das nicht, weil wir gerichtet werden, sondern Jesus hat alles getan, dass wir Gnade gefunden haben und vor ihm bestehen können. Aber wir sollen es leben, weil wir Gott ernst nehmen sollen.

Was Jakobus dadurch deutlich machen will, ist, jeder von uns braucht Gottes Barmherzigkeit. Und wir müssen uns das immer wieder vor Augen führen, dass wir das genauso brauchen wie die anderen Menschen, wo wir vielleicht manchmal in der Gefahr stehen, auf sie herabzuschauen, weil sie ja nicht so fromm, nicht so gut, nicht so was weiß ich was sind. So offensichtlich Sünder. Aber schau mal in dein Herz rein, was da alles noch drin ist. Und Jakobus sagt, deswegen sollen wir Menschen barmherzig behandeln und nicht von oben herab oder mit Vorurteilen. Es geht hier nicht darum, Schuld klein zu reden. Schuld bleibt Schuld und ohne Jesu Vergebung können wir vor Gott nicht bestehen. Und wer wirklich mit ihm lebt, bei dem hat Glaube Auswirkungen. Aber wisst ihr, Menschen sind hier willkommen. Egal wo sie herkommen, egal was sie getan haben, egal wer sie sind. Hier ist kein Platz für Diskriminierung oder geringschätzige Blicke. Wir wollen Menschen hinein lieben, zu Jesus lieben, anstatt ihn vor den Kopf zu stoßen oder sie direkt mit ihrer Schuld zu konfrontieren. Denn was sie zuallererst brauchen, ist Jesus selbst. So wie diese Hippies, so wie andere, die sich dann auch in Jesu Nähe verändern, weil der Heilige Geist es ihnen zeigt und weil dann klar wurde, dass Gott eben schon Maßstäbe hat, wie das Leben gelingt, was gut für uns ist.

Diese Menschen sehnten sich nach Leben und sie wollten gerne, aber sie konnten nicht denn ohne den Heiligen Geist können wir nicht. Wir haben auf der Freizeit über diesen Kampf gesprochen, der in jedem von uns ist. Wir alle brauchen Barmherzigkeit von Gott und im Umgang miteinander. Wenn wir erwarten, dass Gott uns mit Gnade begegnet, dann müssen auch wir lernen, gnädig mit anderen zu sein. Nicht kleinlich, nicht verurteilend, sondern barmherzig. Und ich möchte uns gerne fragen, in welchen Bereichen unseres Lebens beurteilen oder verurteilen wir Menschen zu schnell? Und wo sind Leute, die wir meiden, die uns Jesus vielleicht aufs Herz legen möchte? Lass uns das mit Jesus während der nächsten Lieder besprechen ihn um diese Liebe und Barmherzigkeit bitten, um seinen Blick für andere Menschen gerade die bei denen es uns vielleicht schwer fällt und lasst uns ihm danken für seine Liebe und Barmherzigkeit zu uns.

Amen.

 

Siehe auch: Wer ist Jesus?
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